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3 Seiten

Der Sensemann

Schauriges · Kurzgeschichten
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Es war ein Montag, ich weis es noch genau. An diesem Tag ging es mir nicht sonderlich gut, oder besser ausgedrückt, ich stand vor einem tiefen Abgrund und starrte in ein alles erfüllendes Nichts. Ich beschloss mich in ins Auto zu setzen und einen guten Freund, der ca. 40 Kilometer entfernt wohnte zu besuchen. Während der Fahrt schossen mir plötzlich seltsame Gedanken durch den Kopf. Vermutlich war es gar nicht gut, dass ich mich an diesem Tag überhaupt hinters Steuer gesetzt habe. Immer wieder war da der Gedanke: „Der nächste Baum könnte deiner sein, du musst dich nur trauen!“ Ich traute mich natürlich nicht, aber mir wurde doch etwas mulmig zumute. Waren das wirklich meine eigenen Gedanken, die da grade zu mir sprachen? Ich weis noch das es in Strömen regnete, der Himmel war gelblich an diesem Nachmittag und irgendetwas seltsames schien in der Luft zu liegen. Ich hatte größte Mühe mein Fahrzeug auf der Strasse zu halten, irgendwie zog es mich immer zu nahe an den rechten Seitenstreifen.
Als ich bei meinem Bekannten ankam hörte es auf zu regnen, die Sonne schien an diesem kalten Februar-Tag. Ich dachte nicht mehr an die seltsamen Ereignisse der vergangenen Minuten und verbrachte einen angenehmen Nachmittag bei ihm. Wir tranken Kaffee, er heiterte mich auf und dann schauten wir noch gemeinsam einen Film. Als sein Freund später von der Arbeit Heim kam aßen wir gemeinsam Abendbrot und ich fühlte plötzlich eine für diese Uhrzeit ungewöhnliche Müdigkeit in mir aufsteigen. Man bot mir noch freundlich das Gästezimmer an, aber ich lehnte ab. Ich verabschiedete mich und setzte mich wieder ins Auto.
Ich wollte wieder nach Hause, zu dem was einmal mein Zuhause war, denn wie bereits erwähnt, eigentlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits alles verloren, was mir einmal lieb und teuer war. Ich befand mich genauer gesagt grade auf Wohnungssuche und richtete diese Wohnung, die ich noch nicht einmal wirklich besaß schon geistig ein. Es musste ein Neuanfang werden und doch, so oft fehlte mir die Kraft dafür. Manchmal erschien mir all das, was ich zu dieser Zeit Tat völlig sinnlos. Ich hatte keine Ziele mehr, keine Träume. Alles war weg. In mir war ein Gefühl der Kälte, welches ich ständig versuchte zu bekämpfen.
Inzwischen war es bereits stockdunkel, es begann wieder zu regnen und während ich die leicht hügelige Strecke zurück fuhr, die mir eigentlich bestens vertraut war, hing ich weiter meinen Gedanken nach. Die hügelige Strecke hatte ich die ganze Zeit im Blick, ich wusste genau, dass auf mindestens 5 Kilometer kein Auto kommen würde, weil ich das Ende der Hügelstrecke bereits längere Zeit überschaut hatte. Das einzige Auto welches ich sichtete kam mir irgendwann entgegen und ich wusste, dass die Strecke frei war, als ich einen vor mir herschleichenden blauen Polo überholen wollte. Ich setzte kurz vor einem vor mir liegenden steileren Abschnitt der Strecke an und scherte nach links aus. Aber was war das? Plötzlich sah ich im Straßengraben eine Gestalt. Ich schreckte zusammen und im selben Moment als ich wieder nach vorne schaute, kam aus dem Tal heraus ein Auto mit langsamer Geschwindigkeit direkt auf mich zugefahren. Gott sei dank, hatte ich in der Schrecksekunde weiter intuitiv beschleunigt, so dass ich den blauen Polo überholen konnte und ich es in millimeterkleinster Feinarbeit schaffte mich zwischen den beiden Autos durchzuschlängeln.
In der nächsten Parkbucht hielt ich sofort an, mir war schlecht geworden, von dem, was ich da grade haarscharf überstanden hatte. Und plötzlich sah ich, wie sich mir diese ca. 2 Meter große Gestalt in schwarzer Robe näherte. Seine blauen Augen glühten im Dunkeln der Nacht, in der rechten Hand hielt er eine Sense. Ich bekam Panik, furchtbare Panik. Er war ca. 10 Meter von mir entfernt, da schrie ich ihn an: „Verdammt was willst du von mir? Bleib gefälligst stehen!“
„Lena, du musst keine Angst haben!“, sagte der Fremde mit überraschend ruhiger Stimme zu mir. „Keine Angst? Schau dich mal an!“, mit panischer Stimme stammelte ich sinnlose Dinge vor mich hin. „Lena, hör mir gut zu – das was ich dir jetzt sage, dass sage ich dir nur einmal, verstanden?“, fragte er mich noch immer überraschend ruhig und ich erinnere mich heute noch an den warmen Klang seiner Stimme. Ich nickte nur, ich war unfähig irgendwas zu antworten. „Ich bin noch nicht gekommen, um dich zu holen! Das war nur eine Warnung! Nur eine Warnung, verstehst du?“ Wieder nickte ich, schaffte es aber dann doch einen klaren Kopf zu kriegen und plötzlich sprudelten die Fragen nur so aus mir heraus: „Warum tust du das? Wann sehen wir uns wieder? Wie geht es Sophie?“ Der Sensemann grinste mich an: „Lena, Lena, so viele Fragen? Nun gut, der Reihe nach - warum ich das tu? Du hast hier in dieser Welt noch ne Menge Aufgaben, du wirst dich noch schwer wundern, was noch alles passieren wird. Wir werden uns wiedersehen, aber bis dahin werden noch einige viele Jahrzehnte vergehen. Den genauen Tag werde ich dir nicht sagen. Sophie geht es gut, aber du musst aufhören sie mit deinen Gedanken auf dieser Welt gefangen zu halten. Ihre Seele muss frei werden, sie steckt noch immer im Purgatorium, aber sie muss diese Zwischenwelt langsam mal verlassen, damit ihre Seele zum Himmel aufsteigen kann!“ Ich nickte wieder nur stumm, ehe ich zögerlich fragte: „Was für Aufgaben denn?“ Aber da drehte sich der Sensemann schon wieder um und ging weiter seines Weges. Ich rief ihm hinter her: „Warte doch mal, was für Aufgaben meinst du denn??“ Alles was ich noch hörte war ein hämisches Lachen und ich sah, wie er langsam im Nebel verschwand. Ich schaute ihm noch endlos lange hinterher, ehe ich mich wieder ins Auto setzte und weiter fuhr.
Noch Jahre später fragte ich mich, ob dieses Ereignis wirklich real war, aber seine stahlblauen Augen, ich sehe sie noch heute deutlich vor mir, auch wenn ich ihn nie wieder traf. Und er sollte Recht behalten, es gab noch endlos viele Dinge auf dieser Welt zu entdecken und zu erleben.
 
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Kommentare  

Super, da hat "dein Alptraum" ja wirklich seinem Namen alle Ehre gemacht. Dieser jemand sollte vor Scham tot umfallen oder den Sensenmann zumindest um ein konstruktives Gespräch bitten, Skandalös, solche derben Ausdrücke zu posten!!

Marion Lady Aline (06.02.2006)

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