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Der Männer Dranntanzung und der Frauen Emanzipadings.

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Der Männer Dranntanzung und der Frauen Emanzipadings.
Oder:
Viel Fett für beide Seiten.

Aufdringliche Dranntanzung. Eines der Beispiele, an denen man feststellen kann, das viel Gemanne nicht aus den 50er Jahren herauskommt. Darunter zu verstehen ist eine Form der Annäherung des Mannes an die Frau, welche sich auf der Tanzfläche unter ihresgleichen schon unauffällig der nervigen Anmache an der Theke, in der Toilette, beim Kleideraufhängen, Getränkebestellen oder einer anderen beliebigen Tätigkeit, so sie in einer Discothek zu verrichten möglich ist, zu entziehen suchte. Und das meistens erfolglos und durch echt fesche Anmachsprüche wie "Lauf nicht zu weit vor mir weg, Deine Chancen schwinden sonst."
Modern war dieses Balzritual irgendwann zur Zeit des viktorianischen Venedigs, dem ewigen Maskenball. Dies zeigt auch wie viel der Großteil der Männchen der Gattung Homo Nochwas in der Sache seitdem dazulernte und warum ihm Gesicht und bürgerlicher Name sowohl vor als auch nach dem Koitus oft egal sind. Zur Verteidigung muss ich aber sagen, dass der Mann vor dem bezirzen erstmal sich selbst und dann seinen Körper überwinden muss.
Denn Männer sind alle Schizophren, bestehen aus Zwei getrennten Wesen, die sich zu einer mehr schlechten als rechten Symbiose zusammenfinden: Geist und Körper. Um das zu koordinieren muss manch einer ganze Checklisten abarbeiten.

1.: Wenn du eine Frau siehst, nicht sofort die Hände auflegen, Du bist kein Messias.
2.: Nicht mit speeren werfen, Du bist nicht auf der Jagd.
3.: Erzähl keine Witze!
4.: Denktätigkeit aufnehmen - und dann in den Kopf verlagern.

Trotzdem sind es nicht wenige, die Allwöchenendlich das dranntanzen an der Frauen Hüfte vollziehen, welche von Suizidgefährdeten dabei auch schon mal unaufgefordert mit den Händen umschlossen werden. Frauen wissen jetzt was ich meine, Heteromänner müssen sich erst Mut antrinken und den Gegenstand dieser kleinen Abhandlung als Rollenspiel in der Schwulendisco nacherfahren.
Besagte (Heteros) werden sehen: Es ist erschreckend. Dabei gilt die Hüfte vor Opa Recht tatsächlich als neutrale Zone, was wieder die Frigidität und zeitweise Weltfremdheit des Rechtes offenbart.

Und auf das beruft der Herr sich nicht nur hinter der Kleingartenpalisade, sondern auch bei der Neutralzonenvollkontaktbalz. Die dranngetanzte verschießt an dieser Stelle oft, gern und auch berechtigt einen Blick 11er Schrot, die den jeweiligen Zaunkönig fürderhin der Balz beunfähigen, und sein Erscheinungsbild dem schlürfbaren Breis anpassen würde, doch trifft das verschossene in solcher Situation meist nicht ins Ziel, da beide Blickkontaktorgane des Dranntänzers aus noch ungeklärter Ursache auf dem Po der Schützin ruhen.

So ausgedrückt wird wohl jedem die ganze Peinlichkeit solchen Vorgehens klar. Doch die Dranntanzung ist nur die erste Stufe auf der zwischenmenschlich-erotischen GAU-Leiter. Denn nunmehr reibt der Prekastrat seine neutrale Zone an die ihre und schürft so im auf dem Niveau leicht schimmeligen Bodensatzes befindlichen Reportoir erotischer Stimmungsmache. Im besten Fall klatscht dem Mann nun die Hand der aus seiner Sicht beglückten und willigen Stute ins Gesicht, im schlimmsten, der drantanzung aber am adäquatesten, wird eine Flasche Bier bestellt welche am Hals abgeschlagen und als Chirurgisches Werkzeug fremdbezweckt wird, wonach die Hüfte des Mannes tatsächlich auf eine neutralen Zone zugeschnitten ist.

Wieso wundert es da noch irgendjemanden, wenn seit einigen Jahren die Frauen die Männer irgendwie nicht mehr ernst nehmen? Am besten lässt sich jeder männliche Discobesucher gleich eine ICD10 Nummer nach seiner Wahl auf die Stirn tätowieren. Dann weis die Weiblichkeit wenigstens was drin ist und kann den Blattschuss schon mal präventiv auf offener Flur anbringen.

Doch wer sich nun klar darüber ist, das der Mann nichts begehrenswertes, sondern nur ein Flickwerk aus gut gemeinten aber restlos vergeigten Notlösungen ist, der betrachte jetzt bitte mal das Passstück. Denn trotz nervig militanter Emanzipationsattitüde mehrheitlich und schlussendlich doch mit Ferkelerziehung und Buntmachung zwecks Balzgesellenlockung beschäftigt, bietet sich hier enttäuschender weise kein wirklich erbaulicherer Anblick.
Seit die Frau in der Mehrheit dem Manne wenigstens oberflächlich gleichgestellt ist, darf sie, wie auch der Mann, öffentlich doof sein. Das ist nichts Neues mehr. Neu ist aber die Verklärung der Frau zum besseren Menschen, der durchhaltefähiger, langlebiger, intelligenter und ästhetischer als der Mann sei.

