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4 Seiten

Der schwarze Baum

Erotisches · Kurzgeschichten
Dies ist die Geschichte einer jungen Liebe.

Es ereignete sich vor ungefähr zwei Jahren. Damals war für ihn die Welt noch in Ordnung. Sein Leben hatte einen Sinn. Er war gerade neu in die Nachbarschaft gezogen. In die kleine Vorstadt First- City. Alles war für ihn unbekannt. Umgebung, Nachbarschaft und die Menschen, die in dieser Stadt wohnten.
Sein erster Tag in der neuen Umgebung begann damit, die neue Landschaft um sich herum zu erkunden.
Ein kleiner Weg führte in ein Waldgebiet. Es war alles so dunkel und Furcht einflößend. Doch seine Neugierde Trieb ihn durch den dunkelsten Fleck des Waldes.
Er konnte seinen Augen nicht trauen, als er aus dem Wald stapfte. So etwas wunderschönes hatte er noch nie in seinem ganzen jungen Leben gesehen.
Er stand auf einem kleinen Hügel, von dem man mitten ins Tal blicken konnte. Große Grasflächen zierten die hügelige Fläche des Landes. Vereinzelt standen kleine Bäume und ließen ihre Blätter in den schönsten Grüntönen leuchten. Wie ein Konkurrenzkampf untereinander. Alles war so klein und unberührt. In der Ferne hörte man den Motor eines Traktors leise sein Lied summen.
Alles schien so perfekt, doch dann stach etwas sehr stark heraus. Groß und mächtig sah er aus. Man konnte ihn und alles was um ihn herum lag erkennen. Es schien vergrößert. Über ihm türmten sich große Wolken auf, doch wo Mitchell stand schien die Sonne. Er wurde Zeuge eines Naturphänomens.
Nur an einer einzigen Stelle im ganzen Tal wuchs kein Gras. Es wuchsen dort keine anderen Bäume, sondern nur ein alter, knorriger, schwarzer Baum inmitten einer Wüstenlandschaft. Faszination und Neugierde packten ihn zugleich. Eine unbekannte Macht zog ihn zu diesem Baum. Eine zittrige Stimmer verlangte ausdrücklich nach ihm: „Mitchell, komm her zu mir. Ich habe auf dich gewartet. Komm und hilf mir doch endlich. Die Zeit ist nun gekommen. Du hast mich gefunden. Du bist meinen stummen Schreien gefolgt. Nu komm her, denn du bist am Ziel“ Seine Füße trugen ihn schnell. Ein paar male stolperte er über seine eigenen Füße. Er musste selbst über sich lachen.
Gleich würde er ankommen. Der schwarze Baum war schon zum Greifen nah. Doch was sahen seine blauen Augen da am Baumstamm sitzen. Wie in einem Traum schwebte er in Trance. Ein junges Mädchen saß da und sah in die Ferne. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Mitchell war überwältigt von ihrer natürlichen Schönheit. Er verlangsamte sein Tempo, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Mitchell die junge Hübsche beobachten. Sein Herz schlug schnell und hüpfte. Was war mit ihm los?
Plötzlich drehte sich das junge Mädchen zu ihm um. Mitchell erschrak und wollte wegrennen, doch dann sah er, wie sie ihn freundliche lächelnd empfing. Hatte sie ihn doch bemerkt? Seine Hände wurden feucht und räusperte sich. Dann stieß er ein leises Schluchzen aus. Jedoch wollte er eigentlich „Hallo!“ sagen, doch anstatt dessen schluchze er nur. Verlegen sah er zum Boden. Sie kicherte, wie Mädchen das nun mal taten.
Sie klopfte mit ihrer Hand auf den Boden neben sich. Mitchell begriff schnell und setzte sich zu ihr. Das junge Mädchen starrte wieder in die Ferne. Der Wind blies wieder etwas stärker. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Von der Seite sah sie noch schöner aus, als von vorne. Ihr kurzes blondes Haar tanzte im Wind, als wolle es davon laufen. Ihre blauen Augen waren trüb. Sie sah traurig aus. Trotzdem konnte sie ihr lachen nicht verlieren. Stunde um Stunde saßen sie da. Auch als Mitchell dann gehen wollte, blieb sie einfach sitzen. Als Mitchell dann aufstand, sah sie auf und fragte: „Werden wir uns morgen wieder sehen?“ Mitchell dachte nicht lange nach und nickte. Dann sah die Schöne wieder hinaus in die Tiefen der Weiten Felder. Mitchell wollte eigentlich nicht gehen, doch er musste und er hatte etwas auf dass er sich am nächsten Tag freuen konnte.

