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8 Seiten

Ahrok - 49. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Neunundvierzigstes Kapitel: Brudermord

Der Zwerg hielt die Arme des stählernen Riesen noch immer mit seinen zittrigen Fingern umklammert. Seine Muskelstränge traten vor Anstrengung hervor und das Blut rann ihm nur so das Bein hinab.
Ahrok zog die Klinge mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Helm. Das vordere Drittel war rot vom Blut ihres Gegners
„Es ist vorbei, Ragnar. Er ist tot.“
Es schepperte nur noch leise als der Valr die Arme des toten Kolosses fahren ließ. Nur langsam glitten die verzerrten Gesichtszüge des Zwerges zurück in ihre normale Form, als er von dem toten Troll forttaumelte. Er atmete noch immer schwer und es war, als fiel ihm erst jetzt die große Fleischwunde auf, welche die langen Stacheln in seinen linken Oberschenkel gerissen hatten.
Der Zwerg wankte noch kurz ein paar Schritte, bevor er leise stöhnend auf der Stelle zusammensackte.
„Herbert! Ariane! Irgendwer!!! Ich brauch euch hier!!!“
Ahrok brüllte so laut er konnte und hoffte, dass ihn jemand hörte.
Er warf das Schwert beiseite und sprang über die gewaltige Leiche hinweg zu Ragnar. Der Zwerg wurde mit einem Mal so bleich. Trotz seiner Mühen schaffte er es nicht, die große Wunde auf dem grässlich aufgerissenen Oberschenkel mit seinen Händen abzudecken. Das Blut seines Freundes floss ihm zwischen den Fingern nur so dahin.
„Ich brauch hier Hilfe!!!“
Vorsichtig lugte Graf Herbert von Lichtenstein um den zerborstenen Türrahmen.
Der Dolch, den er in den Händen gehalten hatte, fiel leise klirrend auf den Boden.
„Oh, bei allen Göttern. Was ist denn hier passiert?“
Fassungslos starrte er auf die Schäden an seinem Haus. Der ganze Empfangsbereich sowie Teile der Abstellkammer und des Speisesaals waren komplett verwüstet.
„Ein sauberes Tuch, einen Lappen, einen Verband – bring mir irgendwas! Schnell!“
Herbert kam wieder zu sich: „Ja, sofort.“
„Ganz locker, Ragnar, ganz ruhig. Das ist alles halb so wild. Du hast schon Schlimmeres ausgestanden.“
Der Valr antwortete nicht.
„Herbert, wo bleibst du?!“
Eine rundliche Zwergendame, die Ahrok von ihrem letzten Aufenthalt hier noch als Rosalinde kannte, stürzte um die Ecke.
„Weg da, Junge. Weg da!“
Sie zog seine Hände von Ragnars Wunde.
Ahrok konnte unter all dem aufgerissenen Fleisch den weißen Knochen durchschimmern sehen. Ihm wurde plötzlich schlecht und er drehte sich weg.
„Halt ihn wach, Junge. Er darf nicht einschlafen.“
Er erlaubte sich einen Blick auf Ragnar, während Rosalinde dem Zwerg eine Handvoll Mehl in die Wunde drückte und dann noch einen Batzen Honig darüber schmierte. Ragnars Bein zuckte wie wild, aber das war auch die einzige Reaktion des Zwerges. Er gab nicht einmal einen Ton von sich.
Routiniert wickelte die Magd einige Bahnen Stoff um den verklebten Oberschenkel.
Ahrok wagte es nicht, ihr dabei zuzusehen, stattdessen hielt er die viel zu kalte Hand des Valr.
„Ragnar. Ragnar, alles klar?“
Hinter halb geschlossenen Augenlidern gab es eine kleine Bewegung.
„Ja… ich bin noch hier…“
„Hilf mir, Junge, wir müssen ihn in ein Bett bringen.“
„Aber wie…?“
„Du unter den Armen, ich an den Knöcheln und dann geht es die Treppe hoch nach links in eines der Gästezimmer. Fertig?“

