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Wie die Lachmöwe zu ihrem Namen kam

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©  Sommertänzerin   
   
Es war einmal eine kleine Singmöwe. Heutzutage gibt es diese so genannten Singmöwen gar nicht mehr. Sie sind zwar nicht ausgestorben, aber sie singen nicht mehr.

Diese kleine Singmöwe, von der ich euch nun erzähle, konnte zauberhaft singen. Wunderschöne Töne kamen aus ihrer zarten Kehle. Sie wurde von allen anderen Vögeln bewundert und beneidet. Das genoss unsere Singmöwe sehr und sie begann mit der Zeit die anderen singenden Vögel herunterzumachen.
Lächelnd begutachtete sie den Meisenchor.
"Ihr könnt ja gar nicht singen," meinte sie und konnte sich ein lauteres Lachen gerade noch verkneifen.

Am Wochenende sollte die Amsel auf einer Vogelhochzeit singen. Sie wurde für den Gesang vorgeschlagen, weil sie die Schwester des Bräutigams war. Sie sollte singen, weil sie zur Familie gehörte und auch ihr Gesang nicht zu verachten war.
Das war der Möwe ein Dorn im Auge, da sie auch eingeladen war und ihrer Meinung nach viel viel besser singen konnte.
Als die Amsel anfing zu singen, fing die Möwe zwischendurch immer leise an zu Kichern, so dass sich der Gesang der Amsel furchterregend anhörte, denn das Kichern war äußerst störend und die Amsel wurde verunsichert und geriet ins Stottern.
Böse Blicke wurden zur Möwe geworfen und sie flüsterte schnippisch: "Tja, hättet ihr mal lieber mich singen lassen, denn ich kann von allen Vögeln am besten singen... ."

So ging das nun seit Wochen. Egal welcher Vogel sein Bestes gab. Die Möwe hackte stets auf dem Singsang herum und ihr Gelächter wurde immer dreckiger und lauter und ihre Sprüche härter denn je. Die anderen Vögel waren verletzt und beleidigt und mieden die Möwe.

Um aber auf sich aufmerksam zu machen, störte sie immer wieder die Proben und Vorstellungen der Vogelchöre und Gesangsauftritte.

Eines Tages hatte die Möwe gerade einen schönen großen Fisch gefangen und wollte ihn auf einer Klippe verspeisen.
Da sah sie eine Räbin unter sich zwischen den Steinen, die sich mühsam im Singen übte. Traurig knatschte diese:

"Ach, was wär ich gern ne' Möwe, die so schön singen kann.
Ich krächtz' bloß wie ein Löwe, bekomm' so keinen Mann."

Die Möwe war außer sich vor Schadenfreude, als sie das hörte. Das würde sie herumtratschen. Da wollte doch diese dumme Räbin tatsächlich versuchen zu singen. Man konnte es kaum glauben.

Lauthals fing die Möwe an zu lachen, so laut wie nie. Dabei verschluckte sie sich an dem Fisch. Eine kleine Gräte stellte sich im Halse quer und seit diesem Tage konnte die Möwe nicht mehr singen, sondern nur noch krächtzen und lachen, was sie ja eh' am liebsten tat ...

Und die Moral von diesem Stück:
"Gönn' den Andren auch ihr Glück."
 

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