... für Leser und Schreiber.  

Mal sehen wie es weiter geht.....

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© Bianca    
   
Ich saß vor meinem Computer und schwelgte in meinen Gedanken. Dies kam in letzter Zeit ziemlich häufig vor, nur dieses Mal hatte ich einen fürchterlichen Schluckauf dabei, der meine Gedanken über chaotische Dinge ständig unterbrach und mich durch „Hick“ völlig durcheinander brachte.
Nichts in diesem Leben hatte Struktur und Ordnung und ich fragte mich, ob das vor meiner Geburt wohl schon alles so festgestanden hatte. War meine Geburt eigentlich auch sehr chaotisch und durcheinander abgelaufen? Ich musste beim nächsten Mal bei meiner Mutter nachfragen. Und wenn ja, was dann? War ich dann zu ewiger Unordnung verdammt?
Obwohl- wenn ich es mir recht überlegte, war es ja gar nicht so unordentlich verlaufen. Schließlich hatte ich meine Schule korrekt mit einem Abi beendet. Klar- auch das war mehr oder weniger chaotisch und unstrukturiert abgelaufen, denn ich hatte weiß Gott wichtigere Dinge wie das Theater, Freunde, Freund, Partys und den Job im Kopf, als mich ständig hinter die Bücher zu setzen und den Satz des Pythagoras zu studieren. Der raubte mir sowieso schon seit der siebten Klasse den letzten Nerv. Ebenso erging es mir mit Maiose und Mitose, Atomen, der deutschen Grammatik und der englischen Sprache und und und… Man kann sagen in der neunten Klasse bemerkte ich wie ätzend die Schule doch war.
Ok- zugegeben die neunte Klasse hatte mir so einen Spaß gemacht, dass ich sie gleich noch mal besuchte und feststellen musste, dass der Stoff der ersten 9. Klasse weitaus besser gewesen war. Der ganze Jahrgang war auf einem „Ich bin der Beste“ Trip und ich fragte mich, wo man die Medikamente herbekommen konnte, um mich diesem Trip anzupassen. Vor allem die Mädels gingen mir ganz schön auf die Nerven: „Oh, sag mal warum hast du nur so reine Haut und ich nicht? Findest du nicht, dass die Schuhe überhaupt nicht zu meiner grün- blau- weiß- rosa farbigen Unterhose passen? Ich muss mir unbedingt neue kaufen. Und neues Make- up brauche ich hast du schon mal das von Jade ausprobiert? Wirklich super sage ich dir. Besser als dieses Billigzeug für 2.50!“ Seltsam, ich benutzte ja selten Schminke, aber ich kam mit dem „2.50- Zeug“ verdammt gut klar. Wahrscheinlich hatte ich deshalb auch so reine Haut… Wir waren in der neunten Klasse und die hatten nichts Besseres zu tun als sich um die ersten Falten zu sorgen!
Da hatte ich ja nun wirklich gar keinen Bock drauf. Übel an meiner Situation war, dass sich Brian auch dazu entschlossen hatte mal zu schauen wie es eine Klasse tiefer abläuft... Mann, war das ein Idiot und ausgerechnet der saß anschließend neben mir und prollte mit seinen Englischkenntnissen wo er nur konnte. Ja und ausgerechnet der gab mir drei Wochen später meine ersten Englischnachhilfestunden. Das war doch echt nicht zu fassen. Obwohl- wenn ich es mir recht überlege- es war doch im Nachhinein gar nicht so schlecht. Ich bezahlte ihn mit Kippen und er brachte mir die englische Sprache etwas näher. Aber wirklich genützt hat es doch nichts… In der elften Klasse musste ich meiner Englischlehrerin versprechen ihre Stunden nicht mehr zu besuchen und bekam zur Belohnung dafür eine glatte Vier und somit kein Defizit. Wenn ich allen Lehrern versprochen hätte zu gehen und nie mehr wieder zu kommen, hätte ich dann wohl ein Zweierzeugnis bekommen? Schade, dass ich das nie ausprobiert habe.
Obwohl- dann säße ich nicht auf meinem Stuhl und würde über den Mist nachdenken, sonder stände bei Mc Donalds an der Theke und würde die Leute unfreundlich fragen welchen Burger sie sich diesmal reinschieben wollen. Anschließend würde ich mich zu Hause in Trainingshosen und mit fetttriefenden Haaren besaufen und meine ganze Welt würde nur aus Pommes, Burgern und Milchshakes bestehen. Oh Gott, allein der Gedanke ließ mich feststellen, dass ich eine gute Entscheidung getroffen hatte, mich weitere drei Jahre durch die Hölle zu quälen, das Richtige war. Und so schlimm war es ja auch gar nicht, mit Ausnahme von Mathe, Biologie, Englisch und Religion. Geschweige denn Physik. Komischer Weise wäre ich auf jeden Fall bereit gewesen mein Abitur Cäsar und Cicero zu widmen nur leider wollte niemand diese Begeisterung mit mir teilen und so blieben wir drei allein.
„Jedenfalls habe ich mein Abitur geschafft und bin die ganzen hilflosen Kreaturen von Lehrern nun all für alle Mal los“ dachte ich. Niemand hätte es für möglich gehalten, aber ich begann nach einem sozialen Jahr damit, Lehramt zu studieren und mich damit mindestens 30 Jahre lang wieder von Lehrern umgeben zu lassen und mich mit hilflosen und wutentbrannten Eltern auseinander zu setzen. Irgendwie hatte ich doch nicht alle Tassen im Schrank. Aber es war meine Berufung. Ich war ein überaus gutes- was sagte ich da- ein spitzenmäßige Organisationstalent, wusste über das Leben und die Menschen Bescheid- vor allem über meine Nachbarn, die sich jeden Abend ab 23 Uhr in Haare kriegten und die Talkshows die ich mir jeden Tag vier Stunden lang rein zog- und konnte mich ordentlich durchsetzen. Vor allem Letzteres lernte ich durch die Talkshows, denn nur durch Schreien und Anbrüllen kann man(n) erhört und wahrgenommen werden. Bei mir klappte das nicht und ich sah einfach nur lächerlich aus. Ich lief rot an und verzog das Gesicht als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Anschließen holte ich tief Luft und riss den Mund auf um loszukeifen. Aber es geschah nichts als ein hysterisches Gequieke und ein kleines HB-Männchen bzw. – frauchen tobte herum, das meinen Freund in ein herzhaftes Gelächter ausbrechen ließ. „Wie soll ich dich denn ernst nehmen, wenn du so witzig dabei aussiehst?“ rechtfertigte er sich. Wahrscheinlich hätte ich nicht anders reagiert als er und mir dabei sogar noch in die Hosen gemacht.
Hmmpf, an diesem Teil musste ich wohl noch arbeiten. Vor allem musste ich schnell lernen mich klug und kess aus der Affäre ziehen zu können. „Wo ist denn schon wieder die Milch? Hast du sie getrunken? Ich dachte du verträgst sie nicht!?“ - „Ääh, hm, nö, nein- doch vielleicht. Nein es war die Katze, die hatte ja vielleicht einen Durst sage ich dir!“ Hmmpf. Mist, Mist, Mist, es war doch nicht zu verleugnen. Niemand anders konnte die Milch getrunken haben ich war doch die Einzige in der Wohnung und eine Katze gab es auch nicht. Ich musste einfach besser werden.
 

http://www.webstories.cc 30.04.2024 - 15:41:57