... für Leser und Schreiber.  

That

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©  Yassy   
   
Sie kann nichts dafür, dass sie anders ist.



Manuel sieht sie dauernd an, Frédéric fragt sie (sicher schon zum zehnten Mal), ob sie mit ihm ausgehen möchte.

Olivier versucht, so viel wie möglich in ihrer Nähe zu sein.



Und sie schweigt.

Sie schweigt immer.



Was soll sie schon sagen?



Dass sie alle drei abstoßend findet?

Dass sie, wenn sie in Manuels Augen sieht, an Sophie denken muss, weil ihre Augen auch schokobraun sind?

Dass sie, statt mit Frédéric, viel lieber mit seiner Schwester ausgehen möchte, und dann am Besten noch mit ihr ins Bett?

Dass sie Olivier im Prinzip gut verstehen kann, weil sie immer versucht, in Nathalies Nähe zu sein?



Und was wäre, wenn sie genau das sagen würde?



Sie muss immer lachen bei dem Gedanken, weil es so absurd ist.



Natürlich würden sie alle betreten grinsen und sich Blicke hinter ihrem Rücken zuwerfen.

Sie würden beteuern, dass sich nichts ändern wird, nur weil sie anders ist, und abends würden sie ihr erzählen, dass ihr Onkel Geburtstag hat oder gestorben ist, wenn sie anruft, um zu fragen, ob sie etwas mit ihr unternehmen wollen.

Sie weiß, dass sie hinter ihrem Rücken reden würden.



Sie würden sie genauso ansehen wie jetzt, wo sie nur wissen, dass sie anders ist.



Aber besser anders als einsam, sagt sie sich.



Und schweigt.

Und weint, wenn sie zu Hause ist.



Warum?



Weil sie sich, genau wie alle anderen, nach Liebe sehnt.
 

http://www.webstories.cc 16.05.2024 - 05:19:47