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6 Seiten

Selena - Kapitel 17

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Bei komplizierten Plänen lag der Fehler meistens im Detail. Zu viele Faktoren mussten ineinandergreifen. So dass bei einer Unstimmigkeit alles zusammenfallen konnte, ohne dagegen angehen zu können. Je einfacher desto besser. Natürlich hieß das nicht automatisch das einfache Pläne funktionierten. Das Timing war mitunter entscheidend. Wobei nicht unbedingt die Abfolge der jeweiligen Phasen eines Plans gemeint waren, sondern die Reaktion des Gegners.
Selena vermutete das Mjra, ihre Tante, die Krone von Rawa, ihre Vorkehrungen nicht auf eine mögliche Rebellion hin getroffen hatte. Schon gar nicht, wenn die Orks und Urikais die Rebellion anführten. Damit stand und fiel der Plan.
Die Rebellion, unter den in Ono stationierten Biestern, musste lange genug dauern um die Krone zum handeln zu zwingen. Ohne dass sich ihr die wahre Absicht offenbarte. Anfangs würde ihre Tante abwarten. Denn das würde Selena an ihrer Stelle tun. Sie würde so lange warten, bevor der Punkt überschritten wurde, wo alles Handeln zwecklos war. Genau darauf zielte ihr Plan. Bestätigte sich nämlich, dass die Orks und Urikais gegen die Krone rebellierten, gab es nur noch die Reiterschaft der sie trauen konnte. Alle anderen Truppen konnten sich der Rebellion angeschlossen haben. Zwangsläufig musste Mjra die Reiter einsetzen um wieder Herr der Lage zu werden. Dazu musste sie die Reiter aufsplitten. Ein Teil ließ sie gegen die aufkeimende Rebellion vorgehen. Der andere Teil blieb zu ihrem Schutz. Diese Schwächung wollte Selena letzten Endes nutzen.
Selbst wenn alles klappte, gab es keinen definitiven Zeitpunkt für die Reaktion ihrer Tante. Dies war der Schwachpunkt ihres Plans. Dauerte alles zu lange war der Überraschungsmoment dahin und sie konnte hinter die wahre Absicht der Rebellion kommen. Ihr Plan war die einzige Chance die Krone zu entmachten. Ging er schief würde es ungemein schwerer werden Mjra zu töten. Sie wäre vorbereitet.
Soweit war es noch nicht, also beschloss Selena nicht weiter darüber nachzudenken. Schlechtes Karma, würde Michael sagen.

***
Sie verwischten ihre Spuren bei den Sümpfen und begaben sich auf den Weg den Plan in die Tat umzusetzen. Der Umweg gehörte zwar nicht direkt zum Plan, was aber nicht weiter ausschlaggebend war. Man wollte sicher gehen, nicht verfolgt zu werden. Kurz vor Anbruch der Abenddämmerung trennte sich die Gruppe. Njra machte sich auf den Weg die Wächter der Erbin zusammenzutrommeln. K`reuk kehrte mit Ursak zu seinem Trupp zurück. Sie würden die Rebellion anführen. Njra sollte mit den Wächtern dazustoßen. Wann das war, blieb offen.
Unterdessen machten sich die Spitzohren um Selena zu einem Unterschlupf, nahe Ono auf. Lorana verließ ihn wenig später nach ihrer Ankunft wieder, um die Stadt auszukundschaften und festzustellen, wer sich ihrer Sache anschloss.
Während sie mit den anderen auf ihre Rückkehr warteten, schaute die Albin zu den Sternen. Sie ging noch Mal alles durch, suchte nach Fehlern und dachte über die Geschehnisse seit ihrer Ankunft nach. Angefangen bei der Ankunft bis hin zur Begegnung mit ihrer Mutter und den Visionen, die ihr das Orakel zeigte. Ob sie nun die Erlöserin für die einen oder die Erbin der Krone für die anderen war, war nicht ausschlaggebend.
Im Grunde wollten Selena und Mjra das Gleiche, bloß auf anderen Wegen. Eurasien und Rawa konnten nur Überleben, wenn man gemeinsam gegen Leena in die Schlacht zog. Jeder für sich war verloren. Was schon die Geschichte deutlich zeigte. Ihre Mutter hatte sich mit Mjra verbündet, um ihre Schwester aufzuhalten. Mit Erfolg. Nun kehrte Leena zurück. Um sich zu rächen und ihr Vorhaben zum Abschluss zu bringen. Alleine konnte keiner gegen Sie bestehen. So blieb nur ein Bündnis zwischen Rawa und Eurasien. Das war ihre einzige Chance. Kooperation. Auf diese Weise erreichte man mehr, als wenn man jemanden zwang. Selena hatte da ihre Erfahrungen.
Entschlossen kehrte sie in das verlassene Farmhaus zurück. Die Nacht wurde kühl. Nava, Celin und Madaeus hielten sich im Wohnbereich des alten Hauses auf. Der Waldwächter hielt Wache. Es herrschte Schweigen im Walde. Morgen um die Zeit würden sie kämpfen. Wer die Morgendämmerung erlebte, konnte man nicht vorhersagen. Dieser Umstand, sein Leben zu verlieren, drückte die Stimmung. Selena hatte dem Tod schon einige Male ins Gesicht geschaut. Angst oder Furcht empfand sie nicht. Früher oder Später musste jeder sterben. Diese Erkenntnis nahm ihr schon früh den Schrecken ans Sterben. Wenn es soweit war, konnte sie, sowieso nichts dagegen tun.
Selena nahm sich eine Wolldecke, richtete sich ihren Schlafplatz ein und legte sich unbeschwert hin. Ihnen stand ein langer Tag bevor. Eins hatte sie gelernt, vor solch einem Tag der Entscheidung konnte der Schlaf ein entscheidender Faktor sein. Sie nahm alles mit, um am Ende nicht zu den Verlierern zu gehören.

