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8 Seiten

Ahrok 2.Band - 11. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Elftes Kapitel: Tawari Ahrok

Das Stadtfest war nun schon seit zwei Stunden in vollem Gange. Das Ganze war irgend so ein seltsamer Feiertag. Fünf Jahre Weißklippe, fünf frisch eingeweihte Schiffe oder so etwas in der Richtung. Ahrok war sich jedenfalls ziemlich sicher die Zahl fünf ziemlich oft gehört zu haben, was vielleicht auch daran lag, dass das Bier an den meisten Ständen fünf Kupferstücke kostete.
Es war eine wunderschöne, sternenklare Nacht. Sie hatten keine Sorgen, waren im Zeitplan und hatten auch keinen Ärger mit den anderen Grafen gehabt. Alles lief sozusagen geradezu wunderbar. Zwar wehte ihm der kühle Frühlingswind vom Meer heran um den nackten Oberkörper, doch innerhalb der dichten Menschenmassen war es trotzdem wohlig warm. Rote Lampions warfen ihr fröhliches Licht auf die ganze Feier und Hunderte Leute feierten ausgelassen auf dem gewaltigen Hafengelände.
Gaukler und Puppenspieler traten auf, kandierte Äpfel und Röstkastanien wurden an einigen Ständen verkauft, aber Ahrok verspürte keinen Hunger. Genauer gesagt hatte er keinen Appetit. Trotz aller Erfolge in den vorherigen zwei Wochen wollte die ganze fröhliche Stimmung einfach nicht auf ihn überspringen.
Ragnar hatte ihn die letzten Stunden von einem Bierstand zum nächsten geschleppt, hatte Bierkrug um Bierkrug geleert und amüsierte sich prächtig mit den nicht minder trunkenen Tischnachbarn. Gerade standen sie schon wieder in einer Schlange vor einem der vielen Schanktische an. Es war erstaunlich wie leicht der Zwerg zufrieden zu stellen war.
„Hey Ahrok, sag mal hast du noch ein paar Silberstücke übrig? Ich fürchte ich hab da vorhin zu viel bezahlt und bin jetzt blank.“
Das war auch durchaus kein Wunder bei diesen überteuerten Preisen hier, doch er hatte keine Lust auch noch seinem Freund den Abend zu verderben, also drückte er Ragnar einfach seinen ohnehin fast leeren Geldbeutel in die Hand.
„Oh man klasse! Danke Ahrok, das reicht ja noch für weitere sechs Krüge!“, jubelte der Zwerg, „Aber jetzt beeil dich!“
„Wieso beeilen? Was ist denn los?“
„Hehehehe du wirst Scheiße noch eins überrascht sein.“, grinste Ragnar voller Vorfreude, „Ich sag dir, das ist der Hammer. Da werden dir vor Freude die Eier auf Melonengröße anschwellen! Seit ich vorhin gelesen habe, dass die hier auftreten warte ich darauf, dass es endlich anfängt.“
Der Valr entwickelte plötzlich einen Elan, den Ahrok sonst nur in Erwartung eines nahen Todes von ihm kannte.
„Auftreten? Wer denn?“
„Tôdan Kisil! Sie spielen heute. Hier!“, Ragnar zog ihm am Arm aus der Schlange hinaus, da die zehn Leute vor ihnen wohl nicht schnell genug bedient wurden. Dieses Ereignis musste ja wirklich enorm wichtig sein, denn immerhin hatten sie bereits zehn Minuten angestanden, um noch ein Bier zu kaufen und nun verließ Ragnar freiwillig die Warteschlange ohne eines bekommen zu haben.
„Tôdan Kisil?“
„Ja die ´Mörderischen Kiesel´. Schon allein der Name jagt mir eine Gänsehaut über den Sack. Wirst schon sehen!“
Ahrok folgte dem Valr hinein in eine dicke Menschenmenge. Um sie herum standen aufgeregt schwatzende Menschen, Trolle und vor allem Zwerge, die sich vor lauter Vorfreude fast die Bärte zerzausten. Alle starrten aufgeregt auf eine provisorisch zusammengezimmerte Bühne, um welche sich die Menge geschart hatte.
„Kisil! Kisil! Kisil!“, donnerte es auf dem kleinen Platz.
