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4 Seiten

Sound Of Love (11. Kapitel)

Romane/Serien · Romantisches
Mir fiel buchstäblich die Kinnlade herunter. „Tory!“, rief ich entsetzt. „Was machst du da?!“ Wut kochte in mir hoch. Wie konnte sie Jack so dermaßen hintergehen?! Und sowas nannte sich meine beste Freundin! Gefolgt von Lindsay stürmte ich in unser Zimmer und hielt ihr freundlicherweise die Türe auf, um diese dann wutentbrannt hinter mir zuzuknallen. Ich fühlte mich, als hätte sie mich genauso betrogen wie Jack. Sauer ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte stur auf einen Punkt an der Wand. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Auch Lindsay schien sprachlos. Als sie ihre Sprache wieder gefunden hatte, meinte sie: „So hätte ich Tory nie eingeschätzt!“ Das war alles. In diesem Moment flog die Türe auf und Tory stand mit zerzausten Haaren vor uns, zupfte gerade noch wieder ihre Bluse zurecht. Ich ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen, sondern stellte sie gleich zur Rede: „Nun, was hast du zu Deiner Verteidigung zu sagen?“ Es war nicht richtig, was sie getan hatte, aber ich konnte sie nicht verurteilen, bevor ich nicht die ihre Version der Geschichte kannte. „Summer“, mit großen Schritten lief sie zu mir und nahm neben mir auf dem Bett Platz, „bitte hör mir zu!“ Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. Sie widerte mich an. Ich stand neben Lindsay und sah Tory ausdruckslos an. Sie schien das als Verständnis zu deuten und begann zu reden. „Summer, bitte versteh mich! Es ist einfach so passiert. Keith war auf einmal da. Er war für mich da. Du musst verstehen. Du hattest auf einmal Marcus. Lindsay kam mit Ian zusammen. Ich fühlte mich einsam. Jack ist so weit weg. Es reicht mir nicht, ihn nur alle drei Monate zu sehen. Mensch Summer, du weißt selbst, dass New York kein Katzensprung ist. Ich wollte auch jemanden, an den ich mich anlehnen konnte!“ Ich runzelte die Stirn. „Und das soll die Erklärung für Deine – Affäre – sein? Sorry, Tory, aber das ist mir echt zu hoch!“ Ich begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. „Hast Du dabei überhaupt nur einen Gedanken an Jack verschwendet? Dich gefragt, wie es ihm geht?“ Tory lächelte – was mir völlig unverständlich war. „Ja, ich habe an Jack gedacht!“ Sie machte eine kurze Pause und ihr Blick verschwamm. „Ich habe sogar sehr oft an ihn gedacht. Deswegen habe ich ja diese – wie du es nennst – Affäre begonnen. Keith ist nur eine – hmm, sagen wir, Bettgeschichte. Ich liebe Jack und daran wird sich nichts ändern, aber Keith ist hier für mich da!“ Na, dass wurde ja immer besser. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. „Sag mal Tory, sonst geht’s dir gut, ja?“, brauste ich auf. „Willst Du damit sagen, keiner der beiden Jungs weiß vom anderen?“ Torys Lächeln wurde breiter. „Ja, Summer, du hast erfasst! Das ist doch genial oder?“ Was wollte sie jetzt von mir hören? Ja, Tory, dass hast du spitze gemacht? Ich wollte schon immer eine Freundin, die die Jungs gegeneinander ausspielt! „Genial? Tory, das kann nicht Dein Ernst sein!“ Meine Wut wuchs mehr und mehr. „Jack ist seit dem Kindergarten mein bester Freund, Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich gut heiße, wie Du mit seinen Gefühlen umgehst! Was soll ich Deiner Meinung nach jetzt tun?“ Tory stand auf und kam auf mich zu. Ich konnte ihre Art gerade nicht mehr ertragen. Dass Freundschaft so schnell in Abneigungen, ja, fast Hass umschlagen konnte, hätte ich nie gedacht. „Summer, es muss keiner davon erfahren! Lindsay, Du hältst doch auch dicht, oder?“ Meine Augen wurden immer größer. Das glaubte sie ja wohl selbst nicht, was sie da gerade erzählte. Auch Lindsay schien mit der Situation überfordert, doch sie brachte ein ungläubiges Kopfschütteln hervor. Ich war froh, dass sie mir den Rücken stärkte. Das gab mir Kraft für mein weiteres Handeln. „Das kannst Du nicht wirklich glauben, Tory?! Jack hat ja wohl ein Recht darauf es zu erfahren!“ Während ich sprach, wurde ich immer lauter. „Und weißt du was, Tory?“ Sie sah mich völlig überrascht an, als wäre es etwas völlig Unverständliches, was ich hier tat. „Verschwinde!“ Ich sah Lindsay an und sie nickte in stiller Zustimmung. „Verschwinde und such Dir ein neues Zimmer! Ich will dich nie, nie wieder sehen!“ Ich deutete zur Türe. Wortlos stand Tory auf und verschwand – für immer aus meinem Leben.

