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9 Seiten

Ahrok 2.Band - 17. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Siebzehntes Kapitel: Kasam

Kara streifte wie so oft in den letzten zwei Tagen durch die unratverzierten Gassen von Kasam. Es war kein gemütlicher Spaziergang, denn dieser Ort war ein abstoßendes Fleckchen Erde. Diese unübersichtliche Stadt, welche nur aus unförmigen Lehmbauten und Zelten bestand, besaß weder Obrigkeit noch eine Stadtwache. Hier lebte jeder für sich und die Einwohner hatten wohl auch nicht die geringste Lust etwas an ihrer anarchischen Weltordnung zu ändern.
Ein jeder hier kümmerte sich allein um seine eigenen Angelegenheiten.
Diebstähle gab es in dieser Stadt zwar nur selten, da jeder Bewohner von Kasam sein Hab und Gut mit schon beinahe paranoider Vorsicht und Brutalität verteidigte, dafür waren Raub und Mord umso häufiger anzutreffen. Das Faustrecht regierte die Straßen dieser Stadt.
Mangelware wurde zu Wucherpreisen verkauft, der Sklavenhandel blühte wie nirgends sonst in der alten Welt und die Stadt war so schmutzig, wie keine andere, die sie je gesehen hatte. Müll und Dreck stapelten sich überall, denn da sich wohl niemand dafür verantwortlich hielt auch nur etwas von diesem Unrat zu entsorgen, blieb alles einfach dort liegen, wo es hingeworfen wurde. Monatealte Abfälle, skelettierte Tierkadaver, ja selbst die verwesten Leichen einiger unglücklicher Menschen lagen auf einem der Haufen vor ihr mitten auf der Straße.
Nicht nur dass diese Müllberge ziemlich unansehnlich waren, sie stanken zudem auch noch nach Pest und noch mehr Krankheiten und sie zogen Fliegen und Ratten in ganzen Schwärmen an. Es war kein Wunder, dass so viele Leute auf der Straße mit einem Tuch vor dem Mund herum liefen.
Die schmutzigen Wege waren trotzdem so überfüllt wie es die Straßen in anderen Städten höchstens zum Markttag oder anderen Festigkeiten waren. Drängeln, Schubsen und Stoßen waren die einzigen Möglichkeiten überhaupt vorwärtszukommen.
Überall und nahezu an jedem Haus und aus jedem Fenster bot einer der vielen, zwielichtigen Händler seine Ware feil und lockte damit Unmengen von Schaulustigen und Käufern an, die Karas Fortkommen nur noch weiter erschwerten.
Sie hatte auf ihren einsamen Wanderungen in Erfahrung gebracht, dass man mit genügend Gold in Kasam wirklich so gut wie alles bekommen konnte. Proviant, Söldner, Informationen, Frauen, Kinder, Tiere und Ausrüstung jeder Art wurde hier in allen Güteklassen feilgeboten. Es gab hier alles, was ein ambitionierter Reisender oder Abenteurer eben gebrauchen könnte. Schließlich war dies hier der letzte größere Ort vor den noch wenig erforschten Südlanden, was natürlich Unmengen von Abenteurern, Glücksjägern und Berufsschlägern anzog.
Auch ihre kleine Expedition war nun also hier gelandet.
Die Seepfeil, das Schiff auf dem sie die letzten fünfzehn Jahre verbracht hatte, war vorgestern wieder in See gestochen. Dieses Mal jedoch ohne Kara. Sie hatte jetzt einen neuen Herrn, der ihr von nun an auf dem Festland das Leben zur Hölle machen würde.
Herzog Salinis.
Dieser hatte jedoch derzeit genug eigene Probleme und hielt sich zurzeit noch Tag und Nacht im Tempel des Erwachten auf. Seit zwei Tagen versuchten die Heilerinnen des Tempels das zerstörte Gesicht des jungen Mannes wenigstens in seinen Grundfunktionen wieder herzustellen. Der Schlag mit dem stumpfen Teil des Axtkopfes hatte ihm die linke Gesichtshälfte zertrümmert, Kiefer, Wangenknochen und Nase gleichsam zu blutigem Brei geschlagen.