Was war hier bloß los? Selbst Ragnar neben ihm benahm sich wie ein kleines Kind am Geburtstagsvorabend.
Als dann drei Zwerge die Bühne betraten stieg der Lautstärkepegel noch weiter an und ein jeder hier verfiel in ein euphorisches Kreischen. Ragnar riss seinen Wyrmspaltr hoch und schwenkte sie freudig hin und her. Ein paar abgetrennte Haarbüschel und Blutspritzer flogen umher, aber es war ein Wunder, dass niemand dabei ernsthaft verletzt wurde.
Die drei Zwerge da vorn waren hübsch herausgeputzt mit engen Hosen, weiten Hemden und den wohl kunstvollsten gezwirbelten Bärten an der Oberfläche. Ihre weißblond gefärbte Haarpracht trugen sie zur Schau, wie andere Leute teuren Schmuck.
„Guten Abend Weißklippe!“, brüllte der Vorderste, der eine nicht minder aufwendig verzierte Laute in den überproportional großen Händen schwenkte. Ein anderer Trug eine gewaltige Schlachtentrommel vor seinem Bauch sowie eine Flöte um den Hals und der Letzte hatte ebenfalls ein Seiteninstrument und einen Streichbogen bei sich.
„Da sind sie! Da sind sie!“, rief Ragnar.
Erst als die drei anfingen auf ihren Instrumente zu spielen, ging das Gejohle in den flinken Tönen von Geige, Flöte und Trommel unter.
Barden. Das waren einfach nur Barden?
Ahrok verstand die Welt nicht mehr. Die ganze Aufregung drehte sich nur um drei Musikanten?
Nun ja, wenn ihn Ragnar schon hier her geschleift hatte konnte er sich das Ganze auch einmal anhören. Mit geheucheltem Interesse lauschte er der Musik.
Dem schwer verständlichen Text nach zu urteilen, ging es bei dem ersten Lied um das Begräbnis eines Zwerges, bei dem es zu lustigen Ausschweifungen seiner stets betrunkenen Freunde ging.
Spätestens als Ragnar angefangen hatte, den Refrain laut mitzugrölen, wusste Ahrok, dass er hier völlig fehl am Platz war. Die ausgelassene Fröhlichkeit um ihn herum machte ihn nur wütender und einsamer. Er drängte sich Entschuldigungen murmelnd an den singenden Leuten vorbei ins Freie. Die Wenigen, die ihn überhaupt beachteten, machten ihm auch bereitwillig Platz, um selber weiter nach vorn zu kommen.
Er lief danach eine ganze Weile ziellos umher und erst als der Lärm der Musik nur noch ein leises Plätschern neben dem Geräusch der Wellen war, hielt Ahrok inne. Erschöpft von der ganzen geheuchelten Fröhlichkeit, sank er an die nächstbeste Hauswand und starrte voll schwermütiger Gedanken aus der einsamen Ferne hinaus auf das Lichterspiel am Hafen. Liebend gern würde er jetzt mit Ragnar dort stehen, seinen Kopf im Rhythmus der Trommel nicken und einfach unbeschwert trinken und grölen, aber er konnte es einfach nicht. Seltsamerweise konnte sich Ahrok nicht einmal den Grund für seine Lustlosigkeit erklären. Im Moment war einfach alles Scheiße.
„Hallo.“, die Frauenstimme riss ihn aus seinen Gedanken.
Eine hübsche Elfe saß auf einem Stein im Dunkel der anderen Straßenseite. Ahrok hatte sie gar nicht bemerkt, weil ihre Haut ebenfalls sehr dunkel war und sie auch noch dazu geschwärzte Lederkleidung trug. Erst vermutete er, dass hier ein leichtes Mädchen in ihm einen Freier suchte, doch dann schoss ihm das Bild vom Nachmittag wieder in den Kopf.
Dies war die Frau, die er auf der Seepfeil gesehen hatte.
„Hallo.“, nickte er ihr zu.
Sie holte eine dickbauchige Weinflasche hinter dem Stein vor und nahm einen tiefen Zug.
„Du bist doch einer von den Leuten, die wir nach Kasam bringen sollen.“
Ahrok nickte. Jetzt war er sich sicher, dass es die Frau vom Schiff war.
„Das ist seltsam. Niemand geht freiwillig nach Kasam.“
Wieder schwiegen beide eine Weile.
