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5 Seiten

Das Tor - Kapitel 16

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Weder in den Frachtpapieren noch im Ladeverzeichnis stand, dass die Besatzung der C-130 Passagiere beförderte. In dieser Hinsicht hatte die neunköpfige Crew eindeutige Befehle, die eigentlich gegen das Musterungsprotokoll verstießen. Denn die US Air Force nahm niemanden der zugleich taub, stumm und blind war.
Wie alle Transportflugzeuge der Air Force besaß auch die “Hercules“ ein Passagierabteil. Es befand sich direkt hinter dem Cockpit und oberhalb vom Frachtraum. Zehn Reihen mit jeweils sechs Sitzen. Die 11 Männer und 2 Frauen hatten sich verteilt. Ben sowie einige Mitglieder vom Mossad Team schliefen. Obwohl der Lärm deutlich höher war als in einem Passagierflugzeug. Lärmdämmung in Militärtransportflugzeugen kostete Gewicht und damit Nutzlast.
Alexander löste den Gurt, verließ seinen Platz, ging den Mittelgang nach vorne. Seit dem Gespräch in der Wohnung hatte Nava kein Wort gesagt. Ein Zustand, der für alle Beteiligten auf Dauer schädlich war.
In der Bordküche, eher eine Nische, goss Alexander in 2 Pappbecher Tee. Einen hielt er Nava hin. Sie schaute auf, nahm den Becher nach wenigen Sekunden, nippte an dem warmen Tee. Er setzte sich auf den Sitz neben sie.
„Warum hast du ihnen geholfen?“, wollte Nava wissen.
Ja, warum? „Sie sollten nicht ungestraft davon kommen.“ Was nur die halbe Wahrheit war. Er wusste es. „Ich konnte dir damals nicht helfen.“ War das die andere Hälfte!?
Im Grunde war Nava gar nicht wütend auf ihn. All das Blutvergießen würde nie aufhören. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Keine Seite gab sich die Blöße. Diesen Kreislauf der Gewalt wollte sie mit der gemeinsamen Ausstellung durchbrechen, zeigen dass es auch anders ging. Ein friedliches Miteinander. Sie war gescheitert.
Das sein Tun mit den Ereignissen in Kambodscha zusammenhing hatte Nava nicht gedacht. Späte Schuldgefühle!? Eine Wiedergutmachung? Sie hatte damals ganz von vorne anfangen müssen.
Alexander schaute auf einen imaginären Punkt. „Du hattest recht.“
Nava schaute ihn an. „Womit?“
Er löste sich von dem Punkt, schaute sie an. „Im Tempel befand sich ein Relikt.“ Deswegen hatten sich ihre Wege gekreuzt, waren sie einander näher gekommen. Zu nahe!?
„Der Stein der Götter?“
Ein schwaches Nicken. „Eigentlich ist es mehr ein Kristall.“, korrigierte Alexander sie.
Sie hatte Recht gehabt. Eine tiefe Zufriedenheit breitete sich aus. All die Jahre blieb die Frage unbeantwortet. Der Tempel, die letzte verbliebene Stätte der Jnichai, war unwiderruflich zerstört. Denn nur dort befanden sich die Antworten auf ihre Fragen.
„Wenn das vorbei ist, sorge ich dafür das du Zugang zum Kristall bekommst.“, versprach Alexander. Dass der Stein der Götter in einem Hochsicherheitstrakt lag, nur autorisiertes Personal Zugang hatte, war ihm in diesem Moment egal.
Die Aussicht darauf war verlockend. „Wie willst du das anstellen?“ Nichts wünschte Sie sich mehr, als einen Blick auf den Stein der Götter zu werfen. Das Artefakt war der Beweis dass die Jnichai existierten.
Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Mir wird schon was einfallen.“ McKenzie konnte dafür Sorgen dass Nava Zugang bekam. Sie würde wahrscheinlich mehr erreichen, als die Spezialisten der WOCT. Außerdem schuldete der General ihnen was, wenn die Sache vorbei war. Außer den Ausgaben.
Alexander wollte aufstehen. Nava legte ihre Hand auf seine, küsste ihn. Ein angenehmes vertrautes Gefühl. „Danke.“
Er lächelte verschmilzt. Einen Moment verharrte man, schaute einander an. Dann lösten sich ihre Hände. Alexander kehrte auf seinen Platz zurück, schnallte sich an, tat den Becher in den Getränkehalter und machte es sich bequem.
In 5 Stunden machte man sich auf die Suche. Sein Gefühl sagte ihm dass sie nicht die Einzigen waren.

