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Ginnys letzter Sommer 5 Teil-Endlich eine Familie

Romane/Serien · Romantisches
Alison zog wieder zu Patrick und Ginny Alison. Die Kleine war überglücklich.
So rückte das Weihnachtsfest näher und diesmal sollten Luisa und Will mit Sarah nach Seattle kommen. Da Alison wieder zu Hause war, brauchte der Besuch diesmal nicht in Hotel zu schlafen, sondern konnte in dem großen Gästezimmer des Hauses wohnen und schlafen.
Es wurde ein schönes Weihnachtsfest.

XXXXXX

Kurz nach Weihnachten wurde noch ein zweites Fest gefeiert. Nämlich die Hochzeit von Steven und Christa. Normalerweise hatten sie ja schon in März heiraten wollen, aber Christas Mutter war schwerkrank geworden und sie war zu ihrer Mutter gefahren, um sie zu pflegen. Im Juli war ihre Mutter gestorben und da Christa ihre Mutter sehr geliebt hatte, hatten sie die Hochzeit auf Dezember verschoben…

XXXXXX

"Mami, werde ich dann bald einen Bruder oder eine Schwester bekommen?" fragte Ginny A. Anfang des neuen Jahres ihre Mutter.
"Ja, ich bin sicher, dass sich dein Wunsch bald erfüllen wird."
"Oh fein", jubelte Ginny A. aufgeregt und hopste herum.

XXXXXX


Mitte Januar hatte Alison einen Termin beim Frauenarzt. Aufgeregt wartete sie nach der Untersuchung auf das Ergebnis. Sie erfuhr, dass sie im zweiten Monat schwanger war. Sie freute sich und hoffte das Patrick auch glücklich darüber sein würde. Trotzdem hatte sie ein wenig Herzklopfen und so trank sie nach ihren Arztbesuch noch einen Kaffee. Erst danach fuhr sie nach Hause.
Patrick saß im Wohnzimmer und las seiner Tochter eine Geschichte vor.
"Oh hallo Liebling, da bist du ja." rief er zu Alison gewandt, schlug das Buch zu, beugte sich zu Ginny A. hinunter und sagte leise " Ich lese später weiter."
"Okay Daddy." Die Kleine kletterte von seinem Schoss runter und ging in ihr Zimmer. Irgendwie spürte sie das ihre Mami ihrem Vater etwas Wichtiges sagen wollte und sie hoffte, dass es das war, was sie sich an meisten wünschte. Nämlich, dass sie bald einen Bruder oder eine Schwester bekam. Im Augenblick dachte sie nicht daran, dass sie das Baby gar nicht würde sehen können.

Patrick nahm seine Frau in die Arme.
"Hattest du einen schönen Tag, Liebes?", fragte er zärtlich.
"Du siehst so glücklich aus, als ob…." Er sprach nicht weiter, denn er wurde plötzlich an jenen Tag erinnert, als Ginny ihm gesagt hatte, sie würde ein Kind bekommen. Er war so glücklich gewesen, bis zu jenem Moment als sie sagte , das sie Leukämie hätte. Doch trotz dieser Tatsache hatte sich Ginny sich entschlossen das Kind zu bekommen. Es waren neun schwere Monate gewesen. Und dann wenige Tage vor dem errechneten Termin hatte Ginny ihr Kind bekommen. Doch sie hatte es nicht mehr sehen können, denn als der erste Schrei des Kindes ertönte, hatte sie für immer die Augen geschlossen.
"Patrick? Ist alles in Ordnung?", fragte Alison besorgt und sah ihn liebevoll an.
"Ja es geht mir gut. Wolltest du mir etwas sagen?"
"Ja, Liebling. Ich war heute beim Frauenarzt. Ich werde in sieben Monaten ein Kind bekommen."
"Das ist wundervoll, Liebling. Ich freue mich."
Patrick küsste Alison zärtlich und verdrängte Ginnys Bild. Jetzt gab es nur noch Alison, seine Tochter und das Baby, das Alison ihn in sieben Monaten schenken würde….

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Ginny Alison war überglücklich als sie erfuhr, dass sie nun bald eine Schwester oder Bruder bekommen würde.
"Ich kann dir dann auch helfen, wenn das Baby da ist. Ich bin doch schon groß."
"Ja, mein Kleines ich weiß, aber es dauert noch ein bisschen. Es ist erst in August soweit."
"Das ist aber noch sehr lange"…….

