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das Schaufenster von Mr. und Mrs Beetle 5. Kapitel

Romane/Serien · Für Kinder
Die Zeit ging dahin. Arthur Beetle lag im Krankenhaus und seine Frau besuchte ihn nahezu täglich. Dann war Betty Watson allein im „Kinderparadies“. Eines Abends, kurz nach Ladenschluss, hörte sie König Bär sich leise entrüsten über seine neuen Untertanen. Es war Sitte, dass jeder neu zugezogene Untertan dem König wenigstens seinen Namen nannte. Das hielten die zwei Neuen offensichtlich nicht für nötig. Auch schien ihnen einerlei, wer und was neben ihnen saß. Nichts und niemand kümmerte sie. Um dennoch wenigstens die Namen seiner neuen Mitbewohner in Erfahrung zu bringen tat König Bär einen für einen Herrscher sehr ungewöhnlichen Schritt. Er suchte selbst das Gespräch mit den Zweien. „Wie heißt ihr denn?“ „Mpfthmpfth!“ „Wo kommt ihr her?“ „Mpfthmpfth!“ Ratlos blickte der Monarch drein.
„Hey, ihr zwei“, kam ihm Mrs. Watson zu Hilfe, „er ist euer König! Wollt ihr ihm nicht die Ehre erweisen?“ „Mpfthmpfth“, kam wieder von dort. Sie beugte sich zu den Plüschbären hinab. Dabei fiel ihr auf, dass das Geräusch hinter ihren dicken Rücken entstand.
Sie hob einen der beiden hoch. Da tauchten Lilly und Marlene auf. „Was für eine Überraschung!“, rief sie, ich dachte, euch hätte ein reicher Kunde gekauft.“ Das hatte sie natürlich nicht gedacht, denn Mrs. Beetle hätte es ihr bestimmt gesagt aber es erstaunte sie, dass weder ihr, noch irgend jemandem im Schaufenster auffiel, dass es keine spöttischen Kommentare mehr gab und dass niemand nach Lilly und Marlene fragte. Sogar der König schien seine beiden Untertan innen vergessen zu haben.
„Was mache ich nur mit euch beiden?“, grübelte sie, „auf den alten Plätzen könnt ihr nicht mehr sitzen bleiben. Ihr kam ein Gedanke. „Ich weiß was ich tun werde.“
Entschlossen schnappte sie die beiden Porzellanschönheiten und setzte Lilly auf das Dach des Randolph House, während Marlene direkt vor Krokos´großer Schnauze
platziert wurde. Für´s erste war das genug, fand Mrs. Watson. So konnten sie wenigstens von der Kundschaft gesehen werden. In zwei bis drei Wochen musste ohnehin die Osterdekoration gemacht werden. Müde und dennoch gut gelaunt löschte sie das Licht im Laden, schloss die Türe hinter sich ab und klopfte zum Abschied gegen das Schaufenster. Höchste Zeit für sie nach Hause zu gehen und sich in ihren gemütlichen orangefarbenen Ohrensessel zu setzen. Dort kamen ihr immer die besten Ideen, seien es kreative Schnittmuster für Kleider oder Schaufensterdekorationen.

Währenddessen erwachte im Schaufenster wieder das kurze Leben der Bewohner und für zwei von ihnen gab es ein ungemütliches Erwachen. Die lange Dunkelheit und Enge in der sie sich seit dem Eintreffen der beiden Plüschbären befanden war endlich beendet. Diese Frau hatte sie befreit, doch was hatte sie dann getan? „Marlene, wo bist du?“, rief Lilly vom Randolphschen Hausdach. Prompt kam die Antwort mit einem empörenden Schrei. Krokos begann seinen Gang zum Teich und diese merkwürdige Puppe saß in seinem Weg und bedeutete ein Hindernis. Ein energischer Hieb mit seiner Schnauze reichte aus; die edle Puppengestalt kippte um und lag mit dem Gesicht auf dem Boden, der Hintern ragte in die Höhe. Wegen ihrer unglücklichen Lage war nicht zu verstehen was sie meinte. Es klang, wie es vorher in Mrs. Watsons Ohren geklungen hatte: „Mpfthmpfth!“
Lilly betrachtete die Szenerie fassungslos. „Ihr beiden da unten seid doch bestimmt stark“, zwitscherte sie und blickte hoffnungsvoll auf die großen Bärengestalten, „ helft meiner Freundin!“ „Hast du verstanden was die dort oben wollte, Gin“?, brummte der eine, „Nö, Gan“,kam´s vom anderen, „interessiert mich nicht was die Hexe da oben quietscht.“ „Hast Recht, Kumpel!“ Zwischen Belustigung und Fassungslosigkeit lag die Reaktion der Mitbewohner auf das Desinteresse der Beiden. Gewisslich stammten sie aus der gleichen Gegend wie der allseits bekannte Krokos. „Helft ihr! Sie kann sich nicht allein retten“, forderte König Bär auf. „Was bezahlst du uns, falls wir´s tun?“ „Wie könnt ihr so respektlos unserem König gegenüber sein?“ krächzte Möwe Isra. „Nichts ist er!“ grollte es von unten, „Recht hast, Kumpel“, brummte es von daneben „und nix hat er.“ „Ihr habt recht“, seufzte König Bär erniedrigt. „Ich kann euch nichts bezahlen! Wir haben hier nichts mit was wir einander bezahlen könnten. Hart schallte es von den beiden nach oben:„ Ohne Bezahlung, keine Leistung! Unser letztes Wort.“
Eine hitzige Diskussion setzte ein. Alle berieten und stritten sich. „Unsere Hilfe hat die nicht verdient! Das geschieht ihr vollkommen recht! Ihre vorlaute Freundin soll ihr helfen!“ König Bär erhob seine Stimme: „Untertanen, ihr wisst, dass wir unser Leben dem Versprechen verdanken bei Tagesanbruch in unsere alten Positionen zurück zu kehren. Das Nichteinhalten dieses Versprechens bedeutet das Ende unser aller Leben.“ Die halbe Nacht verstrich. Im Schaufenster herrschte ungeheurer Aufruhr. Marlene war eine schwere Puppe und es brauchte eine große Kraftanstrengung um sie wieder auf ihren Hintern zu setzen. Schließlich flog Möwe Isra herab und beriet sich mit Zwerg Burz sowie Tex und Max, den beiden Maulwürfen. „Hallo, kann noch jemand helfen, noch einer mit anpacken?“ Zuletzt kam auch Yoko auf den Boden und zusammen zogen, zerrten und hoben sie die ungelenke Melanie wieder auf ihren Hintern.

Mrs. Beetle war unendlich dankbar für Mrs. Watsons Hilfe und sie hatte ein schlechtes Gewissen. Arthurs Arztkosten und die anschließende Kur verschlangen nicht nur beinahe den gesamten derzeitigen Umsatz, sie mussten sogar auf ihre Ersparnisse zurückgreifen.

„Betty, was kann ich ihnen gutes tun?“, fragte sie als beide einige Tage später im Laden neue Ware auspackten und mit Preisen versahen. Sie wissen, dass Arthur und ich finanziell gerade sehr gefordert sind und wir sie nicht so bezahlen können wie sie´s verdienen.“ „Ach Claire“, kicherte Mrs. Watson , „lassen sie´s gut sein.“

Fortsetzung folgt ...
 
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