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8 Seiten

DER HIMMEL UEBER ROM, Teil 4 - DIE FREIGELASSENE

Romane/Serien · Spannendes
Ein paar Tage später traf Marcus, der Herr des Hauses ein. Von wegen Herr des Hauses, wie Vanadis höhnisch dachte. Er sah zwar gut aus auf seine harte römische Art, er war auch groß wie ein Germane, aber im Innersten war er bestimmt verfault wie ein überreifer Apfel.
Sie beobachtete genau, wie höflich und zuvorkommend er seine Frau behandelte. Sein Verhalten grenzte fast schon an Unterwürfigkeit, und Vanadis musste sich fast übergeben. Das war alles nicht normal. Sie verabscheute diesen Mann! Und vor allem wollte sie ihm nicht ins Gesicht schauen.
Das hatte sie einmal getan, damals auf dem Sklavenmarkt, als sie aus ihrer Trance erwachte und ihn vor sich sah. Sie stöhnte auf vor Wut. Bestimmt hatte er alles mitbekommen, was mit ihr passiert war, die Erniedrigungen auf dem Forum Romanum, die geilen Blicke und alles andere, vor dem sie sich schützte, indem es ihr für eine Weile gelang, sich gegen die Außenwelt abzuschotten.
Und dann blickte sie ausgerechnet dem ins Gesicht und musste außerdem feststellen, dass sie verkauft worden war. Zwei andere Sklaven schafften sie in das Haus Colonius, dessen Herrn sie für ein paar Monate lang nicht erblickte. Und das war gut so.
Aber jetzt war er wieder mal da, und Vanadis fühlte sich unwohl. Niemals zuvor hatte sie jemanden so verabscheut wie ihn, er hatte ihre Qual mit angesehen, und sie fühlte sich gedemütigt dadurch.
Seltsam, wenn die Herrin sie demütigte durch Blicke der Verachtung, dann war ihr das egal, bei ihm aber nicht. Bei ihm steigerte sich ihre Wut bis ins Unermessliche, sie hätte ihn töten können, wäre nur die Gelegenheit vorhanden gewesen. In seiner Gegenwart fühlte sie ihren Herzschlag so intensiv, dass sie deswegen wütend wurde.
Ihren Puls versuchte sie zu besänftigen, murrend fügte sie sich in ihr Schicksal – und versuchte, Marcus aus dem Wege zu gehen. Das war nicht leicht, denn anscheinend suchte er ihre Gegenwart, und das machte sie noch wütender. Was wollte er? Wollte er sich an ihrer Gefangenschaft aufgeilen? Wollte er, dass sie weinte? Oder sich ihm zu Füßen legte und ihn anflehte, sie freizulassen?
Darauf konnte er lange warten. Dennoch war sie verunsichert. Wie besessen von ihm spionierte sie seinem Leben nach, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatte. Sie stand des Nachts vor den Schlafräumen des Ehepaars Colonius. Sie lauschte, um etwas vom Liebesspiel des Ehepaars zu erhaschen.
Doch sie hörte nichts. Alles war still. Und das machte sie noch wütender. Was taten die beiden? Schmiegten sie sich gerade aneinander. Wortlos und glücklich? Vertraut und zärtlich? Wie widerlich!
Und in der Nacht darauf konnte sie nicht schlafen, immer träumte sie seltsames Zeug: Wie Marcus seine Frau begattete, wie er es genoss und wie schön er seine Frau fand. Es war furchtbar, dieser Mann hatte keinen guten Einfluss auf ihre seelische Verfassung. Warum ging er nicht heim zu seiner Kohorte? Es fand doch bestimmt irgendwo ein verschissener Krieg statt, wo er sich austoben konnte.
Wie lange würde er noch bleiben? Länger als einen Tag würde sie es nicht aushalten können. Verschwinde endlich, dachte sie grimmig. Leider tat er ihr nicht den Gefallen.
Sie versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, versuchte so oft wie möglich das Haus zu verlassen. Sie bot sich bei den anderen Sklaven für alle möglichen Besorgungen an, welche diese ungern selber verrichteten, und so gelang es ihr, ihn nicht oft sehen zu müssen. Und er würde sicher bald verschwinden, oh ja! Dieser Gedanke hielt sie aufrecht.

