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Andacht Nr. 22 Gedanken zum Buch "Judit"

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Ihr Lieben

Das Buch Judit gehört zu den Apokryphen der Bibel, also den sogenannten inoffiziellen Büchern. Es ist kein Tatsachenbericht, eher eine kleine Novelle.
Ich hab´s kürzlich mal wieder gelesen. Ich weiß nicht wie´s euch beim mehrfachen Lesen eines Textes geht. Mir fallen bei der Wiederholung immer Dinge auf, die ich vorher „überlas“. Diesmal fiel mir die Kritik Judiths gegenüber den Ältesten des Volkes Israel besonders auf.
Um was geht´s bei der Geschichte? Die Stadt Betulia wird belagert vom assyrischen Feldhauptmann Holofernes und seinen Soldaten. Sie wollen die Israeliten „austrocknen“ und bemächtigen sich der Wasserzufuhr. Die Israeliten sind angesichts der großen Streitmacht, die ihnen da entgegen steht, sehr verunsichert, wollen jedoch die angebotene Möglichkeit der „freiwilligen“ Unterwerfung nicht gleich annehmen.
Holofernes Leute bestehen nicht nur aus den Assyrern. Auch Soldaten von zuvor eroberten Völkern sind dabei.
Verständlicherweise entsteht bei den Israeliten Panik. Sie interpretieren die Lage so, dass Gott sie in die Hand der Assyrer gibt wegen ihrer Sünden und Verfehlungen. Als das Wasser ausgeht, entschließt sich das Volk zum aufgeben.
Jud.7/26
„So ruft nun die Leute des Holofernes herbei und liefert ihnen und ihrer Streitmacht die ganze Stadt zur Plünderung aus.
27. Denn es ist besser für uns, ihre Beute zu werden und als Sklaven am Leben zu bleiben, als mit eigenen Augen den Tod unserer Säuglinge, Frauen und Kinder ansehen zu müssen.“
Die Ältesten versuchen das Volk zum „begrenzten“ Durchhalten zu bewegen und schlagen vor:
(Jud.7/30) „Lasst uns noch fünf Tage aushalten in denen der Herr, unser Gott uns sein Erbarmen wieder zuwenden kann.
31. Wenn aber diese Tag vorbei sind, ohne dass wir Hilfe erfahren haben, dann wollen wir tun, was ihr gesagt habt.“

Judit, eine angesehene Witwe, rügt die Entscheidung der Ältesten.

Jud.8/11
„Das Wort das ihr heute zu dem Volk gesprochen habt, war nicht recht. Ihr habt einen Eid geschworen, der nun zwischen euch und Gott steht und habt versprochen, die Stadt unseren Feinden zu übergeben, wenn der Herr uns unterdessen nicht hilft.
12. Wer seid ihr denn, dass ihr Gott am heutigen Tag versucht und euch vor allen Menschen über Gott erhebt? Wollt ihr etwa den Herrn, den Allmächtigen herausfordern? Wollt ihr denn ewig unverständig bleiben? Könnt ihr doch nicht einmal die Tiefe des menschlichen Herzens, noch seine Gedanken begreifen!
Wie wollt ihr da Gott erforschen, der alles geschaffen hat, seinen Sinn erkennen oder seine Überlegungen begreifen?
15. Denn auch wenn er uns nicht in diesen fünf Tagen helfen will, hat er doch die Macht uns vor unseren Feinden zu schützen oder uns zu vernichten, wann immer er will. Versucht nicht den Willen des Herrn, unseres Gottes zu erzwingen! Gott ist ja nicht wie ein Mensch , dem man drohen könnte und nicht wie einer, der sich bedrängen ließe. Darum lasst uns auf seine Rettung warten und ihn um Hilfe anrufen. Er wird unsere Stimme hören, wann es ihm gefällt!“


Na wunderbar! Da geht das Wasser aus (in einer teils sehr trockenen, warmen Gegend dieser Welt) und ein Größenwahnsinniger steht vor der Stadt um sie zu erobern. Im besten Fall droht den Bewohnern Sklaverei und dieser Frau fällt nichts besseres ein, als die Ältesten dafür zu kritisieren, dass sie dem Volk noch fünf Tage abringen, bevor es sich freiwillig ergibt um so womöglich dem Tod durch Verdursten zu entgehen.

In dieser Geschichte steht das Volk Israel also kurz davor, sich „freiwillig“ in die Versklavung zu ergeben, weil ihm die wichtigste Lebensgrundlage ausgeht.
Ich finde seine Reaktion erstmal sehr verständlich.