„Jack?“ Er hatte gerade sein Telefon abgenommen. „Jack, hier ist Summer! Hast du Zeit?“ „Hey Peach, klar, für dich hab ich immer Zeit!“ Ich setzte mich auf mein Bett und atmete durch. Ich konnte immer noch nicht glauben, was Tory getan hatte. „Vielleicht…vielleicht solltest Du dich besser setzten, Jack. Das, was ich dir zu erzählen habe, wird Dich umhauen!“ „Ist alles ok, Summer?“ „Nein…“ Und ich erzählte Jack, wie ich gerade eben Tory mit Ich – saug – an – deinem – Hals – herum – Keith erwischt hatte, berichtete von ihrer Reaktion und meinem Entschluss. Auch ohne Jack zu sehen, kannte ich seinen Gesichtsausdruck genau und wusste, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen. „Ich… ich hielt es für richtig dich anzurufen und es dir zu erzählen…“ Jack schluckte und flüsterte mit gebrochener Stimme: „Ich habe sie geliebt! Dass sie mich so hintergeht, hätte ich nie gedacht…“ Er schluckte wieder. „Summer?“ „Ja?“ „Kann ich dich dieses Wochenende besuchen kommen?“ Ich nickte, obwohl ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte. „Ich brauche dich!“

Diese Nacht schlief ich nur sehr unruhig. Der Mond schimmerte leicht durch die Jalousie des Dachfensters und warf seinen Schein auf Torys leeres Bett. Bevor ich eingeschlafen war, war mein Blick immer wieder zu ihrem Bett hinüber gewandert. Ich hatte darüber nachgedacht, was sie getan. Und mir war immer noch nicht klar, warum sie es getan hatte. Mit ihrer Aktion hatte sie mich genauso getroffen wie Jack. Sie war meine beste Freundin gewesen, nie hätte ich ihr sowas zugetraut. Ich dachte immer, ich würde sie kennen. Doch anscheinend war mir etwas Entscheidendes entgangen.
Die Nacht war nicht gerade angenehm und als ich am nächsten Morgen erwachte, taten mir alle Knochen weh. Meine Matratze schien über Nacht unbequem geworden zu sein. Als ich die Augen aufschlug, stand Lindsay bereits fix und fertig im Zimmer. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war bereits viertel nach sieben! „Oh mein Gott“, stöhnte ich, „warum hast du mich nicht geweckt, Lindsay?“ Sie lächelte nur. Auch ihr saß der Schock von gestern noch merklich in den Gliedern. Nachdem ich mich in Windeseile geduscht, geschminkt und angezogen hatte, ging ich mit Lindsay gemeinsam hinunter zum Frühstück. Da wir ziemlich spät dran waren, war der Weg nach unten diesmal angenehm leicht zu meistern. Die Schlange am Buffet war auch schon merklich geschrumpft. Mit schwer beladenen Tabletts machten wir uns auf zu unserem Tisch. Hier war auch den anderen die Müdigkeit anzumerken. Ich ließ meinen Blick am Tisch entlang schweifen. Tory saß nicht an ihrem angestammten Platz uns gegenüber, sondern hatte sich zu unserer Oberzicke Sabrina gesellt. Na gut, wenn sie jetzt diese Gesellschaft bevorzugte… Ich lauschte den Gesprächen um mich herum, als mir ein kleines Mädchen, vielleicht elf Jahre alt, auf die Schulter tippte. Ich kannte sie, sie war im letzten Jahr in der Klasse gewesen, bei der ich Tutorin gewesen war. „Hey Summer, Du möchtest nach dem Frühstück bitte zu Mrs Summerland kommen.