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4 Seiten

Es war im Herbst. --- Teil II

Romane/Serien · Herbst/Halloween · Romantisches
Sie drehte sich zu ihm um während der Kater sich um sich selbst kümmerte, nicht ohne mit seinem Schwanz beim vorbeigehen, an ihrem Bein entlang zu streifen. „Du fühlst dich ja schon wie Zuhause, hm? Wieso wundert mich das nicht.“ Sie ging hinüber und holte ihren Tee, trat an den Tisch heran und setzte sich gegenüber von Noah. Sie stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch und hob so die Tasse direkt vor ihren Mund und trank, während sie abwechselnd ihn ansah und in den Garten blickte.
Wieder diese Stille. Noah wusste nie wie er es werten sollte, aber in diesem Moment war es nicht so unangenehm, als wenn man auf einen Bildschirm starrt und wartet, das endlich Buchstaben auftauchen. Und manchmal sagten Blicke mehr als Worte.
Als sie ihren Tee getrunken hatten, zeigte Sarah ihm das ganze Haus. Es war groß, aber nicht zu groß. Es war gemütlich, und eine Mischung aus dunklem Holz und hellen Farben. Sie zeigte ihm das Bad und die Sachen, die sie ihm da gerichtet hatte. Damit wusste er, dass er noch willkommen war. Und sie zeigte ihm das Zimmer, in dem er schlafen sollte. Es war eigentlich das Arbeitszimmer des Vaters, aber man konnte das Sofa ausziehen und es würde ihm sicherlich reichen. Sie fragte ihn, ob das alles sei, was er dabei habe und zeigte auf seinen Rucksack. Er schmunzelte und sagte: „Nein, sicherlich nicht. Aber ich habe es erst mal im Wagen gelassen.“
„Ja, du kannst es ja nachher noch holen, wenn wir wieder kommen. Ich würde gerne noch mit meinem Hund etwas raus und kann dir dann ein wenig was von der Umgebung zeigen.“ Sie schaute aus dem Fenster und musterte den Himmel. „Hm, ich denke, so schnell regnet es nicht.“
Danach führte sie ihm in ihr Zimmer, als wäre es eines wie jedes andere. Man merkte, sie wollte es nicht überbewerten und doch war es ihr Reich. Er spürte das. Das war nicht nur ein Zimmer wie viele anderen und nicht unbedeutend. Es war besonders. Es war ihre Festung. An der Decke sammelten sich ihre Träume bei Nacht und wenn sie das Fenster aufmachte, mischte sich der frische Wind mit ihnen und zog sie hinaus in den Himmel. Die Bilder an den Wänden, die Farben und die Dinge auf ihrem Tisch. Alles war ein Unikat und lebte für sich vor sich hin. Es war eine kleine eigenwillige Familie. Dieses Zimmer. Er mochte es und war von dieser Vielfalt fasziniert. Sie zog ihn wieder hinaus. Sie wollte spazieren gehen.
Sie verbrachten einen schönen Nachmittag am Strand. Der Hund rannte mit heraushängender Zunge und schlappernden Ohren am Wasser entlang. Der Sand war fest vom Regen. Sie trugen beide einen Schal bis fast über die Ohren und ihre Jacken umschlungen sie zu verschlossenen Silhouetten. Das alles passte zu ihr. Dieser Ort. Der Wind. Der Strand, die Farbe am Himmel. Es war ein sanftes Rauschen, ein angenehmes Geräusch, ein Singen des Meeres und er sah sie da, verschmolzen mit all dem.
Er war ein Fremdkörper. Er wusste das, das Meer wusste das und auch der Wind. Aber man hieß ihn Willkommen, an diesem grauen windigen Tag.
Als sie zurück kamen, machten sie sich was zu essen. Es war was Einfaches. Nudeln, Gemüse in einer Tomatensoße. Er durfte ihr dabei nicht helfen. Sie war sich sicher, er würde alles nur verhunzen, wie sie ihn schmunzelnd zur Seite schob. Man merkte, sie hatte eine gewisse Routine beim Zubereiten.
Diese Alltäglichkeit, die sie ihm vorlebte faszinierte ihn und als er das selbst bemerkte, merkte er, wie albern eigentlich solche Internetbekanntschaften sind. Und wie sehr diese einschränken und man niemals jemanden ganz erfassen kann. Wie viel es ausmacht, jemanden auch nur eine Soße zubereiten zu sehen. Wie menschlich und liebenswürdig solch eine Handlung sein kann.

