... für Leser und Schreiber.  

Augen in der Klein-Stadt

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© Thomas Redfrettchen   
   
Augen in der Klein-Stadt

Wenn du keine Arbeit hast
und am frühen Morgen
bettelnd am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt das Dorf
dir auf dem Torf
im Menschentrichter
Zehn Gesichter
Zwei bekannte Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? ach nur Meier-Schmidt
er geht vorbei, schon wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf den selben Wegen;
du siehst auf deinem Gang,
Leute auf der Straße liegen.
Ein Penner winkt,
sein Beutel klingt;
reiche Beute
nur für heute...
Zwei bekannte Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das? hoffentlich kommt er nicht zurück
er geht vorbei, schon wieder.

Du musst auf deinem Gang
durch die Gassen wandern;
siehst lange Jahre lang
den gleichen Andern.
Es kann nicht dein Freund sein
es kann höchstens Feind sein
es kann in der Gosse dein
Genosse sein
Es sieht hinüber
und zieht vorüber...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider.
Von seiner Seele nur ein Stück!
er geht vorbei, schon wieder.
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 15:25:05