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Der Schuss

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Es ging alles so schnell. Nachts auf leerer Straße kam dieser Unbekannte auf mich zu, hielt mir eine Pistole ins Gesicht und wollte mein Portemonnaie. Natürlich gab ich es ihm sofort, wo sich aber leider nur noch ein paar Cents drin befanden. Da drückte der Typ ab. Ich spürte noch, wie ich zusammensackte und mir schwarz vor den Augen wurde.
Mein erster Gedanke war, was ist mit meiner Traumfrau? Was ist, wenn sie es gar nicht erfährt, was mit mir passiert ist? Sie wundert sich wahrscheinlich, wenn ich mich nicht mehr bei ihr melde, was ich ja nicht mehr kann, wenn ich tot bin. Was denkt sie dann von mir?
Und selbst, wenn sie erfährt, dass ich tot bin, vielleicht vermisst sie mich dann. Was ist, wenn es ihr auch weh tut, dass ich nicht mehr da bin?
Nein, ich darf noch nicht gehen, ich muss kämpfen, wenigstens um mich zu verabschieden.
Sabine Müller am 03.11.2006: Zu anderem Ort und anderer Zeit war ein ähnliches Schicksal im Gange. Sie war gestresst und genervt vom Altag, dem Job, ihrer Beziehung und vielen anderen Dingen. Wie sollte es weitergehen? Es ging immer nur noch bergab, ein einziger Teufelskreis. Durch die Arbeit war sie stets müde und genervt, verschlief und versäumte wichtige Seminare ihres Studiums. In der Beziehung lief es auch nicht gut und die wenigen anderen interessanten Momente, die ihr Licht brachten, versiegten wie auf heißen Sand. Es war doch einfach hoffnungslos. Lange würde sie das nicht mehr mitmachen. Sie würde resignieren, das Studium schmeissen und mitansehen müssen, wie ihr Leben langsam den Bach runtergehen würde. Da war wenig Hoffnung, in keinem Bereich. Freunde konnten sie schon lange nicht mehr aufheitern, obwohl sie dich bemühten. Sie war viel zu sehr eingenommen von dem Bösen. Dem Chef, der nie ein Auge zudrückte beim Job, wenn sie müde war oder Kopfschmerzen hatte. Ebenso erging es ihr mit dem jungen Mann, der sich ihr Freund schimpfte. SIe suchte die Fehler oft bei sich, viel zu oft. Das war ihr Problem. Lange hat sie es ausgehalten und sich immer alles gefallen lassen. "Es wird schon irgendwie weitergehen und klappen" sagte sie sich immer. Für eine kurze Zeit klappte es auch, es gab auch sonnige Tage in ihrem Leben, aber die wurden immer kürzer und seltener. Die Situation machte sie hoffnunglos und depressiv. Sie konnte sich nicht mehr so wie früher an Dingen erfreuen. Hatte weder Hoffnungen und Träume und lebte einfach nur so vor sich hin, ohne etwas außer Ärger zu reissen. Gern würde sie einfach abhauen, alles hinter sich lassen, türmen, ausreissen, auswandern. Aber wie ferngesteuert machte sie ihr Ding weiter. Kalt und leblos, mit wenig Freude. Augen zu und durch. Doch da war noch etwas. Ein kleines Licht in ihrem Herzen, eine kleine Glut, wie ein verglimmender Docht. Manchmal wurde dieser angefacht von einem kleinen Windzug und die winzige Flamme spendete Licht und Geborgenheit. Es war die Erinnerung. Die Erinnerung an das Schönste, was ihr je passiert war. An eine Art Liebe. Doch wo sollte sie ihn suchen? Sie hatte nur einen Zeitungsausschnitt von ihm und eine Emailadresse die schon längst nicht mehr aktuell war und halt die Erinnerung. So plötzlich wie er in ihr Leben kam, verschwand er auch wieder. So ist das im Leben. Sie dachte hin und wieder an ihn. Mal mehr, mal weniger. Irgendwie tat es ihr weh, dass der schönste Sommer schon längst Vergangenheit war. Würde sie jemals wieder diese Befreiung spüren, dieses Lächeln aufs Gesicht gezaubert bekommen? Ja! ja, ja, ja! Das würde sie. Da glaubte sie manchmal ganz fest dran und darum würde sie sich bemühen. Man läuft sich im Leben zweimal über den Weg und dieser Moment würde ihr passieren. Sie konnte und wollte nicht danach suchen, weil das hoffnungslos gewesen wäre. Es würde einfach passieren, irgendwann. Und so musste sie halt einfach durchhalten. An diesem Wunsch, ihrem einzigen, hielt sie sich fest, wenn wieder eine große Welle kam oder ein Abgrund. Es konnte nicht einfach so vorbei sein und alles den Bach runtergehen. Auch wenn ihr Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde, sie fand es besser sich an diesem Traum zu krallen, als dem Alltag ausgeliefert zu werden und daran womöglich zugrunde zu gehen...
 
