... für Leser und Schreiber.  

Ein schöner Tag ohne Drogen?

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© Robert Zobel   
   
Heute ist ein schöner Tag, weil ich mal nicht bekifft bin. Das ist ja auch äußerst lästig. Ständig kommen Leute und wollen, dass man sich berauscht und man steht dann da, weiß es nicht besser und tut es.
Natürlich fühlt man sich dann als Fisch, der von Wellen vergewaltigt wird, aber durch die ganzen Wellen wird man bräsig im Kopf und es gefällt. Man fällt in wunderweiche Kissen, die eigentlich aus dornigen Büschen bestehen, die den Blick aufs wahre Leben verschleiern. Das weiß man im Livezustand, aber wenn man sich berauscht, hat man das schwuppdiwupp vergessen.
Würde man nicht wissen, dass man es im Weitwegzustand vergisst, würde man wohl gar nicht erst in die Kissen springen.
Auf jeden Fall bin ich nicht berauscht. Heute nicht, denn heute geht es mir auch ohne gut. So relativ gut. So ein bisschen blöd, aber doch gut. Ganz gut geht es einem ja nie. Außer man ist verliebt oder ein Gewinnverteiler hat einem die Tür aufgesprengt und bezahlt danach die Tür. Ist ja selbstverständlich. Oder man sieht wie ein Flugzeug aufs eigene Wohnhaus stürzt und kurz vorher noch mal seinen Kurs wechselt und zum Nachbarn stürzt. Was für ein Glück und wie gut man sich fühlt, wenn man den Nachbarn sieht, wie er brennend die Straße runterläuft. Man muss den Nachbarn aber „nicht“ mögen, sonst geht das nicht.
Gut würde ich mich auch fühlen, wenn ich eine Brieftasche finde, die gefüllt ist mit Leberwurst aus Gold oder einem kleinen teuren Hund, den ich gegen Bargeld eintauschen könnte. Vielleicht bei einem Grafen, der in einer Zeitung nach seinem kleinen Hüni sucht. Dann schau ich in meine gefundene Brieftasche und sehe; „Aha, das ist doch der gesuchte Hund“ und schwupp häng ich am Handy und biete den verlorenen Fellbatzen gegen Geld an. Und ein Graf, wenn nicht verarmt gibt gerne Geld für einen vertrauten Hund, denn der ist ihm viel lieber, als die ganzen Arschkriecher, die ihm den Anus dehnen.
Auch eine flüchtige Bekanntschaft macht mich gut gelaunt. Sobald ich eine Brustwarze in meinen Fingern drehen kann, leuchtet mein Herz wie eine Halogenlampe und ich fühle mich gut. Supergut, wenn auch meine Brustwarze weibliche Lippen fühlt und noch besser, wenn.....
Musik verändert meinen Zustand nicht merklich. Vielleicht schmunzel ich kurz, wenn Heinz Erhard ein Lied singt oder ich verziehe zu einer Grimasse, wenn Marusha ein Mikrophon berührt, aber gut fühlen tue ich mich nicht. Warum auch? Musik besteht aus Schall und Rauch und Noten und Bassgitarren und manchmal auch aus einer schönen Stimme, aber doch nie aus einer kitzelnden Hand, die dir unter der Nase ein Herz malt oder ein Hakenkreuz, aber nur aus Quatsch und ohne Bedeutung. Viele verwechseln gut fühlen durch Musik mit gut fühlen durch Tanzen, denn wenn man Musik gut findet, dann tanzt man dazu und fühlt sich dann gut.
Zum Tanzen hab ich aber keine Lust und außerdem geht es mir ja gut. Irgendwo in meinem Kopf weiß ich das, ich muss das nur noch fühlen können.
Ich hab doch auch gar keine Probleme. Auf jeden Fall keine bedeutsame. Nicht zu vergleichen, mit einem Kind das in Afrika hungert, einer ausgesetzten Perserkatze oder einem blinden Fotografen, der immer in die falsche Richtung knipst, dadurch seinen Job verliert und Busfahrer wird. Natürlich mit GPS.
