... für Leser und Schreiber.  

zaghaft nur

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©  kalliope-ues   
   
Leise legt die Nacht sanfte Schleier um die Welt
Regentropfen perlen neues Leben in die Erde
die den Duft getrunkener Sonnenstrahlen verströmt
Nachzügler haben den Mitternachtsreigen verpasst
wandeln schlaftrunken durch die triefende Dunkelheit
die Welt hat sich zur Ruhe gelegt

Doch ich habe meine Ruhe längst verloren
Takt um Takt schlägt mein Herz einen Namen
bis ich ganz und gar Herzklopfen bin
Wasser und Erde und Luft draußen

im Inneren hat sich Feuer hinzugesellt
will es mich verbrennen?
mir den Boden unter den Füßen versengen?
worauf soll ich dann stehen
wenn alles lichterloh brennt?

Müsste ich dem nicht Einhalt gebieten
vernunftbegabtes Wesen Mensch?
Wo Willenskraft nicht hinreicht
bleibt warnend nur die Hand erhoben
doch folgt die Tat dem Denken nicht.

Es will das Fühlen nicht aufs Denken hören
dreht eigenwillig sich in wildem Tanz
und wird sehr zaghaft nur im Zaum gehalten
nicht durch Verstandesdenken oder mit Distanz

Und schau ich hin, hebt ängstlich sich die nächste Frage
ob dieses Fühlen einen Spiegel findet?
Kann Drängen nicht Bedrängnis nur gebären?
Das Feuer, wenn es überspringt,
kann Licht und Wärme spenden
- und zerstören

(1996)
 

http://www.webstories.cc 27.04.2024 - 00:42:12