Ahrok saß zusammen mit Herbert von Lichtenstein und seiner Nichte im verheerten Speisesaal.
Der Graf hielt einen randvollen Becher Branntwein in den zittrigen Händen und er hatte, seit er hier Platz genommen hatte, kein einziges Wort gesagt. Seine Nichte saß neben ihm und strich ihm über das schüttere Haar.
Es roch im ganzen Haus nach Staub und Blut. Die noch anwesende Dienerschaft war gerade emsig dabei, die Trümmer zu entfernen und an eine entfernte Ecke des Grundstücks zu schaffen, damit wenigstens der Schutt nicht mehr als ständiges Mahnmal für diesen grauenvollen Mordversuch diente. Keiner von ihnen sprach ein Wort in der Gegenwart des Grafen, aber sobald sie sich außer Hörweite wähnten, konnte man dieses leise Tuscheln vernehmen.
„Kennst du den?“, Ahrok wies mit einem Kopfnicken auf den Troll in der dicken Rüstung, der noch immer zwischen Hausflur und Speisezimmer lag.
Sie hatten es zwar geschafft, ihm den Helm abzunehmen, aber den massigen, eingekeilten Körper hatten sie keinen Zoll weit bewegen können. Hier mussten sie später wohl eine Axt bemühen.
Herbert schüttelte den Kopf.
Wahrscheinlich hätte er ihn auch nicht wiedererkannt, selbst wenn es ein enger Bekannter des Grafen gewesen wäre. Das, was nach Ahroks Schwertstreich noch von dem Gesicht des Trolls übrig war, war kein schöner Anblick.
„Na ja, das hatte ich auch nicht erwartet. War ein ganz schöner Brocken, das kann ich dir sagen.“
„Hättet ihr… Schwachköpfe, hättet ihr den nicht im Freien bekämpfen können, so es wie jeder andere vernünftige Mensch getan hätte? Sieh dir doch nur mal dieses Chaos hier an!“, das waren die ersten Worte des Grafen.
„Wie bitte?“
„Du hast mich schon verstanden! Guck dir das Schlamassel hier nur einmal genau an. Hast du eine Ahnung, was ihr hier alles zerstört habt? Wie viele unersetzlichen Erinnerungen ihr in eurem… Unvermögen vernichtet habt?!“
„Unver… was? Ich… was?!“
Ariane war aufgesprungen und stellte sich zwischen ihn und den Grafen.
„Ahrok, beruhig dich. Mein Onkel meint es nicht so.“
„Und ob ich es so meine! Genau so wie ich es sage! Hätte ich diese Kerle doch bloß nie hierher geholt!“
„Jetzt kommst du mir so? Jetzt? Na warte, ich werde…“
„Ahrok! Ahrok!!!“, Ariane hatte Mühe ihn wieder zurück auf den Stuhl zu drücken.