Am Tag danach kam erneut Besuch ins Haus. Diesmal wurde er nicht so prächtig empfangen wie das bei der Messalina geschah, aber die Begrüßung lief respektvoll und freundschaftlich ab. Das erzählten ihr die Sklaven hinterher.
Vanadis kam gerade vom Markt heim, da wurde sie auch schon ins Cubiculum gebeten, einen Raum im ersten, eher schlichten Teil des Hauses, der keinen Vergleich aushielt mit dem vornehmen Anbau, den sich nur die Reichsten von Rom leisten konnten. Bei dem Haus der Colonii handelte es sich nicht um ein einfaches Atriumhaus, sondern um einen erweiterten Bau. Im ersten Teil befanden sich Küche und die Räume für die Sklaven, alle Zimmer waren um den Innenhof mit dem Wasserauffangbecken angeordnet. Doch hinter diesem Atrium befand sich der sehr viel vornehmere herrschaftliche Teil, das Gartenzimmer zum Beispiel, welches direkt an einen säulenumkränzten mit Blumen bepflanzten Innenhof angrenzte, war einfach wunderbar mit seinen kostbaren Truhen und den brokatbezogenen Halbliegen.
Was war das für ein Besuch? Warum wartete er in diesem einfachen Raum auf sie? Es handelte sich dabei bestimmt nicht um einen hochgeborenen Vertreter Roms. Oder doch? Bei diesem absurden Gedanken musste Vanadis auflachen.
Sie trat ein in das Cubiculum, es war ein bescheiden eingerichtetes Gästezimmer mit zwei Sitzbänken und einem niedrigen Tisch.
Eine Frau saß auf einer der Bänke. Sie kannte die Frau und stöhnte automatisch auf. Es war die vom Sklavenmarkt. Es war die, von der sie gekauft worden war. Es war die Antonia Caenis, ihre Herrin. Es war abscheulich!
Niemand von ihnen sagte ein Wort, Vanadis stand immer noch am Türeingang und fühlte sich wie gelähmt.
Doch dann sagte die Frau mit angenehmer Stimme: „Komm her, mein Kind. Ich weiß, dass es nicht angenehm für dich ist. Aber es wird dir nichts Schlimmes widerfahren.“
Nichts Schlimmes widerfahren? Vanadis grübelte vor sich hin. Die Frau hatte recht, es hätte weitaus schlimmer kommen können. Bis jetzt jedenfalls…
Sie löste sich aus dem Türeingang und trat mutig ins Zimmer hinein. Sie betrachtete die Frau, die auf der Bank saß. Sie war schon älter, vielleicht vierzig Jahre alt, und sie war nicht hübsch. Dennoch besaßen ihre Gesichtszüge trotz all ihrer Unregelmäßigkeiten eine Anziehungskraft, die sie sich nicht erklären konnte. Diese Frau war schön. Nicht schön im Sinne der Sidonia oder gar der Messalina, nein, sie besaß eine ganz besondere Ausstrahlung von Güte und von Wissen. Und das machte sie schön.
„Was wird mir denn widerfahren?“, fragte sie mutig.
In diesem Augenblick betrat Marcus das Cubiculum, und Vanadis versteifte sich, das geschah immer, wenn er in der Nähe war. Zudem wurden ihre Wangen noch rot, das spürte sie, und sie hasste es.
„Caenis, meine Liebe, wie geht es dir?“ Der Herr des Hauses neigte sich freundschaftlich zu der Frau hinunter.
„Es geht so, lieber Marcus“, die Caenis streichelte ihm sachte über den Kopf. Und Marcus schien diese Berührung zu genießen, denn er lächelte. Es war seltsam, ihn lächeln zu sehen. Wenn er im Haus war, dann zeigte er nur sein beherrschtes, von keinerlei Gefühlsregung bewegtes Gesicht. Aber das ungewohnte Lächeln machte ihn richtig menschlich.
„Wie geht es dem Kaiser?“, fragte er.
„Ach weißt du, er ist verrückt nach ihr, sie kann mit ihm machen, was sie will“, die Caenis seufzte auf.
„Aber er ist kein schlechter Mann und ein guter Kaiser. Ich kenne ihn schon, seit ich ein kleiner Junge war.“
Vanadis stutzte, die Vorstellung von Marcus als einem kleinen Jungen war absonderlich. Dieser harte undurchschaubare Mann, wie war er wohl als Kind gewesen? Aber das ging sie nichts an, dennoch lauschte sie aufmerksam dem Gespräch, tat aber so, als würde sie das gar nicht interessieren.
