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9 Seiten

Ahrok 2.Band - 21. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Einundzwanzigstes Kapitel: Manu

Sechs Tage. Sechs beschissen lange Tage waren sie nun schon hier draußen im roten Nichts. Die Sonne brannte tagtäglich unbarmherzig auf sie nieder und sein Mund war schon wieder so trocken wie die paar Stücken Dörrfleisch, auf die sich ihr schwindender Proviant noch beschränkte.
Ahrok griff nach einem der wenigen noch gefüllten Wasserschläuche.
Das Wasser war widerlich warm und schmeckte abscheulich, fast faulig, aber im Moment war er glücklich überhaupt noch welches zu haben. Am liebsten hätte er sich das abgestandene Zeug über die verbrannte Haut geschüttet, um ihr etwas Kühlung zu verschaffen, denn die knalligen Sonnenstrahlen hatten seine und vor allem Ragnars bleiche Haut krebsrot werden lassen. An vielen Stellen schälte sich ihre Haut vom Körper oder warf Blasen.
Er drehte sich besorgt nach seinem kleinen Freund um. Sie hatten den Zwerg schon am dritten Tag auf das Kamel binden müssen, damit er nicht ständig davon herunterfiel. Die Wüstensonne hatte ihm härter zugesetzt als allen anderen. Erst war er immer blasser geworden, doch der sture Zwerg hatte natürlich kein Wort gesagt. Erst als er bewusstlos phantasierend von seinem Reittier gefallen war, war ihnen überhaupt bewusst geworden, dass es nicht gut um Ragnar stand.
Seitdem hatten sie ihn, in dicke, spärlich befeuchtete Tücher eingewickelt, auf das Kamel gebunden, wenn es Zeit wurde, um weiter zu reisen. Seit Tagen erwachte er nur unregelmäßig aus seinen fiebrigen Träumen und Ahrok hoffte nur, dass sie bald ihr Ziel erreichen würden.
Doch wohin er auch blickte, überall gab es nur feinen, roten Sand und ab und zu eine störrische Pflanze, die sich entgegen aller Vernunft weigerte, hier draußen zu sterben. Jeder Fleck sah aus wie der andere. Vielleicht liefen sie ja schon seit Tagen im Kreis und hatten sich hoffnungslos verirrt.
Die Luft schwirrte und alles verschwamm vor seinen Augen, wenn er nach einem schattigen Plätzchen oder einer luxuriösen Höhle zur Rast Ausschau hielt.
Am schlimmsten waren die Stunden zur Mittagszeit, wenn die grausame Sonne ihr Bestes tat, sie auf der Stelle zu versengen. In der kochenden Hitze dröhnte sein Schädel, so dass er kaum an etwas anderes denken konnte und er fühlte sich steinalt. Jetzt war es wieder soweit. Jede Bewegung war mühsam, die Haut brannte und sein Kopf drohte zu explodieren.
Das genaue Gegenteil davon waren die Nächte.
Sie waren ebenso klar wie sie kalt waren. Man konnte in dem hellen Sternenlicht meilenweit sehen, nicht das es etwas außer Sand zu sehen gegeben hätte, aber man konnte zumindest sehr weit blicken. Nur dicht an einander und an das warme Kamelfell gedrängt, bestand überhaupt eine Chance, die brutal kalten Nächte zu überstehen. Aber nicht nur die Kälte vermied, dass sich der Schlaf einschlich, es war beinahe unmöglich eine Schlafposition zu finden, in welcher die verbrannte Haut nicht noch weiter geschunden wurde.
Diese extremen Wechsel zwischen brütender Hitze und klirrender Kälte, der Mangel an Nahrung und Schlaf machten Ahrok mit jedem Tag mehr zu schaffen, ganz im Gegensatz zu ihren Begleitern. Samuel und seine vier Kameraden hatten sogar noch die Energie sich während der Reise zu unterhalten und von Zeit zu Zeit sogar zu lachen.
In manchen extrem heißen Stunden kam Ahrok der Gedanke, dass diese fünf verkleidete Dämonen waren, die ihn und Ragnar in diese unwirtliche Welt gelockt hatten, um sie leichter zu erledigen, aber selbst wenn dem so war, dann war das mittlerweile auch egal. Er hatte keine Lust und Kraft sich überhaupt noch zu wehren. Irgendwo dahinten, hinter einer dieser Dünen war ihr Ziel, oder die Wüste hörte dann auf, einerlei. Es galt nur immer weiter zu reiten, stur geradeaus, immer weiter, immer weiter...
