32


2 Seiten

Das letzte Abendessen - Teil 3

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
och leider gab es keine erneute Henkersmahlzeit, denn der nächste Hinrichtungsversuch sollte bereits an demselben Tag um 17 Uhr durchgeführt werden. Der technische Defekt am elektrischen Stuhl war, wie er erfuhr, erfolgreich beseitigt worden.
„Und wie sieht es mit Essen aus?“, fragte er den Wärter.
„Auf eine erneute Henkersmahlzeit besteht leider kein Anspruch, da zwischen den beiden Hinrichtungsterminen nicht einmal 24 Stunden liegen. Daher gibt es leider nur das Mittagsessen aus der Gefängnisküche.“
„Oh neee, nicht das Zeug wieder. Dann will ich gar nichts mehr“, meinte er darauf beleidigt.
„Tut mir wirklich leid. Aber ich habe da leider auch keinen Einfluss drauf.“
„Ja, schon gut. Das ist ja nicht gegen Sie gerichtet. Aber da sterbe ich lieber nüchtern, als noch mal diesen Fraß zu essen.

Um 16:45 wurde er ein zweites Mal abgeholt. Da er den ganzen Tag über nichts mehr gegessen hatte, trug er ein unangenehmes Hungergefühl mit sich herum. Laut knurrte sein Magen.
„Entschuldigung“, sagte er zu den Wärtern.
„Tja, kein Wunder, wenn man so stur ist und nichts essen will“, gab einer der Wärter zurück.
„Na ja, glücklicherweise muss ich ja nur noch etwa eine viertel Stunde hungern – falls nicht wieder etwas dazwischen kommen sollte“, betonte er und sah die beiden ihn abführenden Männer skeptisch an.
„Nein, nein, keine Sorge. Diesmal funktioniert es.“
„Na, hoffen wir es.“

Im Raum befanden sich wieder dieselben Personen wie heute Morgen.
„Sie kennen sich ja bereits aus“, wies einer der Männer auf den elektrischen Stuhl.
„Ja, bestens“, antwortete Jack und nahm Platz. „Dann mal auf ein Neues.“
Der Zuschauerraum war ebenfalls wieder belegt. Er winkte dem Publikum kurz zu, als er saß, während er müde lächelte. Dann wurde er wieder angeschnallt und wie heute Morgen wurden ihm der Helm aufgesetzt und die Augen verbunden.
„Hallo noch einmal, Jack“, hörte er die Stimme des Henkers. „Sorry noch einmal wegen der Unannehmlichkeiten. Sind Sie bereit?“
„Ja, alles klar.“
„OK, dann geht es jetzt los.“

„HALT“, schrie genau in diesem Moment jemand. Die Stimme klang nach Jacks Anwalt, Mel Griffin. „DIE HINRICHTUNG NICHT DURCHFÜHREN!“
Och nöö, nicht schon wieder, dachte Jack.
„Was ist los?“, fragte der Henker.
„Mr Screw hat den ihm vorgeworfenen Mord nicht begannen. Die Polizei hat eben den wahren Mörder erfasst. Mr Screw ist unschuldig und sofort frei zu lassen.“
„Was?“, fragte jemand ganz verdutzt. Auch Jack war erstaunt. Er hätte gar nicht damit gerechnet, dass der Anwalt sich überhaupt noch mit dem Fall beschäftigt hatte.
„Befreien Sie den Gefangenen“, ordnete der Henker an.
„Mel! Das ist ja eine Überraschung“, begrüßte Jack seinen Anwalt erfreut, nachdem er vom Stuhl befreit war.
„Hallo Jack. Es tut mir leid, dass ich Ihnen damals nicht helfen konnte und Sie nun beinahe unschuldig sterben mussten.“
„Aber das ist doch nicht Ihre Schuld. Ich hatte einfach eine Gedächtnislücke und Ihnen einfach keine Informationen zur Tat liefern. Die Zeugenaussagen waren alle so plausibel, dass ich ja hinterher selbst dachte, dass ich schuldig war.“
„Ich habe Sie nie für einen Mörder gehalten. Ich bin so froh, dass wir es doch noch aufklären konnten.“

„Mir tut es auch leid“, entschuldigte der Henker sich ebenfalls.
„Mr Black, Sie können am allerwenigsten dafür. Sie haben mich schließlich gestern Abend erst kennen gelernt.“
„Und auch ich dachte vom ersten Augenblick an, das kann unmöglich ein Mörder sein.“
„Jetzt kann ich ja doch noch dieses vegetarische Restaurant ausprobieren, das Sie mir gestern empfohlen haben. Wissen Sie was, ich lade Sie alle ein.“
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Ich danke euch. Gern würde ich ja noch einen
vierten Teil schreiben, einfach nur, weil mir dieser
Jack irgendwie ans Herz gewachsen ist. Aber da
gibt es wohl nichts mehr fortzusetzen.


Homo Faber (25.11.2012)

Da hat er aber Glück gehabt... Hätte ja mit Allem gerechnet, nur nicht damit.
Es müsste allerdings einen vierten Teil geben und da verschluckt er sich dann am vegetarischen Essen, in dem aus Versehen ein Knochen ist... :) Spaß beiseite und LG


Sabine Müller (25.11.2012)

Ein guter Schluss, gerade weil man an ein abstraktes Ende denkt. Er kommt so stinknormal daher, dass man gar nicht damit rechnet.

Marco Polo (24.11.2012)

Eigentlich war kein dritter Teil mehr geplant, die
Idee kam mir spontan. Die ersten beiden Teile
sind zu finden unter
http://webstories.eu/stories/story.php?
p_id=113373
und
http://webstories.eu/stories/story.php?
p_id=113375


Homo Faber (22.11.2012)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Ein Moment  
Die Eisbanditen und Corona  
Aussichtslos  
Die Eisbanditen als Kontrolleure   
Der Discomörder - Teil 7  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De