Sebastian stand vor dem Tor, dass Unbefugte vom Betreten des Anwesens der besagten Adelsfamilie abhalten sollte. Die Konstruktion aus Holz und Stahl hing nur noch zerborsten in den Angeln.
Dieser miese Troll Grim´tor hatte ihn also wirklich hintergangen, um sich die Prämie ganz allein zu verdienen.
„Er war also schon hier“, stellte eine der Elfen das Offensichtliche fest.
„Vielleicht ist er noch hier“, warf ihre Schwester ein.
„Ja. Sehen wir nach“, bemerkte er schlicht.
Dichter Nebel lag auf dem Weg zum Herrenhaus und verbarg es vor seinen Blicken. Es war so ein perfekter Tag für ein Attentat. Keine Zeugen, der Nebel verbarg wunderbar jeden Fluchtversuch - besser hätten sie es nicht treffen können, aber der Troll hatte in seiner Gier alles verdorben. Wenn er wirklich noch hier war, dann konnte der aber etwas erleben.
Nach nur wenigen Schritten, konnte Sebastian die Schleifspur von Grim´tors Keule im aufgerissenen Pflaster erkennen und kurz darauf erhob sich auch die Villa aus dem milchigen Dunst.
„Uhhh, ich mag den Nebel. Das ist bestimmt ein Zeichen“, säuselte eine der Elfen in der ihr eigenen, verführerischen Stimme.
„Oh ja, das ist so aufregend“, erwiderte ihre Schwester nicht minder lasziv.
Ihm fiel es schwer, sich zu konzentrieren, wenn die beiden hinter ihm derart ihre Späße trieben. So konnte doch kein Mann arbeiten.
„Oh, er sagt gar nichts. Ist er nicht süß?“
Sebastian versuchte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung zu lenken. Schließlich konnte der Troll jeden Augenblick vor ihnen auftauchen.
Nach nur ein paar weiteren Schritten konnte er den Eingang zum Haus ausmachen. Auch diese Türen sahen so aus, als ob sich etwas Großes und Gemeines dort gewaltsam Zugang verschafft hatte.
Gebückt huschte er weiter durch den Nebel.
Je näher er kam, desto deutlicher vernahm er Stimmen, die aus dem Haus kamen. Keine davon war die von Grim´tor.
Vorsichtig spähte er durch die zerborstene Tür.
Nur zwanzig Schritt vor ihm lag dieser gigantische Troll in einer Lache aus seinem eigenen Blut. Sebastian drückte sich zurück an die Hauswand.
„Und was hast du gesehen?“, hauchte ihm eine der beiden ins Ohr.
„Grim´tor ist hier.“
„Wie schön. Dann schneiden wir ihm jetzt die Kehle durch“, flötete die andere fröhlich.
„Das brauchst du nicht mehr. Er ist nämlich bereits tot.“
Das verdammte Lächeln schien auf den Gesichtern der Elfen eingefroren zu sein. Sie zeigten nicht die geringste Anzeichen von Freude oder Besorgnis oder sonst eines Gefühls.
Dann, wie auf Kommando, huschten sie beide fort.
„Wo wollt ihr hin?“, rief er ihnen mit gedämpfter Stimme nach.
„Wir betreten das Haus eines Kunden nie über den Vordereingang. Das überlassen wir gern dir“, hörte er ihre Stimmen noch aus dem Nebel, dann war er ganz allein.
Sebastian vergrub sein Gesicht in den Händen und atmete einige Male tief durch.
Plötzlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn hier bereits alle tot und der Troll mit seiner Prämie auf und davon gewesen wäre.
Er schnallte die Armbrust vom Rücken und stieg über die Reste der kaputten Eingangstür. Was auch immer den Riesen getötet hatte, war vielleicht noch hier. Ein paar Diener des Grafen, die hier mit dem Aufsammeln von Dreck und Holz beschäftigt waren, bemerkten ihn gar nicht.
Sebastian versuchte so viele Eindrücke wie möglich zu gewinnen. Der Troll war ein Monster gewesen. Niemand hätte ihn so leicht töten können. Von nun an würde er sich diesem Auftrag nur noch mit äußerster Vorsicht widmen.
Im Raum direkt hinter Grim´tors leblosen Körper standen drei Gestalten, die sich lautstark Anschuldigungen an den Kopf warfen.
„Hey, du.“ Die junge Frau, die gerade damit beschäftigt war, Grim´tors Blut aufzuwischen, starrte direkt auf den Bolzen seiner Armbrust. „Verschwinde und zwar leise.“
Sie ließ den Eimer fallen und schlug sich die Hände vor den Mund.
„Raus.“
Sebastian deutete mit einem Kopfnicken auf die Eingangstür.
Mit Tränen in den Augen rannte sie an ihm vorbei nach draußen.
Als er über den Leichnam des Trolls stieg, wurden auch die drei Streitenden seiner gewahr.
Der ältere Mann ließ sich sofort zu Boden fallen und robbte nach links zu einer Tür, der Andere schob sich vor das Mädchen und hob die blutverschmierte Waffe, die wohl auch schon den Troll gefällt hatte.
Sebastian stutzte. Der Junge kam ihm seltsam bekannt vor, aber das konnte nicht sein.