„Ich kenne ihn auch schon sehr lange und stimme dir zu. Aber diese Frau hat ihn unter Kontrolle“, die Caenis schaute sorgenvoll drein, bevor sie weiter sprach. „Und ich denke, da ist was im Busch. Sie hat etwas vor – und das sollten wir ausnutzen.“
„Wenn du meinst… Was für ein Glück, dass ich gerade da bin. Hast du denn jemand Geeigneten gefunden?“
„Ich suche ja schon seit Jahren nach jemand, der geeignet ist, und ich glaube, ich habe ihn gefunden.“ Die Caenis lächelte schmerzlich. „Doch er ist krank und wird gewiss sterben.“
„Armer Kerl“, sagte Marcus. „Aber wird er auch mitspielen?“
„Das hat er gesagt. Er möchte einmal in seinem Leben eine wichtige Rolle spielen…“
Was zum Pluto hatten die vor? Ihre Unterhaltung war dermaßen unverständlich, dass Vanadis etwas ärgerlich wurde. Und auch die Tatsache, dass Marcus anscheinend ein Mensch war, verwirrte sie. Gut, ein Mensch für seine Freunde, ein Mensch für seine Frau…
Einerseits dachte sie: Wenn er diese Caenis mag, dann kann er nicht so schlimm sein. Andererseits drängte sich ihr der Gedanke auf, dass diese beiden ein Verhältnis miteinander hatten.
Sie betrachtete Marcus genauer, denn die Gelegenheit war günstig – er beschäftigte sich nur mit dieser Freigelassenen – und was sie sah, gefiel ihr eigentlich. Er trug nicht die übliche Kleidung der Römer, diese Weibergewänder, wie Vanadis verächtlich dachte - nein, er trug ganz normale Hosen, die auch aus Germanien hätten stammen können, darüber eine Art Hemd, langärmelig, nicht ohne Arme wie die Tunica. Es sah gut aus und vor allem überaus männlich.
Beschämt wandte Vanadis ihren Blick ab. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Von diesem Gespräch verstand sie kein Wort. Vielleicht sollte sie einfach das Zimmer verlassen. Unauffällig wandte sie sich zur Tür.
„Bleib hier, Vanadis“, die Stimme der Caenis klang bestimmend, und Vanadis gehorchte ihr zögernd.
Marcus und Caenis schauten sich an, sie schienen insgeheim zu beratschlagen, was man ihr nun sagen konnte und was nicht.
„Wir werden bald auf eine Reise gehen“, sagte die Caenis schließlich.
„Ich wünsche viel Vergnügen!“ Verdammt, das war ihr so herausgerutscht, und sie bereute ihre Worte sofort.
„Danke schön, Vanadis“, die Caenis lächelte, und auch Marcus sah nicht so grimmig aus wie sonst. „Aber du wirst uns bei dieser Reise begleiten.“
„Wer? Ich? Warum?“
„Die Reise ist lang genug, um dir das zu erzählen. Mach dich also bereit, denn es kann jeden Augenblick soweit sein. Wahrscheinlich morgen schon. Dann fahren wir nach Ravenna!“
„Was, wie, Ravenna? Wie weit ist das? Wo ist das?“ Vanadis fühlte sich vollkommen verwirrt. Eine Reise. Und dann noch ins Unbekannte. Doch allmählich erfasste sie eine tiefe Freude. Sie würde hier herauskommen, sie würde mit dieser faszinierenden Frau auf eine Reise gehen. Sie würde die Herrin des Hauses eine Zeitlang nicht sehen. Oh, wie schön!
„Es ist recht weit, und die Reise wird ein paar Tage dauern.“
Das hörte sich wunderbar an, denn je länger die Reise dauerte, desto weniger würde sie die Herrin sehen.
„Marcus wird uns begleiten!“, sagte die Caenis gerade.
Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein! Vanadis biss sich auf die Lippen. Warum musste ausgerechnet DER dabei sein, er würde ihr die ganze Reise verderben, allein schon seine Gegenwart war furchtbar...
Sie fühlte wie er sie ansah, es war wie immer ausdruckslos und undurchschaubar. Sie rang sich ein Lächeln ab. Das fehlte noch, dass er ihren Gemütszustand ahnte. „Ich freue mich darauf, egal wer oder was mitkommt“, verkündete sie freudig. Und hoffte, dass er ihren Seitenhieb verstanden hatte.
Er starrte sie immer noch an, und nichts in seinem Gesicht bewegte sich. Auch gut! Er dachte bestimmt gerade an seine schöne verhurte Frau…
„Wunderbar“, lächelte die Antonia Caenis. „Also morgen früh werden wir losfahren, wenn nichts Unerwartetes dazwischen kommt.“
