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35 Seiten

Return to Home - Die 9. Flotte

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
-Beginn-

… setzte sich aus 63 Großkampfschiffen zusammen. Vom Zerstörer, über Kreuzer, Schlachtschiffen und bis hin zu Schlachtkreuzern waren alle Großkampfschifftypen in der 9. Flotte zusammen. Das Kommando bekam Senior Admiralin Amidàlà. Trotz ihrer fast 15 jährigen Flottenerfahrung, darunter etliche Raumkommandos, gehörte die Gvanerin eher zu einem der unbeschriebenen Blättern der Vereinten Terra-Gvan Flotte. Daher kam ihre Ernennung zum Kommando der 9. Flotte überraschend.
Die Zusammenführung des Flottenverbandes dauerte 5 Wochen. Zusammenstellungen von Flottenverbänden sahen auf dem Papier (Pad) recht einfach aus. Hier ein Schiff, da eine Division und Geschwader weggenommen und der 9. Flotte zugewiesen. Doch hinter einer derartigen Zusammenführung stand ein unglaublich riesiger logistischer Aufwand. Das zugeteilte Personal musste zu Tausenden von A nach B gebracht werden. Tonnen von Wehrgerät und Ausrüstung waren zu verschiffen.
In all das war der Flottenverbandskommandeur mitsamt seinem Kommandostab involviert.
An Schlaf war kaum zu denken. Höchstens 3 bis 5 Stunden am Stück wenn nicht sogar weniger. Die Koordination all dessen hatte utopische Ausmaße. Für Unbeteiligte sah dergleichen wie das reine Chaos aus. Dabei lief eine Zusammenführung dieser Größenordnung in geordneten Bahnen. Andernfalls bräche Anarchie aus.
War ein Flottenverband, wie die 9. Flotte, vollzählig am Bestimmungsort war das erst der Anfang vom Ende der Zusammenführung. Nun lag es im Ermessen des/r Verbandschefs/in, wie die vorhandenen Kräfte auf/eingeteilt werden. Ein Flottenverband besaß eine klare Struktur.
Hinzu kam die Ausarbeitung einer Verbandsstrategie die sich wiederum nach dem möglichen Einsatzgebiet richtete. Entsprechend trainierte der Flottenverband die Abläufe. Ein Drill der Tag und Nacht geführt wurde. Unzählige Übungen. Szenarien, die geprobt wurden. Nur so konnte sich ein Flottenverbandskommandeur einen Überblick über den Zustand seines Flottenverbandes machen.
Meistens fanden die Dinge vor und während des Auslaufens statt.
Das war beim Flottenverband unter Senior Admiralin Amidàlà nicht anders. Die Abstimmung wurde untereinander verfeinert.
Das Einsatzgebiet der 9. Flotte war die kleine Sternennation Bolian im westlichen Quadranten des Unioner Raums. Vor 7 Monaten hatten sie in einem Volksentscheid für den Anschluss an die Union gestimmt. 97 Prozent der Bolianer stimmten mit ja. Daraufhin kam es zu Anschlussgesprächen mit der Union. Bolian wurde als Enklave in die Union aufgenommen und kam unter den Schutzmantel der Vereinten Streitkräfte.
Das Bolian-System sollte zu einem Flottenstützpunkt ausgebaut werden. Zu diesem Zweck vereinbarte man die Stationierung eines Flottenverbandes. Der die vor Ort befindliche Kampfgruppe ersetzen sollte. Dazu auserkoren war die 9. Flotte.
Der Flug nach Bolian dauerte trotz Nutzung des Hanevold-Wurmlochs und des Hyperraums 11 Tage. Dazwischen legte die 9. Flotte einen geplanten Zwischenstopp bei der Sanchez Basis im gleichnamigen Sonnensystem ein. Dort kam es zum Kräftemessen mit der 19. Flotte, die im Sanchez-System stationiert war. Die Besatzungen erhielten einen Kurzurlaub von 2 Tagen. Anschließend ging es weiter nach Bolian.
Bloß kam die 9. Flotte dort nie an.

***

7 Wochen lang suchte man sprichwörtlich jeden Quadratzentimeter in der westlichen Hemisphäre vom Unioner Raumgebiet ab. An die 100 Suchschiffe waren beteiligt. Tausende Satelliten, Drohnen, Bojen und Sonden wurden eingesetzt. Man flog die Route der 9. Flotte ab, suchte in benachbarten Systemen, erstellte mögliche Ausweichrouten und suchte diese ab.
Eine der größten Suchaktionen der Unioner Geschichte fand kein Happy End.
50.000 Frauen und Männer, sowie 63 Großkampfschiffe, plus der Unterstützungsgruppe aus 17 Raumschiffen blieben unauffindbar. Die Suchenden fanden weder Wrackteile, Notfallbarken, Bojen, Rettungskapseln, Fähren oder ein sonstiges Lebenszeichen. Spurlos verschwunden in den Weiten des Weltraums.
Eine Zeitung verglich das Schicksal der 9. Flotte mit dem Mythos von der Erde aus der römischen Epoche, wo im damaligen Britannien die 9. Legion gegen Ende der römischen Herrschaft spurlos verschwand. In der Moderne der Erdgeschichte konnte auch nicht geklärt werden, was mit der 9. Legion geschah.
Der Vergleich war ein wenig geschmacklos, zumal er mitten in der Suche gedruckt wurde, aber eben nicht von der Hand zu weisen. Dabei setzte die Suchgruppe alle technischen und wissenschaftlichen Mittel ein. Nichtsdestotrotz gab es keine einzige Spur von der 9. Flotte.
Ein halbes Jahr später wurde die Suche offiziell für beendet erklärt.
Die 9. Flotte wurde seitens der Vereinten Flotte als verschollen eingestuft.
Was ein Eklat zur Folge hatte. Denn bei dieser Einstufung erhielten die Hinterbliebenen der fast 50.000 Frauen und Männer lediglich 67 Prozent der Pension. Hätte die Vereinte Flotte die 9. Flotte als verloren eingestuft, wodurch die Frauen und Männer automatisch für tot erklärt wurden, stand den Hinterbliebenen 100 Prozent der Pension zu. Trotz des massiven öffentlichen Drucks blieb die Vereinte Flotte unter Federführung vom President House dabei. Der Protest und die Berichterstattung verliefen im Sande.
Bis zum Jahrestag. Da wurde das Ganze noch mal aufgewärmt. Doch die Regierung behielt die Einstufung bei.
Das Schicksal der Frauen und Männer an Bord der 9. Flotte blieb ungeklärt.
7 lange Jahre …

***

Die VF Ontario gehörte zur E-Division der im Sanchez-System stationierten 19. Flotte. Der Kreuzer, der Galios-Klasse, patrouillierte zu diesem Zweck entlang der Schutzzone, die die Union nach den letzten Kampfhandlungen zur Bruderschaft Cjra einrichtete. Sofern die erkalteten diplomatischen Beziehungen zur Sternennation Cjra aufgekündigt wurden fungierte die Schutzzone der Vereinten Streitkräfte als Puffer.
Gelegentlich stießen Aufklärer in die Schutzzone vor, die jedoch keinerlei feindlichen Absichten hatten. Sie sollten nur zeigen dass die Sternenflotte der Bruderschaft genauso obacht hielt, wie die Vereinte Flotte.
Säbelrassel nannten die Menschen das.
Peter fragte sich, zum wohl hundertsten Mal, wie es möglich war, dass die Menschen und Gvaner, bei dem merkwürdigen Humor der Menschen, eine derartige unerschütterliche Gemeinschaft bilden konnten. Den selbst er als Mischling mit einem menschlichen Elternteil nicht verstand. Die Gene seiner Mutter hatten ihm den menschlichen Humor oder das Verständnis dafür nicht mitgegeben. Was bei dem Jungen Peter das eine oder andere Mal für Irritationen sorgte.
Doch bisweilen hatte er andere Probleme, als sich über den Humor der Menschen den Kopf zu zerbrechen. Auf dem Taktikdisplay dass aus der Lehne vom Kommandostuhl ausgefahren war, blinkte ein Signalpunkt. Nichts Ungewöhnliches mochte man meinen. Was zum Teil auch stimmte.
Entscheidend an der Sache war, dass dieser Signalpunkt zu einem Raumschiff gehörte, dessen ID-Code in der Flottendatenbank lag. Als der Computer ihn dann identifizierte, staunten die Frauen und Männer der Nachtschicht auf der Kommandobrücke nicht schlecht.
Bei dem Signalpunkt handelte es sich um einen Zerstörer der Kolumbus-Klasse. Deren Zerstörer gehörten mit ihren 1,7 Megatonnen zu den kleinsten/leichtesten Großkampfschiffen in der Vereinten Flotte. Trotz der fehlenden Masse besaßen sie eine beachtliche Feuerkraft, die richtig eingesetzt einen Kreuzer der Galios-Klasse ins Schwitzen bringen konnte.
Dass alleine machte den Signalpunkt keinesfalls außergewöhnlich. Eher schon der Umstand, welchen ID-Code er besaß.
Eigentlich war das Folgende keine schwere Entscheidung. Trotzdem verstrichen gut 3 Minuten bis der Mischling im Kommandostuhl eine Rufnummer in das InterCom eingab und darauf wartete dass sein Anruf entgegengenommen wurde. Worüber der Anrufer keineswegs erfreut sein würde.Immerhin gab er explizite Anweisungen, wofür man ihn anrufen sollte. Und wenn man es genau nahm, zählte das auf dem Taktikdisplay nicht dazu.
Da er den Ruf nach 2 hartnäckigen Minuten nicht abbrach, konnte der Angerufene ihn nicht länger ignorieren. Eine Möglichkeit wäre ihn auf stumm zu schalten. Was man wiederum als grobe Pflichtverletzung auslegen konnte. Worauf ihre Divisionskommandeurin nur wartete, um eine Kommandostrukturumbildung vornehmen zu können.
Der Ruf wurde entgegengenommen. „Ich hoffe für dich, dass der Weltuntergang stattfindet oder ein interstellarer Krieg ausgebrochen ist.“, murrte der Teilnehmer am anderen Ende der Comleitung ungehalten. Im Hintergrund kicherte jemand.
Beim Eintreffen von einem jener Szenarien durfte man ihn stören.
„Tut mir leid dich zu stören.“, sagte der Mischling formlos. „Wir haben ein Signal aufgefangen.“
„Dafür missachtest du meine Befehle!!“, knurrte der Mann verärgert dazwischen.
Peter ignorierte den Einwand. „Der Abgleich vom ID-Code ergab, dass es sich um einen Zerstörer der Kolumbus-Klasse handelt.“
„Ich hoffe für dich da kommt noch mehr.“, drohte ihm die Stimme im ernsten Ton.
Was Peter jedoch kalt ließ. „Bei dem Zerstörer handelt es sich um die VF Hokoon.“
„Und?“
„Das Schiff gehört zur 9. Flotte.“
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-1-

Gaèl Sanogo hätte eigentlich längst das Raumkommando für einen Kreuzer oder ein Schlachtschiff haben müssen. Stattdessen befehligte er einen Zerstörer. Wofür es wahrlich Gründe gab, gestand sich Gaèl ein. Bereuen tat er wiederum nichts. Wieso auch? Damals hielt Gaèl sein Tun für richtig. Gewisse Dinge hätte er im Nachhinein betrachtet anders anpacken müssen, doch um vergossene Milch sollte man nicht weinen, sagte seine Mutter. Zu recht.
Er hatte eine durchaus respektable Flottenkarriere in den Sand gesetzt, weil er die Entscheidung eines vorgesetzten Offiziers in Frage stellte und sich weigerte sie in dieser Form auszuführen. Was an Befehlsverweigerung grenzte, dessen war Gaèl sich damals wie heute bewusst. Was zu einem Disziplinarverfahren führte sowie dem Ende seiner Flottenkarriere. Womit er leben konnte und auch tat.
Nur sah man sich immer 2 Mal im Leben. Eine Weisheit seiner Großmutter.
Das galt dummerweise für Freund wie Feind gleichermaßen.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den umrahmten Signalpunkt, der im Plot des Taktikdisplay Blau blinkte. In einem Nebenfenster waren die sensorisch erfassten Spezifikationen aufgelistet. Ebenso der ID-Code.
Ohne Zweifel beim Schiff handelte es sich um die VF Hokoon. Einem Großkampfschiff der 9. Flotte, die vor 7 Jahren einfach spurlos verschwand. Die VF Hokoon war das bisher einzige Lebenszeichen der 9. Flotte.
Wie das Verschwinden warf auch das Auftauchen Fragen auf.
Das Sensorsignal kam aus dem Nichts. Als wenn jemand mit dem Finger schnippte. Einfach so. Schnipp!! Nur tauchten verschwundene Großkampfschiffe nicht einfach so wieder auf. In der Regel jedenfalls.
„Sir. Die Drohne ist jetzt in Reichweite.“, meldete der diensthabende Sensormann.
„Auf den Schirm.“, befahl Peter. Der Mischling war EO der VF Ontario und damit Gaèl Sanogo’s Stellvertreter.
Vor ihnen baute sich ein holografisches Fenster auf. Dort erschien der Livestream der ausgeschickten Drohne, die ein Echtzeitbild sendete.
Und was die Frauen und Männer auf der Kommandobrücke sahen war äußerst beunruhigend.