Sabine Müller am 03.11.2006: Ich spürte immer noch diesen stechenden Schmerz. Es tat so weh´. Warum gibt es Menschen, die so grausaum sind? Warum? Ich musste es einfach schaffen. Meine Traumfrau wiedersehen. Sie wusste nicht, dass ich etwas für sie empfand und sollte es doch erfahren. Ich konnte doch nicht einfach gehen, jetzt noch nicht. Sie würde sich Sorgen machen. Ich musste kämpfen. Fast leblos lag ich auf dem kalten Boden, das Blut lief immer noch, ich lag in einer Lache. Nur nicht aufgeben!! Endlich kam Hilfe
 
Sabine Müller am 03.11.2006: Er war einsam, sehr einsam. Er hatte nur seine Tiere, kaum Freunde und keinen Job. Er hatte seine Ausbildung nicht geschafft und wusste nicht weiter. Die Tiere waren das Einzige, was ihn am Leben hielten. Er hatte all seine Hoffnungen aufgegeben. Er war schon weit über 30 Jahre und hatte auch immer noch nicht die Frau fürs Leben gefunden. Oft grübelte er warum ihn keiner mochte. Auch dachte er darüber nach, ob er vielleicht vom anderen Ufer sei. Früher war er ein Weiberheld. Ganz früher wurde er geärgert. Ewig auf der Suche nach Liebe stürzte er sich von einem Abenteuer ins Andere, änderte sein Aussehen, kaufte sich ein tolles Auto und riss auf, was nicht bei 3 auf den Bäumen war. Er brach Herzen. Viele Herzen, aber das wollte er gar nicht. So machte er sich viele Feinde, weil die Frauen gekränkt zurückblieben. Viele seiner Freunde wendeten sich von ihm ab, weil sich ihre Freundinnen in ihn verliebten. Viele konnten ihn nicht leiden, weil er mehr Chancen hatte. Aber er hatte da gar nichts von. Er resignierte immer mehr, zog sich zurück und begann mit den Tieren zu sprechen. Seine einzigen wahren Freunde. Aber es fehlte was. Er fühlte sich einsam.
 
Homo Faber am 06.11.2006: Dies brachte ihr immer neuen Mut. Sie musste ihr Studium durchziehen und sie würde es auch schaffen. Ihre Freunde glaubten ganz fest an sie. Ihr Traum würde auch irgendwann in Erfüllung gehen. Sie hatte es verdient, glücklich zu sein.
 
