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2 Seiten

Solange bis etwas passiert

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Als es windig wurde, dachte er, sie wolle sich bei ihm einhaken, sie tat es aber nicht. Der Wind blies ihr schönes langes dunkles Haar nach hinten. „Wir werden es hier überleben“, sagte er zu ihr und sah dabei in ihre wunderschönen dunklen Augen. „Ja, das werden wir“, gab sie etwas hoffnungslos und ungläubig zurück.
Sie waren die einzigen Überlebenden nach dem Flugzeugabsturz, die es zu dieser Insel geschafft hatten. Nun waren sie seit drei Tagen dort. Eigentlich konnte er glücklich über die Situation sein, mit ihr dort zu sein. Er war schon seit Jahren in sie verliebt, aber sie hatte ihn nie beachtet. Aber nun hatte er die Gelegenheit, für sie da zu sein, und das war er bis jetzt gewesen und er war bereit weiterhin alles für sie zu tun. Möge die Rettung so lange auf sich warten lassen, bis etwas passiert.
Es begann kälter zu werden, Zeit ein Feuer zu machen. „Ich werde etwas Holz zusammen suchen, für ein Feuer“, kündigte er an. Sie nickte. „Soll ich dir dabei helfen?“, fragte sie. „Nein, nicht nötig“, sagte er darauf. Er sah zwischendurch zu ihr herüber, während er das Holz sammelte. Sie saß auf einem Baumstamm und blickte nachdenklich vor sich hin. Worüber sie wohl nachdachte, vielleicht über die Rettung, möglicherweise sogar über ihn.
Schließlich kehrte er mit dem gesammelten Holz zu ihr zurück und brachte es zum brennen. „Danke“, sagte sie, als das Feuer brannte. Er sagte nichts darauf, nickte nur.
Er sah, wie die Flammen ihr Gesicht erhellten, ihr hübsches Gesicht. Sie schien zu frieren, trotz des Feuers. „Ist dir kalt?“, fragte er. „Hier, zieh meine Jacke an.“ „Nein, danke, das ist nicht nötig“, antwortete sie. Aber er hatte sie schon ausgezogen und legte sie ihr um. „Danke, aber ich möchte nicht, dass du wegen mir frierst“, sagte sie. „Mach dir um mich keine Gedanken“, erwiderte er. „Aber warum tust du das hier alles für mich? Ich war die ganzen Jahre nie besonders nett zu dir“, fragte sie ihn. Er sah zum Mond hinauf. Es sah aus, als habe er ein Gesicht. Er schien ihm zuzunicken. Wahrscheinlich ein Zeichen, die Wahrheit zu sagen. „Weil ich dich gern hab“, fing er dann an. „Sehr gern sogar, aber nicht nur das…“ Er stockte. Der Wind hörte plötzlich auf zu pfeifen, alles um sie herum wurde still. Sie sah ihn an. „Ich liebe dich“, gelang es ihm endlich zu sagen. „Ich bin schon so lange in dich verliebt, und ich konnte es dir nie sagen. Ich würde alles für dich tun.“ Sie sah ihn noch einen Moment verblüfft und schweigend an. Plötzlich kamen ihre Lippen näher, so nah bis sie seine schließlich berührten und sie sich schließlich herzhaft küssten. Der Wind begann wieder zu pfeifen, es hörte sich an, als würde eine Menschenmasse klatschen. Er sah zum Mond hinauf, der ihm beglückwünschend zuzwinkerte.
Eng umschlungen schiefen sie schließlich ein. Irgendwann wachte er auf, als er ein Flugzeug hörte.
 
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Kommentare  

Interessante Gedankengänge! Regt zum Nachdenken an und bewegt.

Kathi (12.05.2006)

hallo homo faber, die idee hinter deiner geschichte, dass man sich oft erst näher kommt, wenn etwas passiert, kann ich gut nachvollziehen. was mich an der story etwas stört, ist, dass die zwei überlebenden kein bisschen abgekämpft wirken. irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie erst vor drei tagen einen flugzeugabsturz überlebt haben. ist sicherlich ein subjektiver eindruck. man fragt sich auch, in welcher beziehung die beiden vorher zueinander standen, da sie ja zusammen in einem flugzeug saßen und sich schon jahre kannten. aber das kann man auch der phantasie des lesers überlassen. in einem absatz störte mich außerdem das doppelte "hatte". insgesamt eine nette, romantische geschichte. für meinen geschmack allerdings etwas zu süß.

lg nausicaä


Nausicaä (27.04.2006)

Hi,

danke für die fünf punkte, ich hätte mich aber auch über 4 punkte gefreut :-). Ruhig hart sein, mit den bewertungen ;-).
Ja, wie du gesagt hast, in so einer notsituation, wo man aufeinander angewiesen ist, lernt man sich kennen und einige finden plötzlich zueinander. Das war auch der hintergrund dieser geschichte.
Du hast recht, es geht in dieser geschichte wirklich ein wenig zu schnell. Ich hätte da noch ein wenig mehr handlung reinbringen können.


HomoFaber (27.04.2006)

Habe mich wieder für 5 Punkte entschieden. Du weckst schöne Bilder und wie gesagt, der Inhalt ist auch nett. Ich denke, dass das Mädel erst so zaghaft war, weil es sich nicht getraut hat. Aber ich frage mich, warum es unfreundlich gewesen ist. Schüchternheit? Nervösität. Weil sie ihn ja anscheinend auch mag.Aber vielleicht ist es auch gerade das, was uns zum Nachdenken anregen soll und auch die Tatsache, dass man in der Not manchmal zusammenfindet. So werden ungesagte Worte an den Tag gebracht bei Liebenden und aus Feinden werden Freunde. Erinnert mich an den Spruch, dass man der Person, die man mag, das jeden Tag sagen soll. Das stimmt auch.
In den ersten Zeilen dachte ich erst, die Geschichte würde von einem anderen Unglück handeln (wegen dem Tschernobyltag gestern)
So, da hat der kurze Text ja doch noch eine Schreiblawine ausgelöst. Ich hatte ja erst so an 4 Punkte gedacht, aber im Nachhinein sinds die 5 Punkt echt wert. Manchmal muss man sich einfach genauer mit dem Text befassen und das habe ich gerade ;-) lg Sabine


Sabine Müller (27.04.2006)

Och, mit meinem Traummann auf einer netten einsamen Insel landen... Da hätte ich auch nichts dagegen. Aber hätte selbst dann nicht den Mut es ihm zu sagen. *grummel*
Finde die kurze Geschichte nett geschrieben und eine schöne Idee steckt dahinter. Auch die Sache mit dem lieben Mond. Allerdings geht alles ein wenig schnell. Lese es mir noch einmal durch und die Bewertung kommt dann später.

lg Sabine


Sabine Müller (27.04.2006)

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