„Ich bin hier“, Vanadis musste lachen – wo sollte sie auch anders sein – und nach kurzem Zögern fiel die Caenis ein in ihr Lachen, und sogar Marcus’ Gesicht verzog sich etwas in Richtung Lächeln. Erstaunlich! Es machte ihn richtig anziehend, dieses bisschen Lächeln, dessen Ursache sie selber gewesen war, und ihr Blick blieb auf ihm haften.
„Ach hier bist du!“ Eine Frauenstimme schreckte alle hoch. Oh nein, nicht die! Die Herrin hatte den Raum betreten und schaute nun alle der Reihe nach prüfend an.
Sie selber wurde nur kurz und verächtlich gemustert. Die Caenis wurde allerdings lang und verächtlich gemustert. Die war anscheinend auch nur Dreck für die Herrin. In diesem Augenblick fasste Vanadis eine tiefe Zuneigung zu der Caenis. Sie war eine Freigelassene und stand somit viel höher als sie, aber für die Sidonia war sie auch nur Dreck, vielleicht nicht ganz so Dreck wie ein normaler Sklave, aber Dreck!
Kurz trafen sich ihre Augen mit denen der Caenis, und sie wusste, dass die Freigelassene genauso fühlte wie sie selber. Und sie wusste auch, dass die Caenis nichts Schlimmes mit ihr vorhatte. Ja, hoffentlich war es so… Manchmal konnte man sich mit solchen Ahnungen auch täuschen.
Sie sah, wie die Herrin besitzergreifend ihre Hand auf Marcus’ muskulösen Arm legte. Und wieder fing sie an ihn zu hassen.
„Was hast du mit DER zu schaffen?“, die Sidonia deutete verächtlich auf die Antonia Caenis, die wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte.
„Der Kaiser will, dass ich sie begleite auf einer Reise nach Ravenna“, sagte Marcus knapp, und bei diesen Worten sah er unbehaglich aus.
Er will sie nicht belügen, dachte Vanadis, so sehr liebt er sie. Ach verdammt, was ist das nur für ein Mann!
Die Sidonia blickte misstrauisch in die Runde, doch dann schmiegte sie sich an ihren Ehegatten. „Du bist mein Schatz, nicht wahr? Was immer auch geschieht, du bist mein Schatz – und ich bin DEIN Schatz, nicht wahr?“
Vanadis traute ihren Ohren nicht: Die zweitgrößte Hure von Rom machte ihrem Mann gerade eine Liebeserklärung? Das konnte nicht wahr sein, und sie hoffte, dass Marcus sich dagegen wehren würde. So unterwürfig war doch kein Mann…
„Ich bin dein Schatz, das weißt du doch“, sagte Marcus gerade, seine Stimme klang spröde bei diesem Liebesbekenntnis, vermutlich hatten ihn seine Gefühle übermannt.
Ich muss gleich kotzen, dachte Vanadis – und schaute direkt in die triumphierenden Augen der Herrin, die gerade von ihrem Ehemann umarmt wurde.
Sie wandte sich ab von dem sauberen Pärchen. „Ich gehe dann mal“, sagte sie leise zu der Caenis, welche auch unsicher wirkte. „Ich muss mich noch von der Loni verabschieden. Wie soll ich ihr erklären, dass ich auf diese Reise gehe…“
„Das ist wirklich ein armes Kind, aber du wirst es beschützen, auch wenn du nicht hier sein solltest“, flüsterte die Caenis ihr zu. Sie schaute sich um, sie wollte wohl wissen, ob die Sidonia ihre Worte gehört hatte, doch die hing innig im Arm ihres Mannes.
Die Caenis hatte gut reden. Wie sollte sie das Kind beschützen, wenn sie nicht hier war? Andererseits war die kleine Colonia sehr selbstsicher trotz ihrer Behinderung, und sie war auch sehr schlagfertig, das hatte Vanadis festgestellt. Trotzdem wollte sie die Kleine nicht alleine hier lassen, aber sie hatte ja keine Wahl.
Die Caenis war aufgestanden, vermutlich fühlte sie sich ebenso überflüssig wie sie. „Wir wollen nicht stören“, sagte sie zu dem Paar, aber das kümmerte sich nicht um sie. Also verließen die beiden Frauen unauffällig das Cubiculum.
„Durch deine Liebe wirst du sie beschützen“, raunte die Caenis ihr zu, und dann wandte sie sich in Richtung Ausgang. „Also morgen ganz früh… Sei bereit und nimm nicht viel mit…“
Vanadis lachte: „Ich brauche nicht viel, und ich habe auch nicht viel.“