Beinahe hätte der Herzog die Reise nach Kasam nicht überlebt, denn das Wundfieber hatte ihn in den letzten Tagen auf See gepackt, aber dummerweise hatte man ihn doch noch rechtzeitig von Bord in diesen Tempel schaffen können und jetzt hielt er mit seinem tscheduschnüi Gejammer die ganze Expedition auf.
Der verabscheuungswürdige Herzog hielt es außerdem für sehr heilungsfördernd, wenn ihm täglich zweimal jemand an seinem hochwohlgeborenen Schwanz lutschte und natürlich fiel diese Aufgabe nicht seinem Leibdiener zu. An welches Ende der Welt man auch reiste, die Männer waren alle gleich. Sie hatte sich damit abgefunden den widerlichen Geschmack jedes Mal darauf mit teurem Wein fortzuspülen und den Rest des Tages so fernab des Tempels zu verbringen wie nur irgend möglich.
Solange der Herzog nicht genesen oder zumindest reisebereit war, saßen sie hier in diesem Dreckloch fest. Nicht das es Kara besonders interessierte, wo sie waren. Egal ob auf einem Schiff oder an Land, ob auf Reisen oder eingesperrt in einem Haus, sie war überall nur eine Sklavin.
Wenigstens konnte ihr neuer Herr dank seiner vielen Verbände nicht sprechen und ihr damit auch nicht unablässig neue, abartige Befehle erteilen. So hatte sie hier und da etwas Zeit für sich und sie konnte weitab vom Rest der adligen Gesellschaft ihren eigenen Gedanken nachgehen.
Die Kinder auf der Straße wichen ihr ängstlich aus dem Weg und klammerten sich an die Rockzipfel ihrer Mütter. Kara war es gewohnt, dass man sie wegen ihres Aussehens fürchtete. Bronzene Haut, silbriges Haar... Menschen wie auch Trolle fürchteten instinktiv alles Andersartige und sie war anders.
Als sie wieder einmal nicht vorankam, weil eine Ansammlung von betrunkenen Schatzjägern die Straße blockierte, musste sie wie so oft unfreiwillig an die beiden Männer denken, die so ganz anders waren als der Rest dieser Expedition. Ihretwegen trieben die zwei jetzt irgendwo inmitten des Grünen Meeres herum beziehungsweise waren schon längst Fischfutter.
Kara schüttelte diesen beunruhigenden Gedanken ab.
Es war nicht ihre Schuld gewesen. Der Zwerg hatte es sich mit dem Herzog selber verscherzt und der Junge war unglücklicherweise mit ihm bestraft worden. Sie hatte gar nichts damit zu tun. An sich konnte sie froh sein, dass dieser kurzbeinige Mistbock tot war.
In einiger Entfernung erblickte sie in der Menschenmasse vor ihr einen blonden, jungen Mann, der sich an der Seite eines rothaarigen Zwerges durch die gewaltige Ansammlung von Leuten kämpfte.
„Tawari Ahrok!“, rief sie laut den zwei Gestalten hinterher, doch die machten keine Anstalten sich nach ihr umzudrehen. Höchstwahrscheinlich hatte Karas Verstand ihr einen Streich gespielt. Kaum dachte sie an den Zwerg, so sah sie ihn schon überall herumlaufen. Das war so unbeholfen mädchenhaft dumm, wie sie es doch sonst nicht von sich kannte. Sie wusste, dass die beiden mittlerweile längst tot waren.
Außerdem war es Zeit zu den anderen zurück zu kehren, sie hatte die Reichweite ihrer Sklavenfessel ohnehin schon sehr strapaziert und auf diesen zusätzlichen Schmerz konnte sie gut verzichten. Wer weiß, vielleicht war der Herzog auch schon wieder auf den Beinen und verlangte mit seinem penetranten Gemurmel nach einer intimen Massage.