***
Als das Transportflugzeug den Luftraum von Bagdad erreichte, wurden die Schlafenden geweckt. Die Mitglieder vom Mossad Team waren schon wach. Ben unterhielt sich mit dem Major. Sven hatte Alexander geweckt, ihm einen Tee und eine Schale mit Energieriegeln hingehalten. Ein trockenes Frühstück. Sein Bruder hatte Nava vor ihm geweckt, nach dem der Pilot über die Lautsprecher verkündete, dass man den Luftraum von Bagdad soeben erreichte. Von der Meldung wurde Sven wach.
Das Metall ächzte bei der Landung. Man wurde brutal in die Sitze gedrückt. Das Dröhnen der Triebwerke nahm ab. Eine harte Landung. Nichts für Zartbesaitete. Die C-130 schwenkte von der Start- und Landebahn auf den Rollweg, begab sich zu der zugewiesenen Parkposition auf dem US-Stützpunkt. Kaum stand die Maschine, löste man die Gurte.
Das Mossad Team begann augenblicklich die Ausrüstung auszuladen, als die Rampe geöffnet wurde. Drei SUV`s standen bereit. Zusammen mit den Israelis stiegen Alexander, Sven und Nava ein. Niemand stellte irgendwelche Fragen.
Sie fuhren in einen der Hangars, die am Ende vom Vorfeld standen. Im Hangar waren 5 Tische zu einer Tafel zusammengestellt worden. An einer Pinnwand hing eine Luftaufnahme. Sie zeigte das Stadtgebiet von Bagdad. Verschiedene Bereiche waren farblich gekennzeichnet. Eine Grüne, Orange und Rote Zone. Die Farben gaben die Sicherheitseinschätzung wieder. Im Hangar standen 3 HMMWV (High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle) besser bekannt als Humvee`s bereit. Ben hatte ganze Arbeit geleistet.
Das Mossad Team lud die Kisten und Rucksäcke aus den Fahrzeugen, räumten den Inhalt fein säuberlich auf die Tische. Wie bei einem Stand auf einer Waffenshow.
Außer ihnen war niemand im Hangar. Sie begannen sich die Ausrüstung anzulegen.

