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Mehr von mir bei der Bundeswehr - Der Oberst-Leutnant

Romane/Serien · Aktuelles und Alltägliches
Heute war der große Tag, denn der Oberst-Leutnant, der ranghöchste der Kaserne sollte uns begrüßen. Für mich war das jetzt nichts besonderes, aber die Vorgesetzten machten da eine so große Sache raus, als wenn Helmut Kohl, der zu dieser Zeit noch Bundeskanzler war, eintreffen würde.
„Wahrscheinlich wird er Sie mit „Guten Morgen Soldaten“ begrüßen, dann sagen Sie alle „Guten Morgen Herr Oberst-Leutnant“ und achten Sie darauf, dass Ihre Schuhe und Brillen geputzt sind“, wies und der Zugführer drauf hin. Mit Zugführer ist eine Art Abteilungsleiter gemeint, Abteilung bedeutet beim Bund Zug.
Draußen versammelten wir uns alle. Ein Mann von etwa 30 Jahren kam und begrüßte uns. „Morgen Soldaten“, sprach er, genauso wie es der Zugführer gesagt hatte.
„Guten Morgen Herr Oberst-Leutnant“, antworten wir alle im Chor, so hatte man es uns schließlich gesagt.
„Wenn gleich der Herr Oberst-Leutnant eintrifft, dann möchte ich Ihren Gruß mindestens in doppelter Lautstärke hören“, sprach er dann. Denn dieser Mann war nämlich nicht der Oberst-Leutnant, sondern „nur“ der Hauptmann, aber woher sollten wir das auch wissen, er hatte sich uns ja nicht vorgestellt. Ich hatte mich zwar schon gewundert, weil er noch so jung war, aber wir haben ja nur das gemacht, was uns gesagt wurde.
Zwei Minuten später traf dann der richtige Oberst-Leutnant ein, der auch bedeutend älter war. Nachdem wir alle laut gegrüßt hatten, hielt er erstmal eine Rede. Ich hörte aber nicht hin.

Nach dieser Rede war direkt Unterricht angesagt und wir versammelten uns in dem dafür vorgesehenen Raum.
"Da wir keine Pause gemacht haben, möchte noch irgendjemand zur Toilette?", fragte der Kursleiter. Alle wollten. Wie in der Grundschule stürmten alle hinaus. Der Spaßvogel aus unserer Stube streckte dabei beide Arme zur Seite aus und brummte wie ein Auto, so wie kleine Kinder Auto spielen.
„Was war das gerade für ein Affentheater?“, sprach der Vorgesetzte uns, nachdem wir uns alle wieder versammelt hatten, an. Niemand antwortete. Schließlich fing er mit dem Unterricht an.
Der Halbstarke blinzelte, als der Tageslichtprojektor eingesetzt wurde.
„Alles klar, Funker Dannenhauser? Können auch Sie alles lesen?“, fragte ihn der Unteroffizier.
„Ja, alles klar“, antwortete der Halbstarke.
„Dann lesen Sie mal vor!“
Der Halbstarke starrte auf die Leinwand. „Äh, dat kann ich nicht lesen“, gab er sich dann geschlagen. Alle lachten.
„Und warum sagen Sie das nicht gleich?“
„Äh, hab ich nicht gleich so gemerkt.“
„Ich hab dieses Wochenende Zeit. Wenn Sie gern hier bleiben möchten, hab ich damit kein Problem. Also, NEHMEN SIE ES HIER ERNST, wenn sie Ihr Wochenende doch lieber woanders verbringen wollen“, drohte der Unteroffizier.
„Entschuldigung“, brachte der Halbstarke hervor. Innerlich lachte ich, aber nach außen hin blieb ich ernst, bevor ich nachher noch übers Wochenende dort bleiben musste.
 
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Kommentare  

Ja das kommt mir bekannt vor, genauso ists
beim Bund. Ich habe in meinem unveröffentlichten Roman auch über den
Bund geschrieben, und das ist auch das einzig
Gute an diesem Haufen gewesen das man drüber
schreiben kann, und man lernt wirklich Typen
kennen, die man sonst nie kennen lernen würde
und eigentlich auch nicht kennen lernen will!


anonym (21.02.2008)

Hallo, vielen dank fürs lesen. Lg Holger

Homo Faber (19.02.2008)

Ich mag die Bundeswehr immer noch nicht, aber der Text ist recht locker und amüsant geschrieben. Kann mir das mit dem Auto gut vorstellen, also wo der Funker das Auto nachahmt. Das hatten wir in der Schule auch. Lg Sabine

Sabine Müller (18.02.2008)

Das wird ja immer schöner bei der Bundeswehr...

Tintenkleckschen (18.02.2008)

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