... für Leser und Schreiber.  

Der Schlüsseldialog

3
4 Stimmen
   
© Robert Zobel   
   
Frau Mullmann?

Ja?

Können Sie mir mal den Schlüssel runterwerfen?

Wie? Meinen Schlüssel?

Nein, meinen!

Wie komme ich denn zu Ihrem Schlüssel?

Na, holen sollen Sie den.

Ihren Schlüssel?

Ja.

Und wo ist der?

In meiner Wohnung. Ich hab mich ausgesperrt. Sie brauchen nur einmal gegen die Tür treten und schon ist sie auf.

Treten Sie doch gegen Ihre Tür.

Würde ich ja gerne, aber ich stehe hier unten und Sie sind da oben.

Wieso kommen Sie denn nicht hoch?

Weil ich keinen Schlüssel habe.

Den für unten auch nicht?

Genau, der ist mit an meinem Schlüsselbund und der liegt bei mir in der Küche im Kühlschrank.

Oh.

Ja, ich hab ihn gerne eiskalt in der Hand liegen. Hat was mit einer Zwangsstörung zu tun.

Gut, und wenn ich Ihnen meinen Schlüssel für unten nach unten werfe? Dann können Sie hochkommen und die Tür..

Sind Sie verrückt Frau Mullmann. Das ist doch viel zu gefährlich. Der, also Ihr Schlüssel könnte sich ja eine Zacke ausbrechen und dann kann keiner mehr die Tür aufmachen. Wollen Sie da oben für immer gefangen sein?

Nein, natürlich nicht.

Sehen, Sie.

Warum ist unten eigentlich zu?

Haben Sie nicht zugeschlossen?

Nein!

Ich kann ja noch mal an der Tür rütteln.

Ja.

Nein Frau Mullmann. Die ist zu.

Komisch.

Werfen Sie dann bitte mal meinen Schlüssel runter?

Ja, aber wenn da ein Zacken abbricht?

Oh, stimmt auch.

Dann lassen Sie ihn an einem Bindfaden herunter.

Kann ich ja dann auch meinen nehmen.

Ja, ihren Bindfaden.

Nein, ich meine meinen Schlüssel.

Ach so. Stimmt geht auch, aber dann muss ich ja meine Tür eintreten.

Ja.

Na ja, ok. Ach, Moment!

Ja?

Die Tür ist hier unten doch nicht zu. Die hatte sich verkeilt.

Oh, was für ein Glück und ich hab hier schon Garn abgerollt.

Danke Frau Mullmann.
 

http://www.webstories.cc 26.04.2024 - 00:06:45