***

Im Vergleich zur VF Ontario wirkte die VF Hokoon klein und schmächtig. Der 1,7 Megatonnen Zerstörer der Kolumbus-Klasse war ein Koloss aus Stahlplatten und Duralpanzerung. Die Bewaffnung reichte aus um jeden Schläger auf Distanz zuhalten. Umso erschreckender der Zustand des Großkampfschiffs.
Der Rumpf war übersät mit Schrammen, Dellen, Rissen und tiefen Furchen, die mehr an einen umgegrabenen Acker erinnerten, statt einem meterdicken glänzend polierten Stahlmantel. Die VF Hokoon hatte schwere Treffer einstecken müssen. Dem Echtzeitbild nach handelte es sich bei den Beschädigungen um Raketen- wie Geschütztreffer. Die Zerstörer der Kolumbus-Klasse galten als zäh und hart im Nehmen. Sie konnten aber auch ordentlich austeilen.
Auf der Kommandobrücke der VF Ontario hingegen herrschte eisernes Schweigen unter den Frauen und Männern in Uniform. Nichtsdestotrotz verrichteten sie ihren Dienst an den Stationen.
Die ausgeschickte Drohne flog den Zerstörer ab, so wie sie von einem Mitglied der Sensormannschaft dirigiert wurde. Erst längsseits, dann drüber hinweg und schließlich unter dem Rumpf entlang. So erhielten sie einen vollständigen visuellen Überblick über den Schiffszustand.
Jenseits der Längstachse wurden Backbord (Links) und Steuerbord (Rechts) jeweils ein Hüllenriss ausgemacht die über mehrere Decks gingen und durchaus schwere Beschädigungen darstellten. Etliche Raketen- und Geschütztreffer hatten den Rumpf aufgerissen, ohne die Kernpanzerung zu durchdringen.
Die Schäden waren sicherlich nicht ohne, trotzdem wirkte die VF Hokoon raumtüchtig.
Wo auch immer der Zerstörer die letzten 7 Jahre steckte, er hatte einem höllischen Gefecht beigewohnt, stellte Gaèl beim Besichtigungsflug der Drohne fest. Er wandte sich zur Sensorstation. „Lebenszeichen?“ Eine berechtigte Frage.
Seit der Entdeckung waren fast 50 Minuten vergangen. Der Zerstörer war ohne jeden Zweifel beschädigt, aber nicht dermaßen dass die Besatzung der VF Hokoon die Anwesenheit der VF Ontario sensorisch nicht bemerkte. Denn die Sensorphalanx wirkte nahezu unbeschädigt.
Durch den herrschenden Gefechtsalarm der Stufe Orange (die Vorstufe zu Rot) waren alle Stationen vollbemannt. Demzufolge waren sämtliche Kommandooffiziere (Stationschefs) im Dienst.
Senior Lieutenant Terry Zapater stand am Hauptterminal der Sensorstation. Der Leitende Sensoroffizier (LSO) blickte vom Plot auf. „Negativ, Captain.“
Gaèl’s Stirn kräuselte sich verwundert. Beim Vorbeiflug der Drohne befanden sich alle Rettungskapseln an Ort und Stelle. Die Notfallrampen waren ebenfalls geschlossen. Über sie konnte man in Evakuierungsbooten den Zerstörer verlassen. Demzufolge hatte niemand auf diesem Weg das Schiff verlassen.
Er gab eine Rufnummer in das Eingabefeld seines Kommandostuhls. Sein Comruf wurde unverzüglich angenommen. Auf dem Comschirm erschien ein bulliger Gvaner mit einem markanten robusten Gesicht. „Major.“, sagte Gaèl. „Ich brauch in 10 Minuten ein Aufklärungstrupp, der sich zusammen mit einem Außenteam auf der VF Hokoon umsieht.“ Major Frank schaute den Flottenmann nichtssagend an.
Er war der ranghöchste Marine an Bord der VF Ontario. Auf dem Kreuzer befand sich eine Hundertschaft vom VTGMC. Sie waren für die Schiffssicherheit zuständig. Bei Patrouillenflügen befanden sich stets Marines an Bord. Die Anzahl variierte je nach Schiffsklasse. Je größer das Großkampfschiff, so mehr Marines waren an Bord.
„In voller Einsatzmontur.“, fügte Gaèl hinzu. Jeder an Bord wusste, was das bedeutete.
Dem Gvaner sah man nicht, an was er davon hielt. „Jawohl, Captain.“
„Brücke Ende.“ Der Comschirm erlosch.

***

Anders als die übrigen Schiffsklassen verfügten Jagdfregatten, Zerstörer (aller Art) und Kreuzer (aller Art) über kein Flugdeck. Bei den Kreuzern gab es eine Ausnahme. Die Großkampfschiffe der Rose-Klasse und alle höher gehenden Typenklassen verfügten über einen Flughangar. Kreuzer der Kolumbus-Klasse gehörten nicht dazu.
Die VF Ontario verfügte über 8 Katapultröhren. Je 3 Backbord und Steuerbord. Und 2 im Heck. Die Röhren mündeten in sogenannte Parkbuchten. Über den Steg konnte man Ein- und Aussteigen. Auf allen 3 Röhrenschienen mussten rund um die Uhr Raumfähren sein. Ganz gleich, welche Schiffsalarmstufe galt.
Sobald eine Raumfähre startklar war, wurden die Verriegelungen der Parkbucht gelöst und in die Röhre geschoben, die sich hinter dem Raumvehikel schloss. Der Katapultstart wurde vom Piloten ausgelöst.
Der Aufklärungstrupp, den Captain Gaèl Sanogo bei Major Frank anforderte, bestand aus 15 Mann, war in 3 Mal 5 Einsatzteams aufgeteilt und wurde von Lieutenant Grace Kim befehligt. Die Mischlingsfrau war nicht zum ersten Mal Truppführer.
Das Außenteam wiederum bestand aus 9 Mann. Welches vom Zweiten Offizier (ZO) angeführt wurde.
Vorrangiges Ziel der Außenmission war es die VF Hokoon zu sichern. Dieser Part oblag den Marines. Anschließend sollten die Flottenleute den Zerstörer wieder flott machen. Sofern es möglich war.
Wie es Gaèl wollte, trugen die Marines Panzeranzüge und schwere Waffen. Die Flottenleute hatten Panzerwesten und Pulser dabei.
Sie wurden auf 2 Raumfähren verteilt.
Der von Lieutenant Kim kreierte Einsatzplan sah vor, dass man von Backbord und Steuerbord in die VF Hokoon eindrang und den Zerstörer sicherte. Team Blau sollte zum Maschinenraum vordringen. Team Gelb übernahm die Kommandobrücke.
Die Marines in den Panzeranzügen setzten sich, ein wenig unbeholfen konnte man meinen, in die Hartschalsitze, ließen die Sicherheitsgurte einrasten und stellten die Gurtstärke auf Maximum. Ein Katapultstart war etwas völlig anderes, als wenn man von einem Hanger oder Flugdeck startete.
Als die Piloten der Fähren das Okay bekamen, sagten sie über Com der Flugkontrolle dass man startklar war. Danach wurden die Raumfähren in die Katapultröhren geschoben. Hinter ihnen schloss sich das Panzerschott, dass die Röhre von den Parkbuchten trennte. Dann wurde das Katapult magnetisiert.
Die Flugkontrolle ging mit der Fährenbesatzung das Startsicherheitsprotokoll durch. Dort wurden Punkt für Punkt alle wichtigen Systeme abgeglichen. Eine Routineprozedur, sofern es sich nicht um einen Alarmstart handelte. Da starteten die Fährenbesatzungen auf eigene Verantwortung.
„Flugkontrolle an Air Blau und Air Gelb.“, ertönte es im Gruppenkanal.
„Air Blau hört, Flugkontrolle.“
„Air Gelb hört, Flugkontrolle.“
„Sie haben Erlaubnis für einen simultanen Start.“
„Verstanden, Flugkontrolle.“, erwiderten die Piloten der startbereiten Raumfähren.
„Start erfolgt in 5 …“ Der Lotse in der Flugkontrolle zählte den Countdown runter. „4 …3 …2 …1 …Start.“
Mit der Berührung auf den Touchschirm, lösten die Piloten den Katapultstart aus.