***
Bevor sie am Nachmittag nach Ono aufbrachen, gab es noch einiges zu erledigen. Am Morgen war Selena früh auf, hatte sich die Gegend um das Farmhaus angesehen. Der Morgen war frisch und kühl. Vorboten des kommenden Winters.
Zurück beim Unterschlupf begann sie mit Celin zu trainieren. Es würde ein heilloses Durcheinander geben. Daher war es für die junge Elbin von Vorteil einige Fertigkeiten zu haben, um sich zu wehren. Denn man konnte bei einer solchen Auseinandersetzung nicht jeden Moment auf sie aufpassen. So was kostete einem möglicherweise das Leben. Nichtsdestotrotz hatten sie beschlossen ihr den Waldwächter zur Seite zu stellen. Für alle Fälle.
Anfangs tat sich Celin schwer. Am Ende setzte sich der Instinkt zu Überleben durch. Sie besaß eine schnelle Auffassungsgabe, merkte sich die jeweiligen Abläufe nach kurzer Zeit und konnte sogar auf Unvorgesehenes reagieren. Was hier, und da seltsam aussah, aber solange es den Zweck erfüllte, spielte es für Selena keine Rolle, was für eine Figur die Elbin machte.
Am liebsten hätte sie Celin gar nicht dabei. So sehr sie sich bemühte, war sie nicht zum Kämpfen geboren. Ihr fehlte einfach die Unbarmherzigkeit des Tötens. Sie wollte ihren Teil dazu beitragen die Krone zu stürzen. Das, so sagte sie, sei sie ihrem Vater schuldig. Ihre Entscheidung stand fest, daher beließ es Selena dabei.
5 Minuten später ging das Training weiter.
Wenige Stunden vor ihrem Aufbruch machten sie Schluss. Mehr war in dieser kurzen Zeit nicht drin. Man sammelte Kräfte, aß was und ruhte sich aus. Die Sonne hatte den höchsten Punkt erreicht. Es war soweit.