Nach dem Essen spülten sie gemeinsam ab. Er war dankbar, dass sie spülte. Er möchte das heiße Wasser nicht so lange an den Händen und wie die Haut schrumpelt. Dafür würde er 5-mal so viel abtrocknen, wenn es sein müsste. Aber ihr machte es nichts aus, und wie sie abwuschen, zog er sie auf, indem er hier und da noch ein wenig Dreck fand und sie schnaubte über seine Kleinkariertheit und dass das alles nur ein Test sei um zu sehen, ob er auch wirklich gut abtrocknet.
Es war auch wenn es ganz gut zwischen ihnen lief, eine Art Spannung im Raum. Niemand von beiden war wirklich locker. Aber sie waren auf dem besten Weg. Er merkte das.
Nach dem Geschirr gingen sie hinaus eine rauchen. Es war noch frisch. Sarah zog ihre Strickweste feste um sich herum und es schien, sie könnte 2-mal passen. Er sah den Aschenbecher und sich den Ort des Rauchens genauer an. „Ihr raucht alle, oder?“, fragte er. „Ja, das ist so.“, bestätigtete sie.
Sie musterte ihm bei rauchen, blinzelte über den Rauch hinweg und schlug vor:“Wir könnten einen Film ansehen, wenn du magst. Ich hab eine gute Auswahl. Wirklich schöne Filme, die dir gefallen könnten.“
„Ja gerne, “ sagte er „ich mag Filme. Hast du schon einen in Gedanken?“
„Hm ja, ich denke ich habe da einen.“ Sie drückte ihre Zigarette aus und sah ihn etwas gelangweilt an „Wie lange brauchst du denn noch?“ Er war oft der letzte, wenn er mit anderen rauchte. Er wusste nicht woran das lag. Er zog noch 2-mal und machte den Glimmstängel aus.
Sie sahen sich den Film „Once“ an und er war froh ihn endlich mal zu sehen. Die Filmmusik war eines seiner liebsten Soundtracks. Besonders das Lied „If you want me“ war eines seiner liebsten Lieder.
Es war eine Liebesgeschichte. Sarah rutschte tief in die Kissen des Sofas und deckte sich mit ihrer Decke zu, während Noah dasaß, mit den Füßen auf dem Sofa, aber nicht zu nah. Es war angenehm und nicht verkrampft. „Magst du vielleicht auch eine Decke? Da hinten liegt noch eine“, fragte Sarah ihn, hervorschauend aus ihrer Deckenfestung. Ihre dunklen Haare verdeckten die Hälfte ihres restlichen Gesichts. Ihre bunten Haarklammern leuchteten im Dunkeln. „Nein danke“, grinste er sie an. „Es passt schon. „ „Na dann haste Pech gehabt. Frier doch“, grinste sie zurück und verbarg wieder ihren Mund unter der Decke. Aber man sah ihren Augen an, dass sie noch immer grinste. „Du könntest mir auch etwas Platz unter deiner warmen Decke geben und net so damit geizen und mir so ne kalte Decke anbieten.“ Er zupfelte an ihrer Decke rum und suchte einen Eingang. Aber sie drückte überall runter und grinste noch mehr „Hier ist kein Platz mehr für Krümelmonster wie dich! Und erinner dich, du sagtest du magst keine Käsemonster! Geh weg…. Hau ab du Rassist.“
Er drehte sich nach rechts, legte den Kopf auf die Sofalehne und blickte sie an. „Du brauchst gar nicht mit dem Hundeblick kommen, das zieht mal gar nicht!“ Sie lachte noch mehr in sich hinein. „Wer hat dir am Straßenrand Blumen gesammelt in einer wildfremden Gegend und hat seltsame Blicke dafür geerntet?“ Sie lachte laut auf „Wie bitte? Willst du mir etwa sagen, die Chance das sie von einem Hund angepinkelt wurden liegt bei einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent?“
„Du bist echt sowas von undankbar! Und doof.“ sagte er schmollend. „Sei nicht so ein Baby. Da drüben liegt doch eine Decke. Pups sie doch warm.“ „Wenn ich morgen krank bin…“, sagte er schmollend, doch sie ergänzte seinen Satz „…dann bist du selbst Schuld.“
Er stand auf und holte sich die Decke. Wickelte sie um sich rum und signalisierte, auch er habe nun eine Festung. Sie lachte nur und sagte „Na geht doch.“
Nach dem Film rauchten sie noch eine auf der Terrasse, in ihren Jacken versunken. Sie sagte ihm, sie sei schon so müde und würde gerne ins Bett gehen. Gemeinsam machten sie sein Nachtlager fertig und standen im grellen Licht des Badezimmers, Zähne putzend. Für ihn war es ein seltsamer Moment. Er wusste nicht, wie sie das empfand. Aber mit ihr im Schlafanzug, im Bad, mit kleinen Augen und dem schaumigen Mund und der Zahnbürste in der Hand, war dies einer der seltsamsten Momente seit langem.
Sie wünschten sich eine gute Nacht. Und verschwanden beide in ihren Zimmern.
 
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Kommentare  

Eine sehr schöne Geschichte - stilvoll und humorvoll geschrieben.
Am Schluß knistert es förmlich.
Was wird mit den beiden passieren?
Wie glücklich werden sie danach sein?
LG. Michael


Michael Brushwood (01.06.2010)

Immer noch eine schöne zarte Story. Obwohl nicht viel passiert, merkt man doch die Aufregung der Beiden und wie sie sich freuen einander zu sehen und sich so nah zu sein.(Übrigens, kaum noch Fehler im Text) Bin gespannt wie es weitergeht.

Petra (21.05.2010)

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