Die Zeit verging. Alisons Tante kam für zwei Wochen zu Besuch und freute sich darüber, dass zwischen Alison und ihrem Mann wieder alles in Ordnung war.
"Patrick freut sich auf unser Baby. Aber manchmal behandelt er mich, als wäre ich eine zerbrechliche Puppe. Dabei ist alles okay."

XXXXXX

Anfang März zog Sarah mit ihren Eltern nach Seattle. Will, Sarahs Vater war hierher versetzt worden. Die beiden Mädchen waren überglücklich, denn so konnten sie jeden Tag zusammen sein. Sobald Sarah ihre Hausaufgaben erledigt hatte, kam sie zu Ginny A. und die beiden Mädchen zogen sich in Ginny A. Zimmer zurück. Sarah hatte ein Buch mit Blindenschrift gekauft.
"Ich werde dir das Lesen beibringen, Ali. Und wenn du in die Schule kommst, werden die staunen, dass du schon lesen kannst."
"Kannst du denn die Blindenschrift lesen?", fragte Ginny A . erstaunt.
"Ich habe einen Kurs gemacht. Wann kommst du denn in die Vorschule für Blinde Kinder?"
"Nach den Osterferien . Aber nur so lange bis ich operiert werde. Ich weiß nicht genau, wann das ist, aber ich hoffe bald . Ich bekomme doch im August eine Schwester oder einen Bruder. Und ich muss meiner Mami doch helfen, das habe ich ihr versprochen."
"Das kannst du bestimmt, Ali."
Als Alison eine halbe Stunde später vom Einkaufen zurück kam, wunderte sie sich darüber, dass alles so ruhig war. Leise öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer und musste lächeln, als sie das Bild sah, das sich ihren Augen bot. Sarah und Ginny A. lagen auf dem Bett, vor ihnen lag ein aufgeschlagenes Buch. Ginny A. fuhr mit ihren Fingern über die, in Blindenschrift geschriebene, Schrift und las laut und deutlich:" Die kleine Prinzessin Christina lebte in einen großen Schloss. Sie hatte alles was ein kleines Mädchen sich nur wünschen konnte, nur eines fehlte ihr: Eine Freundin mit der sie ihre Spielsachen teilen konnte."
"Sehr gut Ali. Du deine Mami ist da."
"Mami, hast du uns was mitgebracht?"
"Aber sicher und zwar etwas für uns alle. Sarah, wenn du Lust hast, kannst du heute bei uns übernachten. Deine Eltern kommen auch heute Abend. Es gibt nämlich was zu feiern."
"Oh klasse, was feiern wir denn?"
"Das ist eine Überraschung. Aber ich verrate dir schon mal etwas: Es hat mit dir zu tun."
"Mit mir?" Ginny A. legte zwei Finger an die Stirn und Sarah und Alison mussten unwillkürlich lachen, als sie das sahen.
"Ich glaube ich weiß was das ist, Mami. Ich werde bald operiert? Und dann komme ich in eine richtige Schule, weil ich dann ja wieder richtig sehen kann. Ich brauche also nicht in die Vorschule für blinde Kinder zu gehen."
"Nun es stimmt fast, mein Kleines. Aber die Operation wird erst im November stattfinden, am 21. Das heißt also, du musst bis dahin in die Vorschule gehen. Aber es sind ja nur ein paar Monate. Was glaubst du, wie die staunen werden, wenn sie hören das du schon so perfekt lesen kannst. Nun sei doch nicht traurig mein Liebling. Du bist doch nur bis Mittags weg, dann hole ich dich ab. Und außerdem sind es noch sechs Wochen bis dahin. So jetzt bringe ich euch ein paar Kekse und heißen Kakao und dann könnt ihr weiterlesen."
Am Abend gingen sie in ein vornehmes und ziemlich teures Restaurant essen. Es wurde ein fröhlicher Abend und alle hofften, dass es auch eine erfolgreiche Operation werden würde…


XXXXXX

Die Zeit verging. Ginny A. kannte bereits alle Geschichten aus dem Buch, das Sarah ihr geschenkt hatte. Patrick und Alison waren stolz auf ihre Lesekünste. Auch rechnen konnte sie etwas.
Der Tag an dem Ginny A. erster Schultag in der Vorschule begann, rückte näher.
Am Morgen hatte sie Bauchschmerzen und leicht erhöhte Temperatur,
"Ich will bei dir bleiben, Mami."
"Aber Süße, du wirst sicher viele neue Freundinnen finden. Du bist doch schon groß, oder?"
"Ja klar, aber… Okay Mami , ich probiere es und wenn es mir nicht gefällt bleibe ich einfach daheim."
"Nun, wir warten es ab. Ich bin sicher es gefällt dir. Und nächstes Jahr ,da bist du ja in einer richtigen Schule."