Als er am nächsten Tag durch den dunklen Wald schlenderte und ein fröhliches Liedlein trällerte, sah er plötzlich das Mädchen zwischen einigen Bäumen bei einer alten vergreisten Frau knien. Er wurde stumm und versteckte sich hinter einen alten Linde um die beiden zu beobachten. Die Alte hatte ihre Hand auf den Kopf des jungen Mädchens gelegt, wie bei einer Segnung. Beide hatten die Augen geschlossen. Die Lippen der Alten bewegten sich langsam und behutsam.
Plötzlich sah die Hübsche auf und sah in den dunklen Wald. Die Alte öffnete auch ihre Augen, gab dem jungen Kind noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann im Wald.
Plötzlich spürte Mitchell eine Hand auf seiner Schulter. Er zuckte zusammen und drehte sich dann ruckartig um. Das wunderschöne Mädchen stand plötzlich hinter ihm. Ihre Augen waren starr. Ihr Gesicht bleich. Ihr Kopf etwas geneigt. Wie war sie schnell von der Lichtung zu ihm gelangt? Überrascht sah er sie an, dann sagte er: „Hallo.“ Sie lächelte. Ihr Gesicht bekam Farbe. „Komm mit! Ich möchte dir eine Geschichte über mich erzählen.“, sagte sie mit einem fürchteinflößenden Blick. Mitchell folgte stumm. Gefangen im Bann ihrer Schönheit, folgte er ihr zu dem „schwarzen Baum“.

„Einst, vor langer Zeit, war hier einmal ein Haus. Ein Lehmhaus“, sie lächelte, als sie davon erzählte, „In ihm lebte eine kleine Familie. Eine Idylle herrschte in diesen vier Wänden, die sonst keiner je erfahren durfte. Eine Frau ward jung Mutter geworden und bekam eine kleine Tochter. Sie ward im Sommer geboren, als dieser Baum blühte. Bäume gehen mit den Jahreszeiten. Das weißt du aber. Eines Tages, im fünfzehnten Sommer nach ihrer Geburt, lernte das junge Kind einen Förster lieben, der in diesem Wald der Herrscher war. Sie Traf sich oft mit ihm. Sie gab ihm alles, was sie geben konnte. Doch eines Tages ward er vom Wald verschluckt“, Mitchell musste grinsen. Ein Wald, der einen jungen Mann verschluckt hatte. Wahrscheinlich war er einfach davongelaufen. „Nein, er ist nicht davongelaufen. Glaube mir. Der Baum sagte es mir, dass er noch irgendwo lebt. Und er hatte Recht, denn du lebst. Mitchell, verstehst du? Du bist mein Geliebter! Spürst du es denn nicht? Ich bin das Kind! Das ist unser Lieblings Baum. Er hat seit deinem Verschwinden nicht mehr geblüht! Verstehst du denn nicht? Ich brauche dich noch immer. Ich habe nie aufgehört dich zu suchen, denn ich wusste immer, dass du noch lebst. Er hat es mir versprochen. Wo bist du denn gewesen?“ Sie viel ihm in die Arme und weinte bitterlich. Mitchell wusste nicht, wie ihm geschah. Er kannte dieses Mädchen nicht, aber anscheinend kannte sie ihn. Wie war das möglich? Plötzlich sprang sie auf. Mitchell verlor das Gleichgewicht. Er stieß gegen den schwarzen Baum. Plötzlich fing er an zu blühen. Grüner als alle anderen Bäume. Stärker als alle anderen Bäume. Sie fing an zu lachen und schmiss die Hände zum Himmel, dann schrei sie: „Mutter! Es ist wahr geworden!“ Die alte Frau, die er im Wald mit ihr gesehen hatte, trat aus einem Busch hervor. Nein, sie schwebte, denn sie hatte keine Beine. Was war sie? Glücklich kam das verrückte Mädchen auf ihn zu und küsste ihn innig. Er ließ es überrascht, aber mit Genuss geschehen. Und dann ward alles schwarz um ihn herum.

Er öffnete seine Augen einen Spalt. Die Sonne stand hoch am Himmel. Sein Arm war taub, denn eine junges Mädchen lag in seinen Armen. Sie war wunderschön. Ihr kurzes, blondes Haar legte sich wie Efeu um seinen Hals. Ihre roten Lippen glühten auf wie Feuer. Er merkte, wie ihr Blut durch die Adern raste. Ihm wurde warm ums Herz. „Dein Herz schlägt schnell?“, fragte die Schöne. „Ja, mein Liebling, denn ich habe dich bei mir. Das lässt meine Adern kochen.“ Er lächelte. Sie sah auf und küsste ihn. Dann ließen sich beide fallen. Er sah, dass sie auf ihrer Lieblings Lichtung im Moos lagen. „Wie lange habe ich geschlafen?“ „Lange, mein Schatz, lange!“ Beruhigt legte er sich wieder hin. Beide schliefen wieder ein.

Die Liebe hatten sie wieder zusammengeführt. So ereignete es sich vor zwei Jahren.
 
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Luisa Baltoi  
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