... für Leser und Schreiber.  

GrauErdenErdwurm

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©  rosmarin   
   
Ich wollte die Weisheit
Mit Löffeln einst fressen
Hab Vieles gelesen
War wie besessen

Konnt mich nicht laben
An Kuchen Eis Schwein
Rind Erbsen Bohnen
Bier und auch Wein
Schnurstracks trieb es mich
In die Hölle hinein

Bin fast verreckt in
Elend und Not
Kroch auf der Erde hin
Wie ein Wurm
Getreten verspottet verachtet
Verlacht hatte
Ich längst meine Identität
Verlor’n

Verbracht’ meine Tage versteckt
In der Nacht
Vergaß meine Eltern
Den Mann meine Kinder
Den Frühling den Sommer
Den Herbst und den Winter

Stapfte durch Länder
Täler und Höhn
Flog über Meere
Schwamm tief in den Seen
War so begierig
So besessen
Wollte die Weisheit mit
Löffeln doch fressen

Wollte hinter das Leben
Wie's war konnt’s nicht sein
Flehte zu Gott zu Teufeln
Lasst in den Himmel
Die Hölle mich rein

Bleib auf der Erde
Elendiglich Wurm
Dein Streben war hoch
Dein Fall sei nun tief

Kein Gott und kein Teufel
Hat jemals Erbarmen
Schlafe nun ein in
Meinen eigenen Armen
Fast am Ende der
Endlichkeit nah
Im Elfenbeinturm
Ich elendiglich

GrauErdenErdwurm

Und noch immer
Besessen die Weisheit
Zu fressen
Doch in kleinen
Häppchen jetzt nur

si tacuisses philosopiaus mansisses (hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben)

***
 

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