... für Leser und Schreiber.  

Der MP3-Player

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© Homo Faber   
   
Ja, diese Schiebetüren in den alten Zügen waren etwas umständlich, so half ich dem jungen Mann, der mit Reisentaschen bepackt war. Es erfordert etwas Kraft, um die Türen zu öffnen, so öffnete ich sie für ihn, da es mit den Koffern ein wenig umständlich war für ihn.
Lächelnd dankte er mir.
„Fährst du oft mit dem Zug“, fragte er mich plötzlich.
„Ja, viel zu oft“, antwortete ich.
„Hörst du dann keine Musik, oder so?“, fragte er.
„Ich hab ja leider nichts“, gab ich zurück. Als Student konnte ich mir leider nichts leisten, gern hätte ich schon einen MP3-Player oder ähnliches, wie alle anderen hatten.
Da nahm er einen MP3-Player aus der Tasche. „Hier kannste behalten, ich hab mir nen neuen gekauft.“ Ich war sprachlos, es konnte doch nicht sein, dass er mir einen MP3-Player schenkte.
„Danke“, sagte ich verdutzt.
„Du brauchst auch keine Angst haben, ist keine geklaute Wahre, oder so“, wies er mich noch drauf hin.
Ich konnte es echt nicht glauben, dass er mir, einer fremden Person, so etwas schenkte. Er hätte es einem Freund schenken können oder bei Ebay versteigern können. Ich hatte ihm doch nur die Tür aufgehalten. Da musste doch irgendein Haken dran sein. Vielleicht war Gift dran? Ich erinnerte mich daran, dass vor einigen Jahren irgendein giftiges Pulver in einigen Briefen beigefügt wurde, das tödlich war. Und dieses Gerät war ja noch in Folie eingepackt.

Zu Hause untersuchte ich ihn erstmal gründlich mit dem Mikroskop. Nichts zu finden. Auch keine Drogen waren versteckt. Kein Zweifel, es schien alles einwandfrei in Ordnung. Dennoch war ich noch weiterhin skeptisch und traute mich nicht, ihn auszuprobieren. Irgendwas musste doch dran sein. Kein normaler Mensch würde doch einem Wildfremden mal einfaoch so einen MP3-Player schenken, auch wenn es schon ein älteres Model war.
Ich überlegte und überlegte, kam aber zu keiner Lösung. Oder er war einfach nur defekt und der typ hatte sich nur einen Scherz mit mir erlaubt. Ja, das war es wohl. Aber das ließ sich ja leicht nachprüfen. So probierte ich das Gerät schließlich aus. Und es
funktionierte tatsächlich sogar. Allerdings erlebte ich den ersten Song nicht mehr mit, denn kaum hatte ich ihn angestellt, explodierte eine Bombe und ich war auf der Stelle tot. Also war doch irgendein Haken dran. Dass ich darauf nur nicht gekommen war, dass dies eine versteckte Bombe hätte sein können. Na ja, auf die einfachsten Lösungen kam ich ja meistens nie. Aber egal, jetzt war ich ja sowieso tot, da brauchte mich das auch nicht mehr zu interessieren.
Schade nur, dass ich nicht mitbekommen hatte, was für Musik darauf war. Wahrscheinlich eh nur Techno, also nicht wirklich was für mich.
 

http://www.webstories.cc 04.05.2024 - 09:52:07