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Weihnachtsgeschenke

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester
Dieses Jahr war Till Kneitlingen nicht in Weihnachtsstimmung. Sein Umfeld nervte ihn in der letzten Zeit nur noch. Seine Freundin war materiell total eingestellt, was immer ausgeprägter wurde. Sie gab sich mit nichts Einfachen mehr zufrieden. Ihr Vater war ausgerechnet sein Chef, der in letzter Zeit ständig etwas an seiner Arbeitsleistung auszusetzen hatte. Sein Vater kam mit dem Alt werden wohl nicht zurecht und redete ständig davon, wie gern er wieder jung wäre. Und sein jüngerer Bruder regte sich immer auf, dass er sich kein Auto leisten konnte. Und mit diesen Leuten musste er wieder die Weihnachtstage verbringen und sich das Gerede anhören.
Irgendwie verspürte er eine richtige Lust, denen mal eins auszuwischen. Er hatte auch schon eine Idee. Er beschloss, allen richtig dumme Geschenke zu machen, die absolut unpersönlich waren und mit denen sie überhaupt nichts anfangen können würden. Na ja, unpersönlich waren sie ja eigentlich nicht…

Schließlich saßen am Heiligen Abend alle am Tisch und begannen mit dem Abendessen. Bevor der erste Bissen in den Mund genommen wurde, öffnete sein Vater eine Flasche Wein und schenkte jedem ein Glas ein.
„So, dann auf den Heiligen Abend und auf das diesjährige Weihnachtsfest“, sprach sein Vater und prostete allen zu. Alle stießen an.
„Und dass du mir im nächsten Jahr hoffentlich auf der Arbeit wieder der Alte bist“, sprach sein Chef zu Till. „Ich werde nie vergessen, was für ein toller Auszubildender du warst.
„Ja, sieh bloß zu“, mischte sein Vater sich ein. „Ich wäre gern noch einmal so jung wie du. Was meinst du, wie zielstrebig ich arbeiten würde.“
„Sonst kannst du dir nachher wie ich auch kein Auto leisten“, meinte sein Bruder.
„Und ich will auch nicht mit jemandem zusammen sein, der keine Kohle hat“, ergänzte seine Freundin zum krönenden Abschluss.
Die werden sich wundern, dachte er innerlich grinsend.

„Darf ich mit dem Geschenke verteilen anfangen?“, fragte Till, als sie zur Bescherung übergingen. Keiner hatte was dagegen. Lächelnd verteilt er die Geschenke. Sein Vater bekam das größte Paket.
„Uii, so groß, bin mal gespannt, was es ist“, meinte dieser neugierig.
Seiner Freundin gab er ein ganz kleines Päckchen. Verwundert darüber, dass sie nur ein Geschenk bekam und dann noch so ein kleines, nahm sie es wortlos an.
Sein Chef bekam ein Schuhkartongroßes Päckchen, sein Bruder ein recht langes, breites, aber sehr flaches Paket.
„So, dann viel Spaß beim Auspacken“, sprach Till und bemühte sich seine Belustigung nicht zu zeigen.
Sein Vater hatte seines als Erster ausgepackt. „Ein Schaukelpferd?“, fragte er und verstand gar nichts mehr.
„Ja, du sagst doch immer, dass du dir manchmal dein Schaukelpferd zurück wünschst und wieder jung wärst. Das Jungsein kann ich dir nicht schenken, aber nun hast du wenigstens schon mal das Schaukelpferd.
„Äh…Würdest du mir erklären, was ich hiermit soll?“, fragte seine Freundin, die einen Miniglobus in der Hand hielt.
„Du hast doch neulich noch gesagt, dir wäre es am liebsten, wenn dir die Welt gehört. Nun gehört sie dir, zwar nur im kleinen Format, aber sie gehört dir.“
Dass sie ihm darauf eine klatschte störte ihn nicht. Vielmehr konzentrierte er sich auf das Geschenk seines Chefs, der einen Schuhkarton ausgepackt hatte. Darin befand sich nur ein biegsamer Bleistift, den er Till fragend ansehend hochhielt.
„Das ist ein Stift, wie du siehst. Du hast die Tage gesagt, du vermisst deinen alten dynamischen Stift. Das ist zwar jetzt ein neuer Stift, aber er ist, wie du siehst, sehr beweglich.“
Inzwischen hatte auch sein Bruder sein Geschenk ausgepackt. Dabei handelte es sich um einen Holzuntersetzer, unter dem Räder befestigt waren.
„Was ist das denn?“, fragte er nur.
„Das ist ein fahrbarer Untersetzer und du wolltest doch immer einen fahrbaren Untersetzer.“
 
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