... für Leser und Schreiber.  

Aves’ X-Faktor: Das Handy im Untergrund

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© Aves    
   
Mein zweiter BAHN-Contest-Beitrag. Hier soll gesagt sein, dass das ganze eine Parodie ist, die irgendwann einmal als Schulaufsatz gedient hat. Also bitte nicht ernstnehmen!


Seid gegrüsst. Willkommen zu einer weiteren von Folge von Aves’ X-Faktor – Das Unfassbare!
Jeden Tag passieren Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns mit dem gesunden Menschenverstand nicht erklären können. Wir bewegen uns auf dem schmalen Grat zwischen Phantasie und Realität. Misstrauen Sie allem, was sie bisher erlebt haben…
Wie immer haben wir Ihnen eine Kurzgeschichte zubereitet.
Diesmal handelt sie von Claude Cousteau, einem jungen ’Garçon’ in einem Pariser Restaurant. In den unterirdischen Gängen der Metro findet er ein seltsames Objekt und begegnet einem Mann, den es eigentlich gar nicht gibt. Oder doch?
Jetzt ist Ihr Spürsinn gefragt. Ist unsere Geschichte wahr oder nicht? Finden Sie es heraus!

Wie immer rochen die unterirdischen Gänge der Metro nach allem Möglichen.
Urin, feuchte Zeitungen und einige dieser Gerüche, die sich partout nicht einordnen lassen wollten.
Während ich durch diese Verbindungsgänge ging, immer in der Hoffnung, die 6 Uhr- Bahn noch zu erwischen, stiess mein Fuss plötzlich gegen etwas. Mehr beiläufig als interessiert schaute ich nach unten. Und blieb überrascht stehen.
Dort, halb in einer dreckigen Pfütze, lag ein Handy. Es war rot und klein, eines dieser modernen Dinger, dessen Namen ich mir nie merken kann. Einen Moment lang überlegte ich, dann hob ich es auf.
Es war eingeschaltet und ich sah, dass ich noch 5 Minuten hatte, um die Metro zu erreichen. Das Handy liess ich in die Hosentasche gleiten, da sicher irgendjemand es vermisste und ich es ihm zurückgeben konnte, dann setzte ich mich in Bewegung. Kaum war ich jedoch drei Schritte gegangen, fing das Handy an zu vibrieren.
Neugierig sah ich es mir an und erkannte, dass eine SMS eingegangen war. Vielleicht war es reine Neugier, vielleicht auch etwas anderes, ich weiss es nicht. Auf jeden Fall öffnete ich die Kurznachricht.
Da ich sonst nicht so handyversessen bin, bemerkte ich nicht, dass gar kein Absender angegeben wurde; die Nachricht wurde einfach geöffnet.
Wenn du dieses Handy gefunden hast, gib es dem Erstbesten den du siehst.
Ich stutzte. Das war doch nicht normal. Erst fand ich das Handy einfach so und jetzt, gerade jetzt, kam diese Nachricht…
Ich denke, damals war ich einfach zu müde, denn ich steckte das kleine Ding wieder ein und machte mich auf, die Bahn doch noch zu erwischen.
Immer noch wollte ich zu Hause nachsehen, ob ich eventuell den Besitzer des Mobiltelefons ausfindig machen und es ihm zurückgeben konnte.
Als ich mich der Metrostation Porte de Montmartre näherte, empfing mich statt der U- Bahn Hip Hop-Musik. Ein blinder Mann, dem zusätzlich noch ein Bein fehlte, hockte am Boden und hatte ein Radio bei sich, das den Rap Sound ausspie.
Auf einem Pappschild stand ‚Mitleid mit einem armen Alten, gebt mir Almosen.’
Unwillkürlich kam mir das Handy in den Sinn, doch sogleich verwarf ich den Gedanken auch wieder. Was sollte denn der mit einem Handy? Höchstens verdealen, aber das würde dem rechtmässigen Besitzer schaden und mir ein schlechtes Gewissen bereiten.
Die Metro war immer noch nicht da, auch zwei Minuten später nicht und auch fünf Minuten später nicht.
Der grässliche Hip Hop Sound ging mir langsam tierisch auf die Nerven und die Leute um mich herum fingen an zu murren. Als die Untergrundbahn nach weiteren fünf Minuten immer noch nicht da war, ging ein entnervter Mann zu dem gelben Wartungstelefon und rief den Stationsleiter an.
Einen Moment tutete es in der Leitung, dann meldete sich anscheinend jemand, denn der Mann fing an, sich zu beschweren. Dann auf einmal veränderte sich die Miene des Mannes von Empört zu Überrascht.
Er hängte den Hörer ein und sagte dann zu der Menge, die ihn fragend ansah: „Der Vorsteher weiss nichts von einem Problem. Auf einmal hat es geknackt und die Verbindung wurde unterbrochen.“
Eine dunkle Ahnung befiel mich, die sich zu meinem grössten Entsetzen sofort erfüllte. Das Handy surrte. Schluckend betrachtete ich das Display und siehe da, eine weitere Kurzmitteilung war eingegangen.
Trotz der feucht-kalten Luft in der U-Bahn brach mir der Schweiss aus, als ich die Nachricht las: Wieso widersetzt du dich? Gib es dem ersten, den du gesehen hast!
Langsam löschte ich die Message und sah mich dann um. Ich erstarrte, denn der Penner an der Wand, der mit Radio mit der grauenhaften Musik, sah mich an.
Nicht, dass er mich wirklich anschaute, er war ja schliesslich blind, aber... irgendwie blickte er in meine Richtung.
Ich starrte wieder auf das Handy, dann auf den Penner, auf das Handy, den Penner...
Hinter mir wurde das Gemurre der Menschen immer lauter, die Metro hatte bereits eine Viertelstunde Verspätung.
Da fasste ich einen Entschluss und straffte mich. Langsam ging ich zu dem Mann, der immer noch am Boden hockte, bückte mich und legte das Handy in seine Hand.
Der Mann lächelte und bedankte sich artig.
Mit dem mir bekannten Surren und Quietschen rasselte hinter mir die Metrobahn in die Station.
Nachdem ich eingestiegen war, sah ich noch mal hinaus, um den Penner zu sehen.
Hastig suchte ich den Bahnsteig mit Blicken ab, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Wie war das möglich? Dem Typen fehlte ein Bein und er war blind! So einer konnte nicht so schnell einfach verschwinden.
Als die Metro um die erste Kurve bog, flackerten kurz die Lichter.
Erschrocken spürte ich einen Druck auf meinem Schoss. Als das Licht wieder da war, lag ein Toaster auf meinen Beinen. An ihm klebte ein kleiner Zettel…

Haben Sie es herausgefunden? Ist die Geschichte wahr oder nicht? Nun, ich werde es Ihnen sagen: Sie ist gelogen. Wie immer. Absoluter Blödsinn, wenn Sie mich fragen. Ich hoffe, Ihnen hat diese kleine Geschichte gefallen. Bis zum nächsten Mal, ich muss jetzt auf den Zug.
Ihr Jonathan Aves.
 

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