„He Ragnar hast du das grade gehört?“, Ahrok blickte sich um.
„Was meinst du?“, knurrte der Zwerg und schob gerade jemanden beiseite, um in den Trödelladen zu kommen, vor dem sie gerade hielten.
„Ich dachte mich hat wer gerufen.“, Ahrok erkannte aber niemanden.
„Ach wer sollte dich schon rufen? Ahrok ist wahrscheinlich ein Allerweltsname, so heißt hier bestimmt fast jeder. Jetzt steh da nicht rum, das Bier wartet nicht!“, Ragnar wies auf das Schild auf der gegenüberliegenden Seite. Auf diesem stand in krakeliger Schrift „Feinstes Starkbier - Acht Kupferstücke pro Krug“.
„Aber ich glaube…“
„Fein! Dann gehst du eben schon einmal vor in die Kneipe und bestellst uns ein paar Bier. Vielleicht findest du ja deinen mysteriösen Seelenverwandten, während ich hier versuche an Informationen zu kommen.“
„Danke. So machen wir das.“
„Warte das war ein…!“, aber Ahrok war schon durch das Gedränge hindurch zur anderen Straßenseite hin verschwunden. „… ein Scherz.“
Ahrok hörte die Worte im Tumult der belebten Stadt gar nicht und stieß bereits die Tür zur Taverne auf, als der Valr sich leise fluchend abwand und den Trödelladen betrat.
Im Gegensatz zu der heißen und überfüllten Straße war es hier drinnen verhältnismäßig ruhig, leer und angenehm kühl. Es gab sogar ein paar freie Tische, also marschierte Ahrok auch sofort zielgenau auf einen dieser Tische drauf zu.
Egal ob ihn nun jemand gerufen hatte oder nicht. Er wollte einfach nur sitzen und sich einen Moment lang ausruhen, indem er die alte, wohlbekannte Atmosphäre einer lauschigen Schenke in sich aufsog und in den Erinnerungen an schönere Zeiten etwas Ruhe fand.
Die Augen der anderen Gäste verfolgen ihn kurz mit dem üblichen Desinteresse und dann wandte sich jeder wieder seinem eigenen Belang zu.
Ahrok schlenderte durch die Ansammlung von staubigen Tischen und kam nicht umhin, den Sand zu bemerken, der hier ebenso wie auf den Straßen durch alle Ritzen und Löcher rieselte, Wände, Fußboden und Möbelstücke gleichermaßen bedeckte. Erst wollte er sich darüber aufregen, dass hier selbst für seine geringen Ansprüche alles so schmutzig und ungepflegt war, doch dann entschied er sich dafür, sein letztes bisschen Elan nicht für einen fruchtlosen Zwist mit einem gammeligen Wirt zu verschwenden.
Sie besaßen noch drei Silberthaler und vier Kupferstücke.
Bei den überteuerten Preisen für Getränke in dieser Stadt reichte das kaum, um Ragnar auch nur den Hauch eines Schwipses zu bescheren, selbst wenn er selber gänzlich auf etwas zu trinken verzichten würde. Aber Geldsorgen hin oder her, die schlimmste Zeit hatten sie nun hinter sich.
Ahrok war heute zum ersten Mal wirklich zufrieden mit dem Verlauf ihrer Reise.
Nachdem sie durch den unheimlichen Durchgang gesprintet waren, hatte dieser sie auf einem sandigen Friedhof vor einer hässlichen Ansammlung von Lehmbuden ausgespuckt. Der gruselige Nekromant hatte nicht gelogen, denn dieses kleine Drecksnest war tatsächlich Kasam. Nach einer ganzen Woche des stillen Bangens hatte sich alles wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Der Riss hatte sich hinter ihnen ebenso dramatisch geschlossen, wie er auf der anderen Seite entstanden war und nun suchten sie nach jemandem, der ihnen weiterhelfen konnte, diesen Caer zu finden.
Ragnar hatte natürlich sofort vorgeschlagen, in einer Taverne nachzufragen, daher waren sie durch die verstopften Gassen gewandert, bis dem Zwerg das Schild vor dieser Kneipe aufgefallen war.
Acht Kupferstücke für einen Humpen.
Dem Zwerg wäre beinahe die Kinnlade bis auf den sandigen Boden gefallen, als er die Preise gesehen hatte. Doch gegen eine kleine Pause war nichts einzuwenden und durstig waren sie beide nach den letzten Tagen allemal. Außerdem war jede Schenke ein gängiger Umschlagplatz für Informationen aller Art.
Kurz bevor sie jedoch die namenlose Taverne betreten hatten, war dem Valr ein kleines Schild auf der gegenüberliegenden Seite aufgefallen, das mit zwergischen Runen Waren aus zweiter Hand anpries. Da Zwerge nun einmal sehr eigen waren und sich am liebsten unter Ihresgleichen aufhielten, hatten sie sich also kurzzeitig getrennt um doppelt so schnell an Informationen und Bier zu kommen.
