... für Leser und Schreiber.  

Waidmann Heil

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©  ThiloS   
   
Irgendwie sehen die Jungs alle gleich aus. Knapp über Fuffzich und immer
ein blödes Hütchen auf dem Kopf, an dem 3 kleine Fasanenfedern kleben.

Den Waidmann trifft man am Häufigsten in dörflichen Kneipen, wo er sich mit
anderen Waidmännern trifft und bespricht, was sie beim letzten Wildmanöver
alles getroffen haben.

Und da geht es richtig ab. Wer je einen Frankonia-Katalog in der Hand
hatte, weiß was ich meine. Der Waidmann geht nicht einfach nur zum
Abballern von unbewaffneten Rehen, Hirschen und Wildschweinen (das nennt er
"Wildpflege und -hege"), oh nein, der Waidmann tut das mit einer
technischen Ausrüstung, die jeden KFOR-Soldaten vor Neid erblassen lassen.
Gewehre mit Nachtsichtausrüstung und Zieloptik, Entfernungsmesser und
Schwimmflügeln bei Dämmerung, Tarnklamotten, Taschenlampen und
Taschenwärmern (damit der Waidmann, wenn er besoffen vom Hochstand fällt,
wenigstens sieht, wo er aufkommt und dabei warme Hände hat) und dem
unvermeidlichen Jagdhund.

Dem Waidmann selbst fällt garnicht auf, daß er, wenn er von der "Jagd"
spricht, in Wirklichkeit "Metzeln" meint. Diese Kleinmilitaristen verbergen
ihren verdeckten Krieg gegen alles, was keine Füße hat, hinter dem Argument
des "Flurschaden verursachenden Paarhufers" und feiern ihren "Jagderfolg"
mit der angeblichen "Achtung" vor dem soeben erschossenen (der Waidmann
sagt "geschossenen") Rehbock, indem sie ihm einen Tannenzweig in den Mund
stecken und irgendeiner der Hallodris auf einem Jagdhorn "halali" bläst.
Hat das Reh echt viel davon.

Natürlich weiß jeder Waidmann auch eine Geschichte zum Besten zu geben, als
er sich 1972, nur mit einem Jagdmesser (doppelt und beidseitig geschärfte
Klinge mit Angelhaken, Klappbeil, GPS-Ortungsanlage und Lupe zum
Feuermachen) bewaffnet einem Rudel blutrünstiger Kaninchen gegenüber sah
und fetzeldischnetzel einen nach dem anderen niedermachen musste, um sein
Leben zu verteidigen.

Der Waidmann lamentiert nun ständig über die bösen Medien, die ihm
Militarismus unterstellen und so gar kein Verständnis für seine
verantwortungsvolle Aufgabe als Waldpopulationskontrolleur haben und
beteuert, wie anstrengend die ganze Geschichte sei. Und weil´s der Waidmann
ja nur gut meint und absolut keinen Spaß am Tierkillen hat, hämmert er sich
gerne die halbierten Schädel seiner Opfer auf eine kleine Holztafel und
anschliessend an die heimische Wohnzimmerwand, das er auf diese Weise in
eine Art waldmännisches Leichenschauhaus verwandelt.

Und weil der Waidmann sich anscheinend ob seines nur halb verbrämten
Killertums schämt, hat er so eine Art Geheimsprache.. Da ist die Rede von
Rammlern, Bachen, Löffeln, Blumen und der Decke des "Wildes", das nur halb
so wild wie die Rentnerrambos ist.

Wenn also ein Waidmann sagt, daß er dem Rammler seiner Tochter die Löffel
abgeschnitten und die Decke abgenommen hat, dann heißt das nicht, daß er
seine Tochter in flagranti erwischt, sondern ihren Stallhasen in die ewigen
Jagdgründe befördert hat.

Und genauso stelle ich mir die Hölle für die lodengrünen Geländewagenfahrer
vor:
Schwerbewaffnete Hirsche mit Schnellfeuergewehren jagen die Pseudo-Militärs
durch den Wald, oder, noch schöner, Tausende von Jägern und nur ein
EINZIGER Hase, der völlig resistent gegen jede Art von Munition ist.

Nene, Jäger. Eine Klasse von CSU-Wählern für sich......
 

http://www.webstories.cc 04.05.2024 - 08:59:23