... für Leser und Schreiber.  

Hebammen und Fruchtwasser

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© Robert Zobel   
   
Fruchtwasser ist ein schlechtes Parfüm. Besonders für die Mutter, den Vater und das Baby. Hebammen jedoch tragen es sich auf wenn keiner schaut und gehen dann in die Disco oder zu einem Date welches sie sich im Internet arrangiert haben. Sie schwören auf dieses nicht übliche Aphrodisiakum.
Hebammen sind natürlich total nützliche Mitglieder dieser Gesellschaft und es soll ihnen natürlich wegen dieser Handhabung auch niemand eine Fußfessel ans Bein klagen. Doch wissen sollten die Eltern von dieser Sache.
Geschichtlich gesehen ist das Wissen über den Lockstoff Fruchtwasser schon sehr, sehr lange im Umlauf. Adolf Hitler zum Beispiel soll sich jeden Morgen einen Tropfen Fruchtwasser in seinen Oberlippenbart gewischt haben. Nicht um eine Frau an sich zu ziehen, sondern mit seinen Reden die Massen und es klappte natürlich, weil es ihm genügend Selbstbewusstsein vermittelte. Das Wasser bekam er aus dem Reichskrankenhaus Lederriemen wo es bei den Geburten mit den wenigsten Komplikationen für den Führer abgefüllt wurde. Nach dem Ende des Mannes fanden russische Befreier acht Liter einer mysteriösen Brühe im Führerbunker. Heute ist man sich einig, dass dies Fruchtwasser gewesen sein muss.
War den Russen aber egal. Sie haben es getrunken und waren irgendwie betrunken.
Auf alten Fresken in Rom sieht man des Öfteren schwangere Frauen mit geplatzter Fruchtblase und einen Sklaven der das Wasser mit einer Amphore auffängt.
Es scheint also irgendwie in Vergessenheit geraten sein. Vielleicht weil man die Hygiene nach der Pest ein wenig übertrieben hat oder weil es irgendwann „in“ war, alles was aus „in“ kommt: Bäh, Bäh zu finden. Einiges ist da wirklich bäh, bäh, aber halt nicht alles.
Ein Kind zu bekommen ist ja das größte Glück der Welt und natürlich ein totales Wunder und es ist ja logisch, dass man deshalb dem Fruchtwasser natürlich gleich eine Wirkung zugeschrieben hat. Denn diese Essenz umgibt ja dieses Glück und wenn Wasser einen Teebeutel umgibt ist da ja auch viel Gutes drin. Logisch.
Vielleicht ist Fruchtwasser auch Ambrosia, vielleicht wurde damit der legendäre Kelch gefüllt und Jesus hat eher Wein in Fruchtwasser verwandelt. Man weiß es nicht, aber kann prima spekulieren.
Als mein Kind geboren ist, habe ich auch gar nicht auf Fruchtwasser geachtet. Natürlich muss das da gewesen sein, aber darauf achtet man nicht. Folglich kann so eine gewitzte Hebamme sich gut und gerne genug Essenz unter die Achselhöhlen reiben ohne das man irgendwas komisch finden kann und sowieso ist sie ja danach mit den Hinterlassenschaften einer Geburt auch ganz alleine.
Ich warte jedoch einmal auf eine Hebamme, die dazu steht und sich dem Spiegel oder dem Stern oder meinetwegen dem Focus anvertraut. Ein Interview könnte dann so ablaufen:

Wie oft benutzen Sie Fruchtwasser?

Je nachdem, wie oft ich weggehe und was für Mütter ihre Kinder bei uns bekommen. Von manchen Leuten möchte man ja gar kein Wasser benutzen.

Also es geht da schon um Sympathie?

Nein, eher ums Aussehen. Gutaussehende Frauen haben besseres Fruchtwasser. Die Wirkung der verschiedenen Fruchtblasenflüssigkeiten haben wir schon während unserer Ausbildung getestet. Das Wissen darum wird immer von der Generation weitergegeben. Jede Hebamme weiß darum.

Und wieso dringt das nicht an die Öffentlichkeit?

Weil wir einen Ehrenkodex haben.

Und Sie?

Ich wurde rausgeschmissen und bin nicht mehr daran gebunden.

Aber andere Frauen wurden ja auch schon heraus geworfen und haben nichts gesagt.

Ja, wem denn auch? Wer will so was Intimes schon hören? Außerdem versorgen sich diese Frauen auch weiterhin mit Fruchtwasser und sind so auf ihre ehemaligen Kollegen angewiesen.

Und wie machen Sie das?

Ich habe einen Freund und hatte vor einigen Monaten eine Therapie wo ich Techniken gegen den
Fruchtwassergebrauch gelernt habe.

Also ist das so was wie eine Sucht.

Ich bin eine Frau und natürlich möchte ich umgarnt und bewundert werden. Mit Fruchtwasser war das immer so und dann ohne fiel ich in eine bodenlose Depression. Ich hab sogar versucht selber schwanger zu werden um eigenes Fruchtwasser zu erzeugen.

Das klingt wirklich nach Sucht.

Ja, aber ich habe es geschafft und nun ist mir nur noch wichtig das mein Mann mich toll findet. Wobei ich Angst habe, dass er einmal einer Kollegin von mir begegnet.

Wegen dem Fruchtwasser.

Ja, ich habe total viele verheiratete Männer dazu gebracht ihre Frauen zu hintergehen. Ohne das Fruchtwasser hätte das niemals funktioniert.

Wussten Sie, dass auch Hitler Fruchtwasser benutzt hat?

Nein, aber vielleicht sollte man das als abschreckendes Beispiel mal erwähnen.

Tue ich ja grade. Er hat mithilfe dieser Geburtenessenzen seine Reden gehalten und so die Massen
vergeistert.

Und wo hat es ihn hingeführt.

Ja, er ist tot. Apropos gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?

Nein, nur wenn man es dann nicht mehr nimmt und das sind dann die Depressionen die bis zum Selbstmord führen können.

Und was haben Sie jetzt vor?

Ich kämpfe für die öffentliche Vergabe von Fruchtwasser.

Ich dachte, Sie verteufeln das jetzt?

Nein.

Könnte so ablaufen, aber müsste nicht so ablaufen. Wahrscheinlich würde eher eine riesige Reportage gemacht mit schlechten Fotos von einer fertigen Frau die mit irgendeiner Flüssigkeit herummacht. Man würde versuchen, die Hebammen in einen Grenzbereich zu drücken. Dabei ist es doch eine ganz natürliche und schöne Sache. Schauen wir mal, wann sich die erste Hebamme outet.
 

http://www.webstories.cc 18.04.2024 - 12:43:56