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44 Seiten

R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (4)

Romane/Serien · Erinnerungen · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Tim Wecnk
Vierter Tag, 13. April 1912


Ich stand langsam auf um sie nicht zu wecken und schrieb auf ein Blatt Papier die Notiz, Jeanette solle, wenn sie bis dahin aufgewacht ist, um 10uhr in meine Kabine kommen, die ich dann neben ihr auf das Kissen legte und oben drauf noch eine Rose aus einer Vase auf dem Tisch dazulegte. Jeanette hatte immer noch ihr glitzerndes Abendkleid von gestern an und bevor ich ging, zog ich ihr die Decke weiter zurecht und gab ihr anschließend noch einen Kuss auf die Stirn, worauf sie leicht stöhnte und sich umdrehte. ,,Schlaf ruhig weiter.“, flüsterte ich ihr leise ins Ohr und strich ihr einmal über die Wange. Im Schlaf sah sie wirklich aus wie ein kleines schlummerndes Mädchen und ich hätte ihr am liebsten so lange zugesehen, bis sie aufwacht wäre, aber ich zog es doch vor, zu gehen, da vielleicht ihre Eltern von nebenan ins Zimmer kommen konnten und mich dann erblickten würden. Leise machte ich die Tür auf und schloss sie hinter mir vorsichtig wieder zu. Danach ging ich gleich rüber zu meiner Kabine, vor dessen Tür ein Brief lag, den ich mit rein nahm und auf der Couch durch las:

Sehr geehrter Fahrgast aus Kabine C-17,

Sie sind herzlich eingeladen am Sonntag, den 14. April 1912, an der Brückenführung der R.M.S Titanic teilzunehmen.
Die Führung folgt unter der Leitung von Thomas Andrews, dem Erbauer der Titanic. Besichtigt werden Brücke, Vorder- Achterdeck, der Maschinenraum, die Kessel- und der Laderaum.
Wenn Sie Interesse haben, dann erscheinen Sie bitte morgen gegen 11:30uhr auf der Brücke. Dort werden Sie mit 19 weiteren alleinreisenden Passagieren dann das Vergnügen haben, das Schiff zu besichtigen. Die Führung wird voraussichtlich gegen 12uhr zu Ende sein.
Gegebenfalls wünscht Ihnen die White Star Line und die Crew einen weiter, angenehmen Aufenthalt an Bord und eine weiterhin gute Fahrt.

Eine Brückenführung der Titanic also, wohlmöglich sogar die aller erste an Bord. Die wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und war sofort entschlossen, an diesem Tag dabei zu sein, denn schließlich wollte ich ja immer noch alles Wissenswerte über die Titanic erfahren.
Ich zog mir was anderes an und lies meinen Anzug von einem Steward, den ich mit der Klingel in meiner Kabine neben der Tür rufen konnte, in die Reinigung bringen und nachdem ich ihn dafür bezahlte, nahm ich mir einen morgendlichen Rundlauf auf dem Deck vor und als ich gerade von der Treppe aus auf die Steuerbordseite des Bootsdeckes gehen wollte, kam ich an einer anderen Tür vorbei, auf der die Aufschrift Sportraum gekennzeichnet war und ich daher beschloss, mir diesen Raum mal genauer anzusehen. Der Sportraum besaß die neuesten Fitnessgeräte wie Trimmräder, festgemachte Ruder, Sandsack, Springbock, das elektrische Pferd und das elektrische Kamel, welche die modernsten Geräte im Raum waren. An der Wand gegenüber von den Fenstern hingen zwei große Bilder. Eines davon war eine Weltkarte, in dem die ganzen Zielorte der Titanic angezeigt wurden. Das andere war eine Zeichnung von der Titanic selbst, unter der die technischen Daten des Schiffes angegeben waren. Dieser Raum war für sportlich aktive Leute ideal gewesen und für diejenigen, die es weniger waren, stand der Sportlehrer T.W. McCawley zur Verfügung, der gerade ein wenig an dem Rudergerät trainierte, und als er mich eintreten sah, sagte er: ,,Na, das nenne ich Sportsgeist, wenn man sich um die Zeit schon körperlich betätigen möchte. Herzlich willkommen im Sportraum. Mein Name ist McCawley, ich führe Sie gerne in die Handhabung der Sportgeräte ein.“ Ich entgegnete: ,,Eigentlich wollte ich nur...“ ,,Welches Gerät möchten Sie denn sich zuerst vornehmen, junger Mann?“, unterbrach mich McCawley: ,,Das Trimmrad? Den Springbock? Warten Sie, ich glaube das elektrische Pferd ist für Sie genau das Richtige. Kommen Sie, treten Sie näher.“ Ein wenig verwirrt, weil ich nicht wusste, was er mit dem elektrischem Pferd meinte, lief ich auf ihn zu, worauf er auf einen befestigten Sattel deutete und meinte, ich solle mich da rauf setzen. Als ich das darauf tat und ihn gerade fragen wollte, was es mit dem Pferd auf sich hatte, betätigte McCawley einen Hebel, wodurch sich der Sattel plötzlich wie auf einem Pferd auf und ab bewegte und sich meine Frage an ihn damit wohl deutlich geklärt haben durfte. Als er es darauf wieder abstellte und ich wieder abstieg, lies ich mir von McCawley das Trimmrad zeigen und als ich mich auf den Radsattel setzte , sagte McCawley: ,,So, und nun treten Sie mal kräftig in die Pedalen.“ Ich tat wie mir geheißen und direkt vor mir an einer runden Tafel begann sich ein schwarzer Zeiger im Uhrzeigersinn zu drehen. Für das zweite Trimmrad neben mir befand sich an der Tafel ein weißer Zeiger und wenn dieser von einer zweiten Person betätigt wurde, konnte man mit ihm sozusagen ein Rennen auf Trimmrädern fahren. Als Nächstes zeigte mir McCawley die Handhabung des Rudergerätes, welches mit einem flachen Sitz auf Führungsschienen angebracht und mit beweglichen Rudern ausgestattet war. Konnte man das Rudern in einem echten Rettungsboot auf dem offenen Meer trainieren, ohne das Schiff zu verlassen oder nass zu werden. Nachdem McCawley mir das Gerät demonstriert hatte und ich mich nun auf den Sitz setzte, schnallte McCawley meine Füße auf der Fußraste mit einem Gurt fest und als ich darauf zu rudern begann, stellte ich fest, dass ich durch das permanente Abstoßen auch gleichzeitig noch meine Beinarbeit in Schwung brachte. Ein wirklich außerordentlich witziges Gefühl, aber sicherlich wird auf dieser Reise wohl nie mal eines der Rettungsboote draußen auf dem Deck zum Einsatz kommen, in denen ich meine Ruderkünste unter Beweis stellen könnte, da die Titanic ja quasi
ihr eigenes Rettungsboot war und mir zum Rudern wenn dann sicherlich nur der Sportraum zur Verfügung stünde. Zum Schluss präsentierte mir McCawley noch den kleinen runden Boxsandsack in der Ecke neben den Trimmrädern und führte mir ein paar geschickte Faustschläge vor. Als er sich darauf hinter den Sack stellte und ihn für mich festhielt, sagte er: ,,So, junger Mann. Jetzt sind Sie dran. Achten Sie darauf, dass Sie beim Schlagen mit den Fingerflächen treffen, und nicht mit den Fingerknöcheln.“ ,,Okay.“, entgegnete ich und ballte meine Fäuste zusammen, worauf ich dem Sandsack ein paar saftige Schläge zufügte und McCawley anschließend zu mir meinte: ,,Ausgezeichnet. Ich glaube, mit Ihnen sollte man sich besser nicht anlegen.“ Das hatte er sicher nicht so wirklich ernst gemeint, aber ich war geschmeichelt, dass er es zu mir gesagt hatte und nachdem ich mich für seine Einführungen bedankt hatte, fragte er mich, ob ich nicht Interesse hätte, nachher in der kleinen Spielhalle auf dem F-Deck Squash zu spielen. Ohne viel darüber nachzudenken, stimmte ich ihm zu, worauf er einen Squashball aus seiner Hosentasche nahm und meinte: ,,Dann können Sie sich damit ja schon mal ein klein wenig vorbereiten. Mein Kollege Fred Wight wird Sie dann herzlich in Empfang nehmen.“ Er drückte mir den Ball in die Hand, worauf ich ihn leicht skeptisch ansah und meinte: ,,Wenn Sie meinen! Auf Wiedersehen, und nochmals vielen Dank.“ ,,Auf Wiedersehen, junger Mann. Vielen Dank für Ihren Besuch.“
Auf dem Promenadendeck warf ich den Ball ein paar mal auf den Boden und fing ihn hinterher wieder auf, bis ich am hinteren Mast ankam und einen Blick auf das fast menschenleere Achterdeck warf. Da ich noch keinen Hunger hatte und sowieso erst mit Jeanette frühstücken wollte, nahm ich mir vor, mal das Achterdeck zu erkunden und ging über die Zweite Klasse Treppe wieder den selben Weg, den ich mit Jeanette gestern runter in die Bibliothek gegangen war, runter auf das Promenadendeck der zweiten Klasse. Als ich diese Promenade nach achtern zu einer kleinen Treppe lief und diese nach unten ging, befand ich mich direkt auf das achter Wellenendeck mit den Bordkränen, welches ein tiefer gelegtes Deck war und die an Bord zu hievende Fracht davor bewahrte, gegen die Bordwand zu stoßen. Zwei Treppen gegenüber auf der anderen Seite des Decks führten zu der erhöhten Heckplattform, von denen ich eine emporstieg und an den langen Sitzbänken vorbei unter eine seltsamen Erhöhung mit einem Ruder und zwei Telegraphen bis ans Ende zum Fahnenmast lief, an dessen Spitze in Hafenein- und ausfahrten immer stolz die britische Nationalflagge wehte. Während der Überfahrt auf dem Meer wurde die Fahne vom Mast abgehisst, damit keiner der Passagiere auf die Idee kam, sie wohlmöglich zu stehlen oder zu schänden.
Damit befand ich mich nun am hintersten Punkt der Titanic und ich fand es sehr aufregend, wenn ich nun daran dachte, dass vor mir ein 269m langes Schiff lag und es hinter mir 15m in die Tiefe ging. Unten strudelte das gischtgeschäumte Wasser nach Achtern aus und ich fragte mich, wie gewaltig die Schiffschrauben wohl sein mochten, um so ein riesiges Schiff fortzubewegen und solch eine Masse von Wasser aufzuwirbeln. An der Reling waren Schilder angebracht, die die Passagiere der dritten Klasse davor warnten, nicht zu nahe an die Reling zu treten, da das Schiff einen Dreischraubenantrieb besaß. Wer sollte da schon rüber fallen? Da musste man schon über die Reling klettern, um von Bord zu fallen. Während ich mich an die Reling lehnte und auf das strudelnde Wasser runtersah, dachte ich noch mal in aller Ruhe darüber nach, was gestern Nacht überhaupt alles geschehen war. ,,Du wirst schon noch ein Mädchen finden.“.....,,Mit seinen Schiffen hat Tim vielleicht Glück, aber bei den Mädchen weniger.“......,,Du hast nun die einmalige Gelegenheit, eine vielleicht wunderbare Person kennen zu lernen.“......,,Magst du Jeanette?....Sie dich nämlich auch!....Lernt euch doch noch etwas näher kennen.“ Mir fiel mir ein, dass es letztendlich das Tanzen war, was mich Jeanette näher gebracht hatte und ich mein Leben lang immer verachtete. Dies war sozusagen der Beginn einer einzigartigen und wundervollen Erfahrung, nämlich die Erfahrung, einen anderen Menschen, wie Jeanette es war, zu lieben. Aber dass ich Jeanette küssen und anschließend mit ihr zusammen in ihrem Bett die Nacht verbringen würde, hätte ich niemals für möglich gehalten, doch ich muss sagen, dass es die schönste die Nacht war, in der ich mich noch nie so geborgen gefühlt hatte und ich war mir sicher, dass Jeanette das genauso empfinden würde, wenn sie aufwacht und feststellt, dass sie ihr Abendkleid immer noch anhat. Wie wohl Dave, Fred und Martin reagieren würden, wenn ich ihnen davon erzähle? Ich glaubte, sie würden sich vor Neid die Haare raufen, denn eine so schöne Erfahrung, wie ich sie mit Jeanette hatte, hatten die drei mit den Mädchen auf unserem Internat in Portsmouth garantiert nicht gehabt.
Als ich wieder zurück in die erste Klasse gehen wollte und über das Wellendeck lief, kamen plötzlich die Jungs aus der dritten Klasse raus gerannt und kletterten doch tatsächlich wieder auf den Kränen herum. Ich warf darauf mal ein Blick hinter die Tür, aus der sie heraus kamen, und stellte fest, dass es ein Raum mit Tischen, Stühlen und weiter hinten mit langen Sitzbänken war, woraus ich schloss, das dies der Gesellschaftsraum und Rauchsalon der dritten Klasse war. Im vorderen Bereich des Raumes war eine kleine Treppe, die wahrscheinlich zu den dritte Klasse Kabinen nach unten führte. Als ich die Tür wieder schloss und an den Kränen vorbei lief, fiel einer der Jungs auf den Boden, worauf die anderen vom Kran wieder herunterkamen und sich um den Jungen herum mit erschreckten Gesichtern versammelten. Ich ging auf den Jungen zu und half ihm wieder auf, wobei ich ihn fragte, ob alles in Ordnung sei. Er sah mich an und schwieg zuerst, weil er wahrscheinlich erst mal den Schmerz verkraften musste und nachdem er sich dann schließlich erholte, sagte er: ,,Danke, Sir. Geht schon. Sir!“, darauf ich: ,,Ach komm, lass das Sir ruhig weg. Wie heißt du denn?“, er antwortete: ,,Frank Goldsmith.“ ,,Ah, Frank. Ich heiße Tim.“ Dann wandte ich mich an die anderen Jungs, die alle um mich herum standen, und sagte: ,,Ihr solltet da nicht noch mal raufklettern, Jungs. Ihr habt ja nun gesehen, wie gefährlich das ist.“ Einer der Jungs entgegnete: ,,Das macht aber riesigen Spaß.“, und ich meinte: ,,Nicht, wenn ihr euch dabei das Genick bricht! Spielt doch wieder Fußball, darin seid ihr doch alle Weltmeister.“ Derselbe Junge sagte darauf: ,,Wir haben keinen Ball.“, und ein anderer Junge ergänzte: ,,Wir haben den Einzigen, den wir hatten, vom Schiff geschossen.“ Alle sahen mich an und warteten auf mein Gegenkommentar, worauf ich sie alle anlächelte und meinte: ,,Ich glaube, da kann ich euch helfen.“ Ich holte den Squashball aus meiner Manteltasche und drückte ihn Frank in die Hand, wobei ich sagte: ,,Damit könnt ihr euer Spiel von gestern fortsetzen, aber seid diesmal etwas vorsichtiger mit dem Kicken.“ Alle Münder öffneten sich und die Augen der Jungs wurden größer. Hocherfreut bedankten sich alle bei mir und fingen gleich an, mit dem Ball zu spielen und ich machte mich guten Gewissens zurück in die erste Klasse, wo ich mich am hinteren Mast an die Reling stellte und den Jungs noch eine ganze Weile bei ihrem Fußballspiel zusah, bis ein Junge meines Alters neben mich trat und zu mir meinte, wie großzügig ich zu den Jungs eben gewesen war. ,,Findest du?“ fragte ich recht verblüfft, worauf er antwortete: ,,Ja klar. Andere scheren sich hier oben einen Dreck um sie. Alles hochnäsige, arrogante und geizige Leute, die würden solchen Kindern nicht mal einen Penny geben.“ Angesichts der Tatsache, dass er damit Recht hatte, meinte ich zu ihm: ,,Mit einem Penny würden sie sicher nichts anfangen. Außerdem wollte ich nur, dass sie von den Kränen runter gehen, sonst hätten sie sich vielleicht noch verletzt.“ Darauf er: ,,Darum schert sich hier oben auch so gut wie niemand.“ Und ich entgegnete: ,,Das mag sein, aber trotzdem fühlen sie sich an Bord richtig wohl. Schau doch mal, was für eine Freude sie alle gemeinsam haben.“ ,,Das ist allerdings wahr.“ Einen Moment lang schwiegen wir und sahen den Jungs bei ihrem Spiel zu, bis der Junge neben mir wieder das Wort ergriff und sagte: ,,Sag mal, was hältst du davon, wenn wir eine Runde Squash spielen?“ Ich sah ihn verwundert an, da McCawley mich das vorhin im Sportraum auch gefragt hatte, und antwortete: ,,Hm…warum eigentlich nicht?“ Meine Taschenuhr sagte jetzt 7:45uhr und ich ergänzte: ,,Eine Stündchen kann ich gewähren.“ Er war damit einverstanden und als wir uns auf dem Weg zum Squashraum machten, fragte ich ihn: ,,Mit wem hab ich denn überhaupt das Vergnügen zu spielen?“ darauf er: ,,Ach ja, Entschuldigung. Ich heiße Jack Thayer.“ ,,Mein Name ist Tim Wenck.“ Wir gaben uns die Hände und fingen an, ein wenig über uns zu erzählen. Jack und seine Eltern waren auf dem Weg nach Hadenford in Pennsylvania, wo sein Vater John B. Thayer Generaldirektor des Pennsylvania Railroad Unternehmen war und Jack dort nach seinem Studium in dieses Unternehmen einsteigen sollte, worauf er schon sehr gespannt war und es gar nicht mehr erwarten konnte, endlich dort tätig zu sein. Und selbstverständlich war Jack genauso stolz darauf, an Bord der Titanic zu sein, wie ich es war oder sicherlich inzwischen jeder hier auf diesem Schiff.
Um zu dem Squashraum zu gelangen, mussten wir die vordere Treppe runter bis zum D-Deck laufen und anschließend um die Treppe herum durch den Kabinenflur der D-Deckkabinen bis nach vorne zum Endpunkt gehen. Dort führte ein Quergang zu einer Tür mit der Aufschrift ,,Squashhalle“ und als wir diese passierten, verlief vor uns eine lange Treppe nach unten, die wir darauf bis zum F-Deck hinab gingen und wir schließlich erneut vor einer Tür mit der selben Aufschrift traten. Bevor wir in die Halle gingen, fragte ich Jack, ob man für das Spiel nicht einen Trainingsanzug oder so was bräuchte und er meinte, dass in den Umkleidekabinen welche zur Verfügung stünden und es einen Schilling kostete, wenn man sich einen leihen wollte. Schließlich gingen wir in die Halle rein, die wirklich der Größe einer Squashhalle angepasst und zusätzlich mit einer verglasten, etwas höher liegenden Besucherterrasse für Schaulustige ausgestattet war. Der Squashlehrer Fred Wight, von dem McCawley mir vorhin im Sportraum erzählt hatte, kam aus einem Nebenraum hervor und stellte sich uns vor und nachdem wir ihm die Schillings bezahlten, zogen Jack und ich uns in der Umkleidekabine nebenan die Traininganzüge über und begaben uns anschließend in die Spielhalle zurück. Eine Reihe von Schlägern hing an der Wand zur Auswahl und einen Korb mit jede Menge Squashbälle hatte Mr. Wight inzwischen für uns bereitgestellt. Ich legte meine Uhr geöffnet auf die Bank, damit ich die Zeit während des Spiels immer mit verfolgen konnte und ich rechtzeitig in meiner Kabine erscheine, bevor Jeanette um zehn Uhr kommen würde. Wir begangen mit dem Spiel. Jack schlug den Ball gegen die Wand über die blau markierte Linie, ich zurück und so ging es immer weiter und immer schneller. Mr. Wight erklärte und zeigte uns zwischendrin ein paar gute Taktiken und bessere Schlagtechniken. Jeder von uns beiden gewann mal hier und da ein Punkt und ich hätte nie im Leben gedacht, dass Sport soviel Spaß machen konnte, zumal dies neben dem Tanzen auch etwas war, was ich immer verachtet hatte. Durch die große Freude mit Jack vergas ich allerdings, auf die Uhr zu schauen und stellte fest, dass es bereits 9:30uhr war. Schweiß gebadet hing ich den Schläger zurück und sagte zu Jack: ,,Tut mir Leid, Jack. Ich muss in meine Kabine zurück.“ Mr. Wight mischte sich ein und fragte: ,,Sie wollen schon gehen, junger Mann? Aber Sie sind doch gerade so gut in Form!“, ich antwortete: ,,Ich habe noch eine Verabredung.“, und Jack fragte: ,,Ach ja? Mit wem denn?“, darauf ich ihn schmunzelnd ansah und ein wenig verträumt sagte: ,,Mit einer wirklich wundervollen Person.“ ,,Sag bloß, es ist dieses Mädchen mit den dunkelblonden Haaren?“ Nun sah ich ihn verblüfft und ein wenig erschreckt an, bis ich fragte: ,,Richtig. Kennst du sie etwa?“ Jack grinste und meinte ,,Nicht persönlich, aber gut genug, um dir sagen zu können, dass sie bereits vergeben ist. Ich habe sie nämlich gestern im Speisesaal mit jemanden an ihrer Seite gesehen.“ Erleichtert klopfte ich ihm auf die Schulter und sagte: ,,Mein lieber Jack. Dieser Jemand war ich gewesen.“ ,,Du?“ fragte er fassungslos und ergänzte nach einem kurzen schweigsamen Moment: ,,Das hätte nun nicht gedacht. Bist du mit ihr verlobt.“ Überrascht und völlig verwirrt im Kopf sah ich ihn ins Gesicht, bis ich dann verlegen sagte: ,,Nein, nein ich.....ich bin nur......Jack ich...es tut mir leid, ich muss los.“ und Jack entgegnete: ,,Na, dann werde ich dich nicht aufhalten. Danke für das Spiel, es hat Spaß gemacht.“ ,,Ich fand es auch super und vielen Dank, dass du mit mir den Squashraum gezeigt hast.“ ,,Keine Ursache, auf Wiedersehen, Tim.“ ,,Auf Wiedersehen, Jack. Auf Wiedersehen, Mr. Wight.“ ,,Auf Wiedersehen, Sir. Es war mir ein Vergnügen.“ Ich zog mich wieder um und begab mich anschließend zur Ausgangstür, wo ich Jack mit Wight weiter spielen sah und er von ihm noch ein paar weitere Schlagtechniken lernte. Von diesem Augenblick an habe ich Jack dann seltsamerweise auf dem Schiff nie wieder gesehen. Ich nahm an, dass ich ihn vielleicht bei der Brückenführung morgen wieder treffen würde, worüber ich mit ihn dummerweise gar nicht gesprochen hatte, obwohl wir uns auf dem Weg zum Squashraum über die Titanic unterhielten. Auf der anderen Seite hatte es aber auch irgendwie sein Gutes gehabt, denn er schien auch ein Auge auf Jeanette gehabt zu haben, was mich regelrecht zur Eifersucht brachte und er hoffentlich jetzt wieder aufgab. Jack war ein netter Bursche, hatte zwar eine beinahe noch kindlichere Art als ich und zog so Manches ins Übertriebene, aber sonst war er sehr freundlich und sympathisch und ich war sehr froh, ihn und zugleich den Squashplatz kennen gelernt zu haben.
In meiner Kabine machte ich mich wieder frisch und als ich mir gerade saubere Klamotten überziehen wollte, klopfte es im selben Moment an die Tür. Jeanette war gekommen, denn meine Taschenuhr zeigte jetzt genau 10uhr und ich rief aus dem Badezimmer zur Tür hin: ,,Einen Moment noch, ich komme gleich.“ Ich knöpfte mein Hemd zu und wieder klopfte sie an die Tür, worauf ich erneut ein wenig spaßtonend rief: ,,Sekündchen noch, kleinen Moment.“ Ich wollte mir noch schnell die Haare kämen, aber wieder klopfte Jeanette an die Tür und ich machte ihr ergebenst auf, um sie nicht länger im Flur warten zu lassen, worauf ich zu ihr sagte: ,,Entschuldigung, ich komme gerade aus der Du......“ Jeanette kam in die Kabine gestürmt und verriegelte die Tür und als ich sie völlig konfus darauf ansprach, fiel sie mir plötzlich in die Arme und drückte ihr Gesicht in meine Brust. Dann hörte ich, dass sie schluchzte und als ich ihr darauf in die Augen sah, liefen Tränen an ihren Wangen herunter. Das war das erste Mal, dass ich sie weinen sah und vollkommen fassungslos fragte ich sie: ,,Jeanette? Was ist denn los? Warum weinst du?“ Sie sah nach unten und sagte: ,,Tim....ich.. .“ Sie schniefte viel und brachte kaum ein Wort heraus, worauf ich sagte: ,,Ganz ruhig, komm. Setzen wir uns erst mal hin.“ Ich nahm sie an die Hand und führte sie zu der Couch, worauf wir uns setzten und ich sie erneut fragte. ,,Okay, jetzt noch mal in aller Ruhe. Was ist los?“ Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und antwortete leicht zitternd: ,,Tim. Mein Vater...er war eben in meiner Kabine, dann hat er deinen Zettel gesehen und.....“ Ihre Tränen wurden mehr und sie fuhr zitternd fort: ,,Es war, als hätte er mich beinahe schlagen wollen.“ Nun fing sie wieder furchtbar an zu weinen und hielt sich die Hände vors Gesicht. Ich verstand zwar immer noch nicht ganz, was passiert war, aber anscheinend hatte Jeanette ihren Vater noch nie so erlebt gehabt und was das anging, war auch ich sehr verwundert. Ich legte meine Arme um sie und sagte: ,,Beruhige dich, Jeanette. Dein Vater würde dich doch niemals schlagen wollen.“ Sie drückte ihr Gesicht an meine Schulter und sagte zitternd: ,,Ich hatte so Angst vor ihm gehabt, dass ich weggelaufen bin.“ Ich sah ihr in die tränengefüllten Augen und fragte: ,,Hat sich dein Vater etwa darüber aufgeregt, weil er über meinen Zettel herausgefunden hat, dass ich die Nacht bei dir verbracht habe?“ Sie nickte schniefend, worauf ich mir die Situation kurz durch den Kopf gehen lies und anschließend zu Jeanette sagte: ,,Dafür kann dich dein Vater nicht alleine verantwortlich machen und das weiß er auch. Er hat Angst um dich, weil du seine Tochter bist.“ Sie atmete schwer und sagte: ,,Ich hätte dich gestern lieber gehen lassen sollen, dann wäre....“ Ich hielt Jeanettes Hand und sagte ihr: ,,Nein, Jeanette. Gib jetzt nicht dir die Schuld alleine. Du kannst nichts dafür, dass es so gekommen war.“ Sie schaute mich an und sagte: ,,Aber du kannst genauso wenig dafür.“ ,,Eben drum, es gibt für uns beide gar keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, denn wir haben überhaupt nichts Schlimmes getan.“ Das brachte Jeanette ein wenig auf andere Gedanken und ich erklärte ihr: ,,Dein Vater dachte in dem Moment sicherlich an das, worüber sich alle Väter bei ihren Töchtern Sorgen machen, wenn es um Jungs geht.“ ,,Ich weiß.“, entgegnete Jeanette und wischte sich die Augen, worauf sie dann nach einem langen schweigendem Moment ergänzte: ,,Weißt du, eine Schulkameradin von mir hatte mal einen sehr sympathischen Freund gehabt. Sie und er schienen wie für einander bestimmt, doch an einem Abend hatten sie sich gestritten und das war so schlimm, dass er auf einmal anfing..... sie zu vergewaltigen.“ Jeanette wurde still und rieb sich übers Gesicht, bis ich sie dann fragte: ,,Und was ist darauf passiert?“ Sie atmete tief ein und antwortete schweren Herzens: ,,Er verschwand und sie ist Monate später an der Schwangerschaft gestorben. Sie war damals erst vierzehn Jahre alt.“ ,,Um Gottes Willen.“, entgegnete ich entsetzt, denn so was war zu der Zeit leider auch nicht selten, dass eine Minderjährige durch Vergewaltigung schwanger wurde und Monate später daran litt oder sogar starb. Damals konnte man solchen Personen wenig helfen, da die Medizin und die Techniken in Krankenhäusern noch nicht fortschrittlich genug waren. Aus Angst, dass Mr. Franklin seiner Tochter dasselbe passieren könnte, war es natürlich nicht auszuschließen, dass er sich aufregen würde, wenn er erfährt, dass ein Junge mit ihr die Nacht verbracht hat. Ich strich ihre Hand und sagte: ,,Jeanette, du kannst mir glauben, dass ich dir so etwas niemals antun würde und das werde ich auch deinem Vater klar machen.“ Ihre Augen waren zwar immer noch mit Tränen gefüllt, aber sie zeigte wieder ein kleines Lächeln im Gesicht und ich wischte ihr darauf die restlichen Tränen von den Wangen, wobei ich ihr sagte: ,,Na, siehst du! Jetzt sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus, oder?“ Sie lehnte erleichtert den Kopf an meine Schulter und schwieg einen Moment lang, bis sie die Flugzeugpläne auf dem Tisch erblickte und mich fragte, was das sei. Ich nahm einer dieser Pläne in die Hand und erklärte ihr die Abbildung einer Tragfläche. Sicher verstand Jeanette nicht all zu viel von dem, was ich ihr erzählte und irgendwann bemerkte ich, dass sie mir gar nicht mehr wirklich zu hörte und in dem Moment es wohl einfach nur genoss, in meiner Nähe zu sein. Um es ihr noch wohliger zu machen, legte ich den Plan wieder beiseite und strich Jeanette einen Moment lang die Wange, bis ich sie fragte: ,,Hast du letzte Nacht wenigstens gut geschlafen?“ Sie beantwortete die Frage mit einem leicht belächeltem Nicken und als sie zu mir aufblickte, um mir wohlmöglich dazu etwas zu sagen, begann sie darauf auf einmal zu kichern und meinte anschließend: ,,Du siehst komisch aus.“ Ich sah sie verwirrt an und fragte, weshalb, worauf sie mir über mein Haar fuhr und antwortete: ,,Deine Haare sind ganz wild.“ Ich fasste mir an den Kopf und stellte fest, dass meine Haare noch immer feucht und ganz durcheinander waren. ,,Ich glaube, ich sollte sie mal kämmen.“, meinte ich und begab mich zu dem Waschbacken. Während ich mir dort vor dem Spiegel die Haare kämmte, trat Jeanette die Hände aneinander reibend hinter mir hervor und fragte mich leicht verunsichert: ,,Um noch mal auf gestern zurück zu kommen, Tim. Wie fandest du es....ich meine, dass wir zusammen....nun ja...die Nacht verbracht haben?“ Ich sah sie im Spiegel an und meinte: ,,Na, ja. Zuerst fand ich es recht ungewöhnlich.“ Ich legte den Kamm auf die Beckenablage, drehte mich zu ihr hin, hielt sie an den Armen und ergänzte: ,,Aber jetzt muss ich sagen, dass es das schönste war, was ich je in meinem Leben erlebt hatte. Gerade, weil es mit dir war.“ Sie sah erfreut nach unten und ich fragte sie: ,,Und wie empfandest du es?“, worauf sie einen Moment lang nachdachte und anschließend leicht verträumt antwortete: ,,Also ich....ich habe mich noch nie in meinem Leben so wohl gefühlt und.....“ Sie sah zur Seite und ergänzte: ,,Ich kann es gar nicht richtig beschreiben.“ Ich strich ihr die Wange und sagte: ,,Es war wohl für uns beide etwas Wundervolles.“, worauf Jeanette bedrückt nach unten sah und meinte: ,,Nur leider sieht das mein Vater nicht so, geschweige denn, meine Mutter.“ Ich entgegnete: ,,Oh doch, das werden sie, wenn wir ihnen klarmachen, wie sehr wir uns wirklich lieben.“ Jeanette blickte hoffnungsvoll zu mir auf, worauf ich ihre Hände nahm und anschließend sagte: ,,Na komm, wir gehen jetzt zu ihnen und klären sie über die Sache auf.“ Zuerst war Jeanette deswegen recht verunsichert, doch dann stimmte sie leicht belächelt zu und als ich die Tür zum Kabinenflur wieder aufschloss und mit ihr meine Kabine verließ, nahm Jeanette auf einmal meine Hand und ließ sie auf dem Weg zu der Kabine ihrer Eltern auf der Backbordseite gar nicht wieder los. Während wir auf den Backbordflur zuliefen, fragte ich Jeanette: ,,War dein Vater denn sehr streng?“, worauf sie leicht verängstigt antwortete: ,,Ich...ich habe ihn überhaupt nicht wieder erkannt. Er war so grob und....und so laut. Er hat mich sogar an den Armen genommen und mich geschüttelt, damit ich rede.“ Dieses Verhalten konnte ich mir bei Mr. Franklin absolut nicht vorstellen, schon gar nicht gegenüber Jeanette. Es schien wohl doch schwieriger zu sein, als ich angenommen hatte, doch ich ließ mich deswegen nicht einschüchtern. Vor der Kabinentür ihrer Eltern blieb Jeanette plötzlich stehen und begann zu zittern, worauf ich ihr zu Beruhigung die Schultern strich und ihr sagte: ,,Keine Angst, ich bin bei dir.“ Sie drückte ihre Hand fester in meine und klopfte schließlich an die Tür. Nichts tat sich. Jeanette klopfte erneut, doch wieder tat sich nichts. Als Jeanette dann versuchte, die Tür zu öffnen, stellte sie fest, dass sie verriegelt war, woraus man schließen konnte, dass die Franklins nicht da waren. Als Jeanette und ich darauf in ihre Kabine gingen, um durch die Zugangstür in die neben liegende zu kommen, rief Jeanette: ,,Mama? Papa?“, doch auch hier tat sich wieder nix und wir stellten nun endgültig fest, dass Jeanettes Eltern irgendwo auf Schiff unterwegs waren. ,,Und was machen wir jetzt?“, fragte sie frustriert, worauf ihr sagte: ,,Schreib deinen Eltern einen Zettel, dass wir hier waren. Wenn sie ihn lesen, wissen sie, dass wir nicht vor ihnen weglaufen.“ Das schien für Jeanette einleuchtend zu sein und tat, wie ihr geheißen, worauf sie dann den Zettel auf den kleinen Tisch in der Kabine ihre Eltern hinterließ und wir anschließend wieder in Jeanettes Kabine gingen. Dort fing plötzlich mein Magen an zu knurren und ich fragte: ,,Sag mal, hast du auch so einen Hunger wie ich?“ Darauf sie: ,,Hast du noch nicht gefrühstückt?“, und ich antwortete: ,,Ich frühstücke doch nicht ohne dich.“ Jeanette lächelte erfreut auf und meinte: ,,Dann sollten wir unsere Mägen nicht länger warten lassen. Wenn ich mir jetzt so ein schönes gegrilltes Hammelfleisch mit Bacon vorstelle, dann läuft mir richtig das Wasser im Mund zusammen.“ ,,Da stimme ich dir absolut zu. Los, nichts wie hin zum Veranda Cafe.“ Als ich Jeanette an die Hand nahm und mit ihr in den Flur trat, zog mich Jeanette zurück und sagte: ,,Warte, lass uns bitte woanders hingehen.“, worauf ich fragte: ,,Wieso denn das?“, und sie antwortete: ,,Ich habe Angst, dass meine Eltern wohlmöglich dort sein werden.“ ,,Das macht doch nichts, dann können wir doch mit ihnen reden.“ Jeanette atmete schwer ein und drehte ihr Gesicht zur Seite, bis sie meinte: ,,Ich...ich würde aber vorerst lieber mit dir ein wenig alleine sein. Bitte lass uns woanders hingehen.“ Dieser rührenden Anflehung von ihr konnte ich nur schwer widersprechen und meinte zu ihr: ,,Wie du willst. Dann gehen wir eben ins Cafe Parisian. Das soll angeblich der Treffpunkt für die jugendlichen Passagiere auf dem Schiff sein.“ Jeanette blickte etwas unverständlich drein, bis ich ergänzte: ,,Hab ich mir sagen lassen.“ Sie nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und meinte grinsend: ,,Dann werden wir dort sicher ungestört unter uns seien können, da wir bestimmt die einzigen Jugendlichen hier sind.“ ,,Nicht ganz.“, entgegnete ich und hielt Jeanette meinen Arm hin, worauf sie sich einhakte und wir anschließend den Kabinenflur nach achtern bis zu der achteren Treppe gingen und diese dann einen Stockwerk höher zu dem Cafe Parisian auf der Steuerbordseite des B-Decks neben dem Restaurant a la Carte empor liefen. Als wir uns dort an einem der Tische setzten und unser Frühstück bestellten, sah Jeanette darauf frustriert und stillschweigend auf den Tisch und spielte nebenbei ein wenig verlegen mit dem Pfefferstreuer, bis ich ihre Hand nahm und sie fragte: ,,Weißt du eigentlich, dass du wie ein Engel aussiehst, wenn du schläfst?“ Sie blickte überrascht auf und fragte nach: ,,Wie ein Engel?“, worauf ich antwortete: ,,Oh ja, als ich dich heute morgen neben mir liegen sah, hätte ich dir am liebsten noch so lange zugesehen, bis du aufwacht wärst.“ Jeanette schmunzelte leicht und fragte: ,,Und warum hast du es nicht getan? Ich wäre gern mit dir aufgewacht, anstatt alleine.“ Ich kratzte mich am Hinterkopf und meinte: ,,Hm, vielleicht hätte ich das tun sollen.“, worauf Jeanette leicht kicherte und anschließend meinte: ,,Nein, nein. Ist schon in Ordnung.“ ,,Ich weiß nicht, Jeanette.“, entgegnete ich skeptisch: ,,Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen. Ich meine, dann hätte dein Vater sicher nicht so derartig heftig reagiert.“ Jeanette grinste und verdrehte die Augen, worauf sie sagte: ,,Oh, ganz sicherlich nicht. Ich glaube, er hätte dich am Kragen gepackt und dich eigenhändig vor die Tür geworfen.“ Ein wenig verschreckt sah ich ihr ins Gesicht und der Gedanke daran schien Jeanette sehr zu amüsieren, denn nun begann sie zu lachen und ich meinte spaß tonend: ,,Aha, das findest du also komisch, ja?“ Jeanette kicherte weiter und hielt sich die Hände vor dem Mund, bis ich mir die Hände um den Hals legte und mit albernen Grimassen ergänzte: ,,Wohlmöglich hätte er mich bestimmt dann noch eigenhändig erwürgt.“ Das brachte Jeanette erneut zum Lachen und mir wurde richtig warm ums Herz, dass Jeanette ihre Angst vergas und wieder fröhlich war. Die Freude hielt auch noch weiterhin an, nachdem der Steward uns das Frühstück brachte und Jeanette beim Essen schmunzelnd meinte: ,,Schon komisch.“, worauf ich entgegnete: ,,Was ist komisch.“, und Jeanette fuhr fort: ,,Nun ja, was gestern Nacht alles geschehen war. Zuerst der Tanz, dann das plötzliche Fangspiel und anschließend....“ Jeanette atmete tief entspannt mit geschlossenen Augen ein und ich fuhr für sie grinsend fort: ,,...und anschließend eine wunderschöne gemeinsame Nacht in Abendgarderobe.“ Jeanette blickte zuerst mit unverständlicher Mimik auf, bis sie aber dann anfing zu lachen und anschließend sagte: ,,Oh ja, allerdings.“
Während wir die ersten Happen von unserem Frühstück nahmen, lies ich mir einen Moment lang den gestrigen Tag durch den Kopf gehen, bis ich Jeanette fragte: ,,Weißt du, was ich glaube, Jeanette?“ Jeanette sah neugierig zu mir hin und ich fuhr fort: ,,Es mag vielleicht verrückt klingen, aber irgendwie glaube ich, dass deine Mutter gewusst hat, dass wir beide uns so nahe kommen würden.“ Jeanette verzog eine unverständliche Miene und fragte: ,,Wie kommst du denn darauf?“, worauf ich antwortete: ,,Na ja, als du mich gestern deinen Eltern vorgestellt hast und wir darauf ein wenig auf dem Deck liefen, meinte sie zu mir, wir sollten uns noch näher kennen lernen, da wir dafür die beste Zeit haben.“ Jeanette sah nachdenklich aus dem Fenster, bis sie anfing zu schmunzeln und anschließend zu mir meinte: ,,Na ja, was das angeht, haben wir uns ja nun auch näher kennen gelernt, oder?“ Ich grinste zurück und entgegnete: ,,Das ist allerdings wahr.“
Nachdem wir schließlich unser Frühstück aufsaßen und ich den letzten Schluck meines Tees nahm, fragte mich Jeanette: ,,Du warst doch heute morgen ziemlich früh wach gewesen? Was hast du denn in der ganzen Zeit gemacht?“ Ich begann zu grinsen und meinte zu ihr: ,,Komm mit. Ich zeige es dir.“ Ich nahm sie an die Hand und verließ mit ihr das Cafe Parisian, worauf ich sie durch den langen Kabinenflur des B-Decks zur vorderen Hauptreppe führte und mit ihr anschließend einen Stockwerk höher zu dem Sportraum auf der Steuerbordseite ging. Vor der Tür fragte mich Jeanette etwas verlegen: ,,Was hast du denn jetzt vor?“ und ich antwortete: ,,Jetzt bringen wir uns körperlich ein wenig in Form!“ Jeanette und ich traten ein und zu meiner Verwunderung war der Sporttrainer McCawley diesmal gar nicht da gewesen. Nun lag es an mir, Jeanette in die Handhabung der Geräte einzuführen und ich fing als allerstes mit dem Gerät an, welches McCawley mir auch zuerst gezeigt hatte: ,,Das elektrische Pferd musst du als allererstes ausprobieren.“, sagte ich: ,,Das ist wirklich lustig.“ ,,Wenn du meinst.“, entgegnete Jeanette immer noch recht velegen und als ich sie zu dem Pferd in der Ecke des Raumes führte, sagte ich zu ihr, dass sie sich da nun raufsetzen soll. Sie sah sich das Gerät bedenklich an, worauf ich dann zu ihr sagte: ,,Na komm, ich helfe dir rauf.“ Ich half Jeanette auf den Sattel rauf und sagte ihr danach: ,,So, und nun halte dich an den Zügeln fest.“, worauf Jeanette entgegnete: ,,Was hast du denn mit mir....huch.“ Ich betätigte den Schalthebel und der Sattel begann sich mit Jeanette zusammen auf und ab zu bewegen. ,,Jetzt reiten wir wie echte Cowboys durch die weiten Dünen des wilden Westens.“, meinte ich dabei und setzte mich anschließend rasch auf den zweiten Sattel gegenüber, worauf wir dann gemeinsam mit einem unaufhaltsamen Gelächter auf diesen elektrischen Pferden auf und ab ritten. Als ich das Gerät danach wieder abstellte und Jeanette wieder vom Sattel half, führte ich sie nun zu den Trimmrädern und erklärte ihr den Sinn und Zweck dieser Geräte. Nachdem sie die Handhabung schließlich verstanden hatte und wir uns auf die Räder setzten, fingen wir an, kräftig in die Pedalen zu treten und die beiden Zeiger begannen unaufhaltsam sich im Uhrzeigersinn zu drehen. Allerdings konnte Jeanette wegen ihres Kleides nicht so schnell in die Pedalen treten, wie ich, wodurch ihr Zeiger viel langsamer verlief, als meiner. Irgendwann meinte ich zu Jeanette, dass es wohl genug wäre und half ihr vom Trimmrad wieder runter. Ich führte sie darauf direkt in die Handhabung des Rudergerätes ein und als Jeanette es darauf selber versuchte, meinte sie dabei: ,,Ich muss sagen, dass mich das echt anspornt, dies mal in einem richtigen Boot zu tun.“ Ich grinste und entgegnete: ,,Dann lass uns doch mal zur Brücke gehen und den Kapitän fragen, ob er für uns mal ein Rettungsboot zu Wasser lässt.“ Jeanette fing an zu lachen und als ich ihr wieder auf die Füße half, fragte sie mich umherblickend: ,,Hast du noch mehr zu bieten.“, und ich entgegnete: ,,Klar doch, komm mit.“ Ich führte Jeanette zu dem Boxsandsack in der Ecke neben den Trimmrädern und sagte darauf zu ihr: ,,Hier kannst du nun deine Schlagkraft unter Beweis stellen.“ Auch hier sah Jeanette wieder bedenklich drein, worauf ich mich direkt hinter sie stellte, ihre Hände nahm, sie zu Fäusten ballte und ich ihr anschließend erklärte: ,,Es ist ganz wichtig, dass du mit den Fingerrückenflächen triffst und nicht mit den Fingerknöcheln.“ Ich demonstrierte es Jeanette, indem ich mit ihren Fäusten langsam und sanft gegen den Boxsack stieß und nachdem Jeanette mir sagte, dass sie das Prinzip verstanden hatte, stellte ich ihr gegenüber, um den Boxsack für ihren Schlag zu halten. Als Jeanette darauf allerdings den Boxsack einen kräftigen Hiep verpasste, flutschte er mir aus den Händen und donnerte mir direkt ins Gesicht. Für einen wirklich sehr minimalen Moment schien ich das Bewusstsein verlorn zu haben, bis ich die Umgebung wieder wahrnahm und feststellte, wie Jeanette mit erschrecktem Blick und die Hände vor dem Mund gepresst auf mich zu kam und mich fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei. Ich befühlte meine Nase um zu sehen, ob ich vielleicht blutete und nachdem ich feststellte, dass dies überhaupt nicht der Fall war, sah ich Jeanette hocherstaunt an und meinte zu ihr: ,,Mensch, du hast ja einen richtigen kräftigen Schlag. Mit dir sollte man sich lieber nicht anlegen.“ In Jeanettes erschrecktem Gesicht zeigte sich darauf ein leichtes Schmunzeln, dann folgte ein unterdrücktes Kichern und schließlich ein unaufhaltsames Gelächter und auch ich fing trotz einer wohlmöglich leichten Nasenprellung an, darüber zu lachen. Als wir uns darauf wieder einkriegten und Jeanette sich die Lachtränen von den Augen wischte, fragte sie: ,,Und du hast nun den ganzen Morgen hier verbracht?“ und ich antwortete: ,,Nein, nicht nur. Ich habe darauf mit einem Jungen namens Jack Thayer Squash gespielt, deswegen kam ich auch, nachdem du gekommen warst, gerade aus der Dusche.“ Jeanette nahm es mit einem leicht belächelten Nicken zur Kenntnis, bis ich dann die wohlmöglich absurdeste Idee hatte und sie fragte: ,,Hey, was hälst du davon, wenn wir zwei uns jetzt auch ein Spiel gönnen?“ Jeanette sah mich völlig perplex an und fragte: ,,Squash?“, worauf ich nickte und sie anschließend meinte: ,,Das....das kann ich überhaupt nicht.“ Darauf ich: ,,Dafür ist der Squashlehrer Frederick Wight zuständig. Er kann dir eine ganze Menge beibringen.“ Jeanette sah einen Moment lang auf den Boden und meinte darauf: ,,Ich weiß nicht. Das ist doch mehr ein Sport für Herren und Damen sind dort sicher nicht erwünscht.“ Ich hielt sie an den Oberarmen und sagte ihr: ,,Dann wird das hier und jetzt, auf diesem Schiff, eben anders. Du als Dame sollst genau soviel Vergnügen haben, wie ich, und das Vergnügen möchte ich auch mit dir gemeinsam haben.“ Jeanette lächelte erfreut und ich ergänzte: ,,Außerdem....wenn ich mir so vorstelle, wie du wohl in einem Sportkleidung aussehen magst...“ Jeanette hob schmunzelnd die Augenbraue und meinte:,,Na, wenn dich das so sehr interessiert, dann würde ich sehr gerne ein paar Spielrunden mit dir wagen.“ Erfreut hielt ich Jeanette meinen Arm entgegen und fragte etwas albern betont: ,,Gestatten Sie, Miss?“, worauf Jeanette ebenfalls albern betont entgnete: ,,Sehr gern, der Herr.“
Wir machten uns darauf gemeinsam auf den Weg runter zu der Squashalle auf dem F-Deck und als wir in die Halle eintraten, sah ich den Squashtrainer Frederick Wight gerade in einem Gespräch mit dem Sporttrainer T.W McCawley. Hier hatte er sich also die ganze Zeit aufgehalten und als mich die beiden Herren wieder erkannten, fingen sie beide gleichtzeitig sofort an, mich zu begrüßen. Nachdem sich McCawley und Wight darauf verdutzt ansahen und ich mich darüber ein wenig amüsiert hatte, meinte ich zu Mr. Wight: ,,Hallo, Mr. Wight. Ich würde sehr gerne mein Spiel von heute Morgen fortsetzen.“ Mr. Wight lächelte erfreut auf und entgegnete: ,,Aber gerne doch, junger Mann. Sie wissen ja, wo Sie sich umziehen können.“ Darauf ich: ,,Wir brauchen aber noch einen zweiten Trainingsanzug.“ Ich schob Jeanette ein wenig hervor, um Mr. Wight klar zu machen, für wen, und ich merkte, wie Jeanette gegenüber den beiden Herren nun etwas nervös wurde, sie ihr sanftes Lächeln im Gesicht aber noch beibehielt. McCawley und Wight betrachteten Jeanette zuerst recht überrascht von oben bis unten, doch dann aber lächelten beide auf und Wight sagte: ,,Kein Problem. In den Umkleidekabinen hängen genug.“ Ich holte meine Brieftasche aus meiner Hosentasche, um für die Trainingsanzüge zu bezahlen, und als ich Mr. Wight gerade die Geldscheine hinhielt, schielte er schmunzelnd zu McCawley rüber, der ebenfalls schmunzelnd drein schaute und Mr. Wight dann einen kleinen Ruck gab, worauf Wight zu mir meinte: ,,Ach, wissen Sie was, junger Mann. Behalten Sie ruhig ihr Geld.“ Ich sah ihn verblüfft an und fragte: ,,Sind Sie sicher?“ darauf er: ,,Absolut. Sie haben doch heute morgen schon bezahlt und was die junge Dame angeht, betrachten wir sie einfach mal als Gast.“ Verblüfft und zugleich erfreut sahen Jeanette und ich uns an und gingen anschließend in die Umkleidekabinen, um uns umzuziehen. Da Jeanette wegen ihres Kleides dafür etwas länger brauchte, ging ich als erstes umgezogen in die Halle zurück , wo ich McCawley weiterhin im Gespräch mit Wight sah und Mr. Wight währenddessen den Korb mit den Squashbällen bereitgestellt hatte. Als McCawley mich kommen sah, meinte er: ,,Ich glaube, ich sollte mich mal wieder nach oben begeben. Hier werde ich ja nicht so dringend gebraucht.“ McCawley verabschiedete sich von Wight und mir und begab sich aus der Squashhalle wieder zurück in den Sportraum auf dem Bootsdeck und Mr. Wight meinte darauf zu mir: ,,Ich glaube, wir veranstalten für Sie beide eine kleine Privatstunde.“ Ich verstand nicht, was er damit meinte, bis er die Eingangstür veriegelte und mir anschließend sagte, dass er auch noch schnell die Besucherterasse abschließt, damit uns auch von dort aus niemand stören konnte. Während er sich dorthin begab, nahm ich mir einen Squashschläger von der Wand und machte ein paar Probeschläge, bis Jeanette hinter mir auftauchte und zu mir meinte: ,,Von mir aus kann es losgehen.“ Ich drehte mich zu ihr hin und meine Augen begannen sich zu weiten, als ich Jeanette in der Sportkleidung sah. Genauso wie ich trug sie eine kurze Sporthose, wodurch ich zum ersten mal sehen konnte, was für tolle Beine Jeanette hatte. An den Füßen trug sie weiße Turnschuhe und ihr schönes glattes Haar hatte sie hinter ihrem Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, damit es ihr während des Spiels nicht vors Gesicht fiel. Was mir in dem Moment aber ganz besonders an ihr auffiel war, dass durch das dünne Sportshirt.....naja... ihre Brüste nun viel deutlicher hervortraten, als sie es überhaupt schon taten. In mir strömte auf einmal ein intensives Gefühl, welches ich noch nie zuvor hatte und noch viel stärker war, als das, was ich bei Jeanette verspürte, als ich sie das erste mal im Kabinenflur traf. Diesmal war es ein Gefühl von unermesslichem Reiz. Eine Art Empfindung und Gier nach sinnlicher Vollkommenheit. Ein Streben nach Leidenschaft und unendlicher Genugtuung. Was in Gottes Namen ging denn da in mir vor? Ich konnte mich überhaupt nicht mehr einkriegen und starrte wie gebannt auf Jeanettes wunderschönem Körper. Glücklicherweise schien sie gar nicht bemerkt zu haben, wie sehr ich sie in diesem Moment angaffte und nachdem sich Jeanette einen Schläger von der Wand nahm, fragte sie mich, wo sich Mr. Wight befand und als ich wieder klar bei Verstand war, antwortete ich: ,,Er...er kommt gleich.“ Jeanette nickte und sah sich den Schläger genauer an und nachdem ich sie nochmals von oben bis unten inspizierte, meinte ich zu ihr: ,,Du...du siehst richtig sportlich aus.“ Jeanette lächelte erfreut auf und meinte: ,,Vielen Dank. Du siehst auch richtig gut aus. Beinahe schon.... richtig anziehend.“ Ich schmunzelte und fragte anschließend: ,,Was meinst du, wollen wir schon mal anfangen?“ Jeanette zuckte mit den Schultern und meinte: ,,Gut, meinetwegen. Was muss ich tun?“ Ich begann zu erklären: ,,Es ist ganz einfach. Du musst den Ball mit dem Schläger immer gegen die Wand über die blaumakierten Linie schlagen und den nächsten Schlag deinem Gegner, also mir, überlassen.“ Darauf Jeanette: ,,Und wie schlage ich am besten?“ Ich machte es ihr vor und erklärte dabei: ,,Mit dem Schläger weit nach hinten ausholen und dann kraftig nach vorne durch schlagen. Achte dabei aber darauf, dass die Schlagfläche gerade bleibt, sonst fliegt der Ball seitlich fort.“ Jeanette nahm es nickend zur Kenntnis und machte ein paar Probeschläge in der Luft. Als ich der Ansicht war, dass sie es ganz gut drauf hatte, fragte ich sie: ,,Bereit?“ und sie antwortete: ,,Bereit!“ Ich schlug den Ball gegen die Wand und Jeanette versuchte, ihn zurückzuschlagen, verfehlte den Ball aber gleich nach dem ersten Schlag. Sie schaute mich darauf ein wenig frustriert an und ich meinte zu ihr: ,,Macht nichts. Nächster Versuch.“ Ich nahm mir einen weiteren Ball aus dem Korb und schlug ihn gegen die Wand. Jeanette hatte den Ball diesesmal zwar mit dem Schläger getroffen, doch er flog darauf direkt über sie drüber gegen die Fensterscheibe von der Besuchertrasse. Bedenklich sah ich der Fluglaufbahn des Balls nach und meinte dann zu Jeanette: ,,Aller Anfang ist schwer.“ Jeanette lächte leicht beschämt und stellte sich für den nächsten Versuch bereit, doch auch hier bekam sie es nicht hin, den Ball wieder zurück gegen die Wand zu schlagen und mir fiel bei ihrem Schlag eine Kleinigkeit auf, die vielleicht der Grund dafür sein konnte. Sie hielt den Schläger am Griff nämlich viel weiter höher, als man es normalerweise tut und das hinderte sie daran, gerade und treffend zu schlagen. ,,Schau mal“, meinte ich zu ihr und stellte mich direkt hinter sie, worauf ich ihre Hand nahm, mit der sie den Schläger hielt, und ihr erklärte: ,,Du musst den Schläger viel weiter unten am Griff nehmen und dann musst du beim Schlag genug Spielraum nutzen. Schau hier.“ Ich führte mit ihrer Hand den Spielraum aus und anschließend zeigte ich ihr dabei ein paar geradeverlaufende Schläge. ,,So triffst du absolut zielsicher.“, sagte ich und stellte mich darauf wieder neben sie, um einen nächsten Versuch zu starten, doch dann hatte ich eine Idee und ging auf die lange Sitzbank hinter uns zu, die sich unter den an der Wand hängenden Schlägern als Sitzgelegenheit bot. ,,Was hast du vor?“, fragte Jeanette etwas verlegen und ich antwortete: ,,Das wirst du gleich sehen.“ Ich zog die Bank quer zur Mitte der Halle hin, wodurch nun jeder seine eigene Hälfte hatte und ich damit eine Art Tennisfeld gestaltete. ,,Für den Anfang wäre es sicher einfacher, wenn wir uns direkt zuspielen.“, sagte ich darauf: ,,Schlag den Ball jetzt einfach nur über die Bank rüber zu mir auf meine Seite und dasselbe tue ich auch dann zu dir. Lass den Ball vorher einmal aufdotzen, dann hast du genug Zeit.“ Jeanette ispizierte kurz das neue Spielfeld und als sie verstanden hatte, worum es hierbei nun ging, stellte sie sich zum Schlag bereit. Ich schlug den Ball sanft zu ihr rüber und Jeanette schaffte es problemlos, ihn wieder zu mir zurückzuspielen. ,,Sehr gut“, sagte ich ihr darauf und Jeanette blickte erfreut drein. Ich begann einen erneuten Schlag und wieder schaffte es Jeanette, ihn zu mir herüber zu spielen und so fingen wir an, uns gegenseitig ununterbrochen den Ball wie beim Ping Pong zuzuspielen. Von Zeit zu Zeit schlug ich den Ball auch mal etwas abseits zu Jeanette rüber, um ihre Bewegung ein wenig anzuspornen und auch hierbei meisterte sie die Schläge einwandfrei. Je mehr wir beide uns nun auch bewegten, desto mehr machte es mir Spaß, mit Jeanette zu spielen und irgendwann hielt ich es schließlich für angebracht, mich mit Jeanette nun dem richtigen Squash zu widmen. Ich schob die Bank also wieder beiseite und stellte mich neben Jeanette zur Spielwand hin, worauf ich sie erwartungsvoll fragte: ,,Bereit für ein richtiges Spiel?“, und Jeanette begierig antwortete: ,,Selbstverständlich, wenn du verlieren willst.“ Das spornte mich an, Jeanette bei diesem Spiel nun richtig herauzufordern. ,,Wer zuerst drei Punkte hat, gewinnt.“, sagte ich und Jeanette nahm es mit einem Nicken entgegen. Ich schlug den Ball gegen die Wand, Jeanette zurück, und so ging das in einer unglaublichen Geschwindigkeit immer weiter. Schon nach wenigen Minuten liefen uns die Schweißperlen von der Stirn und unsere Shirts begannen durch die anlaufende Nässe um ein paar Gramme schwerer zu werden. Das Seltsame in der ersten Runde aber war, dass bis jetzt keiner von uns beiden den Ball entweder verfehlt oder in die falsche Richtung geschlagen hatte. Irgendwann machte Jeanette einen eleganten Sprung, als sie seitlich auf die Wand zu lief, sich von ihr mit dem rechten Fuß abdrückte und dabei nach oben sprang, um den Ball noch zu erwischen. Trotz, dass sie den Ball tatsächlich gekriegt hatte und ich nun den nächsten Schlag auszuführen hatte, war ich auf einmal wieder wie gelähmt, denn während Jeanette gesprungen war, hob sich auch ein wenig ihr Shirt und ich konnte direkt auf ihre freien Bauch schauen. Ebenso konnte ich auch einen kleinen Ansatz ihrer Brüste sehen und dies weckte in mir wieder dieses intensive Gefühl, was mich vollkommen daran hinderte, den nächsten Schlag auszuführen. Sie trug absolut nichts unter dem Shirt. Das musste für ein Mädchen wie Jeanette doch recht ungewöhnlich sein. Völlig konfus lies ich den Ball an mir vorbeifliegen und als Jeanette bemerkte, dass sie den ersten Punkt gewonnen hatte, hielt sie stolz den Schläger an ihrer Schulter und meinte leicht hechelnd: ,,Tja, ich glaube, die Runde geht wohl an mich.“ Ebenfalls keuchend und wieder eingermaßen bei Sinnen sah ich Jeanette einen Moment lang an und meinte dann: ,,Warte es ab. Die nächste Runde geht an mich.“ Diesmal schlug Jeanette auf, weil sie ja den Punkt gemacht hatte, und wieder erfolgte von uns ein unverfehlbarer Schlag nach dem anderen. Wie kam es, dass Jeanette auf einmal so gut spielte, obwohl sie sicherlich noch nie Sport gemacht hatte? Na ja, was das anging, war es bei mir ja auch nicht anders, aber dennoch kam es mir vor, als wäre Jeanette beinahe schon ein Profi. Vielleicht lag es daran, dass sich Jeanette in der Sportkleidung nun viel freier und dynamischer bewegen konnte, als in ihren Kleidern. Nebenbei bemerkt fand ich, dass die Sportkleidung Jeanette sehr gut stand und für sie schien es wohl auch eine interessante Erfahrung an Klamotten gewesen zu sein.
Der Ball kam auf mich zu geflogen, ich schlug ihn schräg zur Ecke zurück und als er dort wieder abprallte, prallte er anschließend noch mal an der nächstliegende Wand ab und flog schräg zur Seite von Jeanette weg. Jeanette hatte absolut keine Chance, den Ball zu erwischen und bemühte sich auch gar nicht erst darum. Sie sah mich einfach nur mit einer ,,verfinsterten“ Miene an und ich meinte grinsend zu ihr: ,,Ich würde sagen: Eins zu Eins.“ Jeanette sagte nichts und bereitete sich mit einem finsteren Grinsen auf die nächste Runde vor. Ich schlug auf, Jeanette zurück und diesesmal versuchte sie dasselbe zu machen, was ich vorhin tat, doch ich war darauf vorbereitet und habe den Ball sauber erwischt. Er flog darauf schräg zur Wand hin und Jeanette rannte hinter mir vorbei auf die andere Seite, um ihn erneut in die Ecke zu schlagen. Nun musste ich auf die andere Seite rennen und erwischte ihn nur knapp. Jeanette rannte darauf zur Mitte und schlug den Ball von oben nach unten, wodurch er beim Abprall an der Wand nach oben zurück sprang. Ich setzte ein paar flinke Schritte nach hinten und sprang in die Höhe, worauf ich den Ball aus der Luft erwischte und ihn geralinig nach vorne schlug. Allerdings war mein Schlag nicht hart genug, denn beim Abprall kam er plötzlich langsam zurück und Jeanette musste nach vorne rennen, um ihn noch zu kriegen. Auch ihr Schlag war nicht hart genug und nun musste ich nach vorne rennen, um ihn zu erwischen. Das nutzte Jeanette aus, denn dadurch, dass ich nun weit vorne war, schlug sie den Ball nun fester gegen die Wand, worauf er bitzschnell über mir abprallte und nach hinten von mir wegflog. Bedenklich wischte ich mir die Schweißperlen vom Gesicht und Jeanette sagte hochmütig: ,,Ich glaube, der Sieg liegt mir so gut wie in der Tasche.“ Ich sah sie mit gezogener Augenbraue an und entgegnete: ,,Noch ist nichts entschieden, Miss Franklin.“
Jeanette schlug zur letzten und alles entscheidenden Runde auf und wieder begann eine ,,gnadenlose“ Hetzjagd auf den hin und her fliegenden kleinen Gummiball. Allerdings war diese Runde nicht besonders lang, denn wieder bekam ich dieses intensive Gefühl, als ich bei einem erneuten Schlag Jeanette von vorne sah und durch ihr durchnässtes Shirt diesmal komplett ihre Brüste sehen konnte. Wieder völlig konfus und unkontrolliert lief ich direkt in Jeanette rein, worauf sie einen Schreckensschrei ausstieß und ich sie in letzter Sekunde noch vor dem Sturz bewahren konnte. Als ich darauf wieder klar bei Sinnen war, sagte ich in vollkommener Panik: ,,Oh, Entschuldigung. Tut mir Leid, das wollte ich nicht. Ist alles in Ordnung?“ Jeanette sah mich noch ein wenig erschreckt an, bis sie freundlich auflächelte und meinte: ,,Schon ok, nichts passiert.“ Dann sahen Jeanette und ich den Ball, den ich nun verpatzt hatte, langsam auf dem Boden auf uns zurollen, worauf Jeanette dann schmunzelnd sagte: ,,Sieht so aus, als hätte ich das Spiel gewonnen!“ Ich blickte ein wenig frustriert drein und meinte veralbert: ,,Das war unfähr. Du warst viel zu schnell für mich.“ Jeanette strich mir die Wange und fragte: ,,Ooh, soll ich dich ein wenig trösten?“, worauf ich prompt antwortete: ,,Aber ja doch, ich bitte darum.“ Sie legte meine Arme um mich und küsste mich, was mich dazu zwang, die Augen zu schließen und meine Arme nun auch um sie zu legen. Als sie mir darauf wieder in die Augen sah, fragte sie: ,,Geht es dir jetzt wieder besser?“ Ich atmete entspannt ein und antwortete: ,,Es ging mir noch nie besser.“ Jeanette war erfreut darüber, worauf sie flüchtig über die Halle blickte und meinte: ,,Ich glaube, wir haben genug gespielt, oder?“ Ich blickte ebenfalls in der Halle umher und antwortete: ,,Ja, du hast Recht. Ziehen wir uns wieder um.“ Wir hingen die Schläger wieder an die Wand zu den anderen und als wir zu den Umkleidekabinen in den Nebenraum gingen, meinte ich zu Jeanette: ,,Seltsam. Jetzt war Mr. Wight die ganze Zeit nicht da gewesen.“ Auf einmal blieb Jeanette wie erstarrt stehen. Ich dachte mir zuerst nichts ungewöhnliches, doch als ich gerade die Tür meiner Umkleidekabine schließen wollte, konnte ich durch den Türschlitz sehen, wie sich Jeanette in dem großen Spiegel betrachtete und feststellte, wie sichtlich ihre Brüste durch ihr verschwitztes Shirt zu sehen waren. Ihre Augen begannen sich zu weiten und ihre Wangen liefen rot an. Sie verdeckte ihre Brüste mit den Händen und rannte flink in die Umkleidekabine, wo sie zuerst ein paar mal ein und ausatmete und ich sie dabei fragte, ob alles in Ordnung sei, und sie dies mit einem wenig überzeugtem ,,Ja ja“ bestätigte. Dann herrschte kurzes schweigen, bis Jeaentte dann wieder das Wort ergriff und mich fragte: ,,Tim? Wie....wie lange haben wir gespielt?“ Ich schaute auf meine Taschenuhr und es war jetzt 13:30uhr. ,,Oh,“ entgegnete ich überrascht: ,,ganze zwei Stunden lang.“ Jeanette sagte nichts und drehte den Hahn des kleinen Spülbeckens in ihrer Umkleidekabine auf, um sich wahrscheinlich den Schweiß abzuwaschen und bei dem Gedanken daran, dass Jeanette dafür nun ihr nasses Shirt komplett ausgezogen hat, stieg in mir wieder dieses Gefühl und schließlich wurde mir klar, dass es sich dabei nur um eine bestimmte Art von Gefühl handeln konnte. Ich wollte es allerdings überhaupt nicht wahrhaben, denn es durfte einfach nicht das sein, was ich da verspürte. Nein! Nicht jetzt, nicht so früh und ich versuchte schnell, mir den Gedanke daran wieder aus dem Kopf zu schlagen.
Umgezogen kamen Jeanette und ich wieder aus den Umkleidekabinen und Jeaentte meinte dabei: ,,Ich glaub ich könnte jetzt ein kräftige Dusche gebrauchen.“ ,,Ich auch“ entgegnete ich und als wir wieder in die Halle traten, um zum Ausgang zu gehen, kam uns überraschend Mr. Wight entgegen und sagte: ,,Ich habe Sie beide die ganze Zeit von der Besucherterrasse aus beobachtet. Sie sind wirklich ein hervorragendes Spielerpaar!“ Jeanette und ich sahen uns verblüfft an und Jeanette fragte ihn: ,,Wieso waren Sie denn nicht wieder zu uns gekommen?“ Mr. Wight grinste und meinte: ,,Hätten Sie mich denn unbedingt gebraucht? Sie hatten doch schon einen guten Trainer.“
Ich sah geschmeichelt zum Boden hin und Mr. Wight ergänzte: ,,Sie kamen doch prima ohne mich klar. Ich hoffe, ich sehe Sie beide im Laufe der nächsten Tage mal wieder hier spielen.“ ,,Ganz bestimmt!“ kam ich entgegen und schließlich verabschiedeten Jeanette und ich uns von Mr. Wight, worauf wir uns wieder auf den Weg zu unseren Kabinen machten. Dabei merkte ich, dass Jeanette bei richtig guter Laune war und ihre Angst vor ihrem Vater wohl endlich wieder überwunden hatte. Sie hatte nun auch keine Angst davor gehabt, alleine in ihre Kabine zu gehen, wo ihr Vater wohlmöglich auf sie warten könnte, um sie zur Rede zu stellen. Doch dem war nicht so und so ging auch ich ruhigen Gewissens in meine Kabine zurück und nahm erstmal eine ordentliche Dusche. Danach, als ich wieder frische Sachen überzog und ordentlich genug war, mich wieder vor die Tür wagen zu können, ging ich schließlich wieder zu Jeanettes Kabine rüber und als sie mir die Tür öffnete, hatte sie auch bereits ein anderes Kleid übergezogen und war gerade dabei, ihr nasses Haar mit einem Handtuch zu trocken. Während sie das tat und ich ihr dabei zusah, meinte sie zu mir: ,,Das hat wirklich Spaß gemacht. Ich habe mich sportlich noch nie so betätigt. Vielen Dank, dass du mir soviel beigebracht hast.“ Ich schmunzelte und meinte: ,,Na ja, wie du mir, so ich dir.“ Jeanette blickte verlegen auf und fragte: ,,Was meinst du denn damit?“ ich antwortete: ,,Nun ja, gesterns hast du mir tanzen beigebracht und heute habe ich dir Squash beigebracht. Damit sind wir doch quitt, oder?“ Jeanette grinste und meinte: ,,Mit dem Unterschied, dass Squash wesentlich aktiver ist, als tanzen.“ Darauf ich: ,,Oh ja, das habe ich gesehen. Du warst ganz schön verschwitzt.“ Mein Herz schien beinahe in die Hose zu rutschen, denn nun hatte ich sie auf ihr nasses Shirt angesprochen und Jeanette blieb für einen kurzen Moment wie erstarrt stehen, bis sie mir dann recht verunsichert ins Gesicht sah und mich dann fragte: ,,Hast du...ich meine hast du gesehen, dass ich....“ Mir leifen die Schweißperlen von der Stirn, bis ich schließlich ergebend nickte und meinte: ,,Das war auch der Grund, weshalb du das Spiel gewonnen hast. Ich konnte mich vor Scham gar nicht mehr richtig konzentrieren.“ Jeanette Wangen liefen rosarot an, bis sie ihr Gesicht ins Handtuch versteckte und sagte: ,,Oh mein Gott, ist mir das peinlich.“ Ich ging etwas näher auf sie zu, hielt sie an den Oberarmen und meinte: ,,Es brauch dir nicht peinlich sein Jeanette, wirklich nicht.“ Sie hob ihr Gesicht wieder aus dem Handtuch und ich ergänzte: ,,Ich meine, es war ein sehr.....schöner Anblick.“ Jeaentte hob die Augenbraue und fragte: ,,So, meinst du?!“ Ich nickte grinsend, worauf sie plötzlich anfing, mich mit dem Handtuch zu schlagen und dabei sagte: ,,Du Voyeur, du verdammter Gaffer. Und mir sagst du vorher nichts. Schäm dich.“ Grinsend begann ich vor ihr wegzulaufen und es kam zwischen uns zu einer kleinen Jagd um den kleinen Tisch herum, bis es plötzlich an der Tür zur Nebenkabine klopfte und wir beide wie gebannt stehen blieben. ,,Oh nein,“ sagte Jeanette erstarrten Blickes: ,,das sind meine Eltern.“ Ich nahm sie an die Hand und sagte: ,,Keine Angst, ich bin bei dir.“ Dies beruhigte Jeanette ein klein wenig, aber dennoch war sie verängstigt und als sie schließlichs bereit genug war, sich ihren Eltern nun zu stellen, ging ich zu der Tür und öffnete sie. Mrs. Franklin stand erwartungsvoll und neugierig an der Tür und als sie mich erblickte, sagte sie: ,,Ach, hallo Tim. Ist Jeanette da?“ darauf ich: ,,Jawohl, Mrs. Franklin. Sie ist hier.“ Mrs. Franklin kam in die Kabine und als sie Jeanette erblickte, ging sie auf sie zu, umarmte sie und sagte: ,,Meine Güte, Kind. Wo warst du denn die ganze Zeit? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ Etwas verwundert antwortete Jeanette: ,,Ich....ich war bei Tim.“ Mrs. Franklin sah ihrer Tochter in die Augen, worauf sie mich kurz ansah anschließend Jeanette fragte: ,,Warum bist denn weggelaufen, Kleines?“ Jeanette wandte sich von ihrer Mutter ab und sah einen momentlang nervös auf den Boden, bis Mrs. Franklin wieder das Wort ergriff und sagte: ,,Komm wir setzen uns jetzt alle hin und reden darüber. Tim sei so gut und mach die Tür wieder zu.“ Ich tat, wie mir geheißen und schloss die Tür zur Nebenkabine wieder zu, worauf ich mich auf den Sesseln setzte und die anderen beiden sich auf die Couch gegenüber. ,,Also,“ fing Mrs. Franklin als erstes im Gespräch an, ,,was war heute morgen los gewesen?“ Jeanette sah immer noch nach unten und fragte ängstlich: ,,Hat Papa dir das nicht erzählt?“ Mrs. Franklin antwortete: ,,Doch, hat er, aber ich möchte es gerne noch mal von dir hören, denn was er mir da erzählt hatte, klang ziemlich absurd.“ Jeanette kniff kurz die Augen zu bei dem Gedanke, was ihr Vater ihrer Mutter wohl alles erzählt haben könnte, und sie versuchte zu erklären: ,,Mama ich...es ist nicht so wie du denkst....ich mein wir haben....oh Gott.“ Jeanette hielt sich die Hände vors Gesicht und nun ergriff ich das Wort: ,,Mrs. Franklin, erlauben Sie mir für Jeanette zu sprechen?“ Mrs. Franklin und Jeaentte sahen verwundert zu mir rüber, bis Mrs. Franklin aber schließlich zartlächelnd nickte und ich darauf anfing zu erklären: ,,Also gestern Abend nach dem Dinner sind Ihre Tochter und ich...nun ja....uns etwas näher gekommen und dies führte dazu, dass wir gar nicht bemerkt haben, wie wir in Jeanettes Bett lagen und...einschliefen. Am nächsten Morgen habe ich Jeanette dann eine Notitz geschrieben und habe mich leise aus der Kabine geschlichen. Kurze zeit später ist dann ihr Vater gekommen und...nun ja...den Rest kennen Sie ja schon.“ Kurz und bündig, das schien auch Mrs, Franklin bemerkt zu haben, doch sie nahm es mit einem nachdenklichen Nicken zur Kenntnis, bis sie sich an Jeanette wandte und sie fragte: ,,Und davor hattest du nun Angst gehabt, mir das zu erzählen?“ Jeanette hielt ihr Gesicht weiterhin nach unten gerichtet und atwortete: ,,Ich hatte Angst, dass du genauso reagieren würdest, wie Papa.“ Mrs. Franklin umarmte ihre Tochter und sagte: ,,Ach, Schatz, wegen so einer Kleinigkeit bin ich dir doch nicht böse. Im Gegenteil, ich bin eher stolz auf dich.“ Jeanette und auch ich sahen ihre Mutter verwundert an, wobei Jeanette fragte: ,,Weswegen bist du denn stolz auf mich?“ Mrs. Franklin grinste, schielte kurz zu mir rüber und meinte: ,,Na ja, dass du es mit deinem Charme geschafft hast, so jemanden wie Tim über Nacht bei dir zu behalten. Ich erinnere mich, wie ich auf diese Weise deinen Vater rumgekriegt habe.“ Zum ersten mal zeigte sich in Jeanettes Gesicht wieder ein Lächeln und als sie mich ansah, meinte sie: ,,Das war nicht mein Charme, sondern Tim´s. Er war der jenige, der mich rumgekriegt hat.“ Nun lächelte ich sie an und entgegnete: ,,Das lag größtenteils aber auch an dir.“ Einen Augenblick lag herschte Stille in der Kabine, die so ruhig war, dass man draußen sogar die Wasserverdrängung trotz geschlossenem Fenster hören konnte, bis Jeanette wieder das Wort ergriff und ihre Mutter fragte: ,,Sieht Papa das denn nun auch so, wie du?“ Mrs. Franklin nahm sich einen Moment und antwortete dann: ,,Also wir wollen hier nun mal eines klar stellen. Du weißt, dass dein Vater dich über alles liebt, Jeanette. Und deshalb macht er sich auch immer wieder Sorgen um dich, genauso, wie ich es auch tue. Da ist es natürlich selbstverständlich, dass er durchdreht, wenn er erfährt, dass du die Nacht mit einem Jungen verbracht hast. Aber wenn man nun bedenkt, dass mit euch beiden in dieser Nacht überhaupt nichts großartig passiert ist, war die Reaktion deines Vaters heute morgen vollkommen überflüssig und übertrieben gewesen. Wir werden uns deswegen nachher auch noch mal mit ihm darüber unterhalten.“ Ich ergriff das Wort und fragte: ,,Tun wir es doch gleich, jetzt wo wir hier sind. Wo befindet sich Ihr Mann denn gerade?“ darauf Mrs. Franklin: ,,Ich habe ihn in die Bücherei geschickt damit er sich abreagieren kann und abgelenkt ist. Nein, Tim, ich möchte, dass wir das nachher gemeinsam beim Abendessen besprechen.“ ,,Wie Sie wünschen.“ ,,Und tut mir beide einen Gefallen und sprecht das Thema an diesem Abend einfach nicht an. Wartet, bis er damit beginnt, denn wenn er das nicht tut, dann denkt er nicht mehr allzu viel darüber nach.“ Wir nickten, worauf Mrs. Franklin dann noch lächelnd erwähnte: ,,So, und jetzt möchte ich, dass wir das Ganze bis heute Abend einfach mal vergessen und ihr euch beide jetzt noch einen schönen Tage macht.“

Den restlichen Tag verbrachten Jeanette und ich im Gesellschaftsraum und verwickelten uns bei einer Tasse Tee in tiefe Gespräche. Gleichzeitig schauten wir uns immer mal um, ob Jeanettes Eltern sich irgendwo in der Nähe aufhielten, da Jeanette nun ziemlich nervös darüber war, auf was ihr Vater uns heute Abend beim Dinner wohl alles ansprechen wird. Schließlich war dann der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns fertig machen mussten und als ich in meine Kabine ankam, sah ich meinen frischgewaschenen Anzug auf dem Bett liegen, den ich mir sofort überzog und meine Haare ordentlich nach hinten kämmte. Danach ging ich rüber zu Jeanettes Kabine. Diesmal trug sie ein glitzerndes rötliches Kleid mit weißen Handschuhen. Ihre Haare waren diesmal anders zusammen geflockt, wofür sie wohl am längsten brauchte. Es war für sie bestimmt nicht einfach, aber es hatte sich gelohnt, denn sie sah wieder mal fantastisch aus. Aber in ihren Augen zeigte sich das Gegenteil und ich fragte sie: ,,Hast du Angst?“ worauf sie antwortete: ,,Ein wenig schon.“ Ich nahm ihre Hand und sagte: ,,Das brauchst du nicht, ich bin bei dir. Ich verspreche dir, es wir gut ausgehen. Außerdem ist deine Mutter ja auch noch da.“ Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg runter zum Speisesaal, vor dessen Eingang Jeanettes Eltern auf uns warteten und uns auf die üblich freundliche Art begrüßten, als sie uns erblickten. Selbst Mr. Franklin war zu Jeanettes und meiner Verblüffung freundlicher den je. Wir begaben uns darauf gemeinsam zu Tisch und Mrs. Franklin fragte uns: ,,Und ihr zwei. Was habt ihr heute alles so gemacht?“ Da gab es ja nun schon einiges zu erzählen und ich begann von dem Spiel mit Jack Thayer und der Einladung zur Brückenführung. Anschließend erzählten Jeanette und ich von unserem gemeinsamen Squashspiel und wie viel Spaß wir daran hatten. Dann begannen schließlich die Franklins von ihrem Tag zu sprechen, wobei sie nicht ein einziges Wort über die letzte Nacht erwähnten. Anscheinend hatte Mrs. Franklin es wirklich geschafft, ihren Gatten wieder auf andere Gedanken zu bringen, denn sie lächelte uns beide immer wieder an, während Mr. Franklin mir immer so ein paar flüchtige Blicke zu warf. Je mehr sie redeten, desto weniger schien Jeanette darüber besorgt zu sein und mich freute es, dass sie ihrem Vater wieder nahe stehen konnte,
Nach dem Essen schaute Mr. Franklin auf seine Uhr und es war jetzt genau 21:00. Er sah seine Gattin an und sagte: ,,Wir könnten ja eigentlich schon gehen, oder? Unser Abendessen haben wir ja bereits hinter uns gebracht.“ Mrs. Franklin nickte und fragte uns, ob wir noch dableiben wollten, worauf wir ihr natürlich das Gegenteil antworteten. Wir standen auf und begaben uns wieder zum Ausgang. Auf den Weg dorthin sahen Jeanette und ich uns verblüfft an und waren sehr überrascht darüber, dass ihre Eltern uns nicht auf das Thema ansprachen. Doch das änderte sich schlagartig, als sich Mrs. Franklin am Ausgang zwischen uns stellte und sagte: ,,So, meine Lieben. Wir müssen euch jetzt mal für ein halbes Stündchen trennen.“ Mr. Franklin gab hinzu: ,,Ganz recht, wir müssen uns mal unterhalten. Von Mann zu Mann.“ ,,Und von Frau zu Frau.“ fügte Mrs. Franklin hinzu und zwinkerte mir lächelnd mit dem Auge zu, worauf Jeanette panisch erläuterte: ,,Mama, können wir nicht...“ Ganz ruhig, Kleines.“, sagte Mrs. Franklin ihrer Tochter zur Beruhigung und ich hörte, wie sie ihr noch zuflüsterte: ,,Mach dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung.“ Dann nahm sie Jeanette mit und ging mit ihr zum Aufzug. Sollte dieses Zwinkern bedeuten, dass ich mir auch keine Sorgen machen brauchte? Ich wusste, ich würde die Antwort darauf bald erfahren. Mr. Franklin ging mit mir die Treppe rauf zum C-Deck, wo wir dann durch den Kabinenflur zur hinteren Treppe liefen, die wir dann bis zum A-Deck raufstiegen und dort durch eine von zwei weiße, mit braunem Holz umrandeten Türen traten. Daraufhin befanden wir uns in einem Raum, der den Eindruck eines Rauchsalon machte und an den Wänden mit Perlmuttern eingelegte Mahagonitäfelung im Stil Georgs V. eingerichtet war. Mit einem ähnlichen Kamin wie im Salon und großen Buntglasfenstern glich der Rauchsalon einem Londoner Herrenclub und lag um den Schacht des vierten Schornsteines herum. Links und rechts vom Kamin befanden sich die zwei verglasten Drehkreuze, durch die man in das Veranda Cafe rüber gelangen konnte, wenn man nachdem Rauchen einen kleinen Hunger zu verspüren mochte. Allerdings war das Cafe um die Zeit, in der wir uns im Rauchsalon befanden, für heute schon geschlossen und nachdem wir uns an einem der Tische am Rande des Raumes setzten, erschien wenige Sekunden später ein Steward und meinte, Jugendliche seien hier unerwünscht, worauf Mr. Franklin entgegnete: ,,Das geht schon in Ordnung, bringen Sie uns bitte zwei Cognacs.“ Er gab dem Steward fünf Schilling, worauf der Steward wieder verschwand und Mr. Franklin sich anschließend eine Zigarre anzündete. Während er das tat, schaute ich mir den Rauchsalon genauer an und wunderte mich, dass es in diesem Raum nicht so extrem nach Rauch roch, bis ich Gitter von Lüftungsschächten am Fuße der Wände entdeckt hatte und deshalb davon ausging, dass der Rauch in den vierten Schornstein gesaugt wurde und mit dem Rauch der Kessel nach oben stieg.
Ich beobachtete wie Mr. Franklin seine Streichhölzer und seine Zigarrenschachtel wieder in die Brusttasche steckte, was er bemerkte und mich darauf ansprach: ,,Du rauchst doch nicht, oder?“ Ich sah ihn verständnislos an und er erwähnte: ,,Ich dachte nur, weil du gerade so flehend schaust.“ Ich schüttelte die Hände und sagte: ,,Nein nein, Sir, ich rauche nicht, Danke.“ ,,Das ist auch vernünftig.“, worauf er sich zurück lehnte und genüsslich an seiner Zigarre zog. Der Steward kam mit den Cognacs an und stellte sie auf den Tisch, worauf Mr. Franklin sein Glas nahm und mich fragte: ,,Hast du so was schon mal probiert?“ Ich antwortete: ,,Bei meinem Onkel in Portsmouth habe ich ab und zu mal einen Whiskey getrunken, aber Cognac.....“ ,,Schmeckt gut. Wärmt den Körper. Na dann, zum wohl.“ Ich nahm mein Glas und sagte ebenfalls und leicht verwirrt: ,,Zum wohl.“ Das Zeug war noch gemeiner als Whisky und ich stellte ihn nachdem ersten Schluck gleich wieder auf den Tisch, worauf Mr. Franklin sich wieder zurück lehnte und weiter an seiner Zigarre zog. Was sollte das Ganze jetzt? Wollte er mich nun auf die Sache mit Jeanette ansprechen, oder sollte ich jetzt sein bester Freund werden? Ganz gelassen saß er da und sah dem Qualm nach, den er langsam aus seinem Mund blies. Irgendwann nahm ich schließlich meinen Mut zusammen und fragte: ,,Ja also, weshalb wollten Sie mich denn jetzt sprechen?“ Er sah mich an, als wäre ich plötzlich unerwartet vor ihm aufgetaucht und er fragte mich: ,,Kannst du es dir in etwa vorstellen?“ Als ob ich das nicht könnte, antwortete ich: ,,Ich nehme mal an, dass es um Jeanette geht.“ ,,Und um dich.“ fügte er beiläufig hinzu und kam darauf gleich auf den Punkt: ,,Nun, ich weiß, dass du letzte Nacht mit meiner Tochter zusammen geschlafen hast.“ Die Art, wie er das nun zum Ausdruck gab, machte mir eine richtige Gänsehaut. Er fuhr fort: ,,Kannst du mir sagen, warum du das getan hast?“ Ich rieb mir die Hände und dachte in Ruhe darüber nach, bis ich dann antwortete: ,,Nun ja, Mr. Franklin. Ihre Tochter und ich sind uns gestern nach dem Abendessen etwas näher gekommen und als ich sie zu ihrer Kabine brachte, wollte sie in dem Moment ungern von mir alleine gelassen werden. Und um ihr den Gefallen zu tun, bin noch eine Weile bei ihr geblieben, bis wir beide dann zusammen unerwartet einschliefen.“ Mr. Franklin sah mich gezielt mit einem verständnislosen und recht strengem Blick an. Er rieb sich das Kinn und dachte lange nach, während die Zigarre zwischen seinen Fingern in der anderen Hand weiter vor sich hinqualmte und dabei sogar ein wenig Asche auf den Linoleumfliesboden fiel. Als er das bemerkte, hielt er sie über den Aschenbecher auf dem Tisch und tippte den Rest ab, worauf er sich dann wieder zurücklehnte, einen weiteren Zug nahm und fragte: ,,Mehr ist in der Nacht nicht passiert?“ Ich schüttelte mit dem Kopf und antwortete: ,,Nein, Sir. Wirklich nicht.“ Wieder sank er in Gedanken, wobei er einen weiteren Schluck von seinem bereits halbvollen Cognac nahm und ich feststellte, dass ich von meinem Glass bis jetzt nur einen einzigen Schluck genommen hatte und es immer noch an der Stelle des Tisches stand, wo ich es abstellte. Ich konnte mir vorstellen, was Mr. Franklin als nächstes in Erwähnung bringen wollte und begann nun deshalb, selbst mit dem Thema anzufangen: ,,Jeanette hatte mir heute Nachmittag diese Geschichte mit ihrer Schulkameradin erzählt und ich kann Sie deshalb sehr gut verstehen, dass sie Angst um Jeanette haben, ihr könnte das Gleiche passieren.“ Er schwieg und ich fuhr fort: ,,Sie können mir glauben, Sir, dass ich Ihrer Tochter so etwas niemals antun würde. Es käme mir nicht mal in den Sinn. Nicht so, wie der Freund dieser Schülerin.“ Die Geschichte schoss im Schnelldurchlauf durch meinen Kopf, worauf ich meinen Blick senkte und in einer bedrückten Tonart ergänzte: ,,Ich könnte mir auch gar nicht vorstellen, ihr so etwas anzutun. Das würde mich mein ganzes Leben lang nicht loslassen.“ Es herrschte kurzes Schweigen, dann stellte Mr. Franklin mir die Frage, die ich gar nicht von ihm erwartet hatte: ,,Liebst du sie?“ Ich sah ihn überrascht an, wandte den Blick aber wieder ab, worauf er sofort wieder das Wort ergriff und sagte: ,,Sieh mir bitte in die Augen, Tim, und sage mir, ob du sie liebst!“ Es war schwer, ihm ins Gesicht zu schauen ohne den Gedanken, ob er froh über meine Antwort sein würde, oder nicht. Schließlich atmete ich tief ein und antwortete: ,,Ja, Sir. Ich liebe sie. Noch nie habe ich für einen Menschen so viel empfunden, wie für sie. Sie ist ein wundervoller Mensch und so gefühlvoll, so zärtlich und so....und so wunderschön.“ Mr. Franklin legte seine Zigarre auf den Aschenbecherrand und sah mich zum ersten mal mit einem Lächeln im Gesicht an, bis er dann sagte: ,,Also weißt du Tim, ich bin wirklich sehr beeindruckt von dir. Du bist zweifellos ein vernünftiger und überaus höflicher junger Mann. Na gut, du magst vielleicht hier und da auch mal deine Späßchen treiben und zum Teil bist du für dein Alter auch noch recht kindisch und albern.“ Etwas bestürzt darüber, dass er dies negativ an mir fand, sah ich ihm ohne ein Wort zu sagen in die Augen und blickte anschließend auf die qualmende Zigarre auf dem Aschenbecherrand, bis Mr. Franklin dann noch erwähnte: ,,Aber das scheint Jeanette sehr an dir zu mögen, denn immerhin....hat sie auch noch eine gewisse Naivität an sich.“ Ich sah ihm wieder ins Gesicht und er fuhr fort: ,,Seit sie dich kennt, habe ich sie noch nie so glücklich gesehen. Sie strahlt förmlich vor Freude und das nur durch dich. Es ist schön, sie so wohl auf und in deiner Begleitung zu sehen.“ ,,Vielen Dank, Mr. Franklin.“, sagte ich verblüfft und fragte anschließend, da mich seine plötzliche Freundlichkeit ermutigte: ,,Aber wenn Sie sich nun so über Ihre Tochter freuen, warum haben Sie ihr heute Morgen dann soviel Angst gemacht?“ Er senkte das Gesicht und ich ergänzte: ,,Sie hatte soviel Angst vor Ihnen, dass sie weinte. Warum haben Sie die Sache nicht sachte zusammen mit Ihrer Frau angehen lassen?“ Er sah mir wieder ins Gesicht und antwortete: ,,Was glaubst du denn, was mir in dem Moment alles für Gedanken durch den Kopf gingen? Zuerst sah ich deinen Zettel auf dem Kopfkissen liegen, das Bett war noch unordentlich und dann kam Jeanette umgezogen mit ihrem Abendkleid in der Hand aus dem Badezimmer. Das kam mir sehr verdächtig vor, aber dass das Jeanette so verängstigen würde, war mir überhaupt nicht im Klaren.“ ,,Sie glaubte, Sie hätten sie schlagen wollen.“ Er schaute mich leicht erschrocken an, dann sah er bedrückt auf den Tisch und meinte: ,,Dazu wäre ich absolut nicht imstande. Ich habe Jeanette nie geschlagen und das werde ich auch niemals tun.“ Er schwieg und sah weiterhin auf den Tisch, wobei ich sagte: ,,Das glaube ich Ihnen, Sir. Aber in diesem Moment glaubte Jeanette das Gegenteil und....“ ,,Und ist sofort zu dir gelaufen, um bei dir Schutz zu finden.“, unterbrach mich Mr. Franklin und ich sah ihn unmissverständlich an, worauf er ergänzte: ,,Jeanette hätte genauso gut auch zu ihrer Mutter gehen können, aber sie ist zu dir gekommen, weil sie genau wusste, dass sie sich bei dir sicherer fühlen würde. Und genau so war es auch: Du hast ihr die Angst genommen und sie wieder zum Lachen gebracht und auch beim Dinner hast du ihr Schutz vor mir gegeben.“ ,,Nun ja. Sie haben es aber auch so wirken lassen, als hätten sie es schon längst vergessen.“ ,,Oh, das habe ich ganz gewiss nicht. Ich war jede Minute im Bergriff, euch darauf anzusprechen. Gerade weil Jeanette so vergnügt da saß, immer wieder zu dir rüberblickte und ihr beide unter dem Tisch Händchen gehalten habt.“ Das hatte er bemerkt? Darüber war ich recht überrascht und ich fragte ihn, obwohl ich mir die Antwort darauf schon vorstellen konnte: ,,Und was hat sie daran gehindert, zu sprechen?“ Er verdrehte die Augen und antwortete: ,,Jeanettes Mutter.“ Das machte mich nun neugierig und fragte: ,,Wieso Jeanettes Mutter?“ Mr. Franklin nahm seine Zigarre wieder und sagte: ,,Weibliche Intuition, aber damit will ich dich jetzt nicht in Verlegenheit bringen.“ Als ob mich das nun in Verlegenheit gebracht hätte, aber ich hielt den Mund. Er nahm wieder ein paar Züge und schaute zur Decke hoch, bis ich dann fragte: ,,Also sind Sie nun anderer Meinung, was Jeanette und mich angeht?“ Er lächelte und antwortete: ,,Nachdem du mich so überzeugt hast, kannst du mir das ganz gewiss glauben, Tim.“ Ich war stolz auf mich und hoch erfreut darüber, dass ich weiterhin mit Jeanette zusammen sein konnte, ohne dass es ihren Vater störte. Aber ich glaubte, dass uns beide das auch nicht aufgehalten hätte. Mir fiel dann aber die Ankunft in New York ein und ich sagte bedrückt: ,,Es wird nur bald sehr schwierig werden.“ Mr. Franklin fragte: ,,Wieso schwierig?“, worauf ich antwortete: ,,Na ja, wenn wir anlegen, reisen Sie weiter nach Philadelphia und ich bleibe bei meinen Eltern in New York. Da werden wir uns wahrscheinlich kaum noch sehen können.“ ,,Sag doch so was nicht, Tim.“, meinte Mr. Franklin tröstend und erwähnte: ,,So weit seid ihr voneinander nicht entfernt. Ihr könnt euch jederzeit besuchen und gegenseitig Briefe schreiben, so oft ihr wollt. Zugverbindungen gibt es zwischen den beiden Städten auch genug und eines möchte ich dir schon mal sagen, Tim: Du bist jederzeit in meinem Haus willkommen! Ich sehe es nämlich gerne, wenn du mit Jeanette zusammen bist.“ Darauf ich beruhigt: ,,Vielen Dank, Mr. Franklin. Das bedeutet mir sehr viel.“ Er zwinkerte lächelnd mit den Augen und nach einem kurzen schweigsamen Moment fragte ich ihn: ,,Wie haben Sie eigentlich in so kurzer Zeit soviel über mich heraus gefunden? Sie meinten doch, ich wäre für mein Alter noch sehr naiv und albern. Dabei kann ich mich nicht erinnern, es Ihnen gegenüber gewesen zu sein.“ Er grinste und sagte: ,,Ach, als Vater einer Tochter findest du schnell heraus, mit wem die Tochter so verkehrt. Und bei dir war das ganz leicht.“ ,,Aha.“, gab ich meiner Verwunderung zum Ausdruck und dachte darauf eine ganze Weile an Jeanette, bis ich fragte: ,,Sie sind doch bestimmt stolz, Vater einer so schönen Tochter wie Jeanette zu sein, oder?“ Darauf Mr. Franklin ein wenig verträumt: ,,Stolz ist gar kein Ausdruck, Tim. Es ist viel mehr als das. Sie ist, seit ich sie das erste Mal in den Armen hielt, meine kleine Prinzessin, mein ganzer Stolz und das Wertvollste, was ich habe. Und das wird sie auch immer bleiben.“ Ich war zutiefst gerührt und überrascht, als er ergänzte: ,,Dein Vater kann sich aber auch glücklich schätzen, einen Sohn wie dich zu haben und ich bin wahnsinnig froh, dass du und Jeanette euch kennen gelernt habt, denn ihr seid wirklich ein wunderbares Paar und ich bin mir sicher, dass ihr beide noch lange zusammen sein werdet.“ ,,Glauben Sie?“ Er nickte, worauf er plötzlich mit dem Finger auf mich zielte und in einer ernsteren Tonart sagte: ,,Aber eines will ich dir dabei sagen, Tim. Ich möchte nicht, dass ihr beide mit den Nächten nun zu weit geht. Ist das klar?“ Das klang aus ihm schon wie ein Befehl und konnte dem ja nun nicht wiedersprechen. Doch bevor ich ihm antwortete, kam Sir Gordon, der übrigens ein Angehöriger des britischen Hochadels war, von der Seite mit einem Brandy in der Hand und begrüßte uns, was wir dann auch taten. Dann sah mich Mr. Franklin an und ersparte mir die Antwort, indem er mir sagte: ,,Ich glaube, ich habe dich lange genug aufgehalten, Tim. Du solltest dich jetzt lieber beeilen, Jeanette wartet sicher schon auf dich. Ich danke dir für das Gespräch.“ ,,Es hat mich auch gefreut, Mr. Franklin.“ Ich stand auf und wollte gerade gehen, als Mr. Franklin mir noch hinterher rief: ,,Vergiss dein Cognac nicht.“ Ich ging noch mal zurück und holte meine Brieftasche raus, wobei er sagte: ,,Lass nur, der geht auf mich.“ ,,Dankeschön.“, sagte ich und ging nach einem freundlichen Abschied mit dem Cognac aus dem Rauchsalon. An der Tür hörte ich noch, wie Sir Gordon Mr. Franklin fragte: ,,Sagen Sie mal, Mr. Franklin. Gibt es mit Ihrer Tochter und diesem Jungen etwa Probleme?“ worauf Mr. Franklin antwortete: ,,Nein, Sir Gordon, es gibt keine Probleme. Das habe ich soeben mit großem Erstaunen festgestellt.“
Mit dem Cognac in der Hand lief ich zu Jeanettes Kabine und klopfte dort an. Die Tür ging auf und hinter ihr erschien das freundliche Gesicht von Mrs. Franklin. ,,Hier wartet schon jemand sehnsüchtig auf dich.“, sagte sie zu mir und gewährte mir den Eintritt. Jeanette lag kopfstützend auf dem Bett und strich sich mit der Fingern ein wenig durchs Haar. Die Schuhe hatte sie ausgezogen und die Füße vor sich auf dem Bett gelegt, doch kaum als sie mich erblickte, sprang sie sofort auf und legte ihre Arme fest um mich. Sie wollte mich fast gar nicht mehr loslassen, bis sie es dann schließlich doch tat und mich fragte: ,,Und, wie ist es gelaufen? Was hat mein Vater von dir gewollt?“ Ich strich sanft über ihr Kinn und sagte: ,,Er wollte sich nur davon überzeugen, dass ich dir niemals etwas antun würde, was dich verletzen oder dir schaden könnte.“ ,,Siehst du, Jeanette? Ich habe es dir gesagt.“ Wir schauten beide zu Mrs. Franklin, die immer noch an der offenen Tür stand und uns lächelnd ansah. Sie fuhr fort: ,,Ich werde euch beide jetzt mal alleine lassen, wir haben euch lange genug aufgehalten. Außerdem müsste ich sowieso noch mal ein Wörtchen mit meinem Mann reden.“, worauf sie uns zu zwinkerte und die Tür hinter sich schloss. Jeanette und ich sahen uns verblüfft an, bis ich sie hochnahm und mich mit ihr freudelachend im Kreis drehte. Als ich sie wieder runterließ, sagte ich zu ihr: ,,Ich habe dir doch versprochen, dass es gut ausgehen wird.“ Jeanette sah mich erleichtert an und sagte: ,,Du glaubst gar nicht, wie dankbar ich dir dafür bin.“ Ich strich ihre Wange und meinte: ,,Du brauchst dich dafür doch nicht zu bedanken.“ ,,Oh doch, das tue ich. Du hast meinem Vater klar gemacht, wie viel du mir bedeutest.“ ,,Nein.“, entgegnete ich: ,,Das hat er bereits gewusst. Ich habe ihm klar gemacht, wie viel du mir bedeutest und er war davon so beeindruckt, dass es ihm regelrecht die Sprache verschlug.“ Sie schaute einen Moment lang nach unten, sah mir dann wieder ins Gesicht und fragte: ,,Und dafür soll ich dir nicht dankbar sein?“ Ich lächelte sie an und sagte: ,,Das war doch wohl alles selbstverständlich gewesen, oder?“ Sie legte ihren Kopf an meine Brust und sagte: ,,Ich habe wirklich geglaubt, dass es mit uns vorbei wäre. Dass mein Vater mir nicht mehr erlauben würde, dich wieder zu sehen.“ Ich sah ihr in die Augen und sagte: ,,Glaubst du, das hätte mich aufgehalten? Meine Liebe zu dir ist etwas, was mir keiner nehmen kann, nicht einmal dein Vater.“ Ihr strahlendes Freudelächeln nahm zu und sie gab mir darauf einen ununterbrochen langen Kuss, der mich zwang meine Augen zu schließen und wieder dieses unglaublich schöne Gefühl um mich herum spüren ließ. Als sie meine Lippen wieder losließ und wir uns einen Moment lang ansahen, fragte ich sie: ,,Weißt du eigentlich, dass du auch wunderschön bist, selbst, wenn du weinst?“ Sie senkte ihr Gesicht nach unten und entgegnete ein wenig verlegen: ,,Findest du?“ ,,Oh ja. Auf dem ersten Anblick war ich natürlich total erschreckt, aber dann habe ich gesehen, wie wunderschön du dennoch bist und als du dann wieder das erste mal gelächelt hast, konnte ich mich nicht daran erinnern, je etwas schöneres gesehen zu haben.“ Wieder sah sie nach unten und meinte: ,,Das lag einzig und allein an dir. Du hast mich wieder zum Lachen gebracht.“ Ich stieß meine Stirn sanft gegen ihre und sagte: ,,Darüber war dein Vater auch sehr überrascht gewesen.“ Jeanette sagte nichts. Sie war in dem Moment wohl einfach nur glücklich darüber, dass sie sich nicht mehr fürchten musste und um ihren heutigen Tag noch einen freundlichen Abend zu machen, fragte ich sie: ,,Was meinst du, gehen wir noch ein wenig aufs Deck?“ Sie atmete tief entspannt ein und antworte: ,,Sehr gerne.“

Draußen auf dem Bootsdeck erzählte ich ihr ein wenig von dem Gespräch mit ihrem Vater und ich merkte, dass Jeanette mir gar nicht wirklich zuhörte, sondern es einfach nur genoss, in meiner Nähe zu sein. Doch als sie feststellte, dass ich von meinem immer noch vollen Cognacglas gar nichts trank, fragte sie mich: ,,Magst du den nicht?“ und ich antwortete kopfschüttelnd mit verzogener Miene: ,,Nein, der schmeckt so furchtbar.“ Ich hielt ihr darauf das Glas entgegen und ließ sie probieren, worauf sie den ganzen Cognac mit einem Zug leer trank. Ich sah sie total verblüfft an, worauf sie mir das leere Glas wieder zurück gab und meinte: ,,So, Problem gelöst.“ Noch immer recht erstaunt, sah ich abwechselnd sie und das leere Glas an, bis ich dann etwas albern ausgedrückt sagte: ,,Allerdings.“ Auf einmal hielt sich Jeanette die Hand an die Brust und fing an, zu husten, worauf sie dann keuchend mit grinsender Mimik meinte: ,,War wohl ein bisschen zu viel des Guten!“ Ich betrachtete das Glas und sagte: ,,Es gibt Leute, die davon nicht genug kriegen können.“, worauf Jeanette entgegnete: ,,Ja, zum Beispiel mein Vater. Er trink dieses Zeug fast jeden Abend.“ ,,Und du seit Neuestem anscheinend auch, oder?“ fügte ich rasch hinzu, was Jeanette mit einem kleinen Grinsen als Witz auffasste und ihren Mantel etwas zurecht zog, worauf sie anschließend fragte: ,,Wollen wir uns im Salon noch einen Brandy oder so etwas gönnen? Mir ist ein wenig kalt geworden.“ Ich sah sie mit gezogener Augenbraue an und sagte: ,,Du hast gerade einen ganzen Cognac getrunken!“, worauf Jeanette grinsend entgegnete: ,,Na und? Kalt ist mir trotzdem!“ Ich warf ihr einen erstaunten Blick zu und sagte: ,,Gut, wenn du darauf bestehst.“, worauf ich ihr meinen Arm entgegen hielt und wir uns gemeinsam auf dem Weg zum Salon machten. Als wir dort ankamen, stand diesmal ein Steward vor der Tür, der wohl kaum älter als 20 war und uns zurückhielt als er meinte, für Jugendliche sei der Zutritt im Salon unerwünscht. Ich dachte daran, wie Mr. Franklin das vorhin im Rauchsalon geregelt hatte und drückte dem Steward fünf Schilling in die Hand, wobei ich sagte: ,,Das geht schon in Ordnung, bringen Sie uns bitte zwei Brandys.“ Als er das Geld in seiner Hand sah, öffnete er die Tür und sagte: ,,Bitte treten Sie doch ein und wenn Sie noch einen Wunsch haben, brauchen Sie es nur zu sagen.“ Wie leicht man Stewards mit Geld doch umstimmen konnte. Wie gut, dass Onkel Frank mir die 50 Schilling am Tag der Abreise gegeben hatte. Dass wir aber nun eintreten konnten, hatte uns nicht viel gebracht, als wir feststellten, dass der Salon bis auf den letzten Tisch besetzt war. Zwar hatte uns der Steward die Brandys gebracht, aber im Stehen wollten wir sie ja nun auch nicht genießen. Er bot uns an, an die Bar zu gehen, doch ich hatte eine bessere Idee und nahm Jeanette an die Hand, worauf ich mit ihr wieder rausging und die Treppe runterlief und sie mich fragte: ,,Wo willst du denn hin?“ und ich antwortete: ,,In den Empfangsraum.“ ,,In den Empfangsraum?“ Jeanette blieb stehen und hielt mich zurück, worauf sie sagte: ,,Da ist doch jetzt niemand mehr und außerdem ist dort das Licht sicher schon abgeschaltet worden.“ ,,Na und?“ entgegnete ich grinsend: ,,Umso besser für uns, oder? Also komm.“ Wir liefen die Treppe weiter runter bis zum D-Deck, wo das Licht im Empfangsraum tatsächlich schon ausgeschaltet war und nur noch ein wenig Licht vom C-Deck sowohl als auch draußen vom Nachthimmel durch den dunklen Raum fiel. Selbst der schöne Kerzenleuchter auf dem Mittelgeländer war wie ausgeblasen und wirkte in der Dunkelheit ohne seinen goldenen Schein jetzt mehr wie eine dicke Pflanze mit aufrecht stehenden Zweigen. Aber dies alles hielt mich nicht davon ab, mich mit Jeanette auf zwei nebeneinanderstehenden Korbgeflechtstühlen am Fenster neben dem Flügel, an dem die Kapelle tagsüber spielte, zu setzen und mit ihr das weite dunkle Meer sowie auch vereinzelte Sterne, die sich durch den bewölkten Himmel hindurchzwingen konnten, zu beobachten. Während wir eine Weile einfach so im Dunkeln dasaßen und unseren Brandy genossen, versuchte ich die Zeit auf meiner Taschenuhr abzulesen und konnte 22:30uhr feststellen und als ich die Uhr darauf wieder einsteckte, sagte Jeanette: ,,Oh schau mal.“ Sie zeigte aus dem Fenster nach draußen, wo gar nicht so weit entfernt ein leicht beleuchtetes Schiff entgegen kam und parallel an uns vorbei fuhr. Auf der Brücke dieses Schiffes zeigte sich ein immer wieder auftauchendes Licht, welches mal lange anhielt, dann wieder kurz und ich bemerkte schließlich: ,,Sie senden Signale! Sie morsen uns!“ ,,Richtig!“ gab Jeanette meiner Feststellung zum Ausdruck und kurz darauf wurde das Wasser vor uns plötzlich erhellt, als die Titanic nun Rücksignale mit ihrer Morselampe gab. Schließlich verabschiedeten sich beide Schiffe mit einem langen Schein und fuhren ihre Wege auf den dunklen Horizont zu. Jeanette legte darauf ihren Kopf auf meine Schulter und sagte: ,,Weißt du, was ich meiner Mutter gesagt habe, während du mit meinem Vater im Rauchsalon warst?“ Ich lehnte meine rechte Stirnseite an Jeanettes Kopf und fragte: ,,Was denn?“, worauf sie antwortete: ,,Dass du ein Charmeur bist!“ ,,Ach ja?“ kam ich verwundert entgegen und Jeanette ergänzte: ,,Und dass du sehr romantisch sein kannst.“ Immer noch recht verwundert und zum Teil über mich selbst beeindruckt, fragte ich sie: ,,Wie kommst du denn darauf?“ sie antwortete: ,,Weil ich es gerade sehr romantisch finde, mit dir hier zu sitzen. Ganz alleine und ohne dass uns jemand stört. Mit einem wunderbaren Blick nach draußen und einen warmen Drink in der Hand. Ich könnte wirklich die ganze Nacht mit dir hier sitzen bleiben.“ Das rührte mich sehr, als sie das sagte und als ich meinen Arm um ihre Schulter legte, merkte ich, dass Jeanette die Schuhe ausgezogen und ihre Füße auf ein gegenüberliegenden Stuhl gelegt hatte, wodurch sie nun mehr lag als saß. ,,Was meinst du?“ fragte Jeanette nach kurzer Zeit: ,,Wollen wir die Nacht wieder gemeinsam verbringen?“ Recht überrascht über diese Frage dachte ich an das, was Mr. Franklin vorhin darüber zu mir sagte. Aber als ob ich diese Frage von ihr erwartet hätte, schien mir alles, was bei diesem Gespräch mit ihrem Vater zu Wort kam, auf einmal vollkommen gleichgültig zu sein und ließ alles davon in Vergessenheit geraten. ,,Wenn du es möchtest.“, sagte ich, wobei ich ihr ein wenig die Schulter strich und sie entgegnete: ,,Ja, ich möchte es, ich will in deiner Nähe sein.“ Ich strich weiterhin ihre Schulter und sagte: ,,Die sollst du auch kriegen.“ Wir schwiegen eine Weile und sahen weiter aus dem Fenster raus, bis ich dann meinte: ,,Los, darauf trinken wir. Auf Ex.“ Wir stießen an und tranken unseren ganzen Brandy auf einmal, worauf ich dann gut gelaunt sagte: ,,So, und jetzt will ich mal auf dem Flügel spielen.“ Ich stand auf und Jeanette fragte leicht ins Lachen übergehend: ,,Im Dunkeln?“ Doch bevor ich ihr die Antwort auf ihre Frage gab, entdeckte ich an der Wand einen Schalter, den ich betätigte und zwei Lampen an der Decke den Bereich, in dem wir uns befanden, erhellten. Jeanette zog ihre Schuhe wieder an und setzte sich neben mich auf den Flügelhocker, wo sie mir zusah, wie ich ein wenig auf den Tasten rumklimperte. Mit den Gedanken schien sie allerdings ganz woanders zu sein, denn sie fragte mich: ,,Gab es in deiner Heimatstadt kein Mädchen, was sich für dich mal interessierte?“ Ich überlegte und spielte jetzt nur noch vereinzelt irgendwelche Tasten, da ich mich nun an die alte Geschichte erinnerte, die ich eigentlich versucht hatte, zu vergessen: ,,Na ja, als ich zwölf war, hat mir ein Mädchen mal einen Liebesbrief geschrieben, ihr Name war Josefine. In dem Alter war ich allerdings noch sehr naiv und verstand nie, was sie von mir wollte. Sie hatte es immer weiter mit mir versucht, aber ich hatte sie nie beachtet. Ich hatte ihr nicht mal meine Aufmerksamkeit geschenkt. In dieser Zeit hatte sie sich auch sehr verändert und wurde total unfreundlich. So unfreundlich, dass sie sich sogar an dem Freund meiner Schwester vergriffen hat. Das war ein ganz furchtbares Drama zwischen ihr und meiner Schwester und es herrschte bittere Feindschaft zwischen ihnen. Das tat mir so unglaublich Leid, weil die beiden sich immer so gut verstanden haben und zusammen in einem Orchesterverein spielten.“ Ich stützte mich auf die Tasten und atmete schwer ein, worauf ich dann ergänzte: ,,Wenn ich Josephine noch mal wieder sehen könnte, würde ich ihr sagen, wie Leid es mir tut, dass ich sie so ignoriert und verletzt habe.“ Jeanette strich mir über die Hand und sagte: ,,Dazu hast du immer noch Gelegenheit und glaub mir Tim, sie wird dir sicher verzeihen.“ Ich sah sie an und fragte: ,,Glaubst du?“ Sie nickte lächelnd und antwortete: ,,Natürlich. Wenn du ihr einen Brief schreibst und ihr sagst, dass es dir Leid tut, dann weiß sie, dass du sie in den letzten Jahren doch nicht ignoriert hast. Und das würde ihr mehr bedeuten, als alles andere auf der Welt.“ Da schien was dran zu sein. Ich bewunderte Jeanettes Klugheit und lies meine Trübheit guten Gewissens wieder hinter mich, worauf ich Jeanette nach einer gewissen Zeit neugierig fragte: ,,Wie war es bei dir? Gab es keine Jungs, die sich vor dich hinknieten und dich anflehten, mit ihnen einen Spaziergang im Wald zu machen?“ Jeanette fasste es geschmeichelt auf und antwortete: ,,Im Mädcheninternat kaum.“, dann fuhr sie mit bedrückter Miene fort: ,,Na ja und als das mit meiner Schulkameradin passiert war, hielt ich mich lieber von Jungs fern, weil ich Angst hatte, auch an den Falschen zu geraten.“ Sie schwieg kurz, sah mir dann in die Augen und meinte: ,,Doch als ich dich kennen lernte, habe ich schon gar nicht mehr daran gedacht.“ Ich strich ihre Hand und sagte: ,,Das brauchst du auch gar nicht, denn mir liegt viel daran, dass es dir gut geht.“ Jeanette sah erfreut nach unten, worauf sie mich eine Weile beobachtete, wie ich auf den Tasten spielte und sie dann das Thema ergriff: ,,Deine Schwester spielt in einem Orchester? Ist sie Musikerin?“ ,,Oh ja“, gab ich mit großen Respekt zum Ausdruck und ergänzte: ,,Meine Schwester ist wirklich ein sehr großes musikalisches Talent. Wenn sie ein Notenplatt vor sich sieht, dann weiß sie sofort, wie dieses Stück klingt. Und wie toll sie ihre Querflöte spielt, ist einfach fantastisch. Ich habe sie schon bei mehreren Konzerten auftreten sehen und war immer wieder von ihr beeindruckt.“ Jeanette war erstaunt und fragte mich anschließend: ,,Spielst du kein Instrument?“ worauf ich antwortete: ,,Nein, dafür ist mein Interesse für Musik nicht groß genug. Ich finde, dass meine Schwester das große musikalische Wunder in der Familie bleiben sollte, während ich mir nur ein paar Kleinigkeiten abgucke und das, was sie auf ihrer Flöte spielt, versuche auf dem Klavier zu bringen, wobei ich zu geben muss, dass mir das immer recht leicht fällt.“ Jeanette stützte ihr Kinn auf meine Schulter und sagte: ,,Dann spiel doch mal ein paar Melodien, ich würde sie sehr gerne von dir hören.“ Ich ging auf ihren Wunsch ein und spielte so gut ich konnte Melodien wie die ,,Kleine Nachtmusik“, ,,Ode an die Freude“ und ,,Pour Elise“. Danach meinte Jeanette zu mir: ,,Das ist doch schon mal ein Anfang für einen Musiker, oder?“ Ich strich ihr zum Dank einmal über die Wange und meinte darauf zu ihr: ,,Versuch du es doch auch mal, es ist ganz leicht.“ Sie legte ihr zarte Hand auf die Tasten und versuchte eine Melodie zu spielen. Ich half ihr, indem ich meine Hand auf ihre legte und ihre Finger nacheinander auf die Tasten drückte, sodass sie die ersten Takte von ,,Bruder Jakob“ spielte. Danach war sie so eifrig darauf, das gesamte Lied spielen zu können, was ich ihr dann so lange beibrachte, bis sie es fehlerfrei beherrschte. ,,Super.“ , meinte ich begeistert zu ihr, worauf sie erfreut nach unten sah und sich darauf ein paar Haarsträhnen hinter ihrem Ohr zurückstrich, die während des Spielen vor ihr Gesicht fielen. Kurz darauf gab sie ein langes Gähnen von sich und ich fragte sie, ob sie müde sei, was sie mit einem einfachen Nicken als Antwort bestätigte. Ich stand mit ihr gemeinsam auf , wobei ich aus Versehen Jeanettes leeres Glas zu Boden stieß, das sie auf den Flügel stellte als sie sich zu mir gesetzt hatte. Das war für uns beide ein großer Anlass zum Lachen und als ich das Glas wieder aufheben wollte, fiel es mir recht schwer, mich wieder aufrecht hinzustellen. Auch Jeanette musste sich beim Aufstehen vom Hocker auf den Flügel hoch stützen. Waren wir beide etwa von dem Brandy angetrunken? Offensichtlich hatte der Alkohol in diesem Moment seine volle Wirkung gehabt und immerhin hatten wir unsere Gläser ja ziemlich schnell ausgetrunken. Und was Jeanette anging, hatte sie ja vorhin auch noch einen ganzen Cognac getrunken. Zu unseren Kabinen war es ja Gott sei Dank nicht so weit, da sie ein Stockwerk höher lagen und auf dem Weg dorthin fragte ich, in welche Kabine wir diesmal übernachten wollten und Jeanette antwortete sofort entschlossen: ,,Lass uns in deine Kabine gehen, da sind wir weit von meinen Eltern entfernt.“ Aus ihrer Kabine holte sie sich ihr Pyjamakleid und für Morgen noch was zum Anziehen, dann gingen wir schnurstracks rüber auf die andere Seite zu meiner Kabine. Dort angekommen machte ich gleich das Bett zurecht und setzte mich anschließend auf die Couch, wo ich mir die Schuhe auszog und gerade dabei war, mein Jackett abzulegen als Jeanette plötzlich vor meinen Augen ihr Abendkleid auszog und nun mit ihrem vollkommen nackten Busen vor mir stand. Ich errötete total und schämte mich fast tot. Wusste sie nicht, dass ich direkt vor ihr war? Sie schien es vollkommen zu ignorieren und zog sich ihr Pyjamakleid über, worauf sie noch ein wenig ihr Haar richtete. Sie schaute darauf kurz lächelnd zu mir hin und verschwand im Bad. Ich war noch immer völlig fassungslos, während ich mich weiter auszog und mir meinen Pyjama überzog. Warum hatte sie das getan? Ich wusste auf die Schnelle keine Antwort und als Jeanette wieder aus dem Bad kam, fragte sie leicht verwundert: ,,Was ist denn mit dir los? Du bist so still.“ Sie schien anscheinend gar nicht zu wissen, was sie gerade getan hatte, aber ich ging nun nicht darauf ein und sagte stattdessen: ,,Ich glaube, ich bin einfach nur müde.“ ,,Na komm, dann lass uns schlafen gehen.“, sagte sie und half mir auf. Sie ging mit mir ins Bett und deckte uns beide zu, worauf sie dann das Licht ausknipste und mir gute Nacht wünschte, nachdem sie mir noch einen sanften Kuss auf die Wange gab. Ich war zwar noch immer recht verwirrt, ob ich mir das vielleicht eben eingebildet haben könnte, aber der Kuss half mir schnell, es zu vergessen und mit Jeanette zusammen sanft in den Schlaf zu fallen.
 
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