Ganz in Gedanken fuhr er mit den Fingern über den breiten Lederriemen, der den Abschlachter auf seinem Rücken hielt. Diese Waffe war eines der Geschenke ihres Onkels gewesen, um sie für diese Reise zu rüsten, aber wozu brauchte er das schwere Ding hier draußen, wo es ihm und seinem Reittier nur unnötig die Kraft raubte?
Seine Augen schlossen sich von ganz allein, als er an sie dachte. Was sie jetzt wohl tat? Wartete sie sehnsüchtig auf seine Rückkehr? Ahrok versuchte sich an ihr Gesicht zu erinnern, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen.
Bilder tauchten auf und verschwanden wieder, bevor er sie festhalten konnte.
„Gleich am Ziel Herr.“, erklang es hinter ihm, doch er hörte die Worte gar nicht.
Arianes Konturen verschwammen vor seinem geistigen Auge und egal wie sehr er sich konzentrierte, sie wollten einfach keine feste Form annehmen. Es gab immer wieder kleine Merkmale, die ihm vor Augen kamen. Da waren dieser neckisch rote Mund, die süße Stupsnase und ihre strahlenden Augen. Oh ihre Augen hatte er immer angehimmelt. Sie hatten einen so wunderbar blauen Farbton gehabt… oder? Waren sie wirklich blau gewesen?
„Du sehen Herr? Dort hinten sein kambi le hema von jumbe Momo.“
Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Er musste sich doch noch an ihre Augenfarbe erinnern können. Ihr Haar war braun wie Kastanien im Herbst und die Augen blau! Blau und nicht grün. Oder waren sie vielleicht doch grün? Hatte sie nicht einmal etwas von grünen Augen erzählt? Jedenfalls waren ihre Brüste weiß, daran erinnerte er sich noch ganz genau. Ihre Form, ihre Farbe und wie sie auf jede kleine Berührung reagiert hatten. Er vermisste die helle, weiche Haut ihres Körpers so sehr.
„Herr, wir da Herr. Anhalten.“
Oh ja die Nächte an ihrer Seite waren so unvergesslich. Nie hatte er sich jemand anderem je so nahe gefühlt wie in diesen Augenblicken. Etwas unsicher, etwas zu vorsichtig, vielleicht etwas tapsig wie ein Bärenjunges, das seine ersten Schritte wagt, aber unvergesslich. Er hatte schon eine halbe Ewigkeit auf die Berührung einer Frau verzichten müssen. Sollte er nun tatsächlich in dieser widernatürlichen Hitze verrecken, ohne noch einmal eine Frau zu spüren? Dabei hatte er doch genug Gelegenheiten gehabt.
Die Elfe auf dem Schiff war ihm sehr zugetan gewesen und an dem Abend, bevor sie in See gestochen waren, hatte er einen ganzen Haufen Dirnen am Kai gesehen.
Moment mal. Wohin waren seine Gedanken nur gewandert?
Wenn er noch die Kraft gehabt hätte, dann hätte er sich ganz bestimmt für diese schändlichen Phantasien geohrfeigt. Kaum war er ein paar Tage fort, schon dachte er daran, sich ein anderes Mädchen zu suchen. Schändlich! Zwar durchaus natürlich und nachvollziehbar, jedoch eben auch schändlich.
Das musste an dieser beschissenen Wüstenei liegen. Die ließ ihn noch völlig durchdrehen. Diese Hitze, dieser Sand...
„Anhalten Herr! Anhalten!“
... dieses ewige Gebrabbel ihrer dunkelhäutigen Anhängsel.
„Simama! Simama!!!“, erschallte es direkt vor ihm.
Jemand riss ihm die Zügel aus der Hand, verschreckt stoppte sein Reittier inmitten eines großen Zeltlagers.
Dutzende spärlich bekleidete Menschen strömten wie Ameisen aus den Zelten und umringten sein Kamel. Sie alle waren mindestens ebenso schwarz wie Samuel und dessen Begleiter, welche, anders als er, schon am Rande des Zeltlagers angehalten hatten und gerade den reglosen Ragnar von seinem Kamel hoben.
Waren sie wirklich schon am Ziel?
Wie wunderbar! Das war ja einfach.
„Eti wewe!“
Ein halbes Dutzend Speerspitzen richteten sich gegen seine Brust.
„Ähm… Samuel? Samuel!”, Ahrok sah sich hilfesuchend nach ihrem Begleiter um.

