... für Leser und Schreiber.  

Für einen kurzen Augenblick

76
79 Stimmen
   
© Klaus Asbeck   
   
Hier im Süden, wo die Sonne keine Schatten wirft, wo sie die Menschen und ihr Lachen zu ernähren scheint, wo die Abende sinnlich schwül sind, hatte ER zögernd begonnen, mit den Schönen, unwirklich Schönen des Landes zu tanzen. Als ER in sich hörte und nicht mehr den Widerhall der schmerzlichen Erinnerung erfuhr, nahm ihn das Leben wieder behutsam an die Hand. Und diese Frauen, die aus unverfälschter Körperlichkeit eben zu diesem einen Zweck zu bestehen schienen, tanzten mit ihm und nicht umgekehrt. ER ließ ihre Berührungen und eindeutigen Bewegungen geschehen, vermittelten sie ihm doch, wenn auch trügerisch, das Empfinden ein begehrenswerter Mann zu sein.

„Joana“, diesem matt glänzenden, dunkelfarbigem Weib, im Rhythmus der Musik geboren und mit dem Wissen ihrer natürlichen, tiefgründigen Fraulichkeit, mußte ER das Unbegreifliche erklären, daß ER zwar aus Gründen der Liebe gekommen sei, aber nicht um diese zu suchen, sondern um diese endlich loszuwerden. Sie forschte vergeblich in seinen Augen nach einer Erklärung für diese Ungeheuerlichkeit.
Sie war es dann, die die Frage nach seinem Alter stellte. Das erste Mal in seinem Leben ließ ER sie unbeantwortet. Und dieses junge Weib, das sich mit Hilfe seiner Instinkte über Wasser hielt, drückte behutsam ihren warmen Körper an ihn und sagte gebrochen zweisprachig: „You think too much, du jung, du mutig und sehr schön.“
 

http://www.webstories.cc 19.05.2024 - 11:02:05