***

Wie altmodische Kanonenkugeln schossen die Raumfähren aus den Katapultröhren. Ein Katapultstart war Adrenalin pur und unvergesslich. Auf die eine oder andere Weise.
Die vorgewärmten Triebwerke gingen beim Verlassen der Schiffssicherheitszone auf Leerlauf. Erst wenn die durch den Katapultstart erzeugte Eigengeschwindigkeit soweit unter die Normalgrenze gesunken ist, schalteten sich die Triebwerke automatisch ein. Zu der Zeit hatten die Raumfähren schon einiges an Flugkilometer zurückgelegt.
Von 2 Richtungen näherten sich die Vehikel dem antriebslosen Zerstörer.
Ihr Kommen blieb vor der Besatzung sensorentechnisch nicht unbemerkt. Eigentlich. Trotzdem zeigte die VF Hokoon keinerlei Reaktion. Nichts mal Andeutungsweise.
Jedes Raumschiff, Zivil, Privat oder Militärisch, verfügte über umrahmte Versorgungsluken. In diesen Rahmen rasteten die Stutzen der Andockbrücken oder Gangwayröhren ein. Je nach dem über welche orbitale Landungsgebäudeart die Anlaufstelle verfügte.
Genau diese umrahmten Versorgungsluken steuerten die Raumfähren, die mit einem entsprechenden Andockstutzen ausgestattet waren, an. Die umrahmten Versorgungsluken waren Galaxie weit genormt.
Mit den Manövrierdüsen brachten die Piloten die Raumfähren in Position. Sobald eine Übereinstimmung zwischen Stutzen und Rahmen bestand, übernahm meist der Computer das Andockmanöver. Ein Ruck ging durch die Fähre, als der Stutzen einrastete. Der Druckausgleich wurde unverzüglich hergestellt. Zur Signalisierung wechselte die rote Kabinenbeleuchtung auf grün um.
Die Passagiere ließen die Sicherheitsgurte aufschnappen.
Marines entfernten das Bodenpanel der Kabine. Darunter befand sich die Verbindungsluke. Der Marine von der Vorhut, dem Sicherungstrupp, gab in das Tastenfeld den Entriegelungscode ein. Klackend sprang das rote Lichtlein grün um. Er zog die Luke auf. Dahinter kam gleich die schiffseigene Versorgungsluke. Da das Großkampfschiff, trotz des Offlinemodus vom Hauptreaktor, über Energie verfügte, musste der Marine den entsprechenden Entriegelungscode eingeben, die Luke aufschieben und schon war man an Bord der VF Hokoon.
Dicht hintereinander drangen die Marines vom Sicherungstrupp, mit angelegten Impulsgewehren durch die offene Versorgungsluke in den dahinterliegenden Gang bis zur Kreuzung ein. Zu beiden Seiten sicherten sie den Gang. Über den Gruppenkanal sagten sie: Sicher. Was für die übrigen Teammitglieder das Zeichen zum Aufrücken war.
Marines trainierten das Eindringen in Raumschiffe. Genauso wie in Gebäude. Das war Teil der Grundausbildung. Auch danach kam es zu solchen Übungen. Es gab ja verschiedene Arten des Eindringens, die sich je nach Situation ergaben. Offensiv oder Defensiv.
Bei ihrem Eindringen wählte Lieutenant Kim eine Mischung aus beidem. Nicht zu defensiv und zu offensiv. Beides hatte Vor- und Nachteile, wie alles im Leben.
Sektion für Sektion drangen sie tiefer ins Großkampfschiff ein.
Bereits nach 5 Minuten war offensichtlich, dass tatsächlich niemand an Bord war. Menschenleer, wie die Menschen zu sagen pflegten. Dabei schien die VF Hokoon raumtauglich. Auf dem Schiff herrschte die Union weite Standard Schwerkraft von 1,5 G. Dieser Wert kam zustande, weil auf Terra 2G herrschen. Auf Gvan wiederum 1G. Daher hatte man den Mittelwert genommen. Auf allen Weltraumeinrichtungen und Schiffen in der Union (Zivil wie Militärisch) mussten 1,5G sein.
Dem Schein der Gangbeleuchtung nach herrschte Tag auf dem Großkampfschiff der Vereinten Flotte. Der Tag-Nacht-Rhythmus richtete sich nach der in der Union gültigen Standardzeit. Die wiederum aus dem Tag-Nacht-Rhythmus von Terra-Gvan hervorging.
Die Marines gingen mit den Impulsgewehren im Anschlag von Sektion zu Sektion. Bei jeder Abbiegung und Kreuzung wurde erstmal die Lage gecheckt, dann abgesichert und schließlich ging es weiter. Keine 50 Meter hinter der letzten Gangkreuzung kam ein Lift. Sie hatten vor über den Liftschacht zur Kommandobrücke zu gelangen.
Kurz vor erreichen des Lifts geschahen 2 unerwartete Dinge.
Ping!! Ertönte es.
Man verharrte augenblicklich.
Lieutenant Kim gab per Handzeichen das Sichern Kommando.
Die Marines nahmen die entsprechende Formation ein. Auf den Lift richteten sich mehrere mit Fingern am Abzug liegende Impulsgewehre.
Vor Ihnen öffnete sich die Lifttür.
Sie stand keine Sekunde offen als plötzlich der markante Eindringlingsalarm durch die Eingeweide des Großkampfschiffs schrillte.

***

„Raketenstarts!!“ Sofort ging überall an Bord der VF Ontario der Rote Alarm (Gefechtsalarm) los. Die geistig-gewärtige und vollkommen unerwartete Meldung hatte ein Crewmen der Sensormannschaft gemacht. Auf dem Hauptsensorschirm sowie dem Taktikplot tauchten umgehend die Rot umrahmten Raketensymbole auf.
Captain Sanogo stürzte sprichwörtlich aus seinem Raum neben der Kommandobrücke. „Status?“, verlangte er sofort und schritt zu seinem Kommandosessel.
„Multiple Raketenstarts!!“, meldete der LSO zackig aber hörbar zweifelnd. Was einen einfachen Grund hatte.
„Richtung?“
Die Antwort übernahm der ebenso verwirrte EO. „Von der VF Hokoon.“
Gaèl blieb wie angewurzelt stehen, sah seinen EO ruckartig an.
„Captain!!“, rief ein Mitglied der Com-Mannschaft. „Team Gelb und Blau melden dass an Bord der Eindringlingsalarm losgegangen ist.“
Die Verwirrung war komplett.
Nicht nur dass der verschollene und unbemannte Zerstörer Raketen auf sie abfeuerte, so war an Bord der Eindringlingsalarm ausgelöst worden. Dafür hatten die Frauen und Männer der VF Ontario keine Erklärung. Außer es war jemand an Bord des Zerstörers der sich der Sensorerfassung entzog. Doch das hätte zu Sensorinterferenzen geführt, die sich kaum verschleiern ließen.
Was zum Teufel ist hier los!!

***

Schon vor Beginn der Feindschaften mit der Bruderschaft Crja gehörte das Sanchez-System zu den Hauptmilitärstützpunkten der Union. In den 2 Kriegen und den unzähligen handfesten Auseinandersetzungen war das Sanchez-System für die Verteidigung der Union unerlässlich. Der Hauptgrund für die damalige und heutige starke Militärpräsenz war ohne Zweifel die Bruderschaft. Trotz der unausgesprochenen Friedenszeit zwischen der Bruderschaft und der Union.
Admiral Ròdòs befehligte die 19. Flotte im Sanchez-System. Der Gvaner senkte das Pad, schaute über den Rand seinen Stabschef an. „Liegt eine Bestätigung vor?“
Sein langjähriger Stabschef blickte den Chef vom Flottenverband an. „Wir konnten anhand der Daten eine Spezifizierung vornehmen. Bei dem Zerstörer den Captain Sanogo gefunden hat, handelt es sich tatsächlich um die VF Hokoon.“
„Hmm.“ Er zog die Oberlippe hoch.
„Ähm.“
Verwundert zog der Admiral die Augenbrauen zusammen. „Ja, Lou?“, sagte Ròdòs.
Der Stabschef wirkte ein wenig hilflos. „Wir haben den Kontakt zur Ontario verloren. Die Langstreckensensoren können sie nicht finden. Und sie strahlen kein Subraumsignal aus.“
„Erst findet die Ontario die Hokoon.“ Ròdòs legte das Pad auf seinen Schreibtisch. „Ein zur 9. Flotte gehörenden Zerstörer, die vor 7 Jahren spurlos verschwunden ist.“ Daran brauchte der Mischling nicht erinnert werden. „Und jetzt haben wir den Kontakt zu einem unserer eigenen Schiffe verloren. Das Finden der Hokoon konnten wir aber nur anhand jener Daten bestätigen, die uns die Ontario schickte.“ Eine mehr als zutreffende Zusammenfassung. Über die Entwicklung war der Gvaner alles andere als erfreut. Ein Schiff zu verlieren, ohne jedwede Kampfhandlung und dazu noch in Friedenszeiten, gehörte nicht zu den Dingen, die man unter seiner Kommandozeit sehen wollte. Da war Admiral Ròdòs keine Ausnahme. „Seit wann haben wir keinen Kontakt mehr zur Ontario?“, wollte er wissen.
Sein Stabschef, ein fähiger Mann, schwieg länger als unbedingt notwendig. „Das Zeitfenster liegt bei 15 Stunden.“, antwortete der Mischling zögerlich.
„Verstehe.“, nuschelte der Gvaner abwesend.
Captain Sanogo hatte die Daten sowie die Mitteilung über den Fund der VF Hokoon an seinen Divisionskommandeur geschickt. Wie es die Befehlskette verlangte. Dummerweise hatte es sein Divisionskommandeur versäumt die Mitteilung samt Daten an ihren Vorgesetzten, nämlich Admiral Ròdòs weiterzuleiten. Stattdessen war das Material 15 Stunden lang zurückgehalten worden.
„Welches Geschwader ist in Alarmbereitschaft?“
„Senior Captain Yoto.“
„Sagen Sie ihr, sie soll sich unverzüglich in Marsch setzen.“ Der Mischling machte eine Eingabe in sein PDA. „Geben sie ihr die Position der Ontario.“
„Jawohl, Sir.“
„Das wäre alles, Lou.“
Sein Stabschef nickte und verschwand.
Ròdòs machte eine Eingabe.
Das Gesicht einer Menschenfrau erschien im Holofenster. „Comstation hier, Crewmen Gloria.“
„Sagen Sie Junior Admiral McLean, dass ich Sie persönlich sprechen will.“ Crewmen Gloria nickte. „Unverzüglich.“
„Jawohl, Admiral.“
„Danke, Crewmen. Ròdòs Ende.“
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-2-

Team Blau erreichte das Deck, wo der Hauptmaschinenraum lag, just wo auf einmal der Eindringlingsalarm losschrillte. Angeführt wurde das Team von Senior Sergeant Olson. Einem kernigen Menschen der geradezu prädestiniert für den Dienst im Vereinten Terra-Gvan Marine Corp war.
Nach Rücksprache mit Lieutenant Kim rückten Team Blau weiter vor.
Die Marines hatten den Finger am Abzug ihrer Impulsgewehre und die Waffen im Anschlag. Jede Abzweigung und Kreuzung, die auf ihrem Weg lag, wurde gesichert. Doch wie schon auf den anderen Decks war weit und breit niemand der ihnen in die Quere kam. Was angesichts des ausgelösten Eindringlingsalarms merkwürdig war.
Sie erreichten den Hauptmaschinenraum. Zumindest standen sie davor. Eigentlich waren die Hauptmaschinenräume auf Schiffen der Vereinten Flotte offene Bereiche. Was selbst beim einem Gefechtsalarm der Fall war. Nicht beim Eindringlingsalarm. Dann wurden alle Sicherheitsbereiche, wie der Hauptmaschinenraum, abgeschottet. Genau wie in ihrem Fall.
Sie standen nämlich vor dem Panzersperrschott.
Für die Marines war das eine weitere Kuriosität an Bord.
Viel beunruhigender war die Tatsache, dass sie anscheinend den Comkontakt zur Ontario verloren hatten. Als man nämlich den entsprechenden Comkanal benutzte, erfolgte keine Reaktion. Wodurch deutlich wurde, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Lieutenant Kim gab den Befehl zum Eindringen und Sichern des Maschinenraums. Solange sie keine anderslautenden Einsatzbefehle von der Ontario bekamen, hielt man sich an den Plan den Zerstörer zu sichern. Dazu musste Team Blau gezwungener Maßen in den Hauptmaschinenraum.
Während die Marines im Gang Stellung bezogen, machten sich die Techniker daran das Panzersperrschott zu öffnen. Sie versuchten die Kommandocodes aufzuheben. Den entsprechenden gültigen Entsperrcode hatten sie dabei. Doch eine weitere Kuriosität kam hinzu.
„Was ist los, Manny?“, wollte Senior Sergeant Olson kernig wissen.
Das hätte der Mischling selbst gerne gewusst. „Ich habe keine Ahnung.“, sagte Manny hilflos. Und das hatte bei einem Technik-Ass, wie er es einer war, schon was zu heißen.
Eigentlich hätte der Entsperrcode den Kommandocode aufheben müssen. Wodurch sich das Panzersperrschott öffnete und sie in den Hauptmaschinenraum eindringen konnten. Doch darauf wurde scheinbar nichts. Bevor er den Entsperrcode in das System implementieren konnte wurde die Eingabekonsole gesperrt. Eine derartige Sperrung erfolgte nicht durch den Computer. Manny hatte zuvor einen gültigen Zugangscode eingegeben. Man hatte ihn manuell daran gehindert. Doch er wusste sich zu helfen.
Er nahm ein Panel ab. Dahinter lag der Mechanismus zum Öffnen des Panzersperrschotts. Speicherplatinen und Kristallstäbe lagen frei. Mit einer Neuanordnung ließ sich die Sperre aufheben. In der Theorie. Jeder Versuch wurde abgeblockt. Was kein Zufall war. Manny gab nicht auf. Er schloss sein Pad an. Ein Fenster öffnete sich auf dem Touchschirm und endlose Zahlenreihen scrollten in einem Affenzahn runter. Bingo!!
Er steckte einen Kristallstab um. Da ertönte die Freigabemelodie.
Das Panzersperrschott öffnete sich.
Und sorgte für eine neue Kuriosität.
Der Hauptmaschinenraum war leer.

