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Frauen & Männer 1 - Die Kommunikation

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©  Middel   
   
„Die Kommunikation zwischen Frauen und Männern ist eine Geschichte voller Missverständnisse ...“ – so könnte dieser Text beginnen. Leider gibt’s diese Passage schon in ähnlicher Form aus der Tamponwerbung, von daher fang ich mal direkt mit einer provokanten Frage an:
Wollen oder können Frauen nicht verstehen, dass ein „mmh“ oder „aha“ oder andere kurzatmige Morpheme, die auch gelegentlich von einem Nicken begleitet werden können, nichts anderes bedeuten als „Ich habe dir nicht zugehört und daher kein einziges Wort verstanden“?
Viele kleine und größere Missverständnisse resultieren schließlich aus solchen Situationen, in denen Frauen für sie wichtige Informationen an den Mann bringen möchten, ihre anvisierten mutmaßlichen Rezepienten aber gerade abwesend an etwas anderes denken und den internen Anrufbeantworter auf Dauerzustimmung geschaltet haben. Vielleicht kommt das daher, weil Frauen in Gesprächen untereinander auch auf diese Wortreduzierungen zurückgreifen, wenn sie Zustimmung, Erstaunen oder andere innere Empfindungen zum Ausdruck bringen möchten. Der entscheidende Unterschied in dieser Art der Konversation ist aber – und ich bitte dies zu beachten – dass sie ihre Antworten bewusst geben und den (bzw. die) Gegenüber dabei jederzeit im Blick haben. Sie schalten auch innerhalb von Sekundenbruchteilen vom Passiv-Modus (also bloßem Zuhören) direkt in den aktiven Sprechmodus. Ihre Gesprächspartnerin schaltet ebenso schnell um, und die Konversation ist gerettet.
Wenn einer der Gesprächspartner (fast ausschließlich der passive Part) nun ein männliches Geschöpf ist, können Unterhaltungen sehr schnell sehr böse Überraschungen offenbaren. Wenn nämlich die Frau irgendwann mit einem völlig überraschenden „... und was meinst du dazu?“ endet. Das ist der Moment in dem das Kartenhaus der Inaktivität in sich zusammenfällt. Jeder Versuch von Seiten des Mannes, sich da herauszuwinden, zieht die Schlinge, die sich nun um seinen Hals befindet, enger zusammen. Es soll Fälle gegeben haben, wo Männer weinend zusammengebrochen sind und ewige Besserung geschworen haben – wobei dies einer genetischen Reorganisation gleichkommen würde und soweit ist selbst die von Männern dominierte Wissenschaft noch nicht!
Andere Männer ziehen selbst in dieser mehr als kritischen Situation ihr Maskenspiel eiskalt durch. Für die Zockerfreunde mal kurz die Quote: 50-50 – Ja oder Nein!?
Aber liegt es wirklich an den Männern, dass solche Situationen eskalieren? Könnten Frauen nicht einfach subtiler herangehen, wenn sie wirklich etwas wichtiges zu sagen haben? Zum Beispiel indem sie nur reden, WENN sie etwas wichtiges zu sagen haben! Männer machen es doch genauso und leben ganz gut damit. Sie wissen zwar nicht, welches Rasierwasser ihr bester Freund benutzt oder wie viel er wiegt, aber es interessiert sie auch nicht. Es reicht zu wissen, wann der nächste Playstation-Abend ist und dass genügend Bier da sein wird.
Genauso wenig interessiert es die Männer, wann der Geburtstag der besten Freundin ihrer Freundin ist. Wenn es soweit ist, einfach die Karte plus Stift unter die Nase halten und im Nullkommanichts ist diese unterschrieben und die Situation gerettet.
Man kann sich nun fragen, pardon: Frau wird sich nun fragen, warum Männer so gleichgültige und desinteressierte Wesen sind. Meine These dazu: Das war nicht immer so. Als heranwachsende Jungs gab es eine Zeit der Offenheit und Anteilnahme. Die kleinen Jungs hörten den kleinen Mädchen noch zu, wenn sie etwas wichtiges zu erzählen hatten.
Doch irgendwann kam die Zeit der Mütter. Die nicht mehr ganz so kleinen Jungs mussten erfahren, wie es ist, wenn man einer der krassesten, nicht anerkannten, Foltermethoden ausgesetzt ist: Der mütterlichen Befragung. „Hast du schon ...?“, „Möchtest du nicht endlich...?“, „Wann machst du denn ...?“ in Heavy Rotation auf dem Mutterkanal laufend zwangen den lebenslustigen Jugendlichen nach und nach zum Rückzug und zur Einrichtung selbstschützender und überlebenswichtiger Mechanismen. Diese wurden dann sukzessive verfeinert, was nichts anderes heißt als aufs wesentliche reduziert. Aus einem anfänglichen „Ja ich werde gleich mein Zimmer aufräumen!“ wurde so ein „Ähä“ oder „jupps“. Schließlich verlernten die jungen Männer dann noch die Unterscheidung zwischen „wichtiger Information“ und „unwichtiger Information“, da sie gelernt hatten: „In der Dauerrotation wird jedes Thema irgendwann wiederholt, so dass ich nichts verpasse!“
Ein Freund berichtete mir übrigens kürzlich von einer Weiterentwicklung seines Systems des Nichtzuhörens. Wenn es irgendwann zu der alles entscheidenden Frage kommt, fragt er einfach noch mal nach: „Wie hast du das jetzt genau gemeint?“ Nun ist der Ball wieder bei der Partnerin und er kann die Information gezielt verarbeiten. Bisher eine Methode ohne Schwächen! Ich werde sie bei Gelegenheit selbst einmal ausprobieren und dann von meinen Erfahrungen berichten.
 

http://www.webstories.cc 28.04.2024 - 01:10:07