Sie ging mit gemischten Gefühlen in Richtung Küche, welche um diese Zeit noch nicht benutzt wurde. Einerseits war sie froh, aus diesem Raum herausgekommen zu sein, denn das Ehepaar Colonius, nein, das konnte sie nicht ertragen mit all diesen Liebesbezeugungen, andererseits freute sie sich, die Stadt Rom und das Haus Colonius für ein paar Tage verlassen zu können. Auch wenn der Herr des Hauses Colonius mit von der Partie war. Das mochte sie gar nicht. Aber sie würde sich nichts davon anmerken lassen.
Als sie fast die Küche erreicht hatte, kam ihr die kleine Colonia entgegen. „Ist die Caenis noch da?“, fragte sie.
„Nein, meine Kleine, sie ist gerade weg. Und ich befürchte, deiner Mutter hat ihr Besuch überhaupt nicht gefallen.“
„Ist mir egal“, sagte Loni. „Aber was will die Caenis von dir?“
„Das weiß ich auch nicht so richtig. Aber ich muss für ein paar Tage fort, sie will, dass ich mit ihr nach Ravenna reise... Kann ich dich denn allein hier lassen?“
Loni lachte, und wenn sie lachte, war sie wirklich ein wunderschönes Mädchen. Nur lachte sie nicht oft. „Ich schaff das schon“, sagte sie dann. „Ich mache mich einfach unsichtbar und laufe ihr nicht aus Versehen vor die Füße…“
Vanadis musste nun auch lachen, aber das Lachen blieb ihr fast im Halse stecken. Mit „ihr“ meinte die Loni natürlich ihre Mutter.
Sie umarmte das kleine Mädchen und flüsterte ihm ins Ohr: „Wenn du solche Freundinnen hast wie die Caenis, dann kann dir nichts Schlimmes passieren.“
Die Kleine befreite sich sachte aus ihrer Umarmung, sah ihr fest in die Augen und meinte dann: „Vanadis, ich habe dich lieb, und du bist meine beste Freundin. Denke immer daran!“
Vanadis sah dem Mädchen nach, als es hinkend in sein Zimmer ging, und Tränen traten ihr in die Augen. Hatte sie so eine Zuneigung verdient? Und was konnte sie schon für die Kleine tun? Sie war doch nur eine unbedeutende Sklavin.
Trotzdem fühlte sie sich heute erhoben. Die Caenis war wirklich eine beeindruckende Frau, und sie freute sich auf die Reise mit ihr. Dennoch war die Colonia ihr wichtiger. Sie liebte dieses ernste kleine Mädchen. Sie hoffte aber, dass es sich alleine durchschlagen konnte, und es war ja nur für ein paar Tage.

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Kommentare  

von schwärmen kann keine rede sein, *lach* eher von verfolgungswahn oder ähnlichem... danke doska für deinen eindruck!

Ingrid Alias I (12.10.2014)

Wieder spannend und flüssig geschrieben. Aha, schwärmt die kleine Vanadis also doch so ein bisschen für ihren Herrn. Auch für mich ist es rätselhaft wie sich Marcus gegenüber seiner Frau verhält, obwohl er eigentlich wissen müsste, was die für ein Lotterleben führt. Und nun geht es auf die Reise und Marcus ist dabei. Sehr schön spannend. Mal sehen wie es weitergehen wird.

doska (11.10.2014)

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