Ich denke, jeder von uns hat in seinem Leben schon Bedrängnis erlebt. Sei es das Mobbing am Arbeitsplatz, im Freundes- oder sogar Familienkreis, die Diagnose einer Krankheit oder eine bevorstehende eidesstattliche Erklärung, Kündigung von Wohnung, Job etc. was auch immer es ist: Es ist eine Erfahrung, die unsere schiere Existenz zu bedrohen scheint (und es manchmal auch tut).
Zu den Glücklichen gehört, wer von seinem „dicken Fell“ zehren kann, so er denn eines hat ... die weniger Glücklichen, zu denen wohl die Mehrheit gehört, landet gleich im Vorhof zur Hölle. Dort ist es derart finster, dass mancher sogar das sich Hinwenden zu Gott vergisst. Wenn man dann doch den Weg zum Allmächtigen findet und sich hilfesuchend an ihn wendet, erhofft man, verständlicherweise schnelle Hilfe und die Abwendung des Übels und ein „weiter so wie bisher“ bevor das Schicksal zuschlug. Vor allem im digitalen Zeitalter, im Zeitalter der Technik, wo nahezu alles in kürzester Zeit möglich scheint, erwartet man schnelle Hilfe, möglichst sofort, auf Knopfdruck.
Ich wurde gegen Ende der achziger Jahre in meiner damaligen Arbeitsstelle gemobbt. Das Drama zog sich annähernd zwei Jahre hin, mal weniger stark, mal sehr stark. Am Schluss war ich drauf und dran, den Job selbst zu kündigen obwohl ich keinerlei Rücklagen hatte, die mir über die drohende dreimonatige Sperre beim Arbeitsamt hinweg halfen. Noch dazu war ich in einer Stadt gestrandet, die ich von Grund auf hasste und in der ich mich all die Jahre wie ein Fremdkörper gefühlt hatte. Jemand, der/die selbst Mobbingopfer war/ist, weiß, durch was die Seele geht. Obwohl ich damals durchaus an Gott glaubte, konnte ich zuerst nicht beten und um Hilfe bitten – alles in mir war wie taub, wie gelähmt. Als ich es dann doch tat, war es nur ein immer wieder stammelndes „Bitte, mach dass das aufhört!“- und schließlich „ich will nicht mehr, ich halt das nicht mehr durch, dann bring ich mich lieber um und dieses Sch...Leben ist vorbei – wozu das alles?
Sogar mein Chef hatte sich eingeschaltet und versuchte zu helfen; nichts verbesserte sich.
Eines Tages fing jemand an bei uns zu arbeiten, der aus welchen Gründen auch immer, gleich von den Kollegen gemocht und geschätzt wurde. Dieser Mensch war sehr spontan, „flippig“ kam ungezwungen auf mich zu und interessierte sich nicht die Bohne dafür, dass ich bei den anderen abgeschrieben war. Er suchte regelrecht meine Gemeinschaft und allmählich merkte ich, wie sich das Klima mir gegenüber änderte. Dann kündigten drei der damaligen Hauptmobber bzw. eine wurde gekündigt und schließlich hörte das ganze auf.
Ein knappes halbes Jahr später brach ich in dieser Stadt meine Zelte ab und ging für eine zeitlang ins Ausland.
Wir wissen manchmal nicht was die „Zeit der Bedrängnis“ uns sagen will. Will Gott, dass ich diesen Arbeitsplatz verlasse? Will ER, dass ich kämpfe? Muss ich eine Entscheidung treffen, wenn ja, in welche Richtung?
Am schlimmsten trifft es diejenigen, die eine potenziell tödliche Krankheitsdiagnose erhalten. Soll ich einer Therapie zustimmen? Kämpfen? Muss ich akzeptieren, dass mein irdisches Leben so zu Ende geht? Mich mit dem Schicksal abfinden? Warum, wo ich doch Pläne hatte – was kommt danach –kommt da wirklich etwas danach? Haben die Autoren der Bibel doch recht?
Es kann hier durchaus eine Chance sein, sich wirklich mit dem Geist Gottes zu verbinden. Ich rede nicht vom Sonntagsglauben, sondern von der Erfahrung die viele machen, wenn sie Gott als lebendiges, real existierendes Geistwesen erkennen und erfahren . Darauf muss man sich wirklich einlassen – was geistliche Schwerarbeit ist! Es ist, besonders in Schicksalsfällen, eine riesige Herausforderung, sich auf den nicht sichtbaren Gott, den Schöpfer einzulassen und sich auf dem Weg leiten zu lassen, auf dem Er die Seele führt.

Falls ihr in einer prekären Situation seid, wünsche ich euch die Kraft und Stärke euch ganz auf den Ewigen, euren Vater im Himmel, zu verlassen. Nehmt Kontakt auf zu ihm, nicht mit x –mal abgelesenen Psalmen, sondern mit eurem ganzen, ureigenen, persönlichen Wesen, eurer Seele, euren eigenen Worten. Der Weg unserer Seele ist manchmal ein ganz anderer, als der, den unser Bewusstsein uns aufdrängt.

Gottes Schutz und Segen für die kommende Woche!
 
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