... für Leser und Schreiber.  

Amsterdam Teil 1

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© Robert Zobel   
   
Amsterdam zeigte sich schon bei meiner Ankunft leicht bekleidet. Mit meiner Freundin und meinem schwulen Freund hatte ich gerade eine fürchterliche Busfahrt hinter mir. Das kann man gut und gerne in "Fahrt nach Amsterdam" lesen.

In der ersten Straße, die wir entlang gingen, stießen wir auch schon auf das erste Windows-Girl und den ersten Kiffzeugladen. Das Girl bot in einem Schaufenster ihre erotischen Dienste an. Ihr Arsch lag in Falten, wie auch der Stoff ihres durchsichtigen Arschschals. Er war grün und ihre Brüste wurden gelb gehalten. Lasziv schaute sie genau in meine Richtung doch ich blockte ab. Hab doch Freundin, brauch kein Windows-Girl.
Ich bemerkte, dass Postkästen hier rot sind und das alle Bäume schmal und alt waren. Hab ich Bäume geschrieben? Ich meinte Häuser.
In einer Nebengasse begegnete ich meiner ersten Gracht. Gracht bedeutet eigentlich nur, dass es ein Fluss ist, der kleiner ist, als ein Fluss. Boote lagen an Ketten, Seilen und Zwirnen an den Rändern und manchmal fuhr ein Dampfer vorbei. Über die Grachten kam man mit Brücken. Schlau diese Amsterdamer. Und genau auf so einer Brücke stand ein Kopf aus Bronze. Darunter stand "Multatuli". Nun weiß ich nicht viel, aber meist weiß ich, wo ich dann die Namen einsortieren muss. Bei diesem Namen und Gesicht wußte ich es jedoch nicht. Er könnte genau so gut Erfinder des Kiffzeugs sein können oder der Anführer irgendeiner holländischen Revolution.
Natürlich schaute ich , als ich wieder zuhause war, im Internet nach. Und es kam heraus, daß es ein Schriftsteller war. Scheiße, hätte ich das gewußt, hätte ich nicht gegen ihn uriniert. Aber jetzt von hier aus, kann ich das wohl nicht wieder gut machen. Wobei vielleicht ruf ich mal Fleurop an, dass sie da einen Strauß niederlegen sollen. Genau da wo mein Pissfleck ist. Ob die das machen würden? Oder würden sie sagen, sie machen es und lassen es sein? Gäbe es für mich eine Kontrollmöglichkeit? Ein Foto vielleicht? Doch wer schießt das? Und ist das auf dem Foto wirklich der Fleuropbote? Ist das wirklich der gleiche Bronzekopf oder ist das einfach eine Miniatur auf irgendeinen Tischtennisplattenbahnhofgeflecht?
Bei den Betrachten der Grachten wunderte ich mich darüber, dass in den angelegten Booten keine Bekifften lagen und das auch alle anderen Passanten ganz unbeduselt aussahen.
An den Ufern der Grachten standen überall verrostete Fahrräder. Solche die man nicht anfassen darf, wenn man eine Rostallergie hat. 30 Jahre oder mehr standen sie da nun schon rum. So sah es jedenfalls aus. Da kam natürlich die Frage auf, "Wo ist der Besitzer oder die Besitzerin?". Und leider hab ich dafür nur eine Erklärung. Seit Anne Frank wissen wir ja, was in den Kriegsjahren des 2. Weltundsoweiter in Amsterdam los war und wahrscheinlich stammen die Räder von damals und die jüdischen Besitzer sind halt alle tot. Das ist Schade aber so passiert. So ist auch zu erklären, dass die Räder nicht vererbt wurden, denn wie wir auch wissen, wurde auch vor den Kindern nicht halt gemacht. Die Überleitung ist zwar jetzt blöd aber eine andere fällt mir nicht ein.
Und in so einem KZ hat man selten Licht gehabt und die Leutchen wären froh gewesen, ein Sonnenstudio zu haben. Sonnenstudio heißt in Amsterdam Zonnestudio und fröhliche braungebrannte Gesichter werben für diese. Die meisten Sachen kann man sowieso ganz leicht ins Deutsche übersetzen. "Hier nicht parken" heißt "Nichte stehenbliebn" oder so und so weiter und so fort.