***
Die gepanzerten Geländewagen vom Typ Land Rover Defender erreichten am späten Morgen die Ausläufer der irakischen Hauptstadt. Sie rasten die Wüstenstraße entlang, die in die Außenbezirke Bagdads führte. Tagelöhner, Händler bevölkerten um die Zeit die Straße. Lkw`s mit Waren fuhren in die Stadt oder hinaus. An den Anblick von Fahrzeugen mit fremden Hoheitsabzeichen hatten sich die Menschen gewöhnt. Ein durchlöcherter Wegweiser wies die Verkehrsteilnehmer darauf hin, wie weit es noch in die jeweiligen Stadtteile war.
Anna nahm ihn nicht zu Kenntnis. Die Einsatzbesprechung hatte in den frühen Morgenstunden begonnen. Anhand von Fotoaufnahmen und einer Stadtkarte hatte sie das Kommandoteam von de Jong und ein Unterstützungsteam instruiert. Auf einem GPS gestütztem Navpad war die entschlüsselte Koordinate festgesetzt und gespeichert.
Wonach sie suchte, wusste Anna nicht. Noch nicht. Sie besaß genug Erfahrung im Suchen und Finden von Relikten, Artefakten und dergleichen. Es gab nur 2 Möglichkeiten, naja eigentlich 3, wenn man es richtig betrachtete. Entweder man fand ein Kapitel oder einen der Schlüsselsteine. Möglichkeit Nummer 3 befasste sich mit einem Fehler vom Analyseteam. Ein Zahlendreher reichte schon aus, damit sie am völlig falschen Ort suchten. In dieser Hinsicht hatte sich das Analyseteam abgesichert, indem es die Prozedur mehrmals wiederholte. Alle mit dem gleichen Ergebnis. Daher konnte Möglichkeit Nummer 3 so gut wie ausgeschlossen werden.
Da kam ihr Ziel in Sicht.
„Ma’am. Noch 10 Kilometer bis zum Ziel.“
Sie erreichten den Außenbezirk. Flache Bauten aus Lehm, Sandstein und Beton prägten das Bild. Zerstörte Ruinen. Durchlöcherte Fassaden. Kraterwände. Je tiefer sie hinein fuhren, desto bebauter wurde es. Die Wiederaufbaugelder kamen hier nicht an. Nirgendwo sah man Soldaten der Besatzungsmächte oder irakische Polizisten. Was Anna keineswegs wunderte. Der Bezirk galt als Hochburg der Aufständigen. Hierher kamen die Besatzungstruppen nur mit Panzerfahrzeugen, ausreichend Soldaten und Luftunterstützung.
Sie passierten einen zerstörten Checkpoint, der als Warnung diente. Nicht für sie, zumindest heute nicht. Denn die Allianz hatte über ihre Kontaktleute eine Vereinbarung mit den Führern der Aufständischen des Bezirks getroffen.
Darum hatte man die Kolonne noch nicht angegriffen oder versucht sie zu kapern.

***
Zur gleichen Zeit fuhren 3 schwere Humvee`s, ohne Hoheitszeichen, mit überhöhter Geschwindigkeit eine breite Seitenstraße entlang. Der M1116 X – A3 war komplett überarbeitet worden. So wurde das Fahrzeug leichter, wendiger, schneller und stärker. Auf dem Überrollbügel der Karosserie waren schwenkbare MG`s installiert. Wie bei einem Geschützturm wurde der Schütze, sofern das Maschinengewehr manuell bedient werden musste, von Panzerplatten geschützt. In den HMMWV der neusten Generation bediente der Schütze das Maschinengewehr über einen Joystick. Elektromotoren trieben die MG Plattform an. In der Mittelkonsole befand sich ein LCD Bildschirm. Über ihn konnte man die Ziele ins Visier nehmen. Dass Ben ihnen 3 der Fahrzeuge besorgte zeugte von seinem organisatorischem Talent.
Ein Hinweisschild wies daraufhin das man jetzt die Orange Zone verließ. Nun befanden sie sich in der Roten Zone. Einem der gefährlichsten Orte überhaupt. Selbst die US Armee traute sich nur mit einem massiven Truppenaufgebot hierher. Hier herrschten die Aufständischen. Der Wilde Westen war dagegen ein Sandkastengeplänkel.
Aus diesem Grund mieden sie die Hauptstraßen. Zum einem waren Sie viel befahren und Staus an der Tagesordnung. Im Stau bestand die Gefahr eines Angriffs, den die Humvee`s waren nicht gerade unauffällig. Stillstand kostete Zeit und wieviel sie davon hatten, konnte niemand sagen. Daher waren die Hauptstraßen keine Option.
Anhand der Luftaufnahmen hatten sie verschiedene Routen erarbeitet, die sie befahren konnten, ohne Gefahr zu laufen in einen Stau zu geraten.
Die Dreier Kolonne fuhr am Tigris entlang. Das Bauwerk zu ihrer Linken war ihr Ziel. Dort versteckte Felix Santos ein Kapitel oder einen Schlüsselstein.
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-Ende, Kapitel 16-
© by Alexander Döbber
 
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Es geht nicht gerade leicht, nach den geheimnisvollen Schriften oder den Schlüsselsteinen der goldenen Stadt zu suchen. Viele Vorkehrungen müssen zuvor getroffen werden. Der Weg ist lang und gefährlich und sowohl die Allianz als auch die WOCT sind erbitterte Feinde im Kampf um die versteckten Kostbarkeiten, des Felix Santos.

doska (15.06.2010)

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