... für Leser und Schreiber.  

Das "geheime Geräusch"

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©  ThiloS   
   
Das ist eines von diesen Radiospielen. „Antenne Litzmannstadt“ und wie sie alle heißen.

Ich sitze so in meinem Auto, freue mir den Warnblicker weg, weil mich mein Navigationssystem an dem Urlauberidiotenstau vorbeigelotst hat und höre hämisch den Standmeldungen zu.

„Und nun zu unserem Spiel“, quäkt der Moderator und eine tüüüüüfe Stümme mit viel Hall kündigt „das gehoime Geroisch“ an…

„Ja, unser „geheimes Geräusch“ wurde immer noch nicht erraten“, fidelt der Moderator fröhlich, „und deswegen steht der Jackpot jetzt auf 50.000 Juros.“

50.000 Stutz für ein Geräusch? Mannmann… wenn ich geheime Geräusche mache, dann flüchten Frau und Kinder aus dem Zimmer…

„Wir spielens noch mal vor:“

Und dann macht es laut und vernehmlich „krrrk“.

Nur „krrrk“.

Sonst nichts.

„Krrrk“

Nun, viele Sachen machen „Krrrk“. Angefangen vom Balzlaut des „Krrrk“-Vogels auf den nordöstlichen Philippinen, über das Kotzgeräusch meiner Katze bis hin zu dem trockenen Knacken des Genicks einer iranischen Ehebrecherin.

„Krrrk“ kann alles Mögliche sein…

„Wir helfen Ihnen“, freundelt der Moderator, „es ist ein Gegenstand, der jeder von Ihnen kennt.“

„…der jeder von Ihnen kennt“? Ich tippe mal spontan auf ein zerreißendes Deutsch-Grammatikbuch…

„Ich sach Ihnen mal, was es nicht ist“, zeigt sich der Geräuschemann kooperativ. „Als wir da hätten: ein Mixgerät, eine Zahnbürste, ein Spiegel, ein Herd, eine HecklerundKoch 7,62mm mal51Millimeter mit Schalldämpfer und aufgesetztem Zielfernrohr, ein Wassertropfen, ein Bleistiftspitzer, ein…“

Und während der Verräterfuchs noch rund ein halbes Dutzend Gegenstände herunterbetet, von denen ich bis dato nicht wusste, dass sie überhaupt IRGENDEIN Geräusch, geschweige den „krrrk“ machen, sinniere ich darüber, wie blöd jemand sein muss, der glaubt, dass eine Zahnbürste „krrrk“ macht… So wird’s wohl nichts, mit den 50.000 Stutz…

„Wenn Sie´s zu wissen glauben, dann rufen Sie jetzt in der Sendung an…“

Ich beschließe, mich an dem Akkustikverascher zu rächen und tippe beim Fahren die von ihm angesagte Nummer ins Handy, mal sehen, wie gut, wie er im Geräuscheraten ist, Arschlecken, die Strafe dafür, für 50.000 Stutz kann ich lebenslang nämlich telefonieren und mir einen Chauffeur leisten!

Ich stelle das Radio leise (Moderatoren sind ja so rückkopplungsempfindlich, die Memmen) und, Wunder geschehen, ich komme durch.

„Ja, hallo, Sie sind auf Sendung, wer spricht da?“

„ThiloS aus Aschaffenburg“

„Und Sie glauben, Sie haben das geheime Geräusch geraten? Was isses denn?“

„Es ist eine Tflschkalde“, nuschle ich, so dass es alles Mögliche sein kann… suchs Dir raus, Depp…

„Was ist es?“

„Eine Tflschkalde“, gebe ich lauter, aber immer noch unverständlich zurück. „Her mit den 50.000 Kröten.“

„Ich verstehe Sie schlecht“, meint mein Geräuschegeheimniswächter und in diesem Moment macht es im Auto laut und deutlich „krrrk“, weil ich vor lauter Telefonieren versehentlich vom 5ten in den ersten Gang geschaltet habe, mir mein Getriebe um die Ohren fliegt und ich ins Schleudern komme… beim Rettungsmanöver und Gegenlenken fliegt das Handy durchs Auto, ich knalle über einen Bordstein und ramme mir in irgendeinem gottverdammten weiß-der-Teufel-Hausen einen etwas älteren Jägerzaun in den Kühlergrill…

Als ich inmitten der qualmenden Trümmer mein Radio wieder lauter stelle, erklärt dieser miese Sack von einer akustischen Schlampe, dass meine Antwort mit der gebrochenen Tafel Schokolade richtig war, aber ich plötzlich, leider leider, aus der Leitung verschwunden wäre. Deswegen gäbe es jetzt einen Jackpot von 51.000 Juros und einen neues geheimes Geräusch. Das macht jetzt „donk“.

Und das ist exakt das Geräusch, das mein vor Zorn aufs Lenkrad geschlagener Kopf verursacht…
 

http://www.webstories.cc 04.05.2024 - 15:23:38