HomoFaber am 06.11.2006: Ein alter Mann stand vor mir.
"Oh mein Gott", sprach er aufgeregt. "Was ist mit ihnen passiert? Ich rufe sofort Hilfe!"
Sofort nahm er ein Handy hervor und rief einen Krankenwagen.
"Halten Sie durch, gleich wird Rettung kommen", sprach er auf mich ein.
"Ich...muss...durchhalten...", brachte ich mühsam von den Schmerzen gequält hervor. "Ich muss ihr sagen..., dass ich..."
"Sprechen Sie jetzt nicht", unterbrach mich der Mann. "Ich weiß, was Sie ihr sagen wollen, und Sie werden die Gelegenheit haben, es ihr zu sagen."
Ich wurde immer schwächer. Endlich kam der Krankenwagen. Ich wurde auf eine Liege gelegt und in ein Krankenhaus gefahren.
Während der Fahrt, wurde ich an verschiedenen Geräten angeschlossen.
"Sie müssen mir einen Gefallen tun", sprach ich geschwächt zum Notarzt.
"Natürlich", antwortete er. "Wie lautet er?"
"Sie müssen jemanden anrufen und sagen, was passiert ist." Es strengte mich ungemein an, zu reden, aber ich konnte mich zusammenreißen. "Die Nummer lautet..."
Der Arzt nahm einen Notizblock hervor und sah mich an. Ich diktierte ihm die Nummer.
"Und wenn ich es nicht schaffen sollte, sagen Sie ihr bitte, dass ich sie liebe", brachte ich hervor.
"Natürlich, kein Problem, das werde ich tun", lächelte der Arzt. "Aber ich werde zunächst alles tun, damit Sie die Gelegenheit haben, es ihr selbst zu sagen."
 
Sabine Müller am 08.11.2006: Oft fragte sie sich, wann sie ihn wohl wiedersehen würde. Es war doch hoffnungslos, einfach hoffnungslos, alles hoffnungslos. Sie hatte schon wieder Seminar blau gemacht, weil sie verschlafen hatte, noch etwas erledigen musste und für die Arbeit abends fit sein wollte. Der Chef hatte sie wieder für zwei Tage hintereinander verdonnert. Ob sie es wohl diesen Tag wagen würde, ihm zu sagen, dass sie keine Lust mehr auf den Scheiß Laden hatte?? Im Kinoprogramm sah sie einen Tierfilm. Da würde sicherlich wieder Niemand mit ihr reingehen, weil alle anderen lieber Horrorfilme und Liebesfilme schauen wollte. Deswegen beschloss sie in die Nachmittagsvorstellung zu gehen. In der großen Stadt würde sie sicherlich Niemand kennen und BEkannte würde sie in diesem Film eh nicht treffen. Deswegen erlaubte sie sich den Luxus einfach mal allein ins Kino zu gehen.
 
Sabine Müller am 08.11.2006: Ihm ging es ähnlich, er hatte zu nichts Lust und keine Motivation. Auch er sah den Tierfilm und ging zur gleichen Zeit in den gleichen Film, leider an einem anderen Ort.
 
Sabine Müller am 08.11.2006: Ich versank in einen tiefen Schlaf, ich weiß nicht wie lange. Irgendwann erwachte ich. Meine Augenlieder zuckten ein paar Mal, bevor ich sie kurz öffnete. Ich sah helle Lichter und ein paar Köpfe über mir. "Er kommt zu sich" hörte ich Jemanden sagen, bevor ich wieder wegnickte.
 
Homo Faber am 01.01.2007: In dem Kinosaal war es recht leer, nur ein älteres Ehepaar, eine Familie mit ihrer kleinen Tochter und ein paar Kinder sahen außer ihr den Film. Sie fand es schade, dass sich zu wenig Leute für einen Tierfilm interessierten.
Der Film war wirklich sehr schön, anschließend fühlte sie sich schon ein klein wenig besser.
 
Homo Faber am 01.01.2007: Er fand den Film ebenfalls sehr schön. Hätte sich aber gewünscht, dass jemand mit ihm zusammen den Film angesehen hätte.
Er rechnete nicht damit, dass jemand zurselben Zeit in einer anderen Stadt denselben Film ansah und sich auch so fühlte wie er.
 