Ein Poster war an eine Litfasssäule bei einer Kirche mit Hut geklebt. TourturMuseum mit Folterinstrumenten. Super war das, und noch schöner wäre es gewesen, wenn ich das Museum gefunden hätte.
Zwei Stunden später kam ich mal auf den Gedanken nach oben zu schauen und ich sah an den Häusern seltsame Haken. Zu hoch um Fahnenstangenhalter zu sein und zu niedrig um Blitze abzuleiten. Vielleicht waren auch diese Haken Mordinstrumente der Nazis. Als Galgen, oder Aufspießvorrichtungen für Fallschrimspringer. Ich sah auf einmal nur noch schwarz.
Die Möwen waren groß wie Schweine und ich hab gerade masslos untertrieben. Als ich an Ihnen vorbeischlenderte rupften sie gerade irgendwelche Müllsäcke auseinander. Ich bibberte wie ein kleines Kind und ständig zeigte mir mein Geist unschöne Bilder. Möwen die sich Fleisch aus mir hacken und son Zeugs.
Zum zweiten Mal musste ich dann urinieren und suchte eine Toilette. Der Kopf von Multatuli war viel zu weit weg. Überall schaute ich, aber fand kein Toilettengebäude. Erst durch einen Zufall bekam ich heraus, wie die Holländer zu pissen pflegten. Da gab es nämlich einen kleinen Eisenvorhang, dahinter war eine Wand aufgestellt und an diese Wand durfte man urinieren. Unten war natürlich dann noch ein Loch eingesetzt, dass den Urin einfing und in die nächste Gracht leitete.
Unten war natürlich dann noch ein Loch eingesetzt, dass den Urin einfing und in die nächste Gracht leitete.
Endlich war ich dann mit entleerter Blase beim Anne Frank Haus. Gut ich war über den Glaspalast nicht sehr erfreut und auch nicht über die Menschenmassen, aber wollte natürlich rein. Hatte ja sogar vorher noch mal Wasser gelassen, weil man nicht gerne da pissen geht, wo so eine traurige Geschichte geschah. Man kackt ja auch nicht auf einen Friedhof. Wobei ich zugeben muss, das ich das zwei oder drei mal schon gemacht habe. Aber nur aus großer Not heraus und nicht um geheligten Boden zu beschmutzen. Nee nee.
Auf jeden Fall wollte ich hinein, nur deshalb war ich überhaupt nach Amsterdam gefahren, und sah dann, das die Scheiße erst um 09:00 Uhr aufmacht und es war gerade erst 07:00 Uhr. Das verärgerte mich, ich schleppte Meuti und Daner mit und ward bis heute in diesem Museum nicht gesehn. Hab ich das Eintrittsgeld 6,50 Euro lieber sinnvoll in Kiffzeug angelegt. Wäre Anne Frank in unserem Alter und noch lebendig, würde sie es verstehen. Da bin ich mir sicher.
Dadurch, dass ich nach diesem Ereignis die Karte in die Hand bekam, fanden wir dann wenigstens das TorturMuseum. Super aber auch dieses machte dann erst um 10 Uhr auf. Schon zu dieser Zeit wollte ich wieder nach Hause.
Ein paar Stunden später stand ich dann endlich in einem Kiffzeugshop und kaufte mir 3 gramm Afghanen und einen leckeren Kuchen. Der Shopbetreiber hatte noch gesagt, ich solle nicht so hastig essen, aber als ich die Ladentür hinter mir schloß, befanden sich schon 80 % in meinem Magen. Meine Freundin hatte der Ladentyp auch noch versucht zu verarschen. Der hatte sich sicher gedacht, "Ha ha dumme Deutsche und dann noch Ossis. Da kann ich schön 20 Euro zuviel behalten, das merken die gar nicht.". Ich ging dann natürlich noch einmal zurück und holte mir das Geld. Er war viel kleiner und wäre es zum Handgemenge gekommen, hätte sicher ich gewonnen. Dann gingen wir, als der Kuchen wirkte, doch wieder zum TorturMuseum.
 

http://www.webstories.cc 25.04.2024 - 23:04:26