Ahrok lag zusammengeschnürt in einem dunklen Zelt. Dünne Fesseln aus Leder scheuerten über seine entzündete Haut seiner Handgelenke und schnürten ihm das Blut ab. Sein Kopf pochte noch immer von der Hitze und die Luft rasselte bei jedem Atemzug schmerzlich durch die ausgetrocknete Kehle. Nichts wünschte er sich in diesem Augenblick mehr als ein paar Tropfen Wasser.
Gleich neben ihm lag Ragnar. Trotz seines offensichtlich erbärmlichen Zustands hatte man den Zwerg ebenso fest angebunden wie Ahrok. Da hatten sie sich nun aber etwas eingebrockt. Dieser miese Dreckskerl Samuel! Er hatte sie mit seinen Lügenmärchen hierher gelockt, nur damit man sie hier schlachten und auffressen würde. Es war die einzig plausible Erklärung.
Noch bevor er verstanden hatte, was geschehen war, hatten die schwarzen Männer ihn barsch vom Kamel gerissen und ihn in dieser unverständlichen Sprache angebrüllt.
Ohne auch nur einen Augenblick zu verlieren, hatten diese Kerle auch sofort sein unvergleichliches Schwert an sich gerissen, um ihm auch die letzte Möglichkeit zur Verteidigung zu nehmen. Gleich darauf hatte er Sand geschmeckt, als man ihn in den heißen, roten Staub gedrückt und seine Arme hinten gerissen hatte, um ihn ohne Gnade brutal zu fesseln.
Samuel und seine Verräterbande hatte irgendwas gerufen, aber wahrscheinlich hatten sie die anderen nur angefeuert und ihnen zugerufen den Großen als erstes zu kochen, denn kurz darauf war er mit Ragnar zusammen in diesem Zelt gelandet, in welchem außer ihnen nur dicke Bündel von Tierhäuten gestapelt waren. Niemand reagierte auf sein schwaches Rufen und mittlerweile war er fiel zu kraftlos und heiser, um noch weiter zu Brüllen.
Er sparte die letzten ihm verbliebenen Kräfte auf, um dem Ersten, der hier das Zelt betrat, kräftig vor das Schienbein zu treten. Diese hinterhältigen Menschenfresser sollten ihn noch kennen lernen. Niemand aß ihn, ohne sich vorher ein paar Zähne auszubrechen.
Ahrok musste nicht lange auf die erste Gelegenheit warten.
Als die Zeltbahn beiseitegeschoben wurde, erkannte er im gleißenden Gegenlicht das Verräterschwein Samuel. So kräftig er konnte, trat er nach den Beinen des schwarzen Mannes.
„Au, aua! Herr nicht treten! Bitte nicht treten.“
Mit einem zufriedenen Grinsen beobachtete Ahrok wie Samuel aus seiner Reichweite humpelte und sich das getroffene Bein rieb.
„Nicht treten Herr, Samuel sollen euch nur holen.“
„Ihr esst mich nicht! Wer auch immer mir zu nahe kommt, dem trete ich sonst wohin! Das kannst du deinen Tischnachbarn gleich bestellen!“, wütend fletschte er die Zähne.
Die Worte waren noch nicht einmal ganz heraus, da wurde die Plane erneut beiseite gerissen und zwei, mit langen Speeren bewaffnete Männer drängten herein. Die Spitzen ihrer Spieße waren nur ein paar Zoll weit von seinem Gesicht entfernt, doch er wich nicht zurück, sondern starrte sie nur herausfordernd an. Rasch fiel Samuel den beiden in den Arm und begann in dieser fremden Sprache auf sie einzureden.
Ebenso wie er selber rangen die beiden mit ihrer Wut, aber dann gingen sie einfach wortlos wieder hinaus aus dem Zelt. Samuel hingegen blieb. Er stellte sich zwei Schritte von ihm entfernt an die Zeltplane und hob beschwichtigend die Hände.
„Samuel verstehen Herr. Dass Herr Wut sein auf Samuel und auf Volk von Manu, aber Manu haben groß Angst vor hell Mann. Kommen viel und nehmen Frau, nehmen Mann und Kind und Vieh und alles.“
„Du wickelst mich nicht so einfach ein!“, knurrte Ahrok diesen scheinheiligen Hund böse an.
„Nicht wickeln, nur reden. Jumbe Momo wollen reden mit klein und groß Herr. Samuel jetzt Fessel aufmachen. Ja, ja?“
Ahrok zeigte kein Anzeichen von Entspannung, obwohl er diesen Worten dringend glauben wollte. Vielleicht war alles nur ein großes, leicht zu erklärendes Missverständnis und selbst wenn nicht, so konnte er mit gelösten Fesseln gleich noch ein paar Köpfe mehr einschlagen. Als sich der schwarze Mann ihm unsicher näherte, ließ Ahrok ihn nicht aus den Augen, machte aber keine Anstalten, erneut nach ihm zu treten.
