... für Leser und Schreiber.  

Solange bis etwas passiert

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© Homo Faber   
   
Als es windig wurde, dachte er, sie wolle sich bei ihm einhaken, sie tat es aber nicht. Der Wind blies ihr schönes langes dunkles Haar nach hinten. „Wir werden es hier überleben“, sagte er zu ihr und sah dabei in ihre wunderschönen dunklen Augen. „Ja, das werden wir“, gab sie etwas hoffnungslos und ungläubig zurück.
Sie waren die einzigen Überlebenden nach dem Flugzeugabsturz, die es zu dieser Insel geschafft hatten. Nun waren sie seit drei Tagen dort. Eigentlich konnte er glücklich über die Situation sein, mit ihr dort zu sein. Er war schon seit Jahren in sie verliebt, aber sie hatte ihn nie beachtet. Aber nun hatte er die Gelegenheit, für sie da zu sein, und das war er bis jetzt gewesen und er war bereit weiterhin alles für sie zu tun. Möge die Rettung so lange auf sich warten lassen, bis etwas passiert.
Es begann kälter zu werden, Zeit ein Feuer zu machen. „Ich werde etwas Holz zusammen suchen, für ein Feuer“, kündigte er an. Sie nickte. „Soll ich dir dabei helfen?“, fragte sie. „Nein, nicht nötig“, sagte er darauf. Er sah zwischendurch zu ihr herüber, während er das Holz sammelte. Sie saß auf einem Baumstamm und blickte nachdenklich vor sich hin. Worüber sie wohl nachdachte, vielleicht über die Rettung, möglicherweise sogar über ihn.
Schließlich kehrte er mit dem gesammelten Holz zu ihr zurück und brachte es zum brennen. „Danke“, sagte sie, als das Feuer brannte. Er sagte nichts darauf, nickte nur.
Er sah, wie die Flammen ihr Gesicht erhellten, ihr hübsches Gesicht. Sie schien zu frieren, trotz des Feuers. „Ist dir kalt?“, fragte er. „Hier, zieh meine Jacke an.“ „Nein, danke, das ist nicht nötig“, antwortete sie. Aber er hatte sie schon ausgezogen und legte sie ihr um. „Danke, aber ich möchte nicht, dass du wegen mir frierst“, sagte sie. „Mach dir um mich keine Gedanken“, erwiderte er. „Aber warum tust du das hier alles für mich? Ich war die ganzen Jahre nie besonders nett zu dir“, fragte sie ihn. Er sah zum Mond hinauf. Es sah aus, als habe er ein Gesicht. Er schien ihm zuzunicken. Wahrscheinlich ein Zeichen, die Wahrheit zu sagen. „Weil ich dich gern hab“, fing er dann an. „Sehr gern sogar, aber nicht nur das…“ Er stockte. Der Wind hörte plötzlich auf zu pfeifen, alles um sie herum wurde still. Sie sah ihn an. „Ich liebe dich“, gelang es ihm endlich zu sagen. „Ich bin schon so lange in dich verliebt, und ich konnte es dir nie sagen. Ich würde alles für dich tun.“ Sie sah ihn noch einen Moment verblüfft und schweigend an. Plötzlich kamen ihre Lippen näher, so nah bis sie seine schließlich berührten und sie sich schließlich herzhaft küssten. Der Wind begann wieder zu pfeifen, es hörte sich an, als würde eine Menschenmasse klatschen. Er sah zum Mond hinauf, der ihm beglückwünschend zuzwinkerte.
Eng umschlungen schiefen sie schließlich ein. Irgendwann wachte er auf, als er ein Flugzeug hörte.
 

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