... für Leser und Schreiber.  

Vier Zehen für einen Hartfuss

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© Robert Zobel   
   
Sehr adrett. Das muss man ja mal sagen.

Danke.

Wissen Sie, an wen sie mich erinnern?

Nein.

An Bud Spencer, nur ohne Fett. Also als er noch Schwimmer war.

Ich weiß gar nicht, ob das jetzt ein Kompliment ist. Ich wusste gar nicht, dass er ein Schwimmer war.

Aber Terence Hill kennen Sie?

Ja.

Na von dem so die Figur und von Bud Spencer den Kopf, aber in schlank und ohne Bart.

Oh, ok. Äh, danke.

Darf ich Sie etwas fragen?

Natürlich.

Sie haben ja einen sehr schönen und sicher teueren Anzug an.

Wollen Sie wissen, wer ihn geschneidert hat?

Nein. Ich wollte Sie auf Ihre Füße ansprechen.

Meine Füße? Was ist denn mit meinen Füßen?

Sie sind barfuss! Also ganz ohne Schuhe.

Ja.

Passt das?

Das passt. Ich frage mich sowieso, was diese ganze Schuhtragerei für einen Nutzen hat. Die Menschen hätten niemals anfangen sollen Schuhe zu tragen. Das haben sie ja auch nur getan, weil sie irgendwohin wollten wo sie nicht hinsollten. Zum Beispiel übers Gebirge wandern.

Spitze Steine?

Eher rasiermesserscharfe Felskanten.

Ah.

Die Fußsohlen sind ja auch viel besser als normale Lederschuhsohlen, weil sie sich an alles anpassen können. Hier, ich kann Ihnen ja mal meine Füße zeigen.

Warten Sie, ich halte Ihr Glas.

Danke. Sehen Sie das hier?

Ja.

Das ist alles Fußsohle. Klopfen Sie mal dagegen!

Oh, das hört sich an wie Holz.

Ein gutes Gehör, die Dame. Es ist auch zum Teil Holz. Also; eingelaufene Kiefernnadeln, Parkettsplitter, Gemüsekistenreste und so kleiner Holzkram halt. Als ich am Anfang von Schuh zu Fuß gewechselt bin, waren meine Sohlen noch so empfindlich wie ein Babypopo. Das heißt in der Zeit hab ich mir die meisten Holz-, aber auch Metallteile eingelaufen und das war gut so, denn sie lieferten ein gutes Fundament für meine heutige Sohle.

Aha.

Das müssen Sie sich so vorstellen. Ich trete mir eine Sache in den Fuß und es bildet sich eine Knorpelschicht drumherum und je mehr Sachen, desto mehr Knorpel desto mehr Widerstandskraft.

Und Hornhaut?

Hornhaut ist überschätzt. Das große Ding spielt sich unter der Hornhaut ab. Ich könnte jetzt auf der Stelle...

Ja.

Stellen Sie das Glas mal aufs Parkett.

So?

Ja!

Was haben Sie vor? Ahhhh.

So, sehen Sie!

Sie bluten!

Ich blute nicht. Das ist Rotwein.

Sie hatten Weißwein.

Tut, aber nichts weh. Ist sicher nur ein kleiner Ratscher.

Hier haben Sie ein Taschentuch.

Danke. Ist mir ein wenig peinlich. Ansonsten mach ich das Glas kurz und klein und nimm die Frau mit auf mein Hotelzimmer.

Ach, das können Sie jetzt auch noch. Sie sind ein Mann mit interessanten Füßen.

Dessen bin ich mir bewusst.

Und ich mir dessen.
 

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