Er schnallte das riese Schwert vom Rücken und setzte sich etwas abseits von den anderen Gästen an einen einsamen Tisch. Routiniert wischt er mit der Hand die kleine Bierpfütze von der Tischplatte und sog den Kneipendunst ein.
Ein Mann mit einer Haut so schwarz wie frischer Ackerboden nach einem Sommerregen kam zu ihm.
„Was darf Samuel dir bringen Herr?“
„Ein paar Bier. Drei oder vier.“
„Sofort Herr, sofort.“, der Dunkelhäutige verbeugte sich und verließ ihn wieder.
Ahrok sah ihm nach, wie er in seiner fleckigen Schürze hinter der Theke verschwand, um dort in der Gesellschaft nicht minder schwarzer Männer das Bier zu zapfen. Das Ganze war ihm nicht geheuer.
Kein Schankmädchen war je so nett zu den Kunden, mit Ausnahme von Sandra, die zu manchen Kunden sogar noch viel netter war. War diese übertriebene Höflichkeit etwa der Grund für die überzogenen Preise? Und warum bediente ihn dieser gruselige Mann mit der seltsam schwarzen Haut, anstatt dass eine frivole Schankmaid durch das Tischlabyrinth streifte, um ihm zu Diensten zu sein?
Nach einer kurzen, aber intensiven Nachforschung fand er heraus, dass sich keine einzige Frau in diesem Raum befand, was diese Taverne wohl zu dem trostlosesten Ort auf Erden machte.
Glücklicherweise lud sich dieser Samuel gerade vier große Humpen voller Nektar der feucht fröhlichen Unbeschwertheit auf die Arme. Der schwarze Mann balancierte die schweren Krüge gekonnt vor sich her, bis er durch das plötzlich ausgestreckte Bein eines anderen Gastes ins Stolpern geriet. Er kam noch drei Schritte weiter, bevor er endgültig die Balance verlor und die Krüge in hohem Bogen durch die Luft segelten.
Warmes Bier ergoss sich über Ahrok und floss seine Kleidung hinab. Lautes Gelächter hallte wie auf Kommando durch den Raum.
Ahrok wischte sich die klebrige Flüssigkeit aus dem Gesicht uns seufzte. Gerade hatte er sich mit dem penetranten Schweißgeruch seines letzten und einzigen Hemdes abgefunden und auch damit, dass die Reste seines Erbrochenem wohl nie wieder ganz aus den Falten und Nähten entfernt werden konnten und nun stank obendrein alles vom Kragen bis zur Sohle nach Bier.
„Verzeihen Herr! Bitte Verzeihen!“, flehte der junge Mann. Er kniete zu Ahroks Füßen und wrang den warmen Gerstensaft aus dessen Hose, „Samuel machen sofort sauber Herr.“
Ahrok blickte zur Tür, denn wenn der Valr diese frevelhafte Missetat an seinem Lieblingsgetränk mitbekommen hätte, dann würde es hier gleich Tote geben, aber die Eingangstür war immer noch verschlossen.
„Wieso hast du mein Bier verschüttet?“, Ahrok bereute die Frage in dem Moment, als sie über seine Lippen war, denn er suchte keinen Streit sondern nur etwas Ruhe.
„Ja genau! Gib´s dem tumben Mohren!“, brüllte jemand und dieser trat der knienden Bedienung auch sogleich kräftig in die Rippen. Wimmernd krümmte er sich am Boden und hielt sich die Seite. Weiteres Gelächter belohnte diesen Angriff auf den schwarzen Mann.
Das Gefühl der hart erarbeiteten Erschöpfung verschwand von einem Augenblick zum Nächsten, als sich sein Magen verkrampfte. Vor einem Jahr noch war er an der Stelle des wehrlosen Schwarzen gewesen, der gerade ängstlich Rippen und Kopf vor etwaigen weiteren Tritten schützte. Er war hunderte Meilen von seiner Heimat entfernt, doch die Menschen waren überall gleich. Wohin er auch ging, der grausame Wald war schon da.
„Ich red nicht mit dem da, sondern mit dir.“, sein eisiger Blick traf die Augen des Beinstellers.
Wie das Beil eines Henkers schnitten seine Worte das Gelächter entzwei und nur noch einer, der etwas schwer von Begriff war, kicherte noch etwas, bevor ein Rippenstoß seines Tischnachbarn auch dieses zum Verstummen brachte.
Bedrohlich erhob sich der Mann, welchen Ahrok fixierte, und er kam herausfordernd grinsend zu ihm herüber. Ahrok beobachtete ihn und die Bewegungen aller anderen Gäste im Raum. Die nächsten Augenblicke würden darüber entscheiden, ob der Abschlachter seinem Namen heute wieder alle Ehre machen würde.