XXXXXX
Abends erzählte Ginny A. ihrem Vater von ihrem ersten Schultag.
"Und Mrs. Schneider hat ganz schön gestaunt, als ich aus der Lesefibel vorgelesen habe. Kein anderes Kind konnte schon lesen nur ich."
Stolz schwang in der Kinderstimme mit und Alison und Patrick sahen sich an und lächelten.
"Soll das heißen, du willst morgen wieder hingehen?"
"Aber natürlich. "

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Eines Morgens, Alison war alleine zu Hause und räumte im Kinderzimmer auf, klingelte es an der Tür. Alison lief zur Treppe, fasste nach dem Geländer und wollte nach unten gehen, aber plötzlich stöhnte sie auf, ließ das Geländer los und presste beide Hände auf ihren Bauch. Vor ihren Augen verschwamm alles. Sie machte einen Schritt nach vorne und fiel…

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Als sie wieder zu sich kam, lag sie in einem Bett im Krankenhaus. Sie fühlte nichts, hatte nicht einmal Schmerzen, es war eine seltsame Leere in ihr, so als hätte sie etwas verloren. Und sie ahnte, dass es das Baby war. Sie schloss die Augen und weinte still vor sich hin.
Die Tür wurde geöffnet und Patrick kam herein.
"Liebling , ich habe so einen Schreck bekommen, als man mich anrief und mir mitteilte, dass du die Treppe runter gefallen bist. Ist alles in Ordnung mit dir?"
Er setzte sich auf den Stuhl der neben dem Bett stand und griff nach ihrer Hand, die eiskalt war. Er küsste ihr die Tränen vom Gesicht und ohne das sie etwas sagte, wusste er, dass sie das Baby verloren hatte.
"Ich liebe dich, Ali und ich bin froh, dass dir nichts passiert ist . Ich weiß, wie sehr du dich aufs Baby gefreut hast, ich wollte es doch auch".
"Es tut mir so leid, wenn es nicht an der Tür geklingelt hätte, dann"…
"Nein, nicht, Liebling, es ist nicht deine Schuld. Bitte weine nicht."
"Aber unser Mäuschen, sie hat sich so sehr auf ein Geschwisterchen gefreut, sie wird traurig sein".
"Ist schon gut, ich erkläre es ihr. Und jetzt schlaf ein bischen. Ich komme heute Abend mit Ginny A."
Patrick küsste seine Frau liebevoll auf die blassen Wangen und verließ dann das Zimmer.
"Mr. Edwards, kann ich Sie einen Moment sprechen?"
"Aber sicher Dr. Milford."
Mit einen unguten Gefühl folgte Patrick den Arzt in dessen Büro. Er spürte instinktiv, dass es nichts Gutes war, was der Arzt ihm mitteilen würde.
"Es tut mir sehr leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihre Frau keine Kinder mehr bekommen kann", sagte der Arzt.
"Was? Ist das sicher Dr? Zu 100%?"
"Ja, es tut mir wirklich sehr leid. Ich weiß, dass Sie bereits eine Menge Schicksalsschläge hinnehmen mussten. Und jetzt kommt ein weiterer hinzu."
Patrick stand auf. Er konnte es kaum fassen, aber es war wahr.
"Ich werde es meiner Frau selber sagen, aber erst morgen. Heute Abend komme ich mit meiner Tochter wieder."
Der Arzt nickte….
Patrick ging wie in Trance zu seinem Wagen. Er setzte sich hinters Steuer und schloss sekundenlang die Augen. Was würde noch alles kommen? Hatte er nicht genug Leid erlebt? Zuerst Ginny, die kurz nach der Geburt ihres Babys gestorben war. Dann sein eigener Unfall, der ihn für kurze Zeit an den Rollstuhl gefesselt hatte. Doch eine Operation hatte ihn davor bewahrt, sein ganzes Leben im Rollstuhl verbringen zu müssen. Und dann seine Tochter, die von einen Auto angefahren worden war und dadurch ihr Augenlicht verloren hatte. In sechs Monaten sollte sie operiert werden und er konnte nur dafür beten, dass sie nicht den Rest ihres Lebens in ewiger Dunkelheit verbringen würde verbringen müssen.
Und nun Alison. Durch ihren schweren Treppensturz würde ihr eigenes Mutterglück für immer versagt bleiben….