***

Das es zu keinem Bolzeninferno kam lag einzig und alleine daran dass die Liftkabine leer war. Was merkwürdig war. Schließlich bewegten sich Liftkabinen nicht von alleine. Außer sie wurden gerufen oder hatten Passagiere an Bord. Nichts davon traf hier zu. Die Marines hatten nämlich nicht vor, die Liftkabine zu benutzen, um auf die Kommandobrücke zu gelangen.
Mit den Magnetkarabinern, die die Marines bei sich trugen und in die Magnetschiene der Liftkabine einklinkten, ließ sich Team Gelb zur Kommandodeck bringen. Die Magnetkarabiner wurden durch ein Bedienelement im Griff gesteuert.
Lieutenant Kim erreichte gerade eine Sektionstür, wo normalerweise die Liftkabine hielt. Wie schon beim ankommenden Lift öffnete sich hier auf einmal die Tür, obgleich sie gesperrt sein sollte.
Das Licht vom Flur drang in den Liftschacht.
Einhändig zielte sie mit dem Impulsgewehr durch die offene Sektionstür. Nichts. Dabei öffnete sie sich nicht von alleine. Hier stimmte eindeutig etwas nicht.
Am Ziel hantierte ein Techniker bei einem offenen Panel rum, um die Lifttür zur Kommandobrücke zu öffnen. Sie schien gesperrt. Was unter normalen Umständen nicht weiter verwunderlich gewesen wäre. Doch inzwischen reihte sich eine Merkwürdigkeit an die Nächste. Weiterhin deutete alles daraufhin, dass die Hokoon unbemannt war. Die bisherigen Ereignisse an Bord sagten wiederum etwas anderes.
Jede Eingabe, die er machte, um die Lifttür zu öffnen, wurde piepend zurückgewiesen. Was den Techniker an den Rand seines Lateins brachte. Trotzdem ließ er nichts unversucht, steckte unzählige Male die Kristallstäbe und Speicherplatinen um, gab zum wiederholten Male den Berechtigungscode ein und wurde abgewiesen. Da er so nicht weiter kam, versuchte er etwas anderes.
Er entfernte die mechanische Verriegelung der Lifttür.
Die Marines stemmten sie nun auf, warfen durch den Schlitz eine Blendgranate, drückten und zogen weiter und drangen schließlich auf die verwaiste Kommandobrücke ein.
Da meldete Senior Sergeant Olson das Team Gelb den Hauptmaschinenraum gesichert hatte.
Lieutenant Kim sah sich auf der Kommandobrücke um. Wie überall auf dem Schiff lief auch hier alles so, als ob der Zerstörer bemannt war. Was trotz allem nicht der Fall zu sein schien.
Plötzlich erschien in ihrem HUD ein Alarmfenster. Ein Echtzeitsensorabbild, der um die Hokoon kreisenden Sonden, tauchte darin auf. Das Einsatzteam hatte einen funktionierenden Up-Link zu den Sonden.
Auf dem Sensorabbild waren grüne Punkte zusehen. Sie stellten Team Blau und Gelb dar. Doch aus dem Nichts kamen Gelb blinkende Punkte hinzu. Einer davon hielt sich direkt neben dem ihren auf. Bloß stand niemand neben ihr.
Irgendetwas stimmte nicht. Laut den neusten Sensordaten war die vorher unbemannte Kommandobrücke plötzlich bemannt. Wenn man sich umsah, hatte sich nichts verändert. Geistersignaturen!!
Kim stand am Terminal vom EO. Auf dessen Sensorschirm war genau das Gleiche zu sehen. Bloß mit einem Unterschied. Die Gelben Punkte in ihrem Plot wurden allesamt Grün dargestellt, während die Grünen feindlich Rot markiert waren. Laut dem Plot waren sie die Eindringlinge.
Hätte der Panzerhelm ihr Gesicht nicht verborgen, hätte man Kim’s verwirrten Gesichtsausdruck gesehen.

***

Die heranfliegenden Raketen erwiesen sich als Geistersignaturen. Auch wenn die Sensoren die Bedrohung für bare Münze nahmen. Die fast 60 Geschosse rasten der Ontario entgegen, aktivierten sogar ihre Zielerfassung, doch keine einzige Rakete fand ihr Ziel geschweige denn richtete irgendeinen Schaden an. Laut dem Livestream der Sonden hatte nicht eine Rakete einen Werfer der Hokoon verlassen.
Dennoch ging man an Bord der Ontario kein Risiko ein, startete die Abwehrmaßnahmen. Die Flakgeschütze spuckten Doppelbolzen aus, die im Nichts des Weltraums verglühten. Eine Welle von Antiraketen wurde entgegen geschickt. Dazu setzte der Kreuzer seine moderne EloKa ein. Blender und Störbojen wurden ausgeworfen. Abwehrmaßnahmen im Millionenbereich verschwendet.
Die Erbsenzähler im Rechnungshof würden einen Herzinfarkt erleiden, sobald die verursachten Kosten des eingesetzten Wehrgeräts auf ihren Tischen landete, ohne dass eine ernsthafte oder überhaupt eine Bedrohung für die Ontario und ihre Besatzung vorlag. Eine Verschwendung von Ressourcen mit Millionenwert.
Darum kümmerte sich Gaèl nicht im mindesten. Und wenn er ehrlich zu sich war, (meistens war er das) dann hatte er nicht die geringste Ahnung, was hier abging. Nicht nur dass die Hokoon sie anzugreifen schien, obwohl deren Sensoren den Kreuzer eindeutig als Freund/Verbündeten einstufen mussten, hatten sie nach 20 Minuten den Comkontakt zu ihren Leuten auf dem Zerstörer verloren. Die Sensoren konnten ihre ID-Signaturen fehlerfrei erfassen. Jedwede Versuche den Comkontakt wieder herzustellen scheiterten. Anscheinend waren die Comsignale verschwunden.
Doch damit noch nicht genug.
Mit einmal tauchten auf dem Zerstörer Signaturen auf. Nicht nur auf der Kommandobrücke und dem Hauptmaschinenraum, wo sich Team Blau und Gelb befanden, sondern auf dem gesamten Großkampfschiff. Insgesamt 577 Signaturen. Was ungefähr der Besatzungszahl der VF Hokoon entsprach.
Mit einmal konnten die Langstreckensensoren keinerlei Sensorsignale empfangen. Auch Subraumsignale gab es keine mehr. Sie hatten den jedweden Kontakt zur Außenwelt verloren.
Der richtige Hammer sollte unmittelbar danach kommen.
Gaèl ließ den Leitenden Ingenieur die Sensoren überprüfen. Doch weder die eingeleitete Systemprüfung noch die Kontrolle an der Sensorphalanx brachte einen erklärbaren Fehler zu Tage, mit dem sich das Sensorwirrwarr erklären ließ. Stattdessen liefen die Sensoren absolut rund, funktionierten einwandfrei.
Die Melodie einer reinkommenden Com-Mitteilung ertönte. Einer aus der Com-Mannschaft nahm sie entgegen. „Ach du Scheiße!!“, entfuhr es der Menschenfrau schockiert. Sofort nahm sich der Leitende Com Offizier der Sache an. Anders als seine Untergebene starrte er stumm auf den Schirm.
Der EO schritt zur Com-Station. „Ralf. Was ist los?“
Man sah dem LCO den Schock im Gesicht an. „Wir haben soeben eine präsidiale Alarmmeldung aufgefangen.“ Verwundert zog der Gvaner die Stirn kraus. Sie hatten ja jeglichen Subraumkontakt zur Außenwelt verloren. Jedenfalls bis jetzt. „Eine feindliche Armada ist in das Terra-Gvan-System gesprungen.“ Bisher hatte niemand gesehen, wie dem EO die Gesichtszüge entglitten. Bis eben. „Mit sofortiger Wirkung wird vom President House das Alpha-Protokoll in Kraft gesetzt.“

***

Gaèl kam sich wie in einer gottverdammten Achterbahn vor, die einfach nicht stoppen wollte. Die Geschehnisse zerrten einen in jede Richtung. Der Überblick, sofern vorhanden, drohte einem abhanden zukommen. Ein Albtraum.
Das Alpha-Protokoll!!
Gütiger Gott!!
Er nahm einen Schluck vom New Scotish Bourbon.
Als ob die Situation nicht schon unübersichtlich genug war, kam das Unvorstellbare hinzu woran niemand auch nur im entferntesten denken wollte oder konnte. Dem Einsetzen des Alpha-Protokolls. Dem sprichwörtlichen Ende.
Der Schock darüber saß tief, sehr tief.
Denn trotz anderen Glaubens schien die präsidiale Alarmmeldung echt zu sein. Sie verfügte über alle Beglaubigungscodes und Sicherheitsmerkmale. Demzufolge war sie echt. Unglaublich aber wahr.
Doch Gaèl konnte sich keinen Reim auf alles machen. Zu keinem Zeitpunkt hatte es Anzeichen gegeben, dass dieser Fall überhaupt eintreten konnte. Eine Streitmacht dieser Größe konnte nicht klammheimlich bis ins Kernland vorstoßen.
Was einen Grund hatte.
Die Alarmmeldung stammte nicht aus Ihrer Gegenwart.
Sondern aus der Zukunft. Wo sich die VF Hokoon zu befinden schien.
Um genauer zu sein in 13 Monate, 19 Stunden, 46 Minuten und 12 Sekunden.
Eine plausible Erklärung wollte ihm dafür nicht einfallen. Irgendwie war die 9. Flotte in die Zukunft geraten. Eine die keinesfalls rosig aussah. Sondern sehr, sehr düster.
Bei dem Gedanken bekam Gaèl eine Gänsehaut.
In der Datenbank fand man allerhand zum Thema Raumanomalien. Mühselig sich da durch zu lesen. Dabei verstand er nicht mal ein Wort von der Einleitung. Entmutigt ließ er es bleiben. Sie mussten in irgendeiner Art Temporaler Anomalie geraten sein.
Um festzustellen wie tief sie drin steckten ließ er Sonden mit wechselnden Sensoreinstellungen das Raumgebiet absuchen. Zeitgleich schickte er Drohnen Systemauswärts, die mehrere Warnbarken absetzten sollten, um den Raumverkehr zu warnen das System zu durchfliegen. Was wohl kaum der Fall sein würde, schließlich hatte das Sternensystem schon vorher keinen nennenswerten Raumverkehr gehabt.
Trotzdem sollte jeder für den Fall der Fälle gewarnt sein.
Temporale Anomalien!!
Bei dem Gedanken schüttelte Gaèl den Kopf.
Schwerfällig erhob er sich aus dem Sofa in seinem Privatquartier, schlurfte zum Getränkespender, machte eine Eingabe und wartete bis die Bestellung repliziert war, nahm einen Schluck von dem kristallfarbenen Bourbon.
Das InterCom trällerte los.
„Ja.“, meldete sich Gaèl ein wenig verdrossen.
„Der LSO hier, Captain.“, sagte der Leitende Sensor Offizier monoton. „Wir haben einen Hyperraumabdruck Systemauswärts geortet.“

***

Der Mischling ging das Datenmaterial durch, das er herunterladen konnte bevor die Verbindung unterbrochen wurde. „Das ist seltsam.“, nuschelte Manny verdrossen. Ihm war es gelungen, sich kurzzeitig unbemerkt in das Computersystem zuhacken.
Inzwischen waren alle Konsolen und Terminalstationen mit variierenden Sicherheitscodes gesichert. Jedes Mal wenn man eine Sicherheitssperre aufhob, umging, oder aushebelte wurde eine neue installiert. Da fühlte sich der Mischling an seinen Physikkurs in der Oberschule erinnert. Auf jede Aktion, so die Lehrerin, folgte eine Reaktion.
„Was ist, Manny?“, fragte der Dritte Ingenieur der VF Ontario.
Zusammen mit dem Außenteam und den Marines von Team Gelb hielt man sich im Hauptmaschinenraum auf. Die Techniker versuchten sich Zugang zum Computersystem zu verschaffen. Ohne nennenswerten Erfolg. Und laut den Umgebungssensoren waren die Frauen und Männer des Kreuzers nicht die Einzigen an Bord der Hokoon. Obgleich sie alleine im Hauptmaschinenraum sind.
Manny zeigte dem Mann, was er meinte. „Das ist ein Teil der Sensorlogbücher.“, begann der Mischling. Mit einer Bewegung auf dem Touchschirm scrollte der Inhalt runter. „Dem Zeitstempel nach wurden die Sensordaten vor 7 Jahren gemacht. Schauen sie sich das hier an.“ Er zeigte auf ein unvollständiges Sensorbild.
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-3-

„Eine Eruptionswelle!!“, hörte man Grace Kim ungläubig sagen.
Erik Ekholm nickte, obgleich er sie nicht sah. „Nicht irgendeine Eruptionswelle.“, entgegnete der Mensch via InterCom. Er schaute den Mischling an. „Sie wurde durch eine gewaltige Trillicium Explosion verursacht.“ Aufgrund der gekappten Verbindung waren die Schlüsselwerte zwar nicht vollständig, aber das Wesentliche hatte Manny runterladen können. „Was zu einer Subraumschockwelle führte. Die Ihrerseits Temporale Anomalien verursacht und die 9. Flotte traf.“, erklärte der Dritte Ingenieur der Truppführerin der Marines.
Weder Kim noch ihr Stellvertreter Olson konnten glauben was sie da hörten. Trillicium Explosion!! Subraumschockwelle!! Temporale Anomalien!! „Woher kam die Eruptionswelle?“
Ekholm sah Manny an. „Der Ursprungsort der Trillicium Explosion lag irgendwo im äußeren Grenzgebiet der Liga.“ Schweigen herrschte am anderen Ende der Com-Verbindung.