“ Ich schluckte das letzte Stück meines Apfels hinunter. „Klar, danke, Sophie!“ Sie drehte sich um und war in einer goldblonden Wolke verschwunden. So trug ich also mein Tablett zur Ausgabe und machte mich auf den Weg nach oben. Mrs. Summerland arbeitete bereits wieder. Da sie ihr eigenes Büro hatte, war es kein Problem Fynn zu beaufsichtigen und die Arbeit zu erledigen.
Ich klopfte sachte an die Türe und kaum, dass ich die Hand weggenommen hatte, ertönte von innen ein deutliches „Herein“. Ich öffnete die Türe und sah Mrs. Summerland mit Fynn auf dem Arm. „Hallo, Mrs. Summerland! Sophie hat mich zu Ihnen geschickt?!“ „Oh…ja!“ Mrs. Summerland legte Fynn zurück in ihre Wiege und begann, in einem Stapel Papiere herumzukramen. „Hier haben wir es!“ Sie legte mir ein Blatt vor. „Ihr bekommt eine neue Zimmerbewohnerin, nachdem Tory ausgezogen ist!“ Ich überflog das Blatt, auf dem Namen und sonstige Angaben zu unserer neuen Mitbewohnerin standen. „Das ging aber schnell…“, wunderte ich mich, war aber gleichzeitig froh, nicht länger ein leeres Bett sehen zu müssen. „Wenn Du einen Moment wartest, rufe ich sie eben aus…“ Sie ging ans Mikro und machte die Durchsage, mit der Bitte, Emily – so war ihr Name – möchte doch bitte in ihr Büro kommen. Während wir warteten, nahm ich Fynn auf den Arm und spielte mit ihr. Dazu hatte ich noch nicht wirklich Zeit gefunden. Gleich darauf klopfte es an, die Tür flog auf und man sah erst mal nur eine schwarze Wolke und blitzend braune Augen. Überrascht legte ich Fynn zurück in ihre Wiege. Emily war eine exotische Schönheit, nie zuvor hatte ich sie hier gesehen, was sie mir auch gleich erklärte: „Meine Eltern sind von Neuseeland hierher gezogen…und das mitten im Jahr…“ Sie schaute ziemlich zerknirscht, doch gleich darauf lächelte sie wieder und hakte mich unter. Ich mochte sie auf Anhieb. „Zeigst Du mir Euer Zimmer?“, fragte sie, während sie schon den Türgriff in Hand hatte. Ich nickte nur und winkte Mrs. Summerland über die Schulter zu.
 
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Kommentare  

Das ist schön. Freu`mich schon drauf:)))

Petra (19.04.2009)

Hallo Petra,
die kommt hoffentlich bald...habe im Moment nicht wirklich zeit zum schreiben - falls ich heute dazu komm, ist die Fortsetzung vielleicht schon morgen da!
LG


Summer Peach (19.04.2009)

Hallo Summer,
wann kommt deine Fortsetzung?


Petra (19.04.2009)

Hoffentlich findet Summer in Emily eine bessere Freundin.

Petra (14.04.2009)

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