Sein Gegenüber war um einiges größer als er, besaß aber nicht die Ausmaße eines Trolls. Sein pockennarbiges, wettergegerbtes Gesicht hatte sicher schon so einiges Gesehen und die schwieligen, mit Ankern tätowierten Hände zeugten davon, dass dieser hier der schwereren, körperlichen Arbeit am Hafen oder auf einem Schiff nachging. Selbstischer baute sich der Mann vor ihm auf.
„Was willst du denn plötzlich von uns. du Wunderblume mit deinem Rüschenhemdchen?“, die restlichen Männer von seinem Tisch standen jetzt auch demonstrativ auf, „Der Mohr hat dich mit dem Bier beworfen. Der mag eben keine großmäuligen Kaufmannskinder. Niemand mag die hier. Mach deinen Streit also mit dem aus, bevor du dir Ärger an Land ziehst, den du bestimmt nicht haben willst.“, er spuckte in Richtung des jungen Schwarzen, der immer noch am Boden lag.
„Genau. Ein Streit zwischen der zarten Wunderblume und dem Mohren.“, rief jemand.
„Jawohl!“, tönte es aus den restlichen Kehlen seiner Trinkkumpane.
Zwei andere dunkelhäutige Schankburschen halfen ihrem Kameraden wieder auf die Beine und trugen ihn schnell aus der Reichweite der Gäste.
Bedächtig schob sich nun auch Ahrok vom Stuhl. Sein Schwert befand sich in unmittelbarer Reichweite und es gab in vier Schritt Entfernung um ihn herum keine tragenden Balken, welche den Einsatz der großen Waffe erschweren würden.
„Es gibt da jemanden, der sich sehr auf das Bier hier gefreut hat.“
Der Wirt war mittlerweile von seinem Platz hinter der Theke aufgesprungen und er drängte sich zwischen die Streitenden: „Werte Gäste, Jungs, Jungs das alles ist doch kein Grund sich zu streiten. Der Mohr wird seine Schläge bekommen und ich bringe euch die neuen Humpen sofort persönlich. Bitte Albért. Setzt euch einfach alle wieder hin und lasst es auf sich beruhen.“
Doch der Pockennarbige schob den Wirt einfach beiseite: „Sei doch mal ruhig Gerome. Der zarte Mohrenküsser hier hat etwas zu sagen. Lass ihn doch. Wir wollen es alle hören.“
Ahrok ließ ein letztes Mal seinen Blick durch die Taverne schweifen. Just in diesem Augenblick hingen die meisten Besucher an seinen Lippen und warteten gespannt auf seine Reaktion. Er zählte sechzehn Gäste, vier Bedienungen und den Wirt. Das bedeutete im schlimmsten Fall einundzwanzig Gegner. Es hatte schon bedeutend schlechter um ihn gestanden.
„Sag mir mal Menschling…“, niemanden überraschte es mehr als Ahrok, dass er mit einem Mal in die ragnartypische Beleidigungen verfiel, „Wer hat die zu etwas Besserem gemacht, als es dieser Mann dort ist?“
„Du meinst besser als ein Mohr?“, fragte der Mann verdutzt nach und lächelte verunsichert, da er offenbar nicht einschätzen konnte, ob Ahrok nicht nur scherzte. „Die Götter waren das. Ein jeder weiß, dass diese schwarzhäutigen Wilden nicht mit uns gleichzusetzen sind. Sie sollen froh sein, dass wir ihnen erlauben, uns zu bedienen. So werden sie wenigstens noch zivilisiert.“
Seine drei Trinkkumpane ahnten wohl schon worauf es hinauflief, deshalb bauten sie sich jetzt hinter ihrem Wortführer auf.
Ahrok schüttelte in gespielter Enttäuschung den Kopf: „Ich hab Leute wie dich so satt.“
Gerade als Albért darauf antworten wollte, hämmerte Ahrok seine Linke auf die Leber des Pockennarbigen und gleich darauf traf der rechte Schwinger die Schläfe des Mannes. Sein Kopf wurde zu Boden geschleudert und stieß dabei auf seinem Weg gegen die Tischkante.
Frische Blutspitzer gesellten sich somit zu den anderen Flecken auf Ahroks ruinierten Hemd.
Stühle scharrten, noch mehr Männer erhoben sich und umringten ihn. Erst gab es nur ein paar zornige Worte, doch die überlegene Anzahl gab ihnen den nötigen Mut und peitschte die Tavernengäste immer weiter an, bis nur noch ein wütender Mob um ihn herum stand, den es nach Blut gierte.
Es gab von nun an keinen friedlichen Ausweg mehr. Nicht dass Ahrok jemals nach einem gesucht hätte.
„Wir haben hier einen aufsässigen Mohren!“, schallte es durch die Taverne bis auf die Straße hinaus.
„Na warte du Schwein.“, stöhnte es von unten, „Ich mach dich kalt du Mohrenfreund!“
Lange Entermesser und Säbel blitzten in den Händen mancher Männer auf. Ahrok tastete nach dem Abschlachter, doch griff er dabei nur ins Leere.