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"Daddy, wo ist Mami, geht es ihr gut?"
"Ja mein Liebling, aber leider hat sie das Baby verloren".
"Das Baby? Es ist tot? Ist es dann in den Himmel gekommen? Zu meiner richtigen Mami?"
"Ja, und dort wird es ihm gut geben, Liebes."
Patrick nahm seine Tochter in die 'Arme und strich zärtlich durch ihre langen blonden Locken.
"Wird Mami dann bald ein anderes Baby bekommen, Daddy?"
"Nein, mein Kleines. Sie hat sich bei dem Sturz sehr schwer verletzt und deshalb wird sie niemals mehr ein Baby bekommen können."
Jetzt strömten die Tränen über das schmale Kindergesicht und es dauerte sehr lange bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte.
"Kann ich zu Mami? Ich muss sie doch trösten."
"Natürlich, mein Mäuschen. Wir fahren nach dem Abendbrot zu Mami."

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"Mami."
Ginny A. umarmte ihre Mutter und legte ihr tränenfeuchtes Gesicht an Alisons Wange.
"Daddy hat gesagt, dass das Baby im Himmel ist und dort wird es ihm gut gehen. Und meine richtige Mutter wird auf es auf passen, weil es doch noch so klein ist."
"Ja, mein Liebling und es wird alles gut gehen."
Alison lächelte unter Tränen. Noch wusste sie nicht, dass sie Patrick nie ein eigenes Kind würde schenken dürfen.
Die Tür wurde geöffnet und eine Krankenschwester kam herein
"Es tut mir leid, aber die Besuchszeit zu Ende."
"Okay mein Liebling, ich komme morgen früh wieder."
Patrick küsste seine Frau zärtlich auf und Ginny A. gab ihr einen Kuss.
"Darfst du bald nach Hause, Mami?"
"Ja sicher in ein paar Tagen. Und nun sei schön brav, mein Mäuschen. Gute Nacht."
"Gute Nacht."

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Am nächsten Morgen brachte Patrick seine Tochter in die Blindenvorschule. Sie weinte, weil sie nicht mit zu ihrer Mami durfte.
"Heute Nachmittag, mein Kleines. Und jetzt sei schön brav mein Liebes."
Er gab Ginny A. einen Kuss und stieg dann in seinen Wagen. Eine halbe Stunde später war er in Krankenhaus.
"Da bist du ja Liebling. Dr. Milford hat gesagt, ich darf am nächsten Freitag nach Hause. Ich bin ja so ja so froh, ich vermisse euch so."
"Ich vermisse dich auch, mein Liebling. Und nun muss ich dir was sagen."
Alison sah ihn an und ein Schatten flog über ihr Gesicht, denn sie spürte dass es nichts Gutes war.
"Ali, Dr. Milford hat gesagt, dass …du kein Baby mehr bekommen kannst."
"Nein, nein das kann nicht sein."
"Es tut mir leid , Ali. Ich liebe dich und…"
Patrick hielt inne und nahm Alison in die Arme. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihren Körper.
"Ich habe mir so sehr ein Baby gewünscht. Ich wollte dir ein Kind schenken, aber es sollte nicht sein. Verzeih mir."
"Es wird alles gut, Kleines. Wenn du dir so sehr ein Baby wünscht, dann werden wir eines adoptieren."
"Du meinst wir sollen ein fremdes Kind adoptieren? Aus dem Kinderheim?"
"Ja wenn du es willst."
"Ich weiß nicht , Patrick. Es wäre nicht das selbe wie ein eigenes Kind."
"Ja, ich weiß und du hast recht, mein Kleines."
"Nein, warte Patrick. Bitte tu mir einen Gefallen und fahr heute Nachmittag ins Kinderheim."
"Das mache ich. Ich bringe Ali her und fahre dann ins St. Anna Kinderheim."