Ungeschickt löste Samuel den festgezurrten Knoten und wich sogleich von Ahrok zurück.
Dieser richtete sich langsam auf und rieb das Blut zurück in seine Hände. In seinem Kopf drehte sich plötzlich alles und ihm wurde schlecht. Kleine Punkte flimmerten vor seinen Augen und er musste sich erneut setzen.
Ahrok hielt sich den Kopf und beobachtete Samuel argwöhnisch, wie er die Fesseln des Zwerges löste. Der Valr sprang jedoch nicht freudig auf, sondern stöhnte nur leise im Fieber.
„Trinken Herr.“, Samuel reichte ihm einen Schlauch aus gegerbter Ziegenhaut.
Er riss dem Mann den Schlauch beinahe aus den Händen und führte ihn zum Mund.
Das war jedoch kein Wasser, das gerade in seinen Mund hineinströmte. Ahrok war versucht es sofort wieder auszuspucken, aber sein Mund, seine Kehle… alles war so unendlich trocken, also trank er.
„Was ist das?“, fragte er, als er Samuel den halbvollen Schlauch zurückreichte.
„Blut von ng´ombe. Machen stark und gesund.“
Vorsichtig benetzte der dunkle Mann mit dem zaghaften Lächeln Ragnars Lippen mit dem Rinderblut.
Das war also Blut. Ahrok wusste gleich, dass ihm der Geschmack bekannt vorkam. Doch Blut hin oder her, er fühlte sich jetzt nicht mehr ganz so elend und schwach.
„Entschuldige.“, krächzte Ahrok wenig überzeugend.
Samuel sah ihn fröhlich an und zeigte seine schneeweißen Zähne.
„Samuel nicht böse. Jumbe Momo warten, also kommen.“
Vorsichtig schlug Ahrok die Zeltbahn beiseite. Es dauerte einige Momente, ehe sich seine Augen an das gleißende Sonnenlicht gewöhnt hatten und sofort trommelten die Sonnenstrahlen auch wieder auf seinen Schädel ein.
Entgegen seiner Befürchtung blitzten keine Waffen im Sonnenschein und es war auch nirgends ein großer Kessel zu sehen, als er seinen Blick durch das kleine Zeltlager schweifen ließ. Die Aussicht war um so viel besser, wenn er nicht gerade in den heißen Sand gedrückt wurde.
Etwa zwei Dutzend Zelte aus Tierhäuten verteilten sich auf einen Landstrick, der kaum einen Morgen groß war. Noch ungewöhnlicher waren nur die vielen Dornenbüsche und Gräser, welche beinahe üppig zwischen den heißen Steinen heranwuchsen. Ein ganzer Schock Rinder graste zwischen den Zelten und verwandelte dieses kleine Lager tatsächlich in einen kleinen Außenposten der Menschheit in dieser grausamen Einöde.
Groß gewachsene und allesamt spärlich bekleidete Männer bildeten eine Gasse von seinem jetzigen Standort bis hin zu dem größten Zelt des Lagers. Neugier, Argwohn, Desinteresse, Hass. Beinahe jede ihm bekannte Emotion konnte er auf einem der Gesichter erkennen. Frauen und Kinder sah er jedoch keine.
„Nicht stehen. Gehen.“, forderte ihn Samuel auf.
Nach sechs Tagen auf dem Rücken eines Kamels und der Fessel, wankte Ahrok unsicher durch das Spalier. Seine Schenkel waren weit davon entfernt ihn tragen zu wollen.
Vor dem großen Zelt angekommen, zog man den Vorhang beiseite und bedeutete ihm einzutreten. Samuel folgte ihm und als letzter wurde Ragnar in das Zelt geschleift. Da der Zwerg weder laufen noch fluchen konnte, musste es wirklich schlimm um ihn stehen.
Im Zelt des Stammesführers war es angenehm kühl. Der Heiße Sandboden war mit Tierfellen abgedeckt worden und es standen ein paar kleine Schüsseln mit Wasser und Datteln gefüllt auf einem hölzernen Gestell. Sieben Schritt von ihm entfernt saß der wohl größte Mann in diesem Zeltlager zwischen zwei Leibwächtern auf einem Thron aus Tierknochen. Auf seinem Haupt prangte der Schädel eines Löwen und das Fell des Raubtiers diente ihm als Umhang.
Haare, welche spärlich unter der Löwenkrone hervorlugten, waren ergraut und ein Zeichen davon, dass dieser Mann schon viele Sommer hier draußen gesehen hatte. Eine Kette aus langen Zähnen umspannte den ungewöhnlich breiten Nacken des Mannes und sein Körper strotzte nur so vor Narben und alten, tiefen Kratzwunden eines großen Jägers.
