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Die Namenlose Stadt

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©  Killing Joke   
   
An windgeschleifter Berge Ufer
unter Scharlachrotem Himmel

Heimgesucht seit alter Zeit
von Chronos unstillbarer Habgier
alter Bücher argem Wissen
ungenannter Sphären Dinge

liegt die Namenlose Stadt

und schweigt

.

In zyklopisch Götzentempel
aus unendlichen Äonen
wallt herauf von dunklem Abyssal
der vergess'nen Fäulnisodem

Unter ewighohen Minaretten
Zeitgestumpfter Pracht
hinter vieler Lücken klaffend Mauern
die einst wehrhaft stark bemannt

zwischen längst verfall'nen Häusern
deren Obdach heut' verdirbt
über Herzschlag barer Straßen
und selbst tief darunter

.

wo einstig Leben heut'ger Fäulnis
schwitzt endlich
seine letzten Säfte
aus der Pergament'nen Haut

.

Zu der alten Götter Statuen Füße
einzelnd unbewusst um aller Joch
zersetzt ins Mark doch stehend noch
und längst nichts mehr als darbend

ihres dumpf ersehnten Loses
wandelt undenkbar velor'nes Grauen
stetig strauchelnd matt umher
in selbstvergess'ner Stille

ohne Mund' Aug' oder Ohr
sinnlos durch die tote Stadt
deren Hoheit vor Zeitaltern
unantastbar von der Welt

als Herrenrasse angebetet
ihre eig'nen Schöpfer übertraf
und höher noch sich aufschwang
als des Idiotengottes Thron

.

Der Flötenspieler stilles Lied
durchfährt Figuren stumpfer Gleichgult
schneidend durch ihr trockā€™nes Fleisch

Ungeschlachte Köpfe räkeln sich
auf kurzen Hälsen sitzend in
die ungewohnte Höh'

Vom Himmel sickert's Leichentuch
tobt Spielmanns Wind heran
treibt's Nagli far zum dunklen Steg

Seufzend wenden sich der Körper
unförmige Shilouetten um
trotten langsam ihrer Fahrt entgegen

.

In dieser düster'n Stätte
nunmehr nur sich finden
bleiche Albgesichter

Nachtmahren in der feuchten Gassen
Schatten hausend heulend nach
vergessner Tage unerreichbar
fernem Friede

An windgeschleifter Berge Ufer
unter Scharlachrotem Himmel

liegt die Namenlose Stadt

Und schweigt
 

http://www.webstories.cc 06.05.2024 - 10:14:09