Ahrok versuchte sein Gegenüber etwas besser zu erkennen, doch bei dem mangelhaften Licht und ihrer dunklen Kleidung konnte er nicht viel mehr als ihre Konturen und das lange, silbrig weiße Haar erkennen.
„Warum feierst du nicht mit deinen Freunden?“, fragte sie erneut und deutete auf die Festlichkeiten am Haufen.
„Das sind nicht meine Freunde... und ich bin nicht in Stimmung. Und du?“
Ein leises Lächeln huschte über die Züge der Elfe: „Ich auch nicht.“
Ahrok stieß sich von der Hauswand ab und ging zu ihr hinüber. Für einen kurzen Moment schien es, als spannte sie sich an, wie ein wildes Tier, jederzeit bereit die Flucht zu ergreifen.
„Wie es aussieht, werden wir wohl eine Weile gemeinsam reisen. Ich heiße Ahrok.“
Jetzt, da er nur wenige Ellen von ihr entfernt stand, erkannte er auch endlich ihre Gesichtszüge. Sie war wirklich eine Elfe, so wie Ahrok es vermutet hatte. Unnatürlich schön und geheimnisvoll wie so viele ihres Volkes, doch hatte sie auch gleichzeitig etwas Fremdartiges an sich. Etwas Verstörendes, das nicht nur an ihren tieftraurigen, silberweißen Augen lag.
Sie zögerte etwas, doch dann entspannte sich wieder: „Wsdrast Tawari Ahrok. Mein Name ist Kara.“
„Es sind wunderschöne Sterne heut Nacht da oben. Findest du nicht?“, Ahrok hatte sich neben sie an die Hauswand gelehnt und starrte hinauf in den klaren Nachthimmel. Es hatte etwas ungemein Beruhigendes die vielen hellen Punkte am samtschwarzen Himmel zu beobachten. Als Kind hatte er es sehr oft getan, wenn er wütend von zu Hause davongerannt war.
„Ich weiß nicht.“, sie blickte ebenso hinauf. „Ich hab nie darüber nachgedacht.“
Kara besah sich aufmerksam den jungen Mann, wie er mit beinahe kindlicher Freude gen Himmel schaute. Er war... sie konnte es nicht in Worte fassen, er war so ganz anders als die Menschen, die sie in den letzten Jahrzehnten kennen gelernt hatte. Gegen ihren Willen musste sie lächeln.
„Woher kommt ihr Tawari Ahrok. Was wollt ihr Leute in Kasam?“
„Das ist eine lange Geschichte…“, verlegen lächelte Ahrok und kratzte sich am Kopf, „Eigentlich geht es für mich bei der ganzen Sache nur um ein Mädchen… Ich komme aus der Gegend von Märkteburg.“
„Ich hab von dieser Stadt gehört.“
„Tja und da hab ich Ariane getroffen. Sie ist eine Adlige musst du wissen, nicht so eine vom Dorf wie ich. Ihr Onkel hatte da die Idee mit dieser Expedition. Alte Caer entdecken, Schätze finden und furchtbar berühmt werden und so was.“
Sie nickte sachlich: „Du willst sie also beeindrucken.“
„Ja… es ist nicht ganz so einfach. Ich bin nicht reich und hab keinen hohen Stand. Es ist für mich die Chance ihr Herz zu gewinnen.“
„Um das Herz einer jungen Dame zu gewinnen braucht es keinen Reichtum oder große Titel.“
„Ich weiß, aber das ist kompliziert.“
„Ja, das ist es wohl immer“, sie reichte ihm die Flasche, „aber du weißt schon, dass es gefährlich ist einen Caer aufzusuchen oder?“
Ahrok streckte sich zu seiner vollen Größe: „Natürlich weiß ich das. Genau deswegen sind mein Freund und ich ja auch dabei. Wir beide sind anders als die arschnäsigen Grafen da nämlich waschechte Helden! Böse Dinge und Dämonen umbringen ist unsere Berufung.“
„Ohhh.“, sie lächelte. Ob nun vor leichter Anerkennung oder Spott war bei dieser schlechten Beleuchtung nicht zu erkennen.
Auch Ahrok lächelte breit und setzte dann die Flasche an. Zuerst nahm er nur einen kleinen Schluck. Der süße Wein rann ihm wohlig die Kehle hinab und schmeckte geradezu wunderbar. Sogleich nahm er noch einen zweiten, größeren zu sich, bevor er die Flasche zurückgab.
