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9/11 - Der Tag, der die Welt veränderte...

Kurzgeschichten · Erinnerungen
Ich weiß es noch genau. Ich weiß noch ganz genau, was ich dachte. Was ich fühlte. Wo ich war. Wie mir ging es Tausenden anderen auch. Es sind die Momente im Leben, von denen man immer wissen wird, was in diesem Augenblick im eigenen Leben geschah.
Ich befand mich gerade auf der Heimfahrt vom Kino, als es im Radio kam. Keiner wusste, was in den letzten zwei Stunden, die wir fröhlich im Kino verbracht hatten, wo anders auf der Welt geschehen war. Der Reporter im Radio berichtete mit gebrochener Stimme von eingestürzten Türmen, Hunderten von Toten, Flugzeugen, Feuer... Ich weiß noch genau, dass wir den neuen Film von Michael Bully Herbig sahen und uns köstlich amüsierten, doch als wir diese Meldung hörten, war die gute Laune wie weggeblasen. Ich wusste nicht, wo diese Katastrophe oder was genau überhaupt geschehen war, aber ich wusste, dass ich mehr darüber wissen wollte. Mehr darüber, wer dies alles angerichtet hatte. Darüber, wo dies geschehen und was passiert war. Die ganze Fahrt über lauschte ich den Berichten und langsam wurde mein Bild, von dem was geschehen war, klarer. Ich wusste, dass es in New York geschehen war. Zwei Flugzeuge waren in das World Trade Center geflogen. Mit voller Absicht. Die Anschläge gingen aus einer Reihe von Selbstmordanschlägen der Al – Qaida hervor. 19 ihrer Mitglieder hatten den Auftrag strategisch wichtige Punkte in den USA anzugreifen – das Pentagon, das World Trade Center und – wie nach den Anschlägen vermutete wurde – die Zentrale der Macht, das Weiße Haus.

New York erwachte gerade langsam aus einer Nacht, wie es hier schon viele gegeben hatte. Schon jetzt liefen Menschen eilig durch die Straßen der Stadt. Auch am World Trade Center herrschte schon reges Leben. Einige hatten gerade erst die Bürotüre hinter sich geschlossen, für andere begann der neue Arbeitstag. Die ersten Sonnenstrahlen spiegelten sich in den unzähligen Fenstern der Wolkenkratzer, als um 08.46 Uhr Ortszeit das Unfassbare geschah. Ein Flugzeug schlug mit voller Wucht im Nordturm des World Trade Centers ein. Wie ein Pfeil durchbohrte die Spitze der Boeing 767 den 411 Meter hohen Turm. Sofort war ein großer Feuerball zu sehen, der das World Trade Center zur Hölle werden ließ. Die Rauchsäule, die durch den Einschlag entstand, war weit über New York hinaus zu sehen. In diesem Augenblick dachte niemand daran, dass dieses grausame Schauspiel mit Absicht inszeniert sein sollte und man ließ die Beschäftigten im Südturm wissen, sie sollten Ruhe bewahren und an ihrem Arbeitsplatz bleiben. Noch gingen die Zuschauer und Behörden von einem Unfall aus. Allein in den durch das Flugzeug zerstörten Etagen und den Stockwerken darüber ließen im Nordturm 800 Menschen ihr Leben. Noch während Menschen sich am World Trade Center versammelten, beteten, bangten und hofften, geschah das zweite Unglück. Um 09.03 Uhr Ortszeit raste der Flug UA 175 in den Südturm der Zwillingsgebäude. Auch hier sterben in den vom Flugzeugeinschlag betroffenen Etagen weit über 600 Personen. Spätestens hier wurde allen klar, dass dies alles kein Zufall – und vor allem keine Unfall - sein konnte. Die Menschen am Boden waren fassungslos. Schock, Angst, Trauer, Wut... all das stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Viele versuchten wieder und wieder ihre Tochter, Frau, Mann, Sohn zu erreichen und Tränen hinterließen Spuren in den Gesichtern derer, die wussten, dass sie die, die sie lieben, vielleicht nie wieder sehen würden.
Es ist eine Ironie des Schicksals. Der Tag, an dem dies alles geschieht, ist der 11. September 2001. Oder auch 9/11, wie die amerikanische Schreibweise dieses Datums ist. 911 – die Notrufnummer in den USA, die in diesem Augenblick so viele in ihrer Verzweiflung wählten. Während all die Menschen geschockt am Fuß des World Trade Centers das Geschehen beobachtete, begannen um sie herum die Rettungsarbeiten. Alle arbeiteten Hand in Hand, um jeden Menschenleben, das noch zu retten war, zu retten: Hafenbehörde, Feuerwehr, Polizei, das US – Militär. Unmittelbar nach den Anschlägen sind Ärzte und Medizinstudenten vor Ort und leisten Erste Hilfe, an denen, die von herabstürzenden Trümmern getroffen wurden oder sich durch einen Sprung aus den brennenden Gebäuden zu retten versuchten.
New York war geschockt. Das Leben in der Weltstadt stand still. Es schien, als würde die Metropole den Atem anhalten. Keinen kümmerte es auch nur im geringsten, ob gerade das Essen auf dem Herd anbrannte oder der wichtige Vertrag auf dem Schreibtisch liegen blieb. Jeder versuchte irgendwie, die aktuellen Nachrichten zu verfolgen. Immer mehr Menschen versammelten sich am Fuße des World Trade Centers, hielten sich an den Händen und zündeten Kerzen an. Manche hielten Bilder ihrer Kinder oder Ehegatten in den Händen und weinten, weil es nun fast bittere Gewissheit war, dass sie sie nie wieder sehen würden.
Die Türme brannten. Wie große Fackeln ragten sie in den New Yorker Himmel. Während das grausame Schauspiel in New York sich weiter zuspitzte, geschah ungefähr 300 Kilometer weiter südlich der nächste grauenhafte Anschlag. Um 09.37 Uhr flogen die Terroristen den Flug AA 77 direkt in das Pentagon. Das Flugzeug schlug eine Schneise in das fünfeckige Verteidigungsministerium und explodierte dann. Der Feuerball zerstörte auch die darüber liegenden Etagen und kostete184 Menschen das Leben.
Etwa zeitgleich geschieht in New York das, was jeder geahnt hatte, aber keiner wahrhaben wollte. Der Südturm des World Trade Centers gibt der gewaltigen Hitze des Feuers, das in ihm wütete nach und stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Auf den Zusammenbruch des Turms folgt der Zusammenbruch der Angehörigen. Sie mussten das Sterben ihren Liebsten mit ansehen und wussten genau, dass sie nichts tun können um ihnen zu helfen. Andere flehten, dass die Leute im Nordturm gerettet werden konnte. Er hielt der kochenden Hitze im Inneren 29 Minuten länger stand als sein Zwillingsbruder. Mit dem Einsturz des Nordturms stürzt auch jegliche Hoffnung, die noch irgendwo tief in den Herzen der Hinterbliebenen loderte, in sich zusammen. Der Staub ließ New Yorks Himmel so dunkel werden wie den Tag, der den Glauben an die Unverwundbarkeit Amerikas in 77 Minuten zerstörte.