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Um fünfzehn Uhr parkte Patrick seinen Wagen auf dem Parkplatz des Kinderheims. Ein wenig komisch war ihm zumute. Würde er wirklich ein fremdes Kind lieben können, wie sein eigenes?
Eine junge Frau führte ihn in das Zimmer der Direktorin.
"Was kann ich für Sie tun, Mr. Edwards? ", fragte sie , nachdem Patrick sich vorgestellt hatte.
Patrick schluckte ein paar mal und erzählte, warum er gekommen war.
"Und Ihre Frau? Warum ist sie nicht mitgekommen?"
"Sie liegt im Krankenhaus, Mrs Sanders. Sie ist gestern Vormittag die Treppe runtergestürzt und sie….sie war im sechsten Monat schwanger und hat durch den schweren Treppensturz das Baby verloren. Heute morgen musste ich ihr sagen, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann."
"Und deshalb möchten Sie und Ihre Frau ein Kind adoptieren? Haben Sie sich das gut überlegt?"
"Ja."
"Gut"
Mrs Sanders drückte auf eine Klingel und kurz darauf erschien eine junge Schwester.
"Melissa, führen Sie Mr. Edwards herum."
"In Ordnung."
Patrick folgte Melissa auf den Flur.
"Die Kinder sind hier zwischen einem Monat und fünfzehn Jahren alt. Sie wollen sicher ein Baby adoptieren, nicht wahr?"
"Ja. Meine Frau hat ihres durch einen Unfall verloren und kann keine Kinder mehr bekommen."
"Das tut mir leid."
Melissa öffnete eine Tür und führte Patrick in ein großes Zimmer. Patrick konnte mehrere Kinderbettchen sehen, die nebeneinander standen. Er trat an eines der Bettchen, in dem ein kleines Mädchen von etwa vier Monaten lag und fest schlief. Er konnte nicht widerstehen und hob das Baby vorsichtig aus dem Bettchen. Ganz sanft strich er über den dunklen Haarflaum.
"Wie heißt sie?"
"Laura Elizabeth. Sie wurde Ende Januar geboren und ist fast vier Monate alt. Ihre Mutter ist erst sechzehn und geht noch zur Schule. Ihre Eltern haben sie gezwungen das Baby gleich nach der Geburt wegzugeben. Sie wollte es nicht, aber da sie noch minderjährig ist, hatte sie keine andere Wahl"
"Und der Vater des Kindes?"
"Darüber weiß ich nichts. Sie sollten mit Mrs. Sanders darüber sprechen."
"Ja das werde ich tun."
Patrick legte das Baby zurück ins Bettchen…
Die Führung dauerte eine Stunde. Am Ende schaute Patrick noch mal nach der kleinen Laura Elizabeth. Sie war jetzt wach und schaute ihn aus großen blauen Augen an.
"Vielen Dank für die Führung, Melissa. Ich bin sicher, dass sich meine Frau genau wie ich für die kleine Laura Elizabeth entscheiden würde. Ich werde jetzt noch einen Termin für ein Gespräch mit Mrs Sanders ausmachen."
Er nickte der Frau zu und klopfte an die Bürotür.



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Am späten Nachmittag erzählte er Alison von seinen Besuch im Kinderheim und von der fast vier Monate alten Laura Elizabeth , dessen minderjährige Mutter von ihren Eltern gezwungen worden war ihr Baby wegzugeben.
"Du hättest sie sehen sollen, Ali."
"Werden wir das Baby mitnehmen, Daddy?"
"Wir werden sehen, Kleines. Am nächsten Freitag fahren wir noch mal hin. "
"Dann darf ich mit? Oh bitte", bettelte Ginny A. aufgeregt.
"Ja natürlich. Wir fahren alle zusammen hin."



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Zehn Tage später holte Patrick seine Frau aus den Krankenhaus ab und dann fuhren sie ins Kinderheim. Die Direktorin erwartete sie bereits
"Freut mich Sie kennen zu lernen, Mrs. Edwards. Und wer bist du kleines Fräulein?"
"Ginny Alison und ich werde bald sieben und im November werde ich an den Augen operiert."
Die Direktorin lächelte und strich kurz über das Haar des Mädchens.
"Und du möchtest eine kleine Schwester haben oder einen kleinen Bruder?"
"Ja, Mami hat ihr Baby verloren, es ist jetzt im Himmel und meine richtige Mutter passt auf es auf. Kann ich jetzt zu Laura Elizabeth gehen?"
"Noch ein bischen Geduld. Ich muss erst noch ein bischen mit deinen Eltern reden. Aber wenn du willst kann dich Hanna mit ins Spielzimmer nehmen. Deine Eltern holen dich dann nachher dort ab. Ist das okay?"
"Ja sicher."
Die Direktorin drückte auf die Klingel und wenige Minuten später erschien ein junges Mädchen.
"Hanna, nimm bitte Ginny A. mit ins Spielzimmer und wenn sie mag dann hole ´Kekse und Kakao aus der Küche."
"Mach ich. Komm Kleines". Sie steckte ihre Hand aus, aber als Ginny A. nicht reagierte, sagte sie freundlich " Du brauchst keine Angst vor mir zu haben."
"Habe ich auch nicht", sagte Ginny A. etwas trotzig.
"Hanna, unsere Tochter ist blind."
"Oh entschuldigen Sie bitte, das wusste ich nicht."
Sie nahm Ginny Alisons Hand und kurz darauf klappte die Tür hinter den beiden zu.


