... für Leser und Schreiber.  

Gedanken kurz vor Mitternacht - Automatisches Schreiben

28
28 Stimmen
   
©  darkangel   
   
Kennt ihr das? Da ist etwas in mir, das mich verstopft wie ein Korken. Ein Korken auf einer Weinflasche. Man ist sich nicht einmal sicher, ob sich darunter ein guter oder ein schlechter Wein verbirgt. Höchstens sieht man die Farbe, die einem einen etwaigen Geschmack versprechen kann. Der Korken sitzt fest und schützt die Flüssigkeit vor Luft und Licht. Und die Flüssigkeit schwappt, plätschert, träge, einschläfernd, aufgeregt, sanft oder spottend.

„Die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern“ – dieser Satz ist weithin bekannt und benutzt. Ich finde ihn nicht ganz zutreffend. Das Gefühl des Verlusts stimmt. Doch ist es weniger etwas, was wir festhalten wollen, als etwas, was uns forttreibt. Man könnte sich eine Küste vorstellen, an der eine starke Strömung herrscht. Man will auf einen Punkt an der Küste zu schwimmen, entfernt sich jedoch, obwohl man sich mit jedem Schwimmzug der Küste nähert, mehr von dem anvisierten Punkt. So zieht die Zeit uns unerbittlich mit sich. Missgeschicke passieren, und das einzige, was wir tun können, ist, zu versuchen, mit uns und unserer Vergangenheit ins Reine zu kommen.

Was wird sein? Es gibt Augenblicke, da sehe ich mich um und möchte schreien. Der Zeit ihr wohlgeformtes Glas zerbrechen, ungeschehen machen, was sie mit sich bringt. Das Alter aufhalten… was für eine irdische Idee. Nein, zu altern ist nicht schlimm. Doch wenn die Seele zu schnell altert, wenn sie dem Tod entgegenstrebt, obwohl der Körper noch lange nicht bereit ist, dann muss es doch eine Möglichkeit geben, die Notbremse zu ziehen, bevor sie sich aus dem fahrenden Zug stürzt.
Das Wort „irdisch“ mag euch wundern. Irdisch, was ist das? Für mich ist es die unselige Tatsache, in einem Körper gefangen zu sein, der mich angreifbar und verletzlich macht. Was nützt der stärkste Wille, wenn er unter einer Lawine begraben liegt? Irdisch ist die Vorstellung eines alten Mannes mit Rauschebart, der auf einer Wolke sitzt und über Gut und Böse entscheidet. Irdisch ist dieser Hang und Zwang zur allzu schnellen Veränderung. Irdisch ist die Angewohnheit, diese vorschnellen Änderungen bald zu bereuen und zu bedauern. Sollte man nicht wieder die Vorstellung des starken Alphatieres und der Zerfleischung der Schwachen aufleben lassen? Was für eine irdische Vorstellung, das lässt mich nur den Kopf schütteln.

Vielleicht ist der Korken in der Weinflasche die Vernunft?

--------------------------------------------------------------------------------------

Entstanden als kleine Momentaufnahme nach einer viel zu langen Schreibpause ... Der Sinn des automatischen Schreibens ist, ohne großes Nachdenken einen möglichst flüssigen Text zu Papier zu bringen, inspiriert durch Bilder, Musik, aktuelle Gefühle o. ä..
(Hoffentlich) viel Spaß beim Lesen!
 

http://www.webstories.cc 13.05.2024 - 20:19:43