Homo Faber am 01.01.2007: Plötzlich sah ich mich selbst. Ich sah, wie ich dort lag. Ich brauchte nicht lange, um zu begreifen, was passiert war. Ich hatte es nicht geschafft, ich war tot. Jetzt war alles zu spät, nun hatte ich nie mehr die Gelegenheit ihr zu sagen, dass ich sie liebe.
"Wir haben ihn verloren", rief ein Arzt voller Panik.
"Los Elektroschock", rief ein anderer Arzt.
Vielleicht würden sie es schaffen, mich zurückzuholen, dachte ich. Sie mussten es schaffen. Ich musste es ihr sagen.
Ich sah zu, wie sie mir eine Ladung verpassten. Nichts passierte. Nächster Schock. Keine Reaktion von mir. Ich begann plötzlich langsam nach oben zu schweben.
"Wir schaffen es nicht", sagte ein Arzt.
"Doch, wir müssen es schaffen", schrie ein anderer Arzt und versetzte mir einen Elektroschock nach dem anderen. Die Krankenschwester stand nur hilflos herum. Der andere Arzt verriet mit seinem Blick, dass er nicht mehr daran glaubte, mich retten zu können. Doch, der Arzt, der mich wiederzubeleben versuchte, gab trotzdem nicht auf.
"Schwester Bettina, haben Sie inzwischen die Frau verständigt, die wir für ihn anrufen sollten?", fragte er Arzt sie.
"Nein, ich hatte es versucht, doch ich konnte sie nicht erreichen, sie ging nicht an ihr Handy", antwortete die Schwester.
"Na, worauf warten Sie noch, versuchen Sie es weiter, irgendwann muss sie doch rangehen."
Die Schwester nickte und eilte aus dem Zimmer. Ich schwebte immer weiter nach oben, hatte das Zimmer verlassen, bekam gar nicht mehr mit, was die Ärzte machen, vielleicht hatten sie inzwischen aufgegeben. Wenn nicht bald etwas passierte, wäre ich verloren. Ich wollte ihr doch selber sagen, was ich für sie empfand. Und ich wollte ihr noch so viele andere Dinge sagen, mich bei ihr entschuldigen, dafür, dass ich mich oft so ungeschickt verhalte. Vielleicht wollte sie sowieso auch nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich neulich wieder ins Fettnäpfchen getreten bin.
 
HomoFaber am 02.01.2007: Ins Fettnäpfchen treten, das konnte ich gut. Darin war ich Meister. Wieviel Menschen hatte ich schon dadurch verloren, weil ich ständig aus Dusseligkeit irgendwelchen Mist baute.
"Du schaffst es wirklich immer wieder, die Menschen plötzlich so zu vergraulen, dass sie nichts mehr mit dir zu tun haben wollen. Das muss echt ´ne Kunst sein", hatte mal jemand zu mir gesagt. Und so war es wirklich.
Es war noch nicht lange her, dass plötzlich eine Freundin nach vier Jahren Freundschaft ganz plötzlich den Kontakt zu mir abbrach. Ich hatte ihr immer alles anvertraut und über alles gesprochen, sie kannte mich besse als meine Eltern. Natürlich hatte ich versucht, mit ihr darüber zu reden, was ich falsch gemacht hab und die Sache zu klären, aber sie wollte nicht, für sie stand fest, dass sie keinen Kontakt mehr haben will. Manchmal genügt nur ein Wort, um alles zu zerstören.
 
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 
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Kommentare  

Mir gefallen deine fortsetzungen auch. Werd die tage wieder etwas daran weiter schreiben.

gruß Holger


Homo Faber (19.11.2006)

Hallo, mir gefällt die Geschichte und auch die Forsetzungen. Bin gespannt wie es weitergeht. Werde nun auch ein bisschen was schreiben. Lg Sabine

Sabine Müller (08.11.2006)

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