„Hast du schon einmal von Weidenstolz gehört?“
Sie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
„Na gut... hat sich vielleicht noch nicht so weit rumgesprochen. Das war meine letzte große Heldentat. Wir haben da eine ganze Stadt gerettet... jawohl... Wie ist es so auf einem Schiff?“
„Einsam.“, der tonlose Klang ihrer Stimme verwunderte Ahrok zutiefst. In diesem einen Wort schwang so viel Trostlosigkeit mit, wie er es sonst nur von einer einzigen Person kannte. Er versuchte einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen, um zu sehen, ob er sich das Ganze bloß einbildete, doch ihre Züge wurden von einem Schleier aus Haaren verdeckt. Dann schüttelte sie den Kopf, als verscheuche sie damit ihren letzten Gedanken.
„Es ist ziemlich eng an Bord. Ständig der Gestank des Meeres und der nach totem Fisch und dann der Seegang. Kein fester Boden und auch keiner in Sicht. Wenn man das nicht gewöhnt ist, wird man ziemlich schnell seekrank.“
„Seekrank?“
„Hattest du schon einmal einen Kater?“
Nur zu gut erinnerte sich Ahrok an die paar Male, als er dem Alkohol etwas freizügiger zugesprochen hatte und das waren wirklich keine angenehmen Erinnerungen. Seine Gedanken mussten sich wohl auf seinen Gesichtszügen widerspiegeln, denn Kara fing laut an zu lachen.
„Siehst du und Seekrankheit ist ungefähr dasselbe, nur eben ohne zu trinken.“
Ahrok fiel in ihr Lachen mit ein. Das erste Mal heute fühlte er sich unbeschwert und frei. Es war herrlich mit der fremden Frau so ungezwungen zu reden.
„Erzähl mir von ihr.“, die Elfe strich sich durch ihr Haar und Ahrok fiel ein seltsam klobiges Armband an ihrem Handgelenk auf. Es war ein unpassend hässlicher Schmuck für eine Frau von dieser Schönheit.
„Von wem?“
„Von deinem Mädchen… Ariane.“
Erneut nahm Ahrok die dargebotene Flasche entgegen und genehmigte sich einen weiteren Schluck des guten Weines, bevor er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen all die schönen Erinnerungen Revue passieren ließ.
„Sie ist einfach toll. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, war es schon einfach magisch zwischen uns. Sie hat mich einfach aufgefordert zum Tanz. Mich. Einen aus der Unterschicht, der ihr gerade nur etwas Wein an den Tisch gebracht hat. Ich hatte mich damals nämlich als Küchenhilfe verkleidet, um unsere Stadt zu retten. Ich rette nämlich ziemlich oft Städte, wie du vielleicht schon gemerkt hast. Dabei hätte sie jeden in diesem Raum haben können, denn sie ist einfach bezaubernd und wirklich wunderschön und intelligent. Ja… Sie singt gern. Ich sag ihr dann meistens, dass es scheußlich klingt, um sie zu ärgern, aber eigentlich stimmt das nicht. Sie hat nämlich eine tolle Stimme und ein so ansteckendes Lachen… und… sie ist ein sehr aufopfernder Mensch. Ich hab sie sehr gern…“
Das Lächeln auf Karas Lippen verunsicherte ihn etwas.
„Was denn? Hab ich was Komisches gesagt.“
„Nein das ist es nicht Tawari Ahrok. Ich freu mich nur für dich und versuch mir vorzustellen wie das ist.“
„Ach komm hör auf! Du hast doch sicherlich Hunderte Verehrer. Sie dich doch an, du bist wahrscheinlich die bezauberndste Frau in ganz Weißklippe.“
Und das war keineswegs übertrieben. Zwar war es recht dunkel, aber was Ahrok von dieser Frau erkennen konnte, war einfach umwerfend.
Um ihre Verlegenheit zu verbergen, wandte sie sich ein Stück von ihm ab.
„Und… wo kommst du so her?“
„Das ist eine ziemlich lange Geschichte…“, sie nahm einen langen Zug aus der Flasche. Sie schien jedes Wort genau abwägen zu wollen. „Ich erinner mich noch wie ich…“
