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Häresie

Poetisches · Schauriges · Herbst/Halloween
© Jingizu
In dunkler Schatten Arbeitszimmer,
Ein altes Buch in meiner Hand,
Als einz´ger Freund der Kerzenschimmer,
Ich heut Nacht meine Ruhe fand.

Verschwommen tanzt das Wörtermeer
Vor meinen Augen auf und ab
Des Schlafes Krieger, sein ganzes Heer
Ziehen mich zu sich hinab.

Ein plötzlich Heulen und ein Johlen
Springt mich an in meiner Rast.
Ein Missklang wie von Dieter Bohlen
Dringt mir ins Mark, oder doch fast.

Sind es nur Oktobers Winde,
die vor den Fenstern rumkrakeelen?
Oder doch Gespensterkinde
Auf der Jagd nach armen Seelen?

Ohne Licht, versteckt im Schatten
Wage ich mich langsam vor,
Erspähe hinter Holzzaunlatten
Den räuberischen Kinderchor.

Als maskierte Diebesmeute
Ziehen sie von Haus zu Haus.
Schwingen jauchzend ihre Beute
Und lachen ihre Opfer aus.

Dicht hinterm Gardinenrest
Seh ich bangend, was geschieht.
Ein weit´rer Nachbar wird erpresst
Mit ihrem Schlachtruf „Trick or Treat“

Der Mob aus dreizehn Kleinganoven
Näh´rt sich nun auch meiner Tür.
Ich hol mein Beil aus den Alkoven.
„Liebe Freunde, nich´ mit mir!“

Der Klingelsturm kündigt das Ende
Des unheiligen Raubzugs an.
Sie wissen´s nicht, doch ganz behände
Schleich ich mich grad an sie heran.

Die Tür fliegt auf mit laut´ Getöse,
Das Axtblatt glänzt im Mondenschein.
Ich lache wild und gucke böse
Als kleine Monster fliehend schrei´n.

Die kleine Schar verteilte sich
und zurück bleib ich allein.
„Luther wäre stolz auf mich.“
Denk ich mir und geh hinein.
 
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Kommentare  

Mir gefällt dein eigenbrötlerischer Kauz. Köstlich wie er am Schluss deines Gedichts ausflippt. Ich habe Tränen gelacht.

doska (03.11.2012)

Hallo Else,

ähnlich wie Wolfgang in seinem letzten Werk hab ich einen Protagonisten gewählt, der der Welt entrückt ist, dem Wechsel und Neues einfach aufstoßen und dem die Jugend einfach durchweg suspekt ist - ironischerweise trägt er durch sein Verhalten dann jedoch mehr zu dem gruselinduzierenden Flair von Halloween bei, als ihm klar ist.

Der Titel Häresie kann somit von zwei Seiten betrachtet werden, da es um verschiedene Weltanschauungen geht. Ist es tatsächlich abstruser, sich darum zu streiten, wie genau die Regeln eines unsichtbaren Wesens von über den Wolken ausgelegt werden sollen, oder aber wie Gespenster verkleidet durch die Welt zu ziehen?


Jingizu (03.11.2012)

Tolle Arbeit. Nicht nur sehr gut gereimt auch der Inhalt ist einfach suß. Ich habe die kreischenden Rangen wie sie Reißaus nehmen richtig vor mir gesehen.

Else08 (02.11.2012)

Ach herje...aber man kommt ja wirklich nicht wirklich drum herum. Allein einkaufen gehen wird da zum Abenteuer und das Tv macht auch fleißig mit.
Ja, der Protagonist war mir klar...obwohl meine Mama hatte auch ihren Spaß an dem Spektakel...passt also auch nicht in diese Rolle. Meine Nachbarin jedoch, ein paar Järchen älter, die kann ich mir in der Rolle gut vorstellen. Und meine Oma sowieso... ;-)


Tis-Anariel (28.10.2012)

Ah, da komm ich gar nicht drum herum. Bei uns im Fitnessstudio gibt es sogar extra Halloween-Events. Das Gedicht spiegelt nicht zwingend meine persönliche Meinung wieder. Ich hatte hier eher jemanden aus einer Generation über mir als Protagonisten dieses kleinen Stückes gesehen.

Jingizu (28.10.2012)

Nett gereimt, mit einem ernsten, zugleich augenzwinkernden Thema.
Ließt sich locker und leicht weg.

Nun ich als Hexe begehe diesen Tag auf meine eigenen Weise und das hat wenig mit Luther oder dem christlichen Allerheiligen zu tun.
Ich persönlich finde diese Kids, die Spaß dran haben sich gruslig zu verkleiden und von Haus zu Haus ziehen um was Süßes zu schnorren irgendwie süß. Die haben ihren Spaß dabei und ich denke die Geister der Verstorbenen, und zu dieser Zeit, wenn die Schleier so dünn sind, blicken sie zu uns herüber, nun die haben sicher ihre Freude am Lachen ihrer Nachfahren. ;-) Wohl gemerkt, den Kommerz drumherum, der ist nicht so toll und den muss man nicht unbedingt mitmachen. Aber den Kindern, dennen lasst den Spaß!

Ich wünsch dir ein schönes Samhain...


Tis-Anariel (28.10.2012)

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