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Eine knappe Stunde später holten Patrick und Alison ihre Tochter aus dem Spielzimmer ab.
"Was ist denn, Mami, Daddy? Können wir Laura Elizabeth gleich mitnehmen?"
"Nein so schnell geht das nicht. Die Direktorin bereitet die Papiere vor. Dann kommt noch jemand von Jugendamt und in ein paar Monaten wird sie, wenn alles gut geht, unsere Tochter und deine Schwester sein."
"Klasse". Ginny A. klatschte aufgeregt in die Hände.


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"Mr und Mrs. Edwards , ich freue mich Sie kennen zulernen. Mein Name ist Sharon Stanford."
"Bitte setzen Sie sich doch Mrs. Standfort. Möchten Sie einen Kaffee?"
"Ja sehr gerne."
Alison ging in die Küche und kam zehn Minuten später mit einen Tablett zurück. Nachdem sie den Kaffee eingeschenkt hatte, setzte sie sich.
Sharon schlug die Akte ,die vor ihr auf dem Tisch lag, auf.
"Mrs Sanders sagte mir, dass Sie gerne die Kleine Laura Elizabeth adoptieren würden. Nun, ich denke, dass es da keine Probleme geben wird. Karen ist minderjährig und ihre Eltern, also die Großeltern der Kleinen haben einer Adoption zugestimmt. Nächste Woche können Sie Laura Elizabeth zu sich holen und sie vorerst in Pflege nehmen. Wenn alles gut verläuft und nichts dazwischenkommt , dann können Sie die Kleine bald adoptieren". Sie tranken noch Kaffee dann stand Sharon auf.
"Ich komme in vier Wochen komme ich wieder . Auf Wiedersehen".
"Auf Wiedersehen, Mrs. Standford"
Patrick brachte die junge Frau zur Tür. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und nahm Alison in die Arme.
"Bist du glücklich, Liebling?"
"Ja, sehr. Sie wird es gut bei uns haben. Und Ginny A. wird sie ebenso lieben wie sie ihre richtige Schwester oder Bruder geliebt hätte".


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Eine Woche später fuhren sie ins Kinderheim und holten die Kleine Laura Elizabeth ab. Dann fuhren sie nach Hause wo Ginny A. schon ungeduldig wartete.
"Ist sie da?"
"Ja, sie schläft im Augenblick, aber wenn sie aufgewacht ist darfst du ihr die Flasche geben".
Alison legte das Baby in die Wiege. Sie konnte es kaum glauben, dass ihr Traum sich erfüllt hatte, auch wenn das Baby, das dort friedlich in der Wiege schlief, nicht ihr eigenes war. Auch Ginny Alison war nicht ihr leibliches Kind, sondern ihre Nichte, aber sie liebte sie wie ihre eigene Tochter.

XXXXXX

" Trinkt sie ,Mami?'"
"Ja und es schmeckt ihr sehr gut. Sie hat wirklich einen beachtlichen Appetit."
"So ihr drei, was haltet ihr davon wenn wir ausgehen und ein wenig feiern?"
"Ja, das wäre toll, gehen wir zu "Angelo"?"
"Klar Mäuschen."
Alison ging ins Kinderzimmer und kam mit der Tragetasche zurück. Vorsichtig nahm sie Ginny A . das Baby ab und legte es in die Tragetasche.
"Wir können fahren, Patrick", sagte sie fröhlich.
Eine Viertelstunde später saßen sie in Angelos Restaurant. Ein Kellner brachte die Speisekarte.
"Ich habe großen Hunger, Daddy . Ich möchte die Pizza Hawaii und eine große Brause."
"Kriegst du Mäuschen. Was möchtest du denn essen, Ali`?"
"Das Rumpsteak mit Pommes Frites , einen Salat und ein Rotwein."
Der Kellner kam wieder und Patrick gab die Bestellung auf. Ab und zu warf Alison einen Blick in die Tragetasche und musste lächeln, denn Laura Elizabeth schlief tief und fest unbeeindruckt von dem Lärm rings umher.