***

Senior Captain Yoto befehligte neben der 71. Geschwadergruppe der 19. Flotte vom Sanchez-System auch den Schweren Kreuzer VF Sturm. Zu den Geschwaderschiffen gehörten 2 Zerstörer der Luxor-Klasse. Dabei handelte es sich um eine Ausklärungsklasse.
„Ma’am.“, sagte der Leitende Com Offizier. „Wir fangen ein offenes Comsignal auf. Es ist eine Warnung, das System zu meiden und unter keinen Umständen zu durchfliegen.“
„Sie kommt von einer Warnbarke.“, fügte der LSO hinzu.
Der Taktikplot aktualisierte sich umgehend. Die georteten Warnbarken lagen im äußeren Sprungbereich des Sternensystems. Yoto kannte Sanogo gut genug, um zu wissen, dass dies eine ernst zunehmende Warnung war. „Eine Spur von der Ontario?“
Ein Moment verstrich. „Nein, Ma’am. Kein Ortungssignal.“
Ausdruckslos behielt sie ihre Augen auf dem Taktikplot gerichtet. Gaèl war niemand der leichtfertig Warnbarken aussetzte. Demzufolge steckte die Ontario in ernsten Schwierigkeiten. „Dehnen Sie die Suche aus.“
„Jawohl, Ma’am.“
Sie wandte sich mitsamt dem Kommandostuhl an den LCO. „Teilen Sie Admiral Ròdòs mit das wir angekommen sind. Erwähnen sie die Warnbarken.“ Der Mann nickte. Yoto schaute zu ihrer EO. „Dann wollen wir die Ontario mal suchen.“ Die Menschenfrau nickte knapp.

***

Allem Anschein nach nahm der Geschwaderkommandant die Warnmeldung der Barken ernst. Andernfalls würden die 3 Großkampfschiffe nicht auf ihren momentanen Positionen verweilen. Eine Kontaktaufnahme war ebenso gescheitert wie zur Hokoon oder ihren dort befindlichen Leuten.
Die Sensorortung hatte ergeben das es sich bei den Raumschiffen um die 71. Geschwadergruppe der 19. Flotte handelte. Das Yoto-Geschwader. Im Gegensatz zu Gaèl konnte sie bis in die Admiralsränge aufsteigen. Sofern sie sich den Weg nicht verbaute.
Die Gvanerin wägte stets ab, war taktisch verziert und stürzte sich nicht blauäugig irgendwo rein. Andere, aus der 19 Flotte hätten, die Warnmeldung ignoriert. Jene Leute hegten keine besondere Sympathie gegenüber Sanogo, dessen war er sich bewusst. Man konnte es eben nicht allen Leuten recht machen, rezensierte er seine Mutter.
„Sir.“, sagte der LSO. „Wir haben den Kontakt zur Sonde verloren.“
Damit hatten sie gerechnet. Gaèl ließ ein umfassendes Kommuniqué zusammenstellen, das per Sonde zur VF Sturm unterwegs war. Ein Blick auf den schiffseigenen Chronometer.
47 Minuten.
10 Minuten weniger, als man den Kontakt zur Drohne verlor, die die Warnbarken aussetzte. Dabei hatte die Ontario sich nicht vom Fleck gerührt.
Er blickte das Icon der VF Hokoon an, sah die ID-Signalpunkte, die das Sensorbild des Zerstörers sprenkelten. Einen Grünen fixierte Gaèl besonders.

***

Das wiederholte Piepen der Freigabemelodie erregte schließlich Manny’s Aufmerksamkeit. Direkt neben ihm blinkte der Schirm auf. Der Mischling schaute sich um. Außer ihm hielten sich noch zwei Techniker im Hauptmaschinenraum auf. Die Übrigen waren zum Hauptreaktor unterwegs, um sich ein Bild von dem Schaden zu machen. Über das gesperrte Schadenskontrollsystem erhielten sie nämlich keinerlei Daten.
Er blickte auf die Sensoranzeige. Kein gelbes Sensorsignal war in seiner Nähe.
Wieder piepte die Freigabemelodie im Gleichtakt mir dem aufblinkenden Touchschirm der neben ihm liegenden Zugangsstation.
Neugierig rutschte er rüber.

„Wer sind Sie?“

Erschien auf dem Schirm.
Manny’s Augenbrauen zuckten. Er schaute sich um. Seine Kollegen versuchten eine Lücke im Sicherheitsnetz zu entdecken. Der Mischling wandte sich zurück zum Schirm. Manny machte eine Eingabe, die akzeptiert wurde.
Die Zugangsstation war weiterhin gesperrt. Aber man hatte einen Kanal zu einer anderen Zugangsstation im Hauptmaschinenraum geöffnet. Er schaute auf seine Sensoranzeige. An der entsprechenden Zugangsstation saß ein Gelber Punkt. Seine Kollegen waren nicht mal in der Nähe.
Da kam ihm ein Gedanke.
Als er darüber nachdachte, wurde Manny klar, dass die Möglichkeit durchaus machbar war. Es schien ja so als die zuvor unbemannte Hokoon ganz und gar nicht unbemannt. Dass musste etwas mit der Subraumschockwelle und den entstandenen Temporalen Anomalien zutun haben. Wie das möglich war, mussten Andere aufzeigen. Dafür mangelte es ihm an den nötigen Fachkenntnissen.

„Crewmen Manny.“, tippte über das Eingabefeld. Er wartete einen Moment. Dann ergänzte er. „VF Ontario. Dienstnummer: 212A-345-789E-78.“ Mit ENTER bestätigte er die Eingabe.

Mehrere Sekunden verstrichen.

„ID-Signatur?“

Da erkannte Manny seinen Fehler.
Vor 7 Jahren war er gerade im letzten Schuljahr. Demzufolge befand sich seine individuelle Dienstnummer nicht in der Personaldatenbank der Vereinten Flotte. Daher würde eine Prüfung ergeben, dass die Dienstnummer unbekannt war. Hinzu kam dass er zu dieser Zeit nicht zur Besatzung der VF Ontario gehörte und demnach auch nicht in der entsprechenden Besatzungsliste auftauchte.
Wenn er nun mit seiner Vermutung recht hatte, dann war die Nachfrage bezüglich seiner ID-Signatur folgerichtig. Denn jeder Bürger/in der Union erhielt eine personenbezogene ID-Signatur (Bürgernummer), die auf der jeweiligen ID-Card zu finden war.
Dummerweise hatte Manny seine ID-Card nicht am Mann und auswendig kannte er seine ID-Signatur auch nicht. Wie sollte er sie also übermitteln? Zumal keine Verbindung zur Ontario bestand.

„Nehmen Sie einen DNS-Abdruck meiner Hand.“

Schlug Manny per Eingabe vor.
Er legte seine Hand auf den Schirm.
Ebenfalls zur ID-Signatur gehörte ein DNS-Abdruck. Vollzog man nun mit dem DNS-Abdruck einen Tiefenabgleich konnte festgestellt werden, ob er echt ist oder auf irgendeine Weise gefälscht. Mit den Sicherheitsmarkierungen ließe sich anschließend eine Überprüfung im Vereinten Identifikation Zentralregister vornehmen. Sofern man über einen entsprechenden Up-Link verfügte.
Was angesichts der momentanen Gegebenheiten zweifelhaft war. Andererseits verfügten Schiffe jeglicher Art der Vereinten Flotte (Vereinten Streitkräfte) über einen umfangreichen mehr oder weniger aktuellen Datensatz der VIZ.

-Scanvorgang beendet-

Manny nahm seine Hand vom Touchschirm, der auch über eine Scanfunktion verfügte.
Nun mussten die Sicherheitsmarkierungen im Scanabdruck gesetzt werden und durch den vorhandenen VIZ-Datensatz gejagt werden. Zusammen mit einem Tiefenabgleich konnte alles 2 bis 4 Minuten dauern.
Während Manny wartete, schaute er sich um.
Weiterhin waren seine Kollegen nicht in der Nähe der Zugangsstation zusehen, an der einer der gelben Punkte saß.

„ID bestätigt, Crewmen.“, erschien es auf dem Schirm. Ein Lächeln huschte über Manny’s Gesicht. „Wer führt das Kommando über die VF Ontario?“

Der Mischling spitzte die Lippen.
Hatte Captain Sanogo schon vor 7 Jahren das Kommando über den Kreuzer!?! Manny wusste es nicht. Was für eine Wahl blieb ihm? Anscheinend kommunizierte er mit jemanden der gelben Punkte (aus der Besatzung der Hokoon). Dass dabei ein Zeitraum von 7 Jahren bestand, erwies sich nicht als förderlich. Zumal die ausgetauschten Informationen 7 Jahre Alt waren. Egal, in welche Richtung die Infos flossen.

„Captain Gaèl Sanogo. EO ist Commander Peter.“

Manny überlegte ob er auch noch die übrigen Kommandooffiziere angeben sollte. Seine Finger huschten über das Eingabefeld. Mit ENTER bestätigte er den Text. Der auf dem Schirm erschien. Ein Blick zurück zur leeren Zugangsstation folgte. Wo seine Eingabe scheinbar von einem Besatzungsmitglied der VF Hokoon gelesen, weitergeleitet, bearbeitet und beantwortet wurde.

„Wer seit ihr?“ Gab er die Frage ein.

„Senior Lieutenant Anna Bouwman. Leitende Ingenieurin der VF Hokoon.“

Ups!! Da war Manny wohl ins Fettnäpfchen getreten.

„Wieso seid ihr an Bord gekommen?“

„Wir haben die Hokoon geortet. Unsere Sensoren konnten keinerlei Lebenszeichen oder ID-Signaturen aufgefangen. Daher sind wir davon ausgegangen, dass die Hokoon unbemannt ist. Woraufhin Captain Sanogo einen Sicherungstrupp zusammenstellte.“, tippte der Mischling in das Eingabefeld. „Als wir an Bord kamen, fingen wir nichts auf. Deshalb ist ein Trupp zur Kommandobrücke und der Andere zum Maschinenraum vorgedrungen.“ Manny überlegte kurz, was er noch eingeben sollte. „Wir verloren den Comkontakt zur Ontario. Als mein Trupp das Hauptmaschinendeck erreichte, schrillte der Eindringlingsalarm los. Und als wir drinnen waren, schien der Hauptmaschinenraum verlassen. Später fingen wir Schiffsweite Signaturen auf.“ ENTER. Er überlegte. „Was ist mit der 9. Flotte passiert?“ fügte Manny hinzu und drückte wiederholt ENTER.

Ein Moment verstrich.
Dann schrieb sie zurück.