Ahrok stellte sich schützend vor die Komtess.
„Lauf Ariane! Dort hinüber. Versteck dich!“
Er hielt seine Waffe ausgestreckt vor sich und manövrierte sich so, dass er immer zwischen dem schwarz Gekleideten und Ariane stand, die sich gerade mit ihrem Onkel nach oben zurückzog.
„Du willst sie? Dann musst du erst an mir vorbei!“
Der Mann ihm gegenüber legte seine Armbrust ab. In aller Ruhe streifte seine Kapuze zurück und zog den Schal herunter.
„Sebastian…?“ Ahrok ließ die Waffe sinken, als er seinen Halbbruder erkannte. „Was… was soll das?“
„Das frag ich dich, Ahrok. Was hast du nun schon wieder getan, dass der Hauptmann der Stadtwache Meuchelmörder anheuert, um dich umzubringen?“
„Der Hauptmann war das? Ja, den kenn ich… das ist ´ne lange Geschichte.“
„Hast du eine Ahnung, in welche Lage du mich hier bringst. Was hast du nur wieder angestellt?“
„Angestellt?!“, Ahrok wurde wütend.
„Ja, angestellt, du verdammtes Mondkalb! Jedes Mal baust du einen Haufen Mist. Wirklich jedes Mal und immer hab ich darunter zu leiden!“
„Du?“
„Ja!“
„Du hast zu leiden?! Das ich nicht lache! Wer war denn hier Papas Lieblingssohn?“
„Lieblingssohn? Ich spielte immer nur die zweite Geige für Vater, denn zuallererst kam ja das Sorgenkind Ahrok. Du hast ja keine Ahnung. Weißt du was ich alles für dich aufgeben musste?!“
„Spielst du jetzt schon wieder auf das kaputte Steckenpferd an? Das ist mehr als zehn Jahre her!“
„Nein, verdammt, ich meine damit, dass du mir mein Leben versaut hast! Jeden einzelnen Tag!“
„Danke. Das beruht auf Gegenseitigkeit!“
„Ach ja? Was hab ich dir schon getan?“
„Was hab ich dir denn getan?!“
„Soll ich es wirklich aufzählen?“
„Ja!“
„Soll ich es wirklich aufzählen?!“
„Ja!!!“
„Na fein, dann pass mal auf! Ich ging zur Schule und hatte Freunde, als wir noch in Märkteburg gewohnt hatten damals, aber das war alles vorbei als du kamst. Deinetwegen mussten wir dahin ziehen, wo es keine einzige Menschenseele gab. Nur weil du so eine… Macke hast!“
„Was?“
„Oh, jetzt tu nicht so, als hättest du das vergessen! Du warst nicht einmal ein Jahr alt, als du unserem Hund Arko damals den Kopf abgerissen hast. Der war so ein süßer, kleiner Welpe gewesen und er war MEIN Hund! Und dann, du warst zwei oder drei, da bist du beim Spielen total ausgerastet und hast den Nachbarskindern mit einer Ritterpuppe die Schädel eingeschlagen. Die Leute aus unserer Straße wollten dich am gleichen Tag noch an den Pfahl binden und anzünden.
Alles musste ich zurücklassen! Alle meine Freunde. Alles! Nur weil Vater dich nicht gleich im Fluss ersäuft hat, wie du es verdient hattest. Wir mussten unser ganzes Leben mitten im Nirgendwo verbringen, nur damit man dich nicht findet und du niemandem mehr schaden kannst. Ja, selbst deine Mutter hat uns verlassen und ich hab so auch noch meine zweite Mama verloren! Ich war allein! Ich war mein ganzes Leben lang ganz allein und das alles nur deinetwegen!“
Ahrok stand mit offenem Mund da. Sein Schwert scharrte über die Dielen, als er langsam auf und ab wanderte.
„Aber damit noch nicht genug. Nein! Während ich von früh bis spät schuften und ackern musste, um Vaters Anforderungen gerecht zu werden, da baut er dir einen Hof, den du eines Tages übernehmen sollst. Alles nur für dich, der du nie auch nur das kleinste bisschen Verantwortung tragen musstest. Jeder hat immer alles nur für dich getan und ich musste mit dieser… Arbeit hier anfangen, weil es ja kein anderer machen konnte.“
Mit vor Zorn bebenden Fingern löste Sebastian seinen Gürtel und schleuderte den Hirschfänger zu Boden.
Ahroks Lider flimmerten.
Sein Kopf schwirrte von den vielen Anschuldigungen. Das konnte alles nicht wahr sein. Sein Bruder log. Er log! Diese Bilder… Erinnerungsfetzen kamen auf. Blut. So viel Blut, so viel Zorn. Etwas Dunkles griff aus der Tiefe nach ihm und er bekam so wahnsinnige Kopfschmerzen.