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Eines Tages, kamen Christa und Steven zu Besuch. Christa war in fünften Monat schwanger und sie und Steven freuten sich wahnsinnig auf das Baby das im Oktober auf die Welt kommen sollte.
"Da habe ich auch Geburtstag, Tante Christa. Das wäre toll wenn dein Baby am gleichen Tag Geburtstag hat wie ich. Dann können wir immer zusammen feiern. Aber ich werde ja schon sieben und wenn dein Baby so alt ist wie ich bin ich schon vierzehn."
"Das ist aber noch lange hin, Kleines. Da kommt deine Mami und sie hat deine kleine Schwester dabei."


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Die Zeit verging. Sharon Standord Anfang Juli wieder vorbei und konnte sich davon überzeugen, das sich Laura E. prächtig entwickelte.
"Ich muss Ihnen sagen, dass wirklich alles gut verläuft. Laura Elizabeth könnte in keine liebevollere Familie kommen. Ich wünschte das alle Kinder die im Heim sind, das gleiche Glück hätten. Aber leider ist es nicht so, es hat schon viele Schwierigkeiten gegeben und deshalb geben wir die Kinder erst einmal in Pflege und wenn alles gut verläuft, dann kommt es zu einer Adoption. In Ihrem Fall kann ich aber die Pflegezeit verkürzen. Die Großeltern haben die Adoptionspapiere bereits zugeschickt bekommen. Sobald ich sie zurückerhalten habe, werde ich Sie schriftlich benachrichtigen".
"Vielen Dank Mrs. Standford".


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"Hallo Sarah, komm doch herein. Ginny A. ist in ihren Zimmer und wartet schon ungeduldig auf dich, ich ihr nämlich versprochen das ihr Laura E. ein wenig spazieren fahren dürft."
"Oh Klasse. Ich habe von meiner Mutter zehn Dollar bekommen, für Eis. Und ich wollte Ali einladen."
"Na dann viel Spaß ihr beiden. Aber seid bitte um fünf wieder hier, denn dann bekommt Laura E. ihre Flasche."
"Klar, Mrs. Edwards."
Sarah ging zum Kinderzimmer und klopfte dreimal und wartete.
"Ja herein."
Sarah öffnete die Tür und trat ein….
Eine Viertelstunde später zogen die beiden Mädchen los. Sarah schob den Kinderwagen mit einer Hand, mit der anderen hielt sie ihre Freundin fest. Wenig später erreichten sie das Eiscafe. Sie suchten sich einen Platz und Sarah bestellte zwei große Eisbecher mit viel Sahne. Die Kellnerin, ein junges Mädchen, brachte das Eis und schaute kurz in den Kinderwagen. Sie zuckte dabei leicht zusammen, fing sich aber wieder und frage freundlich. "Ist das deine kleine Schwester?" Bei diesen Worten sah sie Ginny A. an, die das natürlich nicht sehen konnte. Deshalb nickte Sarah an ihrer Stelle.
"Darf ich fragen , wie alt sie ist?"
"Fast sechs Monate. Und sie heißt Laura Elizabeth",sagte Ginny A.
"Sie ist wirklich süß. Du freust dich bestimmt das du ein Schwesterchen hast?"
"Ja, aber eigentlich ist sie.."
Sarah stieß ihre Freundin unter den Tisch mit dem Fuß an und sagte leise so das nur Ginny A. es verstand. "Du solltest nicht so viel erzählen, Ali."
Karen warf noch einen Blick in den Kinderwagen und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als sie erkennen musste, dass das Baby, das da friedlich in Kinderwagen schlief, ihr Kind war. Sie hatte es neun Monate unter ihren Herzen getragen und dann kurz nach der Geburt hatte man ihr das Kind weggenommen. Trotzdem war sie sicher, dass es ihre Tochter war. Sie spürte es einfach. Jetzt biss sie sich auf die Lippen und konnte nur mühsam die Tränen unterdrücken. Rasch entfernte sie sich.
"Die war aber komisch. Sie hat Laura Elizabeth angesehen und ganz merkwürdig geschaut", sagte Sarah.
"Vielleicht wünscht sie sich auch ein Baby.", meinte Ginny A.
"Möglich. Ich bezahle jetzt und dann gehen wir noch ein bischen spazieren."
"Okay".
Sarah nahm die Rechnung die Karen auf den Tisch gelegt hatte, ging damit zur Kasse und bezahlte. Sie bemerkte, dass Karen sie anblickte und ein komisches Gefühl beschlich sie. Sie nahm sich vor, Ginny A. Mutter von der Kellnerin zu erzählen.
Karen hatte die beiden Mädchen ohne, dass sie es bemerkten, verfolgt. Jetzt sah sie wie Sarah eine kleine Pforte öffnete, den Kinderwagen durchschob die Pforte schloss und dann wieder nach der Hand des anderen Mädchens griff . Karen wandte sich mit klopfenden Herzen ab. Sie fragte sich, ob die Leute die dort wohnten ihr kleines Mädchen bereits adoptiert hatten. Sie hatte nur einen Gedanken ihr Kind zurückzubekommen. Aber wie? Ihre Eltern waren ihr keine Hilfe, denn sie hatten sie ja gezwungen, das Kind zur Adoption freizugeben . Und Gary? Er wusste nicht einmal, dass er eine kleine Tochter hatte. Als sie ihren Eltern erzählt hatte, dass sie schwanger war, hatten sie sie zu ihrer Tante geschickt und dort hatte sie bis zu ihrer Geburt bleiben müssen, Gary hatte sie seitdem nicht mehr gesehen , aber sie wusste, dass er sie noch liebte, denn sie hatte mehrere Briefe von ihm gefunden, im Schreibtisch ihres Vaters. Sie hatte dort nach Geld gesucht, weil sie abhauen wollte und dabei die Briefe entdeckt. Lange hatte sie mit sich gekämpft, ob sie mit ihm in Verbindung treten sollte, hatte es dann aber nicht getan . Aber jetzt würde sie zu ihm gehen und ihm sagen , dass er eine Tochter hatte. Sie war sich sicher dass er sie heiraten würde, wenn er erfuhr, dass sie ein Kind hatte. Und sobald sie seine Frau war würden sie gemeinsam darum kämpfen, das Kind zurückzubekommen.
Heiraten, ja das war allerdings nur mit der Einwilligung ihrer Eltern möglich, aber vielleicht gab es auch eine andere Möglichkeit? Sie beschloss am Abend zu Gary zu fahren.

