... für Leser und Schreiber.  

Ich bin HandWERker

117
121 Stimmen
   
©  ThiloS   
   
Irgendwas habe ich neulich in der IHK zu tun und da stosse ich auf einen Aufkleber, der stolz auf einem Rechner prangt: "Ich bin HandWERker".

Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber für mich riecht das nach bösem Minderwertigkeitskomplex. Und der ist, so denke ich, berechtigt.

Nicht, daß ich generell etwas gegen Handwerker habe. Ich bin sehr froh, daß es Menschen gibt, die Rohre reinigen, Decken aufhängen, Dachstühle basteln, in Automotoren herumfummeln oder Waschmaschinen reparieren. Ich kanns nicht, ich bin schliesslich intelligent und kann Leute bezahlen, die das für mich erledigen.

Es ist die Art, wie sie ihren Job machen, die mich gelegentlich ärgert.

Die Helden von Latzhose und Rohrzange treten nämlich auf, als seien sie die Krone der Schöpfung, das Auge des Orkans und der Halbgott der Kabel. Und wer je eine kaputte Spülmaschine hatte, weiß, daß das stimmt.

Ich nehme an, daß es irgendwo eine geheime Handwerkerschule gibt, in der die Jungs zusammenhocken und so Sätze auswendig lernen wie:

- Das war aber keiner von unserer Firma
- Die Anfahrt muß ich aber berechnen
- Das wird nicht billig
- Da können Sie sich gleich ein neues Gerät kaufen

Diese 4 Sätze genügen in der Regel, um jeden beinharten Manager und Unternehmer die Knie weich werden und zu einer willenlosen Marionette des Herrn der Dichtringe werden lassen.

Daneben gibt es wohl einen Praxislehrgang, in dem der angehende Handwerker lernt, immer nur Hosen zu tragen, die beim Hinknien die Arschfalte entblättern und spontan zu jeder Schraube die passende Schraubschlüsselgröße zu erraten.

Ich will nicht behaupten, daß es keine intelligenten Handwerker gäbe, ich kenne nur keinen. Ich kenne nur bauernschlaue Exemplare, die mich terminlich bis zur ersten bemannten Venusmission vertrösten und sich, so sie endlich erscheinen, bitterlich beschweren, wie mies, jämmerlich und grottig die derzeitige Auftragslage wäre und wie sie am Supermarkt die Müllcontainer durchwühlen müssten, um überhaupt ihre Familie ernähren zu können. Aber für den neuen Mercedes hat es augenscheinlich dann doch gerade so gereicht.

Natürlich sind Reparaturen generell "kein Problem", bis Monsieur seinen Patienten begutachtet hat. Dann ist das natürlich ein RIESENPROBLEM, weil der Typ nicht mehr gebaut wird, die Firma mit den Ersatzteilen pleite ist oder diese Art von Rohren mittlerweile unter den Atomwaffensperrvertrag fällt.

Bis es aber so weit ist, folgt eine kleine Show, in der der Handwerker schwitzt und stinkt und schlimmer flucht als ein Oberbootsmaat auf einem Piratenschiff, weil er über Kopf, im Stehen, im Knien, im Liegen "schaffen" muß, kurz, weil er Handwerkergymnastik macht.

Und obwohl die Jungs immer in Bewegung sind und hämmern und schrauben und lamentieren, haben sie trotzdem alle ein kleines Kugelbäuchlein, daß sie sich wohl bei den örtlichen Metzgern in 20 Jahren Mittagszeit inclusive rostigen VW-Transporter direkt vor der Metzgereitür abstellen angefressen haben.

Am Schlimmsten aber sind Handwerker in privater Runde. Nix mit dem "perfekten Dinner". Da wird gerülpst, gefurzt und Bier gesoffen, über Politik und Fußball schwadroniert und das völlig unabhängig davon, ob es sich um ein trautes Weihnachtsfest im Kreis der Lieben oder oma Hildegards Trauerfeier handelt.

Oh ja, Ihr seid wer: Ihr seid der 5te Reiter der Apokalypse.
 

http://www.webstories.cc 28.04.2024 - 12:10:43