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In der Kaserne wird der Milchreis klumpig Teil 1

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© Robert Zobel   
   
Mittagspause bei der Armee.
„Gefreiter Moschen!“ ruft Feldwebel Holzbanker.
„Hier!“ sagt der etwas dickliche Gefreite Moschen.
„Ist der Milchreis geschmacklich in Ordnung?“
„Jawohl!“, sagt der dicke Moschen.
„Dann wollen wir Essen fassen, Jungs!“ sagt Feldwebel Holzbanker, und alle Soldaten setzen sich um den großen Milchreistrog.
„Hat jeder einen großen Löffel?“ fragt der Feldwebel. „Alle mal hochhalten! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben! In Ordnung! Gefreiter Moschen, rühren Sie einmal die Milchkruste zu Klump!“ Und während der Gefreite rührt, freuen sich alle schon auf die süsse Speise. Die Kompanie hat sie sich verdient. Die Soldaten haben heute ein Dorf beschützt und ein anderes dafür kaputt gemacht. Voll stressig und schwierig. Außerdem ist die Munition immer so schwer und man hat Riemchenabdrücke vom Gewehr auf der Schulter. Dann haben sie noch ein Baum gefällt, weil der inmitten der Straße gewachsen war und hatten dann noch Übung, die darin bestand, einem gestürzten LKW wieder auf die Reifen zu helfen.
„Na Jungs, hat auch jeder sein Lätzchen?“ fragt der Feldwebel Holzbanker. Dann halten Sie sie mal alle hoch. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs… Moschen, wo ist Ihr Lätzchen?“
„Es ist mir in den Milchreis gefallen!“ sagt der dickliche Gefreite, der immer so tollpatschig ist. Auf sein Konto gehen 4 Eigentore, also er erschoss aus Versehen eigene Leute. Eigentote also eher.
„Hm, hm“, sagt der Feldwebel. „Und was nun? Na, nehmen Sie einfach dieses Stück Stoff. Tangas kann ich eh nicht tragen! Also, dann Guten Appetit!“
„Guten Appe….“, erwidern die Soldaten – plötzlich aber geht die Sirene los: Riuriuriuuuuu!
Der Feldwebel springt zum Funkgerät.
„Hier Holzbanker“, sagt er. „Was, wo? Bei Stellung 29 b, Ecke Stellung 30 in dem Minengürtel? In Ordnung! Stellung beziehen Jungs!“ Und er springt auf, schnappt im Fluge seine Maschinenpistole und rennt hinaus. Flopp – Tür wieder zu.
Die anderen Soldaten laufen hinterher.
Flopp, flopp, flopp.
Draußen steht ein Panzer mit Anhänger. Auf diesem hängen mehrere Fässer Bier und Gläser an Seilen. Manche sind schon ein wenig zerschossen, aber solange der Boden intakt ist geht das Trinken und nichts wird ausgewechselt.
Schnell greift jeder nach seinem Glas, seine Waffe, seine Zeitschriften oder seiner Digitalkamera und setzt sich auf seinen Platz. Der Panzer tuckert vorwärts. Feldwebel Holzbanker sitzt im Panzer und steuert. Sie fahren so langsam, dass es aussieht, als ob die Bäume am Wegesrand schneller sind. Die Ketten fressen sich in die Erde: Schrampbrrr.
Nach gefühlten Monaten sind sie bei der Stellung 29 b. Im Schützengrabenanfang rennen schon die ersten Terroristen umher. Ein paar Zivilisten schießen wahllos in die Schwaden der Rauchbomben. Jeder Soldat weiß, was er zu tun hat. Zwei laufen mit ihren Panzerfäusten zum nächstgelegenen höchsten Ort und visieren den Grabenschlauch an. Die Panzerfäuste werden entsichert, geladen und kalibriert. Unten am anderen Ende machen die anderen Soldaten einen riesigen Lärm, um die Terroristen aufzuscheuchen. Der dicke Moschen wirft sogar ein Glas hinein. Dann sieht man die ersten schwarzgekleideten Männer ängstlich hervorstürmen. Es sind viele. Sie wehren sich. Aber die Panzerfäuste funktionieren prächtig.
Schließlich sind alle tot. Der dicke Moschen hat ganz glasige Augen bekommen. Er wischt sich die Spuckpfützchen aus den Mundwinkeln.
„Wo ist denn die Wache?“ fragt der Feldwebel.
Die Wache, der Gefreite Lakune, liegt ganz verstört im Sand neben einem toten Terroristen.
„Ich weiß nicht, wie das hier alles so weit gekommen ist“, sagt er. „Ich bin nur ganz kurz meinen Kot ausportieren gegangen, und als ich wiederkam, hatten sie fast die ganze Stellung eingenommen!“
„Hm, Gefreiter Lakune“, sagt der Feldwebel, „vielleicht haben Sie vergessen die Soldatenattrappe richtig hinzustellen…“
„Aber nein“, beteuert er.
„Das sehen wir uns lieber einmal an“ sagt Feldwebel Holzbanker und steigt in den Graben hinab. Es riecht deutlich nach Schwefel von den Raketen. Und da sieht man es: Lakune hatte doch vergessen, den Soldaten aus Pappmachee richtig hinzustellen, und so wie es aussah, hatte er ihm sogar ein Clowngesicht gemalt. So erkannten die Friedensstörer, dass der Graben leer war und übernahmen ihn fast zur Gänze.
„Mein schönes Jochbein“, jammert Lakune. „Oh, oh, oh.“ Aber dann sagt er: „Wie gut, dass ihr noch gekommen seid. Sonst wäre wahrscheinlich auch meine Wirbelsäule gebrochen! Wisst Ihr, in meinem Körper befindet sich zurzeit ein riesiger Furz. Ich werde ihn zur Belustigung einmal für Euch hinaus stoßen und ihr könnt ihn dann mit den Händen fangen und mitnehmen.“
„Danke schön“ sagt der Feldwebel, „aber behalte deinen Furz nur – wir sind ja Kameraden! Jungs, alles fertig? Aufsitzen!“ Und der Panzer rattert zurück in die Kaserne.
Und der dicke Moschen, der sich gerade die Spuckpfützchen aus den Mundwinkeln gewischt hat, rührt wieder den Milchreis und alle setzen sich um den Trog.
„So, Jungs“, sagt Holzbanker, „hat jeder einen großen Löffel? Alle mal hochhalten! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben! In Ordnung! Hat jeder sein Lätzchen mit? Alle mal hochhalten“ Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs …. Halt! Moschen! Was haben Sie da in der Hand?“
„Das, das, das ist mein eigener Schlüpfer!“ sagt Moschen.
„Wo haben Sie den denn her?“
„Den, den, den muss ich mir heute irgendwann in den Morgenstunden selbständig angezogen haben!“
„Und wo ist der Tanga, den ich Ihnen vorhin gegeben habe?“
„Hab ich angezogen Herr Feldwebel!“
Holzbanker blickt kopfschüttelnd den tollpatschigen Moschen an. Wie kann einer nur so wie er sein?
„Na, guten Appetit, Jungs!“ sagt er schließlich.
„Guten Appetit“, sagen alle und wollen gerade in den Trog einfallen…
Da ertönt die Sirene.
Holzbanker am Funkgerät.
„Wie was“, fragt er. „Der Oberst? Gut, wir kommen!“
Da legen alle Ihre Löffel weg und rennen hinaus. Flopp, flopp, flopp.
Der Feldwebel fährt querfeldein, mäht Bäume nieder, tötet einen Soldaten weil ein kaputtes Glas sich durch das Ruckeln löst und ihm das Gesicht zerstückelt.
 

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