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"Irgendwie war mir diese Frau unheimlich, Mrs. Edwards. Sie hat in den Kinderwagen geschaut und dann ganz erschrocken geguckt."
"Mach dir mal keine Gedanken, Sarah. Aber es war gut so, dass du Ginny A. davon abgehalten hast , mehr zu erzählen. Sie ist manchmal ein rechtes Plappermäulchen".
Sarah lachte. Sie war trotzdem froh , dass sie Alison von er Frau erzählt hatte, denn jetzt fühlte sie sich wohler.
"Möchtest du zum Abendessen bleiben, Sarah? Es gibt Brathähnchen mit Pommes Frites."
"Lecker. Ich bleibe gerne. Aber ich muss meine Mom anrufen."
"Klar, wenn du Lust hast , kannst du auch hier schlafen."
"Super, dann laufe ich schnell heim und hole mein Nachthemd und meine Zahnbürste."


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"Dann haben wir ja einen Babysitter", sagte Patrick wenig später lachend als er erfuhr, dass Sarah bei ihnen schlafen würde. "Dann gehen wir heute Abend mal so richtig schön aus. Wie wäre es mit Kino":
"Prima Idee."


XXXXXX

Fortsetzung folgt in Kürze!!!!
 
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Morgen gibt es die Fortsetzung von Teil 5.Ich schreibe es jetzt in Fortsetzungen weil es sonst zu lang wird.Ist auch spannender.Also seid gespannt auf morgen....
Es geht auch bald weiter.....
Carrie


Carrie White (29.07.2009)

na endlich ging das mal hier weiter jetzt... muß ja auch lachen, wie Petra es schreibt, mit den vielen Schicksalsschlägen, die so im Leben einem treffen können. Da rechnet man ja gar nicht damit, aber gute Ideen. War wieder sehr schön und fließend zu lesen. Hätte gern schon weitergelesen, denn bin ja nun auch gespannt.

Fan-Tasia (28.07.2009)

Was dir aber auch alles an Schicksalsschlägen einfällt. Das ist schon erstaunlich. Wie schon Fan- tasia beim vorigen Kapitel anmerkte: Da denkt man, nun kann doch eigentlich gar nichts Schlimmes mehr passieren und doch schlägt das Schicksal wieder hart zu. Bin echt gespannt, was die junge Mutter anstellen wird, um ihr Kind zurück zu bekommen.

Petra (28.07.2009)

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