***

„Ortungssignatur!!“, meldete ein Mitglied der Sensormannschaft.
Auf dem Sensorschirm blinkte die umrahmte Ortungssignatur neutral weiß auf. Augenblicklich erschienen in einem Fenster die Sensorwerte. Das Neutral Weiß wechselte zu Freund Blau. Die Signaturcodes wiesen die Ortungssignatur als Raumsonde aus.
Sie schien aus dem Nichts gekommen zu sein. Inzwischen tasteten die Sensoren des Geschwaders das Sternensystem Zentimeter für Zentimeter ab. Bis dato hatten sie nichts geortet. Weder die VF Ontario noch die VF Hokoon oder sonst irgendetwas. Und Raumsonden tauchten in der Regel nicht aus dem Nichts auf.
Den Signaturcodes nach stammte die Raumsonde von der VF Ontario.
Captain Yoto wusste nicht so recht, was sie von der Entwicklung halten sollte. Inzwischen hätte man den Kreuzer in irgendeiner Weise orten müssen. Doch in dem Sternensystem schien es keine Spur von dem Großkampfschiff zu geben. Genauso wenig wie von der VF Hokoon, die der Kreuzer gefunden haben soll. Beide Schiffe waren verschwunden. Ein Schicksal, das dem Zerstörer schon einmal wiederfahren war.
Die Gvanerin tippte das Icon auf dem Taktikplot an. Neben den Spezifikationen und Sensordaten erschien der Flugvektor der Raumsonde. Sie steuerte genau auf die VF Sturm zu.
„Können wir auf den Speicherkern der Sonde zugreifen?“
Der LCO machte eine Eingabe. „Haben Zugriff auf den Speicherkern.“
Auf dem Nebenschirm erschienen die auf dem Speicherkern befindlichen Daten. Neben Sensorlogbüchern, dem Kommandologbuch, Comprotokollen und sonstigen Datensätzen befanden sich ein Kommuniqué sowie eine persönliche Aufzeichnung von Captain Sanogo im Speicherkern.
Yoto wandte sich an ihre EO. „Holen wir die Sonde ein.“ Lieutenant Commander Melanie Gross nickte knapp. „Schicken sie den Speicherinhalt an Admiral Ròdòs. Wir halten unsere Position.“ Sie erhob sich. „Ich bin in meinem Raum.“
„Aye, Captain.“, sagte die Menschenfrau. „Steuer. Holen sie die Sonde ein.“ Lieutenant Commander Gross begab sich zum Kommandosessel. „Com. Setzen sie eine Nachricht mit dem Datenspeicher der Sonde als Anhang an Admiral Ròdòs ab.“, wies sie die Aufgaben zurecht, die ihr die Kommandantin beim Gehen übertragen hatte. „An das Geschwader. Wir bleiben auf Position.“
Hinter Captain Yoto glitt die Tür zum Kommandantenraum zu.

***

Andernorts ging eine gleiche Tür auf. Senior Commander Lou trat über die Schwelle in den Raum von Admiral Ròdòs. Dem Befehlshaber der 19. Flotte vom Sanchez-System. Der Gvaner blickte den eintretenden Mischling an.
„Admiral.“, sagte Lou umgehend. „Wir haben eine Mitteilung von der VF Sturm erhalten.“ Er gab ihm ein Pad.
Ròdòs schaltete es ein, las die Mitteilung und schaute seinen Stabschef an. Früher wurden Boten von derartigen Neuigkeiten anstandslos hingerichtet.
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-4-

Ekholm las sich den kompletten Schriftverkehr durch. Manny hatte ihn über InterCom von der Kommunikationsverbindung mit Senior Lieutenant Anna Bouwman informiert. Kaum war der Dritte Ingenieur der Ontario zurück, zeigte ihm der Mischling die ausgetauschten Mitteilungen. Ab einem Punkt schaute der Mann erwartungsgemäß auf.
Die Erschütterung über das Gelesene war ihm anzusehen. Wohl jeder der an diesen Punkt kam, würde geschockt reagieren. Manny erging es da nicht anders, als er die Textpassage las. Es war ein Schock, der einen in seinen Grundfesten erschütterte und alles einstürzen ließ, das einem lieb und teuer war.
Da ertönte sein InterCom.
Langsam fiel der Schock von ihm ab. Der dritte Ingenieur schaltete den Ruf frei. „Ja.“, keuchte er kratzend.
„Sir. Wir haben die Diagnose des Hauptreaktors abgeschlossen.“, teilte ihm ein Techniker mit, die im Hauptreaktorraum waren.
Ekholm wartete einen Moment. Wohl, weil er immer noch den tonnenschweren Brocken verdaute, der beim Lesen der Comtexte entstand.
„Sir. Sind Sie noch da?“, fragte der Mann nach.
„Ja, Jack, bin ich.“, erwiderte der Menschenmann düster. „Schadensbericht.“
Der Techniker im Reaktorraum zögerte einen Moment. „Ist zwar nicht so schlimm, wie wir erwartet haben“, sagte Jack ernst. „aber trotzdem nicht ohne.“ Eine kurze Pause. Im Hintergrund hörte man, wie ihm jemand etwas sagte. „Die Kühltanks sind intakt. Das Eindämmungsfeld müsste neu konfiguriert werden. Magnetspule B ist hin. Ebenso wie die Alpha-Emitter A1, A2, B1, B3 und der komplette C-Satz.“ Wenn das nicht schlimm war, was dann. „A3 und B2 müssen neu ausgerichtet und eingestellt werden. Die Beta-Emitter sind ein wenig abgenutzt aber allesamt intakt.“ Der Mischling am anderen Ende der InterCom-Verbindung schwieg. „Das Hauptproblem ist der stellenweise geschmolzene Kernmantel. Wenn der Reaktor wieder angeworfen wird, besteht die Gefahr, dass der Kernmantel berstet.“ Was eine unvorstellbare Katastrophe zur Folge hätte. Der Kernmantel hinderte nämlich das flüssige Kernplasma im Inneren des Fusionsreaktors daran auszutreten. Als Reaktion darauf musste man entweder den Reaktor abschalten oder ausstoßen.
„Können wir den Kernmantel abdichten?“
Jack dachte darüber nach. „Wir müssten wissen, was die Hokoon auf Lager hat.“
Ekholm schaute Manny an. Er nickte dem Mischling zu. „Bleiben sie dran.“
Crewmen Manny schrieb eine diesbezügliche Anfrage an Senior Lieutenant Bouwman. Sie konnte ihnen mit Zustimmung ihrer Kommandeurin eine Lagerliste zusenden. Anhand der sie dann versuchten herauszufinden was man zur Abdichtung des Kernmantels gebrauchen konnte.
Augenblicke später schrieb die LI der VF Hokoon zurück.

***

Gaèl konnte Major Frank kaum einen Vorwurf machen, dass er Grace mit der Führung des Sicherungsteams beauftragte und nicht jemand anderen. Sie hatten ihr Techtelmechtel nie sehr verborgen. Diskret ja. Mit einer Unterbrechung von 1 Jahr und 9 Monaten. Kennengelernt hatten sich die 2 während einer Konferenz der Vereinten Streitkräfte auf Bora-Bora. Einer Traumhaften Insel vom Planeten Paradies Prime.
Der Planet war eine reine Inselwelt. Mehr als 7.000 Stück gab es. Und eine schöner als die andere. Paradies Prime gehörte zu den meist besuchtesten Planeten in der Union.
Vor 7 Monaten wurde die Einsatztruppe von Lieutenant Kim dem Kontingent der VTGMC an Bord der VF Ontario zugeteilt. Da flammte die Beziehung zwischen ihnen neu auf. Inzwischen waren sie ein Paar. Mehr oder weniger. Weder Major Frank noch jemand aus Gaèl’s Kommandostab schienen sich daran zustören. In 10 Monaten würde das VTGMC-Kontingent im Sanchez-System abgelöst.
Er versuchte die Gedanken zu verdrängen. Was nicht einfach war. Immerhin hatten sie immer noch keine Ahnung, was hier geschehen war und noch geschah. An den schlimmsten anzunehmenden Fall wagte er nicht mal zudenken.
Gottverdammt!! Für alles gab es eine Lösung.
Gaèl war über die Maßen erschöpft. Die Aufputschmittel hatten ihre Wirkung längst verloren. Nichts puschte seinen Körper mehr. Müde und ausgelaugt. Doch er konnte sich nicht in sein Bett legen, während Grace an Bord der Hokoon war vielleicht nie wieder zu ihm zurück kam. Gestrandet in der Zukunft. Einer Zukunft, die dem Untergang geweiht war.
Da war seine Gefühlswelt doch nebensächlich und nahezu unbedeutend, wenn man bedachte was in 13 Monate, 19 Stunden, 46 Minuten und 12 Sekunden auf die Union zukam.
Bei dem Gedanken wurde ihm speiübel.

***

Bei dem, was sie gelesen hatte, war an Schlaf nicht zu denken. Jedenfalls nicht, wenn man Albträume vermeiden wollte. Grace schaute in die Runde. Derartiges ging an einem nicht spurlos vorbei.
Senior Lieutenant Bouwman hatte ihnen, beziehungsweise Manny, geschildert, was mit der 9. Flotte geschehen war.
Eine Subraumschockwelle, die von einer gewaltigen Trillicium Explosion verursacht wurde, traf auf den Flottenverband. 5 Großkampfschiffe konnten sich nicht mehr rechtzeitig in die Welle drehen, wodurch sie praktisch auseinandergerissen und scheinbar mit den übrigen Schiffen durch eine Temporale Anomalie geschleudert wurden.
Die Rettungsmaßnahmen waren im vollen Gange, als ein massiver Hyperraumabdruck geortet wurde. Eine undenkbare Feindarmada sprang in das Sternensystem, rollte durch die chancenlose 9. Flotte.
Zurück blieb ein Trümmerfeld, das einst ein kampfkräftiger Unioner Flottenverband darstellte. Von den 58 Großkampfschiffen überlebten gerade Mal 3 Schiffe. Darunter auch die VF Hokoon.
Die VF Colombo, ein Jagdkreuzer der Indio-Klasse, verfügte als einziges überlebendes Schiff über die Fähigkeit in den Hyperraum zu springen. Demzufolge wurde der Jagdkreuzer ausgeschickt Sanchez-System vor der anrückenden Feindarmada zu warnen. Seit dem hatte man nichts mehr von dem Raumschiff gehört oder gesehen.
Unterdessen erfassten die Sensoren einen näherkommenden unbekannten Kontakt, dessen ID-Signatur nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte. Als es dann so aussah als versuche man die Hokoon zu entern, feuerte der Zerstörer wirkungslos.
Vor Stunden fing die Hokoon eine präsidiale Alarmmeldung auf. In der President House mit sofortiger Wirkung das Alpha-Protokoll in Kraft setzte. Jeder wusste, was das bedeutete. Die Feindarmada hatte Terra-Gvan erreicht.
Alle Bemühungen herauszufinden was jenseits der Systemgrenze geschah scheiterten.
Hinzu mühte man sich die merkwürdige Enterung nach besten Kräften abzuwehren.
Bis Lieutenant Commander Bouwman den Versuch einer Kontaktaufnahme unternahm, da ihr die Vorgehensweise des Enterkommandos ein wenig suspekt war. Zurecht, wie sich herausstellte.
Schließlich erwiesen sich die scheinbaren Eindringlinge als Freunde.
„Wir wollen versuchen den Hauptreaktor wieder zum Laufen zu bringen.“
„Können Sie ihn denn reparieren?“
„Wir haben eine Idee.“

***

Die Idee war relativ simpel. Die Ausführung hingegen würde problematisch werden, da das Raumschiff nicht in einer Werft oder in einem Raumdock lag, sondern im offenen Weltraum trieb. Ein Riss im Kernmantel reichte aus und die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen blieben wirkungslos. Die Vorbereitungen nahmen daher Stunden in Anspruch.
Hinzu musste ihr Tun mit der eigentlichen Besatzung abgestimmt werden. Da man Zugriff auf das Schiffssystem benötigte. Probleme und Fragen wurden besprochen und gelöst. Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit, da man in unterschiedlichen Zeitlinien arbeitete. Die Kommunikation beschränkte sich notgedrungen auf den Schriftverkehr.
Bevor man mit der Reparatur begann, verordnete der Dritte Ingenieur allen Beteiligten eine Ruhepause von mindestens 5 Stunden. Jeder nutzte die Zeit auf andere Weise.
Manny hatte für gerademal 3 Stunden die Augen zu bekommen. Dann ging er das Vorhaben Schritt für Schritt und Punkt für Punkt durch, suchte nach Fehlern, überprüfte die Berechnungen. Vertrauen war gut, Kontrolle war besser.
Alles schien in Ordnung.
Kurze Zeit später begannen sie mit der Reparatur vom Kernmantel, um zu verhindern das dieser beim Anschalten des Hauptreaktors berstete und die VF Hokoon vernichtete.

