... für Leser und Schreiber.  

Mal was zur Werbung

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©  Middel   
   
Zuallererst möchte ich zwei Fragen aufwerfen und versuchen sie kurz und knapp zu erläutern. Was bedeutet das Wort Werbung überhaupt und was soll sie bewirken?
Für das Wort Werbung finden sich so etymologisch-illustre Begriffe, wie hin und her gehen, sich umtun, bemühen, etwas betreiben, ausrichten, wenden oder wandeln. Doch heute nutzt man das Wort eher in Anlehnung an den bis weit in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts verwendeten Begriff „Reklame“. Abgeleitet vom französischen Wort „réclamer“, was so viel wie ausrufen, anpreisen bedeutet.
Was soll Werbung bewirken? Zuallererst mal, dass WIR (die potenziellen Kunden) das Produkt kaufen. Dabei werden u.a. verschiedenste Emotionen geweckt, Informationen über das Produkt weitergegeben und Vergleiche angestellt. Dass die nicht immer alle stimmen müssen, dürfte jedem einigermaßen erwachsenen Menschen klar sein. Trotzdem fallen wir des öfteren auf Werbung und die damit verbundenen Konsequenzen rein.
Da wird die halbe Nacht auf irgendeinem Spartensender ein Gerät beworben, mit dessen Hilfe wir endlich den ersehnten Six-pack bekommen, der uns schon so lange vorschwebt. Und nicht nur das, wir schaffen das in nur 6 Wochen! Ich möchte gar nicht wissen, wie viele dieser Geräte bei gutgläubigen Menschen nun auf dem Dachboden, unter irgendwelchen Betten in Schränken oder sonst wo ihr Dasein fristen. Ich ahne aber, dass es weit mehr sind, als es tatsächlich genutzte „Waschbrettbauch-in-sechs-wochen-macher“ in deutschen Haushalten gibt.
Sie lagern dabei oftmals neben dem „Ich-kann-alles-Mixer“ und der „Lean Mean Fat Reducing Grilling Machine“. So ist das wohl heute mit der Werbung. Es werden nutzlose Dinge für viel Geld angeboten.
Wie einfach war das dagegen früher mit der Produktanpreisung. Da wurden nur besonders nützliche Dinge beworben. Da stand eine Hausfrau in den allerbesten Jahren und erzählte uns (also unseren Omas), wie einfach es doch von nun mit dem Haushalt werden würde, wenn – ja wenn – man doch nur das neue Waschmittel der Marke mit dem P. benutzt. Dabei waren die Mütter unserer Mütter ja schon ganz froh, dass sie nicht mehr von Hand waschen mussten, wie viele Generationen zuvor. Aber wenn’s weiß macht ...
Ein beliebter Werbeslogan dieser Firma mit dem Sitz in Düsseldorf war dann auch über Jahre "So weiß, weißer geht's nicht". Und auch damals wurde natürlich in der Werbung die Wahrheit schon geschickt verschleiert. In diesem Falle allerdings nicht nur bildlich, denn: Dieses Waschmittel von dem Unternehmen mit dem H. im Namen besitzt einen nicht zu unterschätzenden Anteil an optischen Aufhellern. „Das sind Stoffe die UV Licht, welches der Mensch nicht sehen kann, aufnehmen und als blaues Licht wieder abstrahlen. Als Folge davon verschiebt sich das Farbspektrum ins Blaue, was Wäsche weißer aussehen lässt. Daher auch die frühere Werbung mit "Weiß, weißer geht's nicht". Sauberer war sie dadurch nicht, der Gelb-Grauschleier wurde nur überdeckt.“ (bernd-leitenberger.de)
Aber was sauber aussieht, ist auch sauber, v.a., wenn dabei „99,9 Prozent der Bakterien abgetötet werden“ (damalige Werbung). Was übrigens jedes andere Waschmittel auch tut, da im Normalfall nach einer Wäsche nur noch besonders resistente Sporen überleben.
Wichtig ist aber nicht was das Produkt kann, sondern was die Werbung uns weis(s)machen will, was es kann. Kein wissenschaftlicher Versuch konnte meines Wissens je belegen, dass Cremes das Altern der Haut aufhalten können (was sonst will uns der Begriff „Anti-Aging“ implizieren?) oder dass Milch uns zu besseren Fußballern macht. Zwar gibt die Werbung den Beweis in Form von 20jährigen Models (!!!) und dribbelnden Viertklässlern an, aber ebenso könnte man behaupten Spinat macht stark und als Beweis Comicseemann Popey anführen.
Ganz besonders absurd wird es, wenn man selbst bei bestem Willen und unter Zuhilfenahme einiger realitätsverändernder Substanzen nicht mehr umhinkommt eine Werbebotschaft zu hinterfragen. Kann Olivenöl die Jugend erhalten? Schützt ein Joghurtdrink tatsächlich vor Grippe? Oder noch subtiler: Ist wirklich in jedem siebten Ei ein Happy-Hippo enthalten? Alles Fragen, auf die Werbung keine Antwort weiß. Es geht aber auch anders, denn Werbung kann den Rezipienten über einen langen Zeitraum fesseln, um letztendlich von ihr selbstaufgeworfene Fragestellungen zu beantworten.
Seit vielen Jahren hat mich zum Beispiel eine Frage beschäftigt, auf die ich erst vor kurzem eine adäquate Antwort bekam. Gibt es eine Steigerung des beknackten "Schweppes " Gesichts? Ja! Die Mc Caine – Fresse!
 

http://www.webstories.cc 27.04.2024 - 20:06:20