Quasi die bessere Hälfte der Geschlechter, die sich dem Manne als in der Evolution voraus fühlt, weil sie sein Joch abgeschüttelt hat und als Folge nun in SusanneStahnker Selbstüberschätzung versinkt. Wie leicht doch der Normzustand zum paradiesischen Ideal erhoben, wenn von unten angesteuert ( Ja, das war hart ).
Emanzipation. Da viele Männer noch nicht so weit sind bestellen sie sich statt eines reflektierenden Denkvorganges lieber noch ein Pils, denn wenigstens davon verstehen sie etwas, die emanzipierte Frau knallt sich derweil vermeintliches Niveau aus Plastikdöschen ins Antlitz und macht sich bereit von der Damentoilette wiederzukehren, dem wahrscheinlich einzigen Ort, der unglaublicher weise nicht selten noch verdreckter ist als die Männertoilette.

Ist das Ikeapärchen dann wiedervereinigt, geht’s bald nach Pils in der mobilen Mittelklasseparzelle mit getönten Sichthalbschutzelementen (Das dunkle Fenster - der Jagdzaun des Autofahrers) wieder nach der Hyptothekenburg. Hier aber wird auch nicht gleichberechtigt, nee, nee, sondern halbgar emanzipertes in der Mirkowelle aufbereitet, damit die Frau sich gut vorkommt und der Mann sich nicht als Schwein fühlen muss. Gewichst wird der Vierradbolide trotz allem nach wie vor von Männchen und gekocht nach wie vor von Weibchen.

Fußball kicken nur Söhne und Väter, geritten wird nur die Ehefrau und manchmal noch die Nachbarin. Und es ist merkwürdig, irgendwie merkwürdig, denn es gibt da einige Menschen, die’s dem Anschein nach zufrieden sind. Die Familie hält bis zum Sechsten Lebensjahr der Kinder, Zeitungen kriegen ihre Schlagzeilen, der feministische Frau bekommt Futter in den Trog der rechtschaffenen Entsetzung und Eva Hermann darf ihr Buch - leider - immer noch vertreiben. Au weia.

Nur die offene Geringschätzung gegenüber der Weiblichkeit wurde in der vermeintlichen Gleichstellung der Geschlechter zum großen Teil endlich mal in den Abgrund gezogen.
 
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Kommentare  

@ Michael Drake:
Ich habe keine Ahnung ob es damals so einfach war, doch ich denke zu jener Zeit wie auch heute gab und gibt es Leute denen so eine Art der Annäherung gefällt - oder eben nicht. Ansichts- und Gefühlssache. Ich habe damals übrigens auch noch nicht gelebt. Ich hoffe nur, das sowohl der Machismus als auch falsch verstandene Emanzipation verschwinden.

Geschlechtsspezifische Namen für Wetterfronten zum Beispiel. Stattdessen soll man mal die verflixten Löhne beider Geschlechter Bundesweit angleichen. DAS brächte Gleichberechtigung.


Killing Joke (22.09.2009)

Hallo Michael, ich habe auch damals nicht gelebt, aber ich weiß von meinem Vater her, dass es damals noch feste Regeln gab, nach denen sich die meisten jungen Leute richteten. Zum Beispiel durfte eine Frau einen Mann auf keinen zuerst ansprechen um ihn kennenzulernen. Das tat ausschließlich der Mann und die Frau durfte nicht gleich dabei zustimmen, sonst galt sie als "Flittchen". Erst bei ungefähr der dritten Ansprache war ihr das erlaubt. Du musst mal in so ein altes "Benimmbüchlein" hineinschauen, du lachst dich schlapp.

Jochen (13.09.2009)

Sehr schön. War es früher so einfach?
Naja da hab ich nicht gelebt. xD Aber schon richtig was Killing schreibt. Bekommst nen Grün von mir :D


Michael Drake (13.09.2009)

Hallo Killing, da hast du dir ja wieder ein interessantes Thema einfallen lassen. Jawoll, du hast recht, das ist vielleicht ein Gewurstele. Soll man (Mann) nun oder soll man(Mann) nicht? Wann und wie ist`s denn genehm? Früher gab `s den "Knigge" für die richtige Anmache. Heute muss man dabei kreativ sein.

Jochen (05.09.2009)

"Dranntanzung" hihi, allein schon dieses Wort ist dir gelungen.

Petra (04.09.2009)

Köstlich, dein Emanzipadingens, wie du in der Wortkiste nur so herumwühlst, um die ganze Verklemmtheit unserer Gesellschaft mal so richtig auf`s Ärmchen zu nehmen.

doska (04.09.2009)

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