... für Leser und Schreiber.  

Der Nackthahn

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©  Sommertänzerin   
   
Es war einmal zur Weihnachtszeit,
der Geflügelbraten fast bereit,
fertigzustellen zum Verzehr,
Bauer und Weib freuten sich sehr.

Der gute Hahn war noch nicht tot,
doch war er gerupft, nun rosarot.
Welch ein zähes kleines Vieh,
kaputt zu kriegen, nimmer nie...

So trug es sich also zu,
dass er aufwachte aus der Ruh,
vom Werkeltische sprang,
ihm die Flucht gelang.

Raus aus der Katzenklappe auf den Hof,
Bauer und Weib die guckten nur doof,
sahen sich an und kratzen den Kopf,
auf dem Herd stand einsam der Topf.

Unterdessen der Hahn stakst freudig umher,
denn er liebte seine Freiheit sehr,
wollte seine Hennen begrüßen,
die lagen ihm stets zu Füßen.

Schon oft hatte er Glucken beglückt,
er war mit buntem Federkleid bestückt,
er wusste dass er der Hahn im Korbe war,
doch wußte er nicht, was im Hause geschah...

Was für ein arroganter Wicht,
das er nackt war, merkte er nicht.
Die Hühner gackerten sich alle tot,
und Bauer und Weib hatten Abendbrot

Das ging dem Hahn am Nacktarsch vorbei,
hauptsache nicht Braten der Feierei.
Doch ein neues Federkleid musste her,
das hingegen war ziemlich schwer.

So ging er in den Schuppen, sah sich um,
fand einen Schal, er war ja nicht dumm.
Doch bis er sich hineingerollt,
passierte etwas ganz ungewollt.

Der weiße Schal war voller Tritte,
vom Ende, Anfang, bis zur Mitte.
Mit fremden Federn geschmückt,
war er nun gänzlich entzückt.

Und die Moral von dieser Ode,
Hahnentritt ist voll in Mode.
 

http://www.webstories.cc 03.05.2024 - 11:24:41