Sebastian stand unschlüssig auf der Stelle.
Jahrzehntelang aufgestauter Frust hatte sich soeben entladen und er hatte seinem Bruder alles an den Kopf geworfen, was er ihm schon so lange hatte sagen wollen und nun stand dieser einfach nur so da.
„Sag was!“
Ahrok bewegte sich nicht mehr. Seine Schultern hingen schlaff nach unten und das Kinn war auf die Brust gesunken, aber sein Atem ging plötzlich immer schneller.
„Also? Was ist?“
Sein Bruder riss plötzlich den Kopf hoch und stierte ihn mit nachtschwarzen Augen an. Er bleckte die Zähne und fauchte wie ein wild gewordenes Tier. Es war beinahe zu spät, als Sebastian erkannte, dass sein Bruder noch immer die Waffe in der Hand hielt.
Mit einem animalischen Brüllen stürmte Ahrok vor.
Der Zweihänder glitt genau an der Stelle nieder, an der sich Sebastian nur einen Augenblick vorher befunden hatte. Zwei Drittel der Klinge wurden dabei durch den Holzboden in das Erdreich hinein getrieben.
Sebastian wich zurück.
Diese Kraft war unmenschlich. So etwas konnte es nicht geben.
Ebenso leicht wie Ahrok die Waffe im Boden versenkt hatte, riss er sie auch wieder hervor.
Hektisch griff Sebastian nach dem fortgeworfenen Hirschfänger.
Für diesen Kampf war das eine denkbar ungünstige Waffe. Die dünne Klinge würde solchen Schlägen niemals standhalten können.
„Ahrok!“
Sein Bruder antwortete nicht, sondern griff sofort wieder an. Ihm blieb keine andere Möglichkeit als immer wieder rasch auszuweichen. Es konnte nicht sein, was hier geschah. Ahrok schwang die schwere Klinge mit einer Geschwindigkeit, als wäre es eine Weidenrute.
Er zerteilte Tische und Stühle, die in seinem Weg waren, als wären sie aus Papier und ständig trug er dieses dämonische Grinsen auf dem Gesicht, dass Sebastian eine Heidenangst einjagte.
„Ahrok?“, eine Frauenstimme drang leise durch das wilde Grunzen seines Bruders.
Aus dem Augenwinkel sah Sebastian, was sich auf der nächsthöheren Etage abspielte.
Eine der Elfen hatte sich das junge Fräulein des Hauses gegriffen und hielt ihr ein Messer an den Bauch.
Für einen Moment abgelenkt, sah sein Bruder dort hinauf.
Diesen Augenblick nutzte Sebastian sofort für seinen Gegenangriff.
Der harte Knauf des Hirschfängers traf Ahroks Schläfe und ließ ihn kraftlos durch den Raum taumeln.

Ahrok schüttelte den Kopf. Diese verdammten Kopfschmerzen.
Er befühlte die schmerzende Stelle an seinem Schädel und seine Finger kamen blutig zurück.
„Du hast mich geschlagen?“, fuhr er Sebastian an.
Sein Bruder starrte ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost.
„Warum hast du mich geschlagen?“
„Ja, warum hast du ihn geschlagen?“, erklang eine Frauenstimme von oben. „Du solltest ihn doch abstechen.“
Dort an der Treppe standen zwei Elfen. Eine von ihnen hielt Ariane fest und bedrohte sie mit einem Messer.
„Ariane?“
„Mir geht es gut, Ahrok.“
Sebastian stand verwirrt daneben.
„Was, verdammt nochmal, ist los mit dir?“
„Mit mir? Du hast mich geschlagen!“
„Ja, weil du völlig ausgetickt bist!“
„Jetzt bin ich plötzlich wieder schuld, dass du mich schlägst? Mann, ich fühl mich hier echt schon wieder wie zu Hause.“
„Was?“
Etwas zischte durch die Luft. Ahrok war gerade dabei auf Sebastian zuzugehen, deshalb traf ihn das Wurfgeschoss nur an der Schulter. Ahrok wurde herumgeschleudert und er konnte gerade so noch Halt an einem kaputten Tisch finden, so dass er nicht stürzte. Seine Waffe fiel zu Boden, als ihm die Finger der rechten Hand versagten.
„Ahrok!!!“, schrie Ariane.
„Wie konntest du so ein großes Ziel verfehlen?“, kritisierte eine Elfe die andere.
Sebastian rannte auf seinen Bruder zu, der gerade auf die Knie fiel.
„Ahrok. Hey, kleiner Bruder, sieh mich an.“
Dann entdeckte er den Wurfdolch, der bis zum Heft kurz oberhalb des Schlüsselbeins in seinen Bruder eingedrungen war.
Ahrok sagte kein Wort, sondern erhob sich nur schnaufend.
Mit der Linken griff er nach dem Dolch.
„Nicht, Ahrok. Lass ihn stecken. Das ist zu nah an einer Hauptschlagader. Du verblutest, wenn du ihn…“
Der blutige Dolch landete direkt vor seinen Füßen auf dem Boden.
„Lass den Scheiß, Bruder!“
Ahrok schüttelte ihn ab und griff mit der Linken nach dem Schwert.
„Was macht ihr da unten? Ich dachte du wärst ein puro.“
Die Elfen wurden ungeduldig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie seinen Bruder endgültig erledigen würden. Er versuchte etwas Zeit zu gewinnen.
„Ich genieße das nur ein bisschen! Hört auf mich zu…“
Ahrok stieß ihn beiseite und stürzte sich mit wildem Gebrüll auf die Elfen am Kopf der Treppe.
 