***

Captain Yoto schaute ihren Leitenden Ingenieur an.
Der Mann mit dem schütternden weißen Haar schaute nichtssagend drein. Über dem Tisch im Besprechungsraum der VF Sturm hing eine holografische Projektion. Sie zeigte eine Miniabbildung der VF Hokoon und VF Ontario sowie eine Darstellung der Temporale Anomalien. „Die Ontario befindet sich auf einer Art Schwelle inmitten der Anomalie.“ Eine Verwerfungslinie wurde gelb hervorgehoben. „Die Anomalie dehnt sich weiter aus. Wodurch sich die Schwelle verschiebt.“ Der Kommandostab hörte den Ausführungen des LI zu.
„Wie weit dehnt sich die Anomalie aus?“
Senior Lieutenant Berger schaute den EO an. „Mehrere Quadratkilometer pro Sekunde.“
„Wie lange?“, hackte der TO nach.
„Keine Ahnung. Je mehr Sie sich ausdehnt so wahrscheinlicher ist, dass sie kollabiert. Wenn sich die Ontario dann auf der Schwelle befindet, wird sie zerquetscht.“
„Und die Hokoon?“
„Wird wohl in der Zukunft stranden.“ Genaues wusste man nicht. Derartige Temporale Anomalien waren nicht gerade Alltag, wodurch sie nur wenig erforscht waren.
Am Tisch bereitete sich Schweigen aus.
Jeder wusste vom ausgelösten Alpha-Protokoll, dass die VF Ontario auffing. Sie wussten auch wieweit die Hokoon in der Zukunft lag.
Eine mehr als Furcht einflößende Zukunft.

***

Fast 3 Stunden lang werkelte man an der Reparatur des Kernmantels. Anschließend wurden Simulationen durchgeführt. Bei 4 von 5 Versuchen hielt er den Belastungen stand. Eine durchaus respektable Quote, wenn man die Umstände der Reparatur betrachtete.
Doch Sie konnten soviel Testen und Simulieren. Am Ende zählte, ob der Kernmantel standhielt oder nicht. Es herrschte eine angespannte Stimmung unter den Leuten. Alles hing an einem seidenen Faden. Entweder!! Oder!! Es gab nur einen Versuch.
Ekholm nickte Manny zu.
Der Mischling tippte, drückte Enter und wartete.
Auf dem Bildschirm erschien:

In 5 …4 … 3…

Alle schauten gespannt auf die Überwachungsanzeigen des Hauptreaktors.

2 …1 …Starte Reaktorinitialisierung …

***

Die Sekunden verstrichen quälend langsam. Kein Alarm schrillte los. Manche Werte pendelten sich im orangen Bereich ein. Nichts dramatisches aber Beachtenswert. Der Reaktorkern sowie die Kühlung zeigten stabile Werte. Demzufolge hielt der geflickte Kernmantel stand.
Soweit so gut.
Langsam aber stetig wurde das Leistungslevel im Zuge einer Systemdiagnose angehoben. Das neu konfigurierte Energiesystem blieb ebenfalls stabil. Alle Überlebenswichtige Schiffssysteme wurden mit ausreichend Energie versorgt. Trotzdem blieb das Reservesystem am Netz. Für den Fall der Fälle.
40 Minuten lang sah es den Umständen entsprechend gut aus.
Dann schrillte ein Systemalarm los.
Das Eindämmungsfeld kam an seine kritische Grenze. Dabei war der Hauptreaktor nicht mal auf volle Leistung. Er war bei ¼ seiner Leistungsfähigkeit. Ein Eindämmungsemitter, die das Eindämmungsfeld erzeugten, fiel durch eine Überlastung aus. Automatisch wurde der Ausfall kompensiert. Doch dadurch kamen 2 weitere Emitter an ihre Leistungsgrenze. Je höher man die Leistung des Hauptreaktors trieb, gerieten die Emitter an ihre Grenze. Ohne ein funktionstüchtiges Eindämmungsfeld musste man den Hauptreaktor abschalten.
Um dies zu verhindern, fuhr man den Reaktor soweit zurück bis sich das Eindämmungsfeld stabilisierte. Dadurch ergab sich jedoch ein anderes Problem. Die erzeugte Energie reichte nicht aus um den Hauptantrieb anzuwerfen. Für die Hilfstriebwerke reicht es aber Impulsgeschwindigkeit war mit ihnen nicht möglich. Sie hätten mindestens ¾ Impuls gebraucht.
Trotz des Erfolgs hatte sich nichts geändert. Die Hokoon ließ sich nicht in Marsch setzen.
Sie saßen fest.
Niedergeschlagenheit machte sich unter Leuten breit.
Manny lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schaute an die Decke. Es sei denn!! Er machte eine Eingabe, schaute sich das Ergebnis an, dachte nach.
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-5-

„Braucht man dafür nicht einen Raumschlepper?“, wollte Senior Sergeant Olson wissen als Ekholm mit seiner Ausführung endete.
Er nickte dem Marine zu. „Ja. Wenn wir einen zur Hand hätten.“, gab der Dritte Ingenieur spitzfindig zurück. „Die Fähren sind alles was wir haben.“, richtete er an Lieutenant Grace Kim. „Die Reaktorleistung reicht nicht aus um den Impulsantrieb anzuwerfen. Wir können auch nicht höher gehen, andernfalls bricht das Eindämmungsfeld zusammen.“
„Kann man es nicht reparieren?“
„Man kann so gut wie alles reparieren, Ma’am, sofern man über das Personal, Material und die Ausrüstung verfügt.“ Und genau das hatten sie hier nicht. Personal, vielleicht. Material eher unzureichend. Bei der Ausrüstung sah es auch nicht viel besser aus. „Die Hilfstriebwerke sind für einen Raumflug nicht ausgelegt. Sie umzurüsten würde Wochen, wenn nicht Monate dauern.“ Er sah die 2 Marines an. „Die Fähren sind unsere einzig brauchbare Option.“ Für keinen stand zur Debatte die Hokoon ihrem Schicksal zu überlassen und zur Ontario zurückzukehren. Nur waren ihre Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
Grace dachte darüber nach. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte. Eine andere Wahl blieb ihnen nicht um die Hokoon aus ihrer Miesere zu helfen. Nun war eine Raumfähre kein Raumschlepper, die ja speziell für diese Einsätze konzipiert wurden. Mit den Hilfstriebwerken würde die Hokoon sie unterstützen, was ein wenig Last von den Fähren nahm. Ein Versuch war es allemal Wert. Entsprechend nickte Grace. „Gut. Treffen Sie die nötigen Vorbereitungen.“
„Jawohl, Ma’am.“, entgegnete Ekholm zügig.
Manny schrieb Bouwman eine Nachricht.

***

Raumschlepper der neusten Generation hatten einen Traktorstrahl um Raumschiffe aller Art zu schleppen. Die Vorgängergeneration verwendeten Schlepptrossen. Was nichts weiter als Duralstahlseile waren die man in den entsprechenden Halterungen einhacken musste. Für einen Schleppvorgang wurden eigentlich 2 Raumschlepper benötigt. Doch je nach Größe des Raumschiffs reichte auch einer aus.
Bei einem Großkampfschiff wie der VF Hokoon hingegen wären mindestens 2 nötig. Nur standen keine 2 oder 1 zur Verfügung. Daher wurden in aller Eile und Sorgfalt die Raumfähren umgerüstet. Großkampfschiffe der Vereinten Flotte mussten stets Schlepptrossen mit sich führen. Man holte Sie sich aus dem Lager, begann mit den Schweißarbeiten an den Fähren.
2 Stunden später wurden die Duralstahlseile in den Halterungen der Hokoon eingehackt. Die verstärkten Enden wurden dann an den Fähren befestigt, die dicht vor dem Großkampfschiff in Position geflogen wurden.
Als dies erledigt war, fand der Belastungstest stand. 10 Minuten lang sollte die Hokoon von den Fähren geschleppt werden. Lief alles glatt, würden die Fähren ausgehackt werden, die Außenteams der Ontario an Bord nehmen, sich wieder in Position bringen, eingehackt werden, die übrigen Leute an Bord nehmen und dann würden sie das Großkampfschiff schleppen.
Soweit so gut.
Der Belastungstest lief erfolgreich. Keine der Schlepptrossen war gebrochen oder hatte die Halterungen aus den Fähren gerissen. Die Abstimmung mit der Hokoon Crew verlief weiterhin reibungslos. Da man nun das Schiff verließ, hatten Manny und Bouwman einen Up-Link zu der Eingabestation erstellt von der er sonst mit ihr kommunizierte.
Als die Leute in den Raumanzügen, die die Schlepptrossen wieder eingehackt hatten an Bord waren, schrieb Manny Bouwman das man bereit war. Schleichend begannen die Piloten den Schleppabstand herauszufliegen.
Ein brutaler Ruck ging durch das Raumvehikel. Man konnte meinen jeden Moment würde der Rumpf abgerissen werden. Doch nichts dergleichen geschah. Gleichzeitig mit dem schleppen schaltete die Hokoon ihre Hilfstriebwerke als Unterstützung zu. Scheinbar spielend zogen die Raumfähren das Großkampfschiff hinter sich her.
Kaum hatte man den kritischen Schleppstart schadlos überstanden, brach an Bord der Fähre gedämpfte Freude aus. Ein Teilerfolg. Noch waren Sie nicht über den Berg, würden die Menschen sagen.
Quälend langsam kamen sie vorwärts. Sie hatten weiterhin keinen Kontakt zur Ontario. Trotzdem steuerte man auf die letzte bekannte Position zu.

