... für Leser und Schreiber.  

Patient 1

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© Robert Zobel   
   
Seit drei Monaten bin ich nun hier in der psychiatrischen Klinik in Bobitz und werde mit verschiedenen Tabletten zu verschiedenen Zeiten am Tag vollgepumpt. Eine Nebenwirkung dieser Präperate oder eines Präperats hat die Ursache meines Hierseins beseitigt. Ganz zum Unmut meiner Selbst, denn ich hab das toll gefunden. Ich wäre auch schon längst wieder daheim, wenn ich dem Arzt beipflichten würde, dass ich mir da was eingebildet habe. Aber meine Herren und Damen Gesangsvereine, Gefühle kann man sich nicht einbilden. Auf jeden Fall nicht solche. Das war so ein erhebendes Gefühl, bevor ich auf Toilette musste und wenn ich drauf war und fabrizierte, war es besser als der beste Sex des besten Rumfickers des besten Universums. Denk ich mir.
Doktor Johanson meint, es liege an meinem Leben an sich. Da sei bei mir zuviel Grauheit und deshalb wünsche ich mir Abwechslung. Dies ist in mir so stark manifestiert, dass ich mir einbilde, statt ganz normalen Stuhlgang Regenbögen auszusondern.
Das ist für mich das Blödeste, was ich je gehört habe. Mein Leben ist überhaupt nicht grau. Es ist vielfältiger als die Einfältigkeit der Menschen.
Außerdem, was hat das Ergebnis mit dem Empfinden davor zu tun? Es fängt bei mir immer in der Brust an. Dann hab ich so einen gewissen Druck, der nicht weh tut, aber da ist und der sich ganz langsam durch meinen Körper schiebt. Dabei fühlt es sich an, als massiert mich eine warme ölige Hand von innen und hinterlässt bei jeder Berührung einen zärtlichen Wirbel. Und dann muss ich auf die Toilette. Ein Regenbogen riecht übrigens nach frischer Wäsche.
Früher oder später werde ich dem Arzt hier sagen, dass mir auch aufgefallen ist, dass das alles Quatsch war. Dann komme ich wieder nach Hause, setze die Medikamte ab und mich dann wieder aufs Klo. Das wird was. Ich freu mich schon drauf.
 

http://www.webstories.cc 26.04.2024 - 00:29:48