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Kommentare  

Ahrok scheint ja wirklich ganz besondere Gene zu besitzen, die ihm wohl eine ungeheure Kraft und Stärke verleihen. Seine merkwürdige Vergangenheit lässt den Leser aufhorchen. Ist Ahrok in Wahrheit ein Fiesling? Das glaub ich nicht, das kann nicht sein. Aber das wird sich wohl so nach und nach aufklären. Der Bruder ist eigenartig und die Elfen witzig.

Jochen (07.03.2012)

Danke Ingrid.
Wie schon im Vorfeld bemerkt war ich mir nicht sicher, wie dieses Kapitel bei den Lesern ankommt - auch wollte ich nicht noch mehr von Ahroks Vergangenheit (oder vermutlichen Vergangenheit) preisgeben und hab es deshalb absichtlich etwas kürzer ausfallen lassen. Letztendlich enthalten viele Kapitel kleine Brotkrumen und Andeutungen, die sich aber erst wirklich erschließen, wenn man Ahrok wirklich kennen lernt.


Jingizu (06.03.2012)

also der bruder... da kommen ja sachen ans tageslicht, wer hätte das gedacht. ahrok jedenfalls nicht.... und dann kämpft er, als hätte er etwas in sich, etwas furchtbares, das ihn steuert und ihm übermenschliche stärke verleiht. aber was?
sehr spannendes und auch emotionales kapitel, da hättest du eigentlich zwei draus machen können. ;-)


Ingrid Alias I (06.03.2012)

Hach herje, der arme Ragnar, jetzt hat er schon wieder was abgekriegt und diesmal ganz schön heftig.
Hallöchen..Ahrok hat ja eine sehr dunkle Seite, wie es scheint und die macht sich offenbar hin und wieder sogar etwas selbständig. Eine Erblast womöglich?
Und dann noch diese fiesen Elfen dazu...

na da bin ich ja mal gespannt wie das weitergeht.


Tis-Anariel (06.03.2012)

Mir gefällt, was du so alles vermutest und in die Andeutungen so hineindichtest.
Das hier ist ein Kapitel bei dem ich nämlich sehr gespannt bin, wie es auf dne Leser wirkt.


Jingizu (06.03.2012)

Oh, irgendwie finde ich das ganz schrecklich, dass die Brüder aufeinander losgehen könnten. Ich frage mich, ob das stimmt, was Sebastian seinem Bruder so alles an den Kopf wirft. Ich glaube nicht, dass Sebastian ganz bewusst lügt, gerissen kommt der mir nicht vor, er wird das alles wohl glauben, was er da sagt. Vielleicht hat der Vater ja einiges über Ahroks Vergangenheit gedichtet. Ich entnehme aus dem Gespräch, dass Ahroks Mutter vielleicht noch leben könnte. Wäre ja genial, wenn die alte Kriegerin ganz am Anfang der Story vielleicht Ahroks Mutter war. Knisternde Spannung beim dramatischen Kampf und dazu die amüsanten Kommentare der - ganz gewiss - hinterhältigen Elfen.

Petra (05.03.2012)

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