„Bitte verbeugen vor jumbe Momo msasi wa simba.“, flüsterte Samuel, welcher direkt hinter ihm stand.
Ahrok der nur ein „Fick dich“ davon entfernt war erneut brutal auf den Boden gepresst zu werden, erinnerte sich in seine kurze, gräfliche Ausbildung. Egal in welchem Land, Leute hohen Standes forderten immer den Respekt anderer ein und sahen sich privilegiert diesen auch ohne Umschweife zu bekommen.
Er schürzte die Lippen und verbarg seine Natur hinter einem diplomatischen Lächeln. Dieser Momo war ihre einzige Hoffnung diese brennende Wüste jemals wieder lebend zu verlassen, also ging er demütig auf ein Knie hinunter und senkte das Haupt. Ragnar wurde daraufhin an seine Seite gelegt.
Er durchsuchte lange nicht mehr beachtete Gegenden seines Hirns nach ein paar förmlichen Begrüßungsformeln, die er im Hause von Lichtenstein aufgeschnappt hatte.
„Grüß dich König Momo.“, intonierte er möglichst würdevoll. „Ich bin Ahrok und dies“, er wies auf dem Zwerg, „ist mein Freund und Begleiter Ragnar Rangosson. Wir sind einen weiten Weg gekommen, um deinen Rat zu erbitten.“
Vorsichtig hob er den Kopf, um die Reaktion des Manu-Häuptlings zu beobachten.
Dieser blickte ihn unverändert gelassen an, seine Rechte ruhte noch immer auf dem Schaft eines langen Speeres mit breiter Sitze, welches wohl die Standartbewaffnung der Krieger dieses Dorfes war.
Noch während Ahrok überlegte, ob seine Vorstellung vielleicht ein wenig zu schmeichelhaft gewesen war, trat Samuel an seine linke Seite, kniete kurz ab und begann dann seine Worte in die Sprache der Manu zu übersetzen.
Der Häuptling nickte ab und zu und blickte während der langen Rede interessiert zwischen Ahrok und Ragnar hin und her. Obwohl Samuel fast fünf Minuten auf ihn eingeredet hatte, bestand seine Antwort nur aus einem kurzen Satz.
Samuel beugte sich zu Ahrok und sagte: „Jumbe Momo sein sehr dankbar Befreien von sein Mann und er nicht denken, ihr sein Mannfänger, aber er auch denken, ihr sein sehr tot, wenn er euch zeigen Ka Err.“
„Was?“, Ahrok der bei den ersten Worten ein klein wenig Erleichterung verspürt hatte, fühlte sich am Boden zerstört. „Was soll das denn jetzt heißen?“
„Ka Err sein groß Gefahr, viel Tod. Jumbe Momo sagen, ihr gehen heim und nicht sterben.“
Ahrok erhob sich ruckartig aus seiner knieenden Position und sofort spürte man die Anspannung im Zelt. Die Leibwächter hatten sich nur wenige Zoll weit bewegt, aber ihre Hände und Füße in eine Position gebracht, von der sie sogleich zum Angriff übergehen konnten.
Majestätisch langsam erhob sich der Häuptling aus seinem wackligen Thron. Die bunten Bänder, welche seine Oberarme umspannten, wollten unter der Anspannung beinahe zerreißen. Sein Speer diente ihm gleichzeitig als Gehstock und die goldenen Armreifen an seinen Handgelenken klimperten bei jedem Schritt.
Ohne Vorwarnung brachte der riesige Krieger seinen Speer in einer flinken Bewegung nach vorn, als wollte er Ahrok aufspießen. Ahrok dachte nicht einmal nach. Dem Speer seitlich auszuweichen und dem Gegner durch eine rasche Vorwärtsbewegung den Vorteil der Reichweite zu nehmen, geschah ganz automatisch. Der darauffolgende Angriff war einfach nur eine logische Konsequenz und erfolgte ebenso wenig bewusst.
Ahrok ging etwas in die Knie um unter den Schwerpunkt des großen Schwarzen zu gelangen. Schulter traf auf Hüfte. Der riesige Häuptling wurde von den Füßen gerissen und landete krachend auf den Fellen am Boden. Gerade als Ahrok nachsetzen wollte, trieben ihn die Speerspitzen der Leibwachen von dem lachenden Häuptling.
Verunsichert wich Ahrok von dem Mann zurück, der sich noch immer schallend lachend aufrichtete. Als der dunkle Riese wieder zu Atem gekommen war nickte er in Samuels Richtung und sprach ein paar Worte.
„Jumbe Momo denken, du dumm und mutig wie echt Krieger.“, übersetzte dieser. „Wenn klein Herr wieder laufen, jumbe Momo zeigen Ka Err.“