Nein, so schlecht geht es mir nicht. Es muss mir einfach gut gehen. Andere bringen sich um und springen von irgendwelchen Kirchtürmen uns landen unsanft im Tod. Hab ich nicht nötig, denn mir geht es gut. Auch ohne Drogen und ohne Kiffzeug oder ähnlichem Rauschmitteln.
Richtig gut ging es mir gestern, als ich einen Freund wiedertraf. Er hat mich gleich so traurig angeschaut und mir erzählt, dass er seine Arbeit verloren und seine Frau ihn betrogen hat. Er weiß jetzt nicht, was er mit seinem Kind machen soll und außerdem hat er Gürtelrose. Nachdem er weg war, hab ich froh gelacht, denn es selten, dass ich einen Menschen treffe, den es noch schlechter erwischt hat. Das freut mich und ich fühle mich gut. Ohne zu kiffen.
Die Welt ist schlecht, dass steht fest und man muss halt hart sein und sich denken, dass das Ziel der Tod ist und das Ziel ist erreichbar. Wenn man das kapiert, ist das Leben ein Kinderspiel. Jeder kann bis zum Tod leben. Das schafft sogar ein debiler Klavierspieler, der denkt, dass er Babys wickelt. Nur abkürzen gilt nicht, dann verdonnert Gott denjenigen zu einem weiteren Leben. Einer Reinkarnation und das ist das schlimmste, was einem Lebenden/Toten passieren kann. Deswegen fühl ich mich gut. Ich halte durch und werde durch das Leben sterben, nicht durch meine todbringende Hand. Wer das schafft, der hat zum Nutztum aller gelebt.
Sowieso kann man alles ganz anders sehen. Für mich haben sogar Massenmörder eine Daseinsberechtigung. Sie müssen sein, damit nicht mehr Menschen Massen morden, denn man wird ja als normaler Mensch abgeschreckt, wenn man sieht, dass ein Massenmörder ermordet wird, weil er Massen gemordet hat. Da mag keiner gerne in diese Fußstapfen treten und selber hingerichtet werden. Ich kenn keinen der das will. Da muss einer schon ziemlich kaputt sein, wenn er selber drauf gehen will.
Hingegen kann ich gut verstehen, dass man Menschen nicht mag und die beseitigen will. Das darf nicht sein, aber verstehen kann ich das. Es gibt ja auch Menschen, die mögen keine Maulwürfe und rotten die aus und wenn ein Mensch keine Menschen mag, dann bitte. Nur weil er selber ein Mensch ist, bedeutet das ja nicht, dass er Menschen lieben muss.
Es geht mir nicht gut, wenn ich von einem Massenmörder höre und auch nicht schlecht. Auch das tangiert mich nicht. Tangieren und böse macht mich nur dieses tangieren. Besonders wenn einer sagt „Das tangiert mich peripher“. Das ist blöd und Pseudointellektuell. Das Wort Pseudo ist aber auch blöd L
Jetzt geht es mir schon wieder blöd. Das ist immer so wenn man überlegt. Irgendwann stößt man auf seine Wohlfühlbarrieren und es geht einem ziemlich beschissen. Nur weil man nicht wusste wo die Grenzen sind und einfach weitergedacht hat. Das passiert mir immer wieder und da wäre es nun hilfreich, wenn mich etwas zurückbringt zu den Grenzen. Irgendwas was beruhigt. Ruhig, schläfrig und anders macht. Irgendwas, was mich wieder gut gelaunt macht. Am besten nicht mehr weiterdenken und den Freund anrufen, der gar keiner ist, aber der das Mittel hat, das ihn zum Freund und alle anderen Menschen auch zu Freunden macht.
 

http://www.webstories.cc 18.04.2024 - 16:42:51