... für Leser und Schreiber.  

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©  Arnold   
   
Es gibt sicherlich Tage ohne einen bestimmten, offensichtlichen Wert. Für mich ist der 17. so ein Tag. Ich erinnere mich an ihn, weil er so durchschnittlich war, so normal, so gewöhnlich, ohne etwas Kennzeichnendes.
Ich habe lange geschlafen, denke ich. Ich habe den ganzen Vormittag nicht aus dem Fenster geschaut. Mein damaliger Freund war schon in der Werkstatt gewesen, nein, im Grunde weiß ich gar nicht, wo er war. Er ist aber wieder zurückgekommen, die Hauptsache. Sonst hat es mich nicht interessiert. Ich habe ein Bad genommen, ich habe gebadet. Ich denke, ich wollte etwas Sinnloses tun. Er war also wieder da, mich hat es, um ehrlich zu sein, nicht interessiert. Ich habe mir die Fingernägel lackiert, ganz ordentlich. Und mir die Haare geföhnt, während im Bad das Radio lief. Mir ist der Föhn in die Badewanne gefallen, ich weiß auch nicht, was ich gemacht habe. Bei normalen Haushalten wäre wohl die Sicherung rausgefallen. Ich habe den Duschvorhang vorgezogen und bin zu meinem Freund gegangen. Ich habe ihn gefragt, ob er den Föhn nicht bitte wieder herausfischen würde. Ich wusste immer, dass er mich liebt! Ich meinte noch, ich hätte den Strom abgestellt, ihm war es egal, denke ich. Er hat das Wasser berührt, mit einem Grinsen, er wollte sich wohl nützlich machen, dann hat er gezuckt, ist zusammen gebrochen. Ich habe das Kabel rausgezogen. Wasser ist ein verdammt guter Stromleiter. Ich habe mich gefragt, was die Ladung wohl mit seinen Nerven bezweckt hat. Die schlechte Laune habe ich mir ausgeredet, dann bin ich in die Bibliothek gefahren.
 

http://www.webstories.cc 26.04.2024 - 02:05:35