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Manu
Eti wewe! – He du!
Juma zima – eine ganze Woche
Jumbe – Häuptling
Kambi le hema – Zeltlager
Momo msasi wa simba – Momo der Löwentöter (wörtlich Jäger des Löwen)
Ng´ombe - Rind
Simama! – Stopp!
 
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Kommentare  

Oh je...die Wüstensonne bekommt Ragnar aber gar nicht und Ahrok hat auch unter ihr zu leiden.
Das Mißverständis und alles drum und dran hast du auch wunderbar beschrieben.
Der Häuptling gefällt mir irgendwie.
Und offenbar haben die beiden die Strapazen nicht umsonst hinter sich gebracht.

Ich ibn sehr gespannt, wie das weitergeht.


Tis-Anariel (05.06.2012)

Ahrok hat Sehnsucht nach "Frau" Ragnar verträgt das Reiten und die Hitze überhaupt nicht und dann auch noch den Gedanken zu haben, später mal in einem Kochtopf zu landen, sind nicht gerade die besten Aussichten. Aber es scheint nun doch nicht alles derart schlimm zu werden wie gedacht - hoffen wirs mal. Wieder ein schönes Kapitel.

Jochen (04.06.2012)

Hatte ich zwar noch von früher in Erinnerung, aber mir erscheint dieses Kapitel ausgefeilter als damals. Soll heißen, manche Beschreibungen wirken detaillierter. Man reist und leidet mit deinen Helden buchstäblich mit. Ich konnte mir das richtig vorstellen, wie wackelig die beiden nun auf ihren Beinen sein müssen. Spannend wie immer und her mit dem nächsten Teil.

Petra (02.06.2012)

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