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tscheduschnüi - schwächlich, erbärmlich
 
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Kommentare  

so nun komm ich mal zum nachlesen....

Hihi, das hat ja nicht lange gedauert bis es wieder Ärger um Ahrok gibt und die ragnartypische Beleidigung hats mir angetan.

Bildhafte Beschreibungen der Stadt. Ist dir gut gelungen.

Ein paar Verschreiber hab ich gefunden:
"...das riese Schwert .." , "...Routiniert wischt...", "...so einiges Gesehen .."(ich glaub hier schreibt man gesehen klein), "von uns. du Wunderblume.." (ich denk mal der Punkt sollte ein Komma werden)


Tis-Anariel (05.06.2012)

das hat ja nicht lange gedauert bis zur ersten keilerei... ahrok als rächer der unterdrückten, das gefällt mir. ;-)

Ingrid Alias I (17.05.2012)

Danke für den Hinweis Petra, obwohl ich glaube, dass da noch ein paar mehr Fehler im Text stecken, habe ich diesen zumindest schon einmal korrigiert.

Ich muss dich leider enttäuschen Jochen, aber das einzige was an diesem Kapitel nicht neu ist, ist der Teil mit Kara ^^ ich mag sie auch sehr und deshalb wird sie uns auch noch eine Weile erhalten bleiben, wie mir scheint.


Jingizu (12.05.2012)

Wirklich eine tolle Beschreibung der Stadt. Das Kapitel kommt mir neu vor. Auch habe ich nicht in Erinnerung, dass es mit Kara weiterging. Darum finde ich es umso schöner, dass sie wohl ein Plätzchen bei dir gefunden hat, denn sie war mir damals schon ans Herz gewachsen. Toll beschrieben, ihr Charakter. Sie kann sich absolut nicht mehr vorstellen, dass es noch etwas gutes auf der Welt geben könnte. Aber ich glaube einen kleinen Hoffnungsschimmer trägt sie doch in ihrem Herzen, sonst hätte sie nicht in Menge gerufen. Und nun befindet sich Ahrok wieder in Schwierigkeiten. Er kann es halt nicht ab, wenn andere schikaniert werden, darin ist er ganz wie Ragnar. Schönes Kapitel.

Jochen (12.05.2012)

Oh,oh, schrecklich. Er greift ins Leere. Na das ist ja ein wirklich fieser Cliffhänger. Superspannend, sehr atmophärisch. Ich bin buchstäblich mit Kara durch die verkommene Stadt gewandert. kleinler Trippfäller: der an der sich Seite eines rothaarigen Zwerges. Ansonsten wieder Spitze.

Petra (11.05.2012)

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