Mitten in ihrer Erzählung unterbrach sie plötzlich eine völlig heisere Zwergenstimme: „Hey Ahrok! Menschenskind wo bleibst du denn die ganze Zeit? Ich such schon eine halbe Ewigkeit nach dir. Die Kisil spielen vielleicht noch eine Zugabe und du…“, abrupt erstarb das fröhliche Grinsen im Gesicht des Zwerges und seine Züge verfinsterten sich zusehends. „Was macht das denn hier?“
Bei Ragnars feindseligem Tonfall wurde nun auch Ahrok plötzlich sehr vorsichtig und er rückte von der dunkelhäutigen Schönheit weg. Was war denn los? Kannten sich die zwei etwa?
„Reg dich ab Karlik. Wir haben nur geredet.“, erwiderte die Elfe bissig und spannte ihren Körper an wie eine Katze.
„Svig haeg! Du widerliche Hexe wirst ihn nicht länger mit deinen Lügen vergiften. Dank lieber all deinen finsteren Göttern, dass ich dich nicht auf der Stelle zu ihnen schicke! Komm weg von dem Ding Ahrok!“, Ragnar meinte es unmissverständlich sehr ernst mit diesen Worten.
Verunsichert ging Ahrok zu seinem kleinen Freund herüber. Der Zwerg hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu Elfen gepflegt, aber so hatte er Ragnar noch nie erlebt.
„Kennst du die Elfe Ragnar?“
„Elfe?“, der Zwerg lief rot an vor Wut und schnaubte verächtlich, „Hat sie dir das vorgelogen? Sie ist kein Shin, sie ist ein Dökkalfr. Ein Schwarzalb wie es bei euch heißt. Eine Kindsmörderin, eine Hexe!“
„Eine was?“
„Svartalfr! Sag mal hörst du mir nicht zu? Sofort erkennbar an den stechenden, silbernen Schweinsäuglein! Sie waren es, die die Städte von uns während des Zeitalters der Bestrafung überfielen. Ganze Klans haben sie ausgelöscht. Männer und Frauen und Kinder!“
„Dann hättet ihr bieratmenden Karlik eure Städte eben besser sichern sollen.“, bellte Kara.
„Was soll denn das? Jetzt beruhigt euch doch wieder. Das Ganze ist doch schon über hundert Jahre her, was hat das denn mit ihr hier zu tun?“, warf sich Ahrok plötzlich zwischen die beiden.
Ragnar betrachtete ihn missbilligend von oben bis unten: „Was versteht einer vom Grautfolc schon davon! Die Svartalfr füllen viele hundert Seiten in den Geschichtsbüchern meines Klans. Kindesentführung, Schändung, Mord, Heimtücke, Folter, die Vergiftung der Biervorräte von Isenheimr... Solch grausame Verbrechen können weder vergeben noch vergessen werden. Es ist nicht wichtig wie lange es her ist. Sie ist ein Schwarzalb und damit ein Todfeind aller Zwerge – mein Todfeind!“
„Von einem stinkenden Karlik hab ich nichts anderes als dieses dumme Geschwätz von uralten Zeiten erwartet! Doch wo bleiben dabei deine Geschichten über die Massaker, die deine fettleibigen Ahnen unter unseren Leuten angerichtet haben?“
„Von diesen Heldentaten werde ich ihm ein anderes Mal berichten!“
„Du wagst es du dummer, engstirniger Karlik?!“
„Ich wage noch viel mehr haeg!“
„Bierbäuchiger Feigling!“
„Elende Kindräuberin!“
Sicherheitshalber packte Ahrok seinen Freund am Arm: „Ich glaube wir gehen jetzt Ragnar. Du weißt schon. Das Bier und die Musik und so.“
Angewidert spuckte der Valr vor Karas Füße und stapfte aufgebracht wieder Richtung Stadtfest: „Ja du hast Recht Ahrok! Ich brauch jetzt ein Bier, besser wären zwei.“
Kara sah den beiden noch eine Weile lang nach. In ihren Augen standen heiße Tränen des Zorns, dann schleuderte sie die Flasche wütend zu Boden. Mit einem Splitterregen zerbrach das Gefäß und verteilte seinen kostbaren Inhalt auf die Straße.
Kraftlos sank sie zurück auf den Stein und betrachtete traurig die Scherben der Flasche.
 