***

„Sir, wir fangen eine schwache Signaldoppelortung auf.“
„Position?“, wollte der EO der VF Ontario wissen.
Die Crewmen der Sensormannschaft gab ihm die Positionsortung.
Auf dem Taktikplot an der Lehne vom Kommandostuhl blinkte die schwache Signaldoppelortung in einem grauen Rahmen auf. Peter, EO, tippte auf den Touchschirm. Woraufhin auf einem Nebenschirm ein Fenster öffnete und die Sensorwerte erschienen. Der Mischling trommelte mit dem Finger auf der Armlehme.
Den Sensorwerten nach konnte es sich bei der Signaldoppelortung um 2 Raumvehikel handeln. Wie zum Beispiel die 2 Raumfähren, die man vermisste. Was ihm Sorgen machte, waren die Geschwindigkeitswerte. Sie waren gering, fast schleichend. Ein Comsignal blieb weiterhin aus. Bei dem schwachen Ortungssignal wiederum kein Wunder.
Er gab eine InterCom Nummer ein.
„Was gibt es, EO?“, fragte Captain Sanogo Stimme.
„Wir haben eine schwache Signaldoppelortung aufgefangen. Den bisherigen Sensorwerten nach kann sich dabei um unsere vermissten Raumfähren handeln.“ Eine kurze Pause entstand.
„Bin auf dem Weg. Sanogo Ende.“
Der Comkanal wurde automatisch geschlossen, als der Captain die Verbindung schloss.
„An alle Stationen. Alarmstufe Orange.“ Dabei handelte es sich um die Vorstufe zu Alarm Rot, dem Gefechtsalarm. Noch befanden sich die vermeintlichen Raumfähren außer Reichweite. Trotzdem wollte EO Peter nicht unvorbereitet sein.
Zu Recht.
Kaum trat Sanogo aus der Liftkabine, ertönte die Melodie einer eingehenden Com Meldung. Er ging die Rampe zum Kommandostuhl hinunter. „Sir.“, sagte der Fähnrich Lynn hinter seiner Com Station. „Lieutenant Kim erbittet sofortiges Deckungsfeuer gegen 3 Volanische Kampfschiffe.“ Der Captain blieb vor seinem Kommandostuhl stehen.
„Position?“ Sein Erster Offizier und Freund kam ihm zuvor.
Fähnrich Lynn nannte die Positionsangabe, leitete sie im gleichen Moment an die Sensor- und Waffenstation weiter. Wo man sich sofort an die Verifizierung machte. Erfolglos.
„Wir können bei den Koordinaten nichts orten, Captain.“
Peter sah zum Waffenoffizier. Sie schüttelte wie ihre Kollegin von der Sensorstation den Kopf.
Die Melodie einer eingehenden Com Meldung erklang. „Lieutenant Kim wiederholt ihre Bitte um sofortiges Deckungsfeuer. Die Hokoon verfügte nicht mehr über die nötige Feuerkraft um die näherkommenden Volaner abzuwehren.“
Sanogo rief die Com-Meldung auf sein Hauptplot. Beide Meldungen trugen ihre aktuelle Signatur. Sie zu fälschen wäre sicherlich kein Meisterstück. „EO.“
Peter wusste sofort Bescheid. Die Entscheidung konnte er seinem Freund nicht verübeln. Er in seiner Situation hätte sie gleichfalls getroffen. Sie steckten im Schlamassel, weil Sie der VF Hokoon helfen wollten. Aus irgendeinem Grund mischten in der Zukunft 3 Kampfschiffe der Volan Konföderation mit. Wie diebische Elstern fielen Volaner über Schiffswracks her, bauten alles aus was nicht Niet und Nagelfest war, verwendeten es selbst oder verscherbelten die Dinge auf dem heimischen Schrottmarkt. „An alle Stationen. Gefechtsalarm.“ Sofort ertönte auf dem Raumschiff das markante Tröten des gängigen Unioner Gefechtsalarms. „Miguel. 3 Raketensalven. Volle Streuung. Maximale Reichweite. Selbstsuchend. Lassen Sie einen Feuerleitport offen damit die Hokoon die Raketen ins Ziel lenken kann.“ Der Mensch hinter der Waffenstation tippte die Vorgaben mit seinem Waffenstab ein.
„Bereit.“, teilte er anschließend mit.
Der Feuerbefehl oblag dem Schiffskommandanten. Sanogo zögerte kaum merklich. „Feuer.“ Kaum war der Befehl ausgesprochen spien die Werfer- und Rohre jeweils 3 Raketensalven von 2000 Stück aus.

***

Circa 3,45 Millionen Kilometer später verschwanden die Raketenschwärme der VF Ontario von deren Sensorschirm. Die Feuerleitkontrolle ging schon früher verloren. Was nicht weiter schlimm war, da die Raketen Selbstsuchend waren. Das voreingestellte Suchsystem vom Raketenserver wusste, wonach es suchen musste. Drei als feindlich eingestufte Schiffsignaturen mit volanischer ID-Herkunft.
Sie hatten weitere 6 Millionen Kilometer hinter sich gebracht, als die Waffenstation der VF Hokoon über den offenen Feuerleitport neue Zieldaten einspeisten, die sofort vom Computersystem verarbeitet und implementiert wurden. Entsprechend der neuen Zieldaten änderten die Raketenschwärme leicht ihren Kurs.
Da im Flugverlauf keine neuen Daten über den Feuerleitport reinkamen, schalteten die Raketenserver in den Selbstsuchmodus. Bis vor Ihnen 3 Schiffssignaturen auftauchten. Sie wurden als volanische Kampfschiffe identifiziert.
Ab einem bestimmten Punkt im Zielanflug teilten sich die jeweiligen Raketenschwärme auf, visierten die 3 Ziele an, gingen in den Angriffsmodus. Die mitgeschickten Stör- und Blendkörper schützten die Raketen vor der feindlichen Flak, den Abfangraketen und der Nahbereichsabwehr. Als Sie die festgelegte Angriffsreichweite erreichten, wurden die Rund 6000 Sprengköpfe scharf gemacht. Und fielen über die 3 Kampfschiffe her.
Die Jagdfregatte wurde auseinandergerissen. Der Kreuzer zu Brei geschossen, blieb aber am Leben. Das dritte Kampfschiff, ein veraltertes Schlachtschiff, steckte aufgrund seiner Tonnage mehr ein als seine Weggefährten, ohne daran zugrunde zugehen.
Der schwer angeschlagene Kreuzer und das Schlachtschiff drehten ab.
Der Anführer der Volaner beschloss die übrigen Schiffswracks zu plündern. Bevor eine andere Fraktion, Clan, Bruderschaft, Allianz, Clan oder Familie aus der Volan Konföderation auftauchte und sie Ihnen streitig machte.

***

Durch das klare Sensorbild konnten sich die VF Ontario einen Eindruck verschaffen. Wenn man es nicht mit eigenen Augen sah, würde man es für einen schlechten Scherz halten, das 2 Raumfähren ein Großkampfschiff hinter sich herzogen. Der Scherz fußte auf einer Notwendigkeit, die man weder als schlechten Scherz, Spaß oder dergleichen bezeichnen konnte.
Fortan übernahm die Ontario die Aufgabe der Raumfähren. Welche wiederum statt eines Großkampfschiffs Raketengondeln huckepack nahmen und Flankenschutz boten. Die Ontario spannte sich vor die Hokoon. Wie siamesische Zwillinge flogen die Großkampfschiffe zusammen mit den Raumfähren in Richtung der sicheren Raumzone jenseits der ausgesetzten Warnbarken.
________________________________________

-Epilog-

Die Geschehnisse wurden bei der Rückkehr umgehend als Geheim klassifiziert. Die VF Hokoon samt Besatzung galten bis zu diesem Zeitpunkt 7 Jahre lang als verschollen. Die genauen Umstände ihres verschwinden blieben geheim. Ebenso ihre Rückkehr.
Jeder aus der Besatzung wurde zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Alle Daten, Aufzeichnung und Dokumente wurden konfisziert. Der Schiffsspeicher gelöscht, ausgebaut und vernichtet.
Alleine für die Auswertung brauchte die Ermittlungsgruppe Wochen.
Natürlich erzeugte die unerwartete Rückkehr der Überlebenden einen medialen Wirbel. Tage lang berichteten die Networks von nichts anderem. Außer der VF Hokoon blieb die 9. Flotte nach außen hin als Verschollen eingestuft. Hinter der Fassade kannten nur wenige das wahre Schicksal. Wären die Geschehnisse an die Öffentlichkeit gelangt, wäre Panik ausgebrochen.
Zumal die amtierende Präsidentin in der Zukunft das Alpha-Protokoll auslösen würde. Wer da nicht in Panik geriet, dem war wieso nicht mehr zu helfen. Man war gewarnt. Demzufolge wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen. Ob sie es aufhalten würden, würde sich zeigen.
Präsidentin Hard legte den Abschlussbericht der Ermittlungsgruppe auf ihren großen Schreibtisch im President Room. Dem Arbeitszimmer eines jeden Unioner Präsidenten. Die Wahrheit war ein zweischneidiges Schwert. Der Schock darüber, dass Sie das Alpha-Protokoll auslöste, war lähmend. Damit hatte Sie sich nie auseinandergesetzt. Sharon wusste vom Alpha-Protokoll. So gut, wie jeder wusste von der Existenz. Doch niemand schien je ernsthaft in Betracht gezogen zu haben das es in Kraft gesetzt wurde. Wodurch nämlich das Ende der Union besiegelt wurde.
Sie schaute zum Vize-Präsidenten.
Ihm war genauso bewusst, was das Alpha-Protokoll bedeutete. Und eigentlich müsste er erleichtert sein, fand Sharon. Denn das bedeutete, dass die Gvaner überlebten. Was man von den Menschen wohl nicht behaupten konnte. Mit dem Alpha-Protokoll stand nämlich fest, dass die Menschen dem Untergang geweiht sind.
Von einem Feind, der es bereits einmal versuchte.
Diesmal schienen die Gmah erfolgreich zu sein.
Sharon wandte sich dem Generalstabschef zu. Der Mischling war der Vorsitzende vom Obersten Unioner Militärrat. Sein Stellvertreter, ein Senior Admiral, war ebenfalls anwesend. Sie nickte dem General zu.
Er nickte zurück, schaute kurz zur Seite.
Wo eine junge rothaarige Gvanerin saß. Sie erhob sich ein wenig zögerlich. „Madame President. Mr Vize President.“ Die Frau hatte den Rang eines Commanders. Ein hoher Rang für ihr Alter. „Aufgrund der Erkenntnisse, die wir durch die Geschehnisse bekommen haben, haben wir das Verteidigungsstrategiekonzept für Terra-Gvan komplett überarbeitet.“ Eine holografische Projektion tauchte auf. „Durch die aktuellen Ereignisse und Gegebenheit“ Damit meinte sie jene Gruppe die mit der Überarbeitung vom Terra-Gvan Verteidigungsstrategiekonzept beauftragt wurde. „haben wir kaum Spielraum für nennenswerte Veränderungen.“

***

Der letzte Funken Hoffnung verpuffte jäh.
Sharon Hard glaubte gewappnet zu sein, doch sie irrte sich. Ein dumpfes leeres Gefühl breitete sich aus. Sie konnten es nicht verhindern. Gott steh uns bei. Die Wahrheit war umso schockierender.
Die Gmah und ihre Verschwörer hatten minutiös dafür gesorgt, dass ihnen die Hände gebunden waren. Der Krieg gegen das Sternenreich Oclean. Das angebliche Angebot an Präsident Chan. In der Folge dessen Stabilisierungspakt die Vereinten Streitkräfte förmlich kastrierte. Mit oder ohne sein Wissen.
All ihre Bemühungen diesen Fehler zu korrigieren brauchte Zeit, die ihnen sprichwörtlich durch die Finger zerrann.
Somit stand eins fest. Sie konnten nichts dagegen tun.
Sharon trat vor das Panoramafenster, schaute hinaus auf das Bildnis von Vega Stadt. Die Leute irrten sich, wenn sie dachten, ein Präsident hätte Macht. Im Gegenteil, er war machtloser als irgendjemand sonst.
Aus der Tierwelt war bekannt, dass Tiere die man in die Enge trieb unberechenbar wurden. Genau jene Unberechenbarkeit konnte es retten. Auch wenn es keine Chance auf Rettung gab.
Ja, sie standen mit dem Rücken zur Wand. Nichtsdestotrotz waren sie bereit für ihre Freiheit zu kämpfen. Mit allem was ihnen zur Verfügung stand und bis zum letzten Atemzug.
Sollten die Gmah nur kommen, sie würden ihnen einen höllischen Empfang bereiten.
Sharon wandte sich den Frauen und Männern hinter ihr zu. Keiner rührte sich oder zuckte mit der Wimper.
Sie mussten alles auf eine Karte setzen.
Die Letzte, die sie noch spielen konnten, um das zu retten was die Frauen und Männer der Neuss II aufbauten und Generationen später zu dem wurde was heute die Vereinte Terra-Gvan Union ist.
Ihr Leben.
Nicht mehr und nicht weniger.
Sharon legte ihren Daumen auf die Touchoberfläche des Pads.
Damit autorisierte sie das Lancelot-Projekt.
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Ende
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Spannendes Sciencefiction mit großem technischem "Now How" als Grundlage, das du für die Zukunft weiter entwickelt hast.

Else08 (10.05.2011)

Spannend, die neunte Flotte verschwindet in der Zukunft. Aber dadurch sind auch die Menschen gewarnt. Es ist toll wie du dabei all die technischen Dinge überzeugend darstellst und wie die Probleme gelöst werden.

Dieter Halle (07.05.2011)

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