***
Madek war über die Rückkehr seines Kommandanten nicht allzu begeistert. Insgeheim hatte er gehofft den Spitzohren wäre es gelungen den Ork zu töten. Das hätte es weitaus leichter gemacht seinen Posten einzunehmen. So musste er seine Pläne vorerst verschieben.
Radek, sein Stellvertreter und Vertrauter, war ihm loyal gegenüber. Er berichtete ihm das Ursak die Baracke von K`reuk mehrmals verließ und sich mit Truppführern der Stadtgarnison traf. Nach jedem Treffen kehrte der Ork in die Baracke zurück, verließ sie wenig später wieder, besuchte den nächsten Truppführer. Radek hatte herausgefunden das K`reuk die Truppführer zu einer Versammlung einlud. Insgesamt 5. Alle Orks.
Er grübelte über den Grund, als einer seiner Soldaten ihn darüber informierte, dass Hauptmann K`reuk ihn sprechen wollte. So machte sich der Urikai auf den Weg. Irgendetwas ging hier vor sich, bloß was? Sollte er die Krone darüber informieren? Treffen von Truppführern waren nichts Außergewöhnliches. Er wurde das Gefühl nicht los, dass das von K`reuk organisierte Treffen außergewöhnlich war.
Der Urikai blieb unvermittelt stehen. „Geh zu den Truppführern Berak, Grekson und Jedek.“ Es waren Urikais. „Sag ihnen das ich Sie treffen muss.“ Wieso sollten sich die Truppführer mit ihm treffen? Schließlich gehörte er nicht zu ihrer Truppe oder besaß ihren Rang. Madek überlegte fieberhaft. Wenn er es richtig anstellte, würde er bald einer der ihren sein. „Der Grund ist, Hauptmann K`reuk plant eine Verschwörung gegen die Urikais.“ Radek riss die Augen auf. „Sie sollen mich in einer Stunde bei der alten Schmiede treffen.“ Sein Adjutant nickte und wollte los, als Madek ihn an der Schulter packte. „Versichere dich, dass dir niemand folgt.“
Er sah ihm hinterher. Ein Hochgefühl überkam ihn. Bald würde er im Rang eines Truppführers stehen. Sein nächstes Ziel stand ebenfalls schon fest. Das Kommando über alle Truppen der Urikais; General! Freudig erregt entblößte Madek seine Hauer.

***
Bevor die Garnison in Ono stationiert worden war, als Folge der Aktivitäten des Untergrunds, war die Schmiede gut ausgelastet. Der Schmied und seine Gesellen machten in der Stadt alle Arbeiten. Mit der Stationierung der Garnison wurde die Schmiede einfach zu klein. Weshalb sie umzogen. Das Gebäude war seitdem ungenutzt. Ab und an befeuerte ein Truppenschmied die Öfen für kleinere Arbeiten. Ansonsten stand es leer.
Dafür war Madek aber auch nicht gekommen. Sondern um die Truppführer darüber zu informieren, dass sein Hauptmann eine Verschwörung gegen die Urikais plante. Vielleicht, so hatte er überlegt, ginge er damit zu weit. Was wenn es sich dabei nur um ein formelles Treffen handelte? Andererseits hatte K`reuk es bisher versäumt die Krone über den Stand der Dinge zu informieren. Wusste die Krone überhaupt, dass er wieder zurück war? Und wo waren eigentlich die Anderen? Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Erst jetzt fiel es ihm ein.
Er öffnete die Hoftür der Schmiede. Sie ging knarrend auf. Niemand war ihm gefolgt. Auch sonst sah er niemanden. War er zu früh? Madek ging durch die Tür.
Der Ruß lag trotz allem noch in der Luft. Man roch die Kohle. Schon seit Monaten waren die Öfen nicht mehr befeuert worden. Beim Umzug hatte der Stadtschmied alles mitgenommen, was nicht Nied und Nagelfest war. Verständlich, schließlich handelte es sich um Arbeitsmaterial. Lediglich eine leere Werkbank und ein ramponierter Ambos waren geblieben. Neben dem Feuerofen lag ein kleiner Haufen mit Holzscheiteln. Beim Schmelzofen daneben befanden sich 5 Kohlebarren. Damit ließ sich nicht viel anfangen.
Madek blieb verwundert stehen. Außer ihm war nur noch Truppführer Berak da. Wo waren Grekson und Jedek? Glaubten Sie ihm nicht? Das lag durchaus im Bereich des möglichen, stellte er fest. Berak war da, alleine das zählte und wenn er ihn dazu bewegen konnte seinen Anschuldigungen zu glauben und gegen K`reuk vorzugehen, würden Grekson und Jedek ihm folgen. So gesehen war er im Soll.
„Danke das ihr meiner Einladung gefolgt seit, ehrenwerter Truppführer Berak.“, begann er.
Die Schmeicheleien zeigten bei dem Urikai keine Wirkung. Sein zerfurchtes Gesicht war wie in Fels geschlagen. Keinerlei Regung.
„Ihr habt mir beunruhigende Informationen zukommen lassen.“, erwiderte der Mann mit seiner tiefen rauchigen Stimme.
„Das ist wahr.“, stimmte Madek ihm zu.
„Wie kommt ihr darauf, das Hauptmann K`reuk eine Verschwörung gegen uns plant?“
Jetzt zählte er es. Wenn er ihn überzeugte, war er am Ziel. „Er hat 5 Truppführer der Orks zu einer Versammlung geladen. Außerdem hat K`reuk es versäumt die Krone über die Lage zu informieren. Ich bezweifle, dass sie überhaupt weiß, dass er zurück ist.“ Langsamer. Er durfte sein Pulver nicht gleich beim ersten Schuss verschießen. „Seit er zurück ist, hält er sich in seiner Baracke auf und lädt die Truppführer ein. Ohne seinen Stab einzuberufen.“
„Hmm.“
Konnte es so leicht sein! Er sah sich am Ziel.
„Was sagt ihr dazu, Hauptmann!“
Madek erstarrte. Die Euphorie hatte sich verflüchtigt. Sie ließ eine Kälte zurück die ihn fröstelte. Was ging hier vor?
Wie ein Geist trat K`reuk hervor. „Alles, was er sagt, stimmt.“, lautete seine Antwort. Sehr zu Überraschung von Madek. Sein Kommandant hatte soeben gestanden. Unsicherheit breitete sich aus. „Bis auf einen Punkt.“, ergänzte der Ork. Ein gleichgültiger Blick traf seinen Offizier.
„Der wäre?“, wollte Madek zornig wissen.
„Ich plane keine Verschwörung gegen die Urikais.“
Wieso dann diese Versammlung? Weswegen hatte er der Krone nicht Bericht erstattet? Warum keine Stabsbesprechung? Und wo waren die Anderen? Sekunde um Sekunde drehten sich die Fragen in seinem Kopf. Bis die Antwort praktisch von alleine kam. Wenn K`reuk keine Verschwörung gegen die Urikais plante, gab es nur noch eine Möglichkeit. Entsetzt starrte er seinen Kommandanten an. „Die Krone!“, spie er verzerrt heraus.
„Die Erbin der Krone ist zurückkehrt.“, entgegnete K`reuk ruhig. „Sie wurde vom Orakel gerufen, um die Tyrannei zu beenden. Die Herrschaft der Krone ist vorbei.“
Madek konnte nicht glauben, was er da hörte. Die Erbin der Krone! Das war ein Armenmärchen. Nichts weiter als eine Geschichte, die sich irgendein Schwachkopf ausgedacht hatte. Propaganda vom Untergrund. Wie konnte K`reuk nur so einen Schwachsinn glauben! „Die Erbin der Krone!“, höhnte er. „Ihr glaubt ihm diesen Schwachsinn.“, richtete Madek an Berak.
„Nein.“
Jetzt war er verwirrt. Die Antwort schien K`reuk nicht zu überraschen. „Wieso seit ihr dann auf seiner Seite?“
In der steinernen Miene zuckte es. „Zu lange waren wir die Diener“ Seine Stimme klang müde. „haben ihre Herrschaft über uns geduldet.“, sprach er nüchtern. Eine Pause. „Das ist jetzt vorbei.“ Neue Kraft erklang.
Dieser Narr. Das war Verrat. Nicht mehr und nicht weniger. Ein neuer Impuls durchschlug ihn. „Ihr werdet für euren Verrat bestraft.“, zischte er mehr Berak an, als seinen Kommandanten.
„Mag sein.“, pflichtete ihn der Urikai bei. „Ihr werdet es aber nicht mehr erleben.“
Madek war nicht gewillt sie aus der Schmiede zulassen. Er griff nach seinem Schwert. Im Augenwinkel nahm er unterschwellig eine Bewegung wahr.
______________________________________________________

Ende, Kapitel 17
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Wird es Hauptmann K`reuk schaffen eine Revolution gegen die brutale Herrscherin anzuzetteln? Ein schwieriges Unterfangen.

Petra (27.12.2010)

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