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Kommentare  

Ja das ist wirklich nicht nett, da hast du Recht Ingrid

Jingizu (26.05.2012)

wundervoll echt geschildert, das fest und der abend. ragnar hasst also die schwarzelben, hmm, kann ich verstehen, wenn ich die liste ihrer gräueltaten lese, vor allem das vergiften der biervorräte... ;-)

Ingrid Alias I (07.05.2012)

Auch ich gebe meinen Vorkommentatoren recht, ein sehr, sehr guter Teil. Schöne atmophärische Dichte. Sehr gelungen die Charaktere herausgestellt. Spannend, tragisch und sehr mitreißend ist der Dialog beschrieben, als sich Ragnar und die schöne Kara gegenüber stehen.

Petra (05.05.2012)

Na da habt ihr beide heute ja einen wahren Kommentar-Marathon bewältigt. Es freut mich sehr, dass euch dieses Kapitel gefällt, denn durch das erste Zusammentreffen von Kara und Ragnar ist es auch eines, dass mir besonders am Herzen liegt.

Jingizu (03.05.2012)

Diese "Kiesel" und ihren Auftritt hast du schön hingekriegt. Amüsant wie Ahrok das ganze Geschehen etwas verständnislos aufnimmt.
Und da ist ja auch Kara, die hat mir schon beim ersten mal sehr gut gefallen.
Ich schließe mich Jochen an, ein wirklich sehr gutes Kapitel.


Tis-Anariel (03.05.2012)

Ein sehr gutes Kapitel. Ich finde es ist deine Stärke Humoristisches und Wehmütiges zu beschreiben. Auch das Authentische gefällt mir immer sehr und von deinem Schreibstil ganz zu schweigen- ach, ich gerate ins Schwärmen. Ich glaube du hast diesen Teil noch besser, noch schöner gestaltet, als er damals war. Köstlich wie Ahrok bei diesem Fest nicht verstehen kann, dass sich alle derart von einer Musikergruppe mitreißen lassen können. Und dann kommt doch seine weiche romantische Seele zum Vorschein, als er der Elfe begegnet. Eindrucksvoll und mitreißend beschrieben ist dieses Kennenlernen der beiden und wie Ragnar hinzukommt und alles zerstört, das kommt auch sehr überzeugend. Beide Völker haben eben eine grundschlechte Meinung voneinander, was einem leider auch heutzutage nicht ganz fremd ist. Wirklich ganz hervorragend gelungen.

Jochen (03.05.2012)

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