Während in den USA eine Welt zusammenbricht, sitzt der mächtigste Mann der Welt bei einer Schülervorlesung in Florida. „Mr. President, America has been attacked!“ - Mr. Präsident, Amerika wurde angegriffen. Mit diesen Worten erhält George W. Bush die schreckliche Nachricht. Doch entgegen aller Erwartungen reagiert er nicht wie eine Mann in seiner Position es tun sollte. Er zeigte keinerlei Reaktion, sondern hörte in aller Ruhe weiter der Vorlesung zu. Erst nach 20 Minuten entschied er sich, eine erste Stellungnahme abzugeben, bestieg dann die Airforce One und erreichtet gegen Abend Washington.

In New York begann man Erinnerungsstellen zu errrichten. Absperrzäune oder Wandflächen wurden mit Fotos, Briefen an die Toten und Gedenkstücken geschmückt. Und die Welt litt mit New York. Aus vielen Ländern trafen noch am Unglückstag Beileidsbekundungen ein – erschreckenderweise ertönte aber auch Jubel über die Anschläge aus einigen arabischen Ländern. Die Trauerfeier für die Toten, an der alle in New York beheimateten Gruppen und Religionen teilnahmen, wurde landesweit im Fernsehen übertragen.

Die Anschläge boten viel Raum für Spekulationen. War am Ende doch nicht die Al Qaida, die sich später zu den Anschlägen bekannte, dafür verantwortlich? Steckte die Regierung oder ihre Geheimdienste dahinter? Wo war das Flugzeug, das ins Pentagon stürzte? Und warum stürzte später auch ein Nebengebäude des World Trade Centers ein? Diese Fragen werden die Angehörigen immer verfolgen, doch ganz geklärt werden sie wohl niemals.

Bis wieder der Alltag in der Millionenstadt einkehrt, sollten Tage, Monate, Jahre vergehen. Noch acht Monate nach den Anschlägen stieg Rauch aus der Angriffsstelle. Erst im Main 2002 wurden die Räumungsarbeiten für abgeschlossen erklärt. Ground Zero wurde zur Gedenkstelle für alle Hinterbliebenen. Hier konnten sie den Toten Tribut zollen. Eine Lichtinstallation malt jede Nacht zwei Lichtsäulen in den Abendhimmel, in Gedenken an das World Trade Center und seine Toten. Ein Jahr nach den Anschlägen – am 11. September 2002 wurde hier eine Gedenkfeier abgehalten. Die Namen aller Toten wurden von Vertretern der jeweiligen Nationen zur Musik von Enyas „Only Time“ verlesen.

Noch heute lassen die Zahlen dieses Tages einen frösteln. 9/11 – der 11. September - gleich zu setzten mit der Notrufnummer der USA. 2590 Personen starben in und an den beiden Türmen des World Trade Centers. 24 Vermisste. 125 Menschen lassen im Pentagon ihr Leben. 14 Personen erlagen ihren Verletzungen. 246 Passagiere und die Besatzung der Flugzeuge kamen ums Leben. 327 dieser Personen waren keine US-Bürger und stammten aus 80 verschiedenen Ländern.

Dieser Tag wird sich für immer in das Gedächtnis der Weltbevölkerung gebrannt haben. Gefühle, die man in diesem Moment hatte, werden immer da sein. Jeder wird wissen, wo er zu dem Zeitpunkt war, als er die Nachricht der schrecklichen Anschläge bekam. Niemand wird diesen Tag je vergessen, nichts wird so sein, wie es einmal war...





Denn wer kann sagen, wohin die Straßen führen?
Wohin die Tage fließen?
Nur die Zeit...

Enya – Only Time
(offizielle Hymne des 11. Septembers)
 
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Kommentare  

huhu
darf ich mal fragen von wem die negative stimme kam?
mich würde mal interessieren warum?
vielleicht meldet sich der/diejenige mal wäre echt mal interessant die kritik und wäre echt dankbar.


Summer Peach (04.10.2008)

Hi Kaya,
ich finde ja, die Frage zu der Aufmerksamkeit und ob ein Verbrechen schrecklicher ist als das andere stellst du zu Unrecht. Es gibt viele Verbrechen, die in den Medien genauso viel oder noch mehr Aufmerksammeit bekommen. Und jedes Verbrechen sollte nie in Vergessenheit geraten. Man kann Verbrechen nicht vergleichen und sollte es auch gar nicht versuchen.
Mit ihrem Text will Summer Peach bestimmt nicht dieses eine Ereignis in den Vordergrund stellen, sondern neben andere Katastrophen und Verbrechen, an die man sich immer wieder erinnern wird. Und wenn die Hinterbliebenen und die USA glauben, dass sie eine Hymne dazu brauchen, finde ich, dass es keinen Grund dagegen gibt. Wir haben auch unsere Arten, wie wir den Opfern des 2. Weltkriegs oder der Mauer/ des Mauerfalls gedenken.

LG,
das Kleckschen


Tintenkleckschen (01.09.2008)

Du hast die Ereignisse aus dem September 2001 sehr
gefühlvoll, teils allerdings recht pathetisch
zusammengefasst. Merkwürdig daran ist für mich, dass
dieser Anschlag und der Einsturz dieser Hochhäuser
deutlich mehr Aufmerksamkeit erhält als andere
Untaten der menschlichen Rasse, bei denen tagtäglich
ihre Artgenossen völlig ungehört und ungesehen unter
Terror, Krieg und Folter leiden und sterben. Und diese
Aufmerksamkeit und das damit verbundene Entsetzen
entsteht nur, weil Millionen Menschen das New Yorker
Attentat im Fernsehen verfolgen konnten. Und dann
stellt sich mir stets die Frage: Ist ein Verbrechen
schrecklicher als andere, nur weil es live übertragen
wird? Und braucht dieses Verbrechen sogar eine eigene,
offzielle Hymne? Es ist ja schließlich keine Seifenoper á
la "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", wo man gleich an der
Titelmelodie erkennt, womit man es zu tun hat (und
schnell umschalten kann ;-). Ich glaube ausserdem
nicht, daß dieser Anschlag die Welt verändert hat. Die
Welt verändert sich ohnehin ständig, sie ist schon in der
nächsten Minute nicht mehr die, die sie zuvor war. Das
hat man schon in der Antike festgestellt. Und sie dreht
sich wahrscheinlich immer weiter, und dabei ist es ganz
egal, was wir für einen Blödsinn anstellen. Sorry, meine
Gedankengänge gehören hier sicher nicht alle hin, aber
du hast deinen Text gut geschrieben. Sonst hätte ich
vermutlich diese Gedanken so nicht gedacht.

Gruß
Kaya


anonym (29.07.2008)

So, jetzt mal ein dickes Lob für dich! Die Story ist echt gut.
Trotzdem muss ich noch auf ein paar Fehlerchen hinweisen...

Alle arbeiteten Hand in Hand, um jeden Menschenleben, das noch zu retten war, zu retten:

--> jedeS Menschenleben

im Main

--> im Mai

125 Menschen lassen im Pentagon ihr Leben.

--> ließen ihr Leben

LG, Kleckschen


anonym (29.07.2008)

ach ja für alle die es interessiert:
hab mit dieser story den ersten platz in dem wettbewerb gemacht, bei dem ich sie eingereicht habe!*freu*
liebe grüße
Summer


Summer Peach (28.07.2008)

danke schön!
freut mich, dass es so gut ankommt. es war ein beitrag für einen wettbewerb hier in meiner stadt. ich hoffe, die die es bewerten müssen sehen es genauso.


Summer Peach (27.06.2008)

Verdammt gut geschrieben.
Ich hatte mich sowieso gefragt, warum noch keine Story zum 9/11 gepostet ist.
Mir geht das ganze noch immer so nah, dass ich mir nicht mal die Bilder im TV ansehen kann, wenn sie wieder gezeigt werden.
Vielen Dank